27. Mai 2024

Beinahe umsonst

Geplant war an diesem Wochenende ein Langer Kanten, geworden ist es am Ende eine nicht minder anspruchsvolle Sonnabend-Tour. Denn weil ab Mittag heftige Schauer angekündigt wurden, wollte ich das Risiko nicht eingehen, wegen des recht engen Zeitfensters selbst bei Regen (zurück)fahren zu müssen.

Auch, was die Alternative betraf, hielt ich mir lange alle Optionen offen. Allerdings begann mein Tourentag erneut sehr zeitig, und das eher ungeplant. Besser, als sich schlaflos im Bett zu wälzen, war das jedoch allemal. Der teils dichte Nebel um mich herum stieg nur langsam auf, erst auf der Fahrt durch die Böhmische Schweiz zeigte sich zum ersten Mal am Tag die Sonne. Aber ich kam gut voran, und den ersten "Angstberg", die Steilrampe hinauf nach Rennersdorf (Rynartice, s. Track vom 25.05., km 42,3 - 43,7), bewältigte ich erstaunlich gut. Seit dieser Anstieg neu asphaltiert wurde, ist es wirklich nur dessen Steilheit (von bis zu 18%), die mir zu schaffen macht.

Bei der langen Auffahrt von Kreibitz (Chřibská) nach Teichstatt (Rybniště) setzte mir hingegen eher die Sonne in Verbindung mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit zu. Doch folgte bald danach eine herrlich entspannte Abfahrt bis nach Herrenwalde - schon wieder auf der deutschen Seite des Lausitzer Gebirges.

Der Hochwald im Zittauer Gebirge (Aufnahmeort)
Nach mehr oder wenig stetig ansteigender Strecke - u.a. durch den Kurort Jonsdorf im Zittauer Gebirge - kam ich endlich in Hain an. An der Kreuzung im Ortszentrum zog direkt vor mir ein schmales Asphaltband steil hinauf zum Waldrand. Lt. Navi war das die Auffahrt zum Hochwald (s. Track vom 25.05., km 72,7 -74,0). Mir schwante Schreckliches ... Letztlich habe ich gar nicht erst versucht, diese "Wand" in einem Zug zu erklimmen, sondern gönnte mir von Anfang an in kurzen Abständen von 10 - 20 m Verschnaufpausen. Immerhin lagen da ja noch mehr als die Hälfte der Tagesstrecke mit mindestens zwei nennenswerten Aufstiegen vor mir. Bis knapp über 20% Steigung mögen es wohl kurzzeitig gewesen sein, zweimal jedenfalls trotz bestem, "sauberen" Asphalt hart an der Traktionsgrenze meines Antriebsrads. Leider wurde ich oben für diese Schinderei diesmal nicht belohnt. Ich kam auf dem Doppelgipfel weder einem möglichen Aussichtspunkt an der Hochwald-Turmbaude nahe genug, noch hinauf zur Hochwaldbaude mit der großen Panoramaterrasse, weil viele, viele Stufen den Zugang alles andere als barrierefrei machten. Mit dem Handbike werde ich hierhin bestimmt nicht mehr wiederkommen.

Das Schlimmste lag nun hinter mir, doch auch beim Anstieg durch Oberlichtenau (Horní Světlá) sowie um den Friedrichsberg (Bouřný) herum benötigte ich zwischendurch einige Zwischenstops. Zu sehr hatte ich meine Kraftausdauer-Reserven bei der Hochwald-Auffahrt ausgeschöpft. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich während der Fahrt wieder soweit erholt hatte, um endlich den letzten längeren Anstieg vor Loosdorf (Ludvikovise) ohne Pause zu meistern. Danach konnte ich  jedoch wieder mehr Druck machen - und das war auch dringend nötig. Der Himmel zog sich nämlich immer mehr zu. Der viertelstündige Regenschauer auf dem Elberadweg hinter Tetschen (Děčín), den ich unter dem Blätterdach eines Baumes abwartete, bildete nämlich nur das Vorspiel für die nachfolgenden Unwetter. - Ich aber schaffte es noch rechtzeitig bis nachhause.

Sonntags bin ich dann noch einmal auf's Handbike gestiegen, doch nur zu einer "kleinen und einfallslosen" Runde. Höhenmeter sammeln zu Beginn, zurück dann flach entlang der Elbe. Zur Abwechslung nutzte ich gestern ab der Elbüberquerung bei Niederwartha den Elberadweg auf der (orographisch) rechten Seite des Flusses. Den fahre ich relativ selten - ich denke, es war zuletzt in diesem Winter.  Bis Pirna blieb ich weiterhin rechtselbisch, und zwar ohne weitere Klettereinlagen. Es dürfte wahrscheinlich vor allem die schwülwarme Hitze gewesen sein, die mich dennoch zunehmend ausbremste. Als ich kurz nach halb Vier auf dem Hof einrollte, hatte ich genug.

Wenigstens bin ich für mein Team vom Tourismusverband Sächsische Schweiz beim Stadtradeln 2024 an den ersten beiden Tagen insgesamt 272 km geradelt.

Ein starker Auftakt - doch geht's so weiter?

21. Mai 2024

Hin und zurück

Wie schon 2022 ergab sich für mich über Pfingsten die Möglichkeit zu einer Zweitagestour im Handbike. Christiane wollte mit Familie und weiteren Sportfreunden ein Kletterwochenende nahe Kleinskal (Malá skála) verbringen und hatte mir erneut angeboten, meine für einen Zwischenstop notwendige Ausrüstung im Auto mitzunehmen.

Damit konnte ich auch ohne einen Langen Kanten gut den Jeschken (Ještěd) erreichen, den mit 1012 m NHN höchsten Gipfel im kleinen gleichnamigen Gebirge und schon allein durch seine Höhe sowie dem architekturpreisgekrönten Fernsehturm mit Hotel die unbestrittene Dominante des Gebiets. Aufgrund der hohen konditionellen Anforderungen nahm ich mir die Befahrung allerdings gleich am ersten Tag vor.

Am Pfingstsonntag begab ich mich also schon sehr zeitig in die Spur. Trotz der "nur" 131 km war es mir lieber, über Zeitreserverven zu verfügen, da es nachmitttags in der Zielregion gewittern sollte. Schon am Morgen herrschte eine hohe Luftfeuchte, die mir selbst bei angenehm kühlen Temperaturen den Schweiß aus den Poren trieb. Dennoch rollte es ganz gut. Das Tal der Kamnitz (Kamenice) ab Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) war dabei das wohl schönste Teilstück auf der Anfahrt (s. Track vom 19.05., km 47,1 - 55,0). Auf neuem Straßenbelag ließ es sich hier herrlich entspannt vorwärtskommen. 

Das ist auf tschechischen Landstraßen inzwischen leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Gerade auch gestern und vorgestern mußte ich mich bei etlichen Nebenstrecken viele Kilometer auf Schlaglochpisten abmühen und konnte dabei vor allem bergab bei weitem nicht mit dem Tempo fahren, welches eigentlich möglich gewesen wäre. Die Zeiten, in den die Straßen in unserem Nachbarland immer wesentlich besser als in der DDR waren, scheinen der Vergangenheit anzugehören.

Kurz vor Beginn des Gipfelsturms auf den Jeschken zwangen mich dunkle Regenwolken, Zuflucht in einem Buswartehäuschen zu suchen. Dabei verlor ich eine halbe Stunde - doch blieb ich trocken. 14.45 Uhr hatte ich endlich den höchsten Punkt erreicht, obwohl ich mich diesmal abschnittsweise recht schwer tat. Die 360°-Aussicht vom Gipfel war grandios - angesichts der feuchten Luft und etlicher Regen- / Gewitterzellen im Umland wirklich erstaunlich.

Auf dem Weiterweg mußte ich noch so manchen Kampf mit mir ausfechten, weil ich davon ausgegangen war, daß nun keine längeren Anstiege mehr kommen würden. Zwar rollte es zunächst viele Kilometer bergab, doch gerade die "leichten" Gegenanstiege, die nun folgten, setzten mir ziemlich zu. Immerhin steckten bereits knapp 1800 Hm in den Armen. Und als ich mich endlich mental auf die Zielankunft einstellte, kam von meiner Sportfreundin dann die Nachricht über's Handy, daß noch weitere 250 Hm auf 7 km bis zum Übernachtungsplatz vor mir lagen. Ich war "begeistert", doch konnte ich Christiane deswegen nicht böse sein. Erstens war es nicht ihre Idee, und zweitens standen die Autos dort wirklich an einem schönen und ruhigen Platz abseits des Touristentrubels.

Noch im Handbike, bekam ich nach meiner Ankunft auch gleich etwas Warmes zu essen, rechtzeitig vor dem nächsten heftigen Schauer. - An diesem (inzwischen schon fortgeschrittenen) Abend wurde ich nicht mehr alt.

Nach der ersten Mütze Schlaf der Erschöpfung begann es für mich in meinem Schlafsack bald, ungemütlich zu werden. Während meine zwei Nachbarn auf ihrem Lager im Kleinbus gern mit offener Seitentür übernachten, brauche ich dafür meist ein warmes Mikroklima. Aber so ist Christiane: sie bemerkte, daß ich fror, gab mir daraufhin ihren Schlafsack als Decke und kroch zu ihrem Mann ins Warme. - Einfach nur lieb ... und die Nacht war gerettet!

In den Sandstein gemeißelte Gedächtniskapelle für
Jan Hus nahe Klokotsch (Klokočí, Aufnahmeort)
Ein strahlend schöner Morgen erweckte meine Lebensgeister auf's Neue. Die (schweiß)nasse Radbekleidung und auch die übrigen klammen Sachen konnten nun in der Sonne trocknen, auch fühlte ich mir erstaunlich gut erholt, wie ich es den Umständen nach nicht erwartet hätte. Nach dem beinahe schon opulenten Frühstück (für mich zwar ungewohnt, doch genieße ich das umso mehr) ermöglichten mir meine Freunde noch, zum Jan-Hus-Denkmal zu gelangen, welches sich ganz in der Nähe oberhalb einer Treppe befand. Ich revanchierte mich dafür, indem ich dessen tschechische Inschriften (so gut es ging) übersetzte.

Erst 9.15 Uhr brach ich schließlich zur Rückfahrt auf. Mit dem gestrigen Tempo wäre ich demnach erst im Dunkeln zuhause angekommen, doch wohlweislich hatte ich für diesen zweiten Tag eine wesentlich flachere Streckenvariante gewählt. Auf den ersten 40 km ging es zwar erneut ordentlich rauf und runter, weil ich dabei mehrere Täler queren mußte. Dann jedoch rollte es bis zum Elbtal meist bergab, und ein paar kleinere Gegenanstiege warfen mich nicht mehr aus der Bahn. Erkaufen mußte ich mir das flache Profil aber auch mit der Fahrt auf der schnellstraßenartig ausgebauten Strecke zwischen Niemes (Mimoň) und Böhmisch Leipa (Česká Lípa). Da der Pfingstmontag in der Tschechischen Republik kein Feiertag ist, herrschte dort Hochbetrieb. Allerdings sind die tschechischen Autofahrer tatsächlich wesentlich toleranter gegenüber solchen Verrückten wie mir, und natürlich kam ich ihnen ebenfalls bzgl. meines Fahrverhaltens entgegen.

Landschaftlicher Höhepunkt der Heimfahrt war eindeutig die Strecke durch das große Areal südlich des Rollbergs (Ralsko) welches in sozialistischen Zeiten zu einem riesigen Truppenübungsplatz der sowjetischen Streitkräfte, vielleicht außerdem auch der Tschechen, gehörte (s. Track vom 20.05., 32,2 - 50,7). Heutzutage bis auf eine Ortschaft unbesiedelt (es gab dort an der Strecke auch noch Ruinen eines anderen ehemaligen Ortes: Schwabitz / Svébořice) kam ich mir hier teilweise völlig entrückt vor. Wenn es für mich nicht so weit von zuhause entfernt wäre, würden sich weitere Erkundungen lohnen.

Auf den letzten 60 km des Tages befand ich mich bereits wieder in meinem Standard-Tourengebiet, weshalb es mir nur noch um's nachhause kommen ging. 19.45 Uhr hatte ich meine anspruchsvolle Zwei-Tages-Tour mit etlichen lohnenswerten Zielen und teilweise mir noch völlig neuem Terrain geschafft. 

Solche Vorstöße ins Unbekannte mag ich besonders! 

18. Mai 2024

Katz und Maus

Weil am Freitag von Südosten am späten Vormittag dunkle Regenwolken nach Pirna zogen, gab es eigentlichen keinen Anlaß für eine Feierabendrunde mit dem Handbike. Aber hatte ich schon öfter beobachtet, daß sich selbst großflächige Regengebiete entweder vor dem Elbtal auflösten oder drumherum zogen. Ich ignorierte also das pessimistisch stimmende Regenradar und fuhr erstmal kurz nach dem Mittag los.

Tatsächlich blieb ich auch diesmal vom Naß verschont, obwohl ich meine Tour spontan und beinahe schon provokativ immer weiter in Richtung der Niederschlagsgebiete ausdehnte. Erst kurz vor dem östlichsten Umkehrpunkt hinter Cunnersdorf erwischten mich ein paar Tropfen, doch im Elbtal war ich schon wieder außer Reichweite.

Ab Krippen half mir auch der kräftige, beinahe stürmig-böige Wind. Besonders die zwei kräftigeren Anstiege nach Waltersdorf und Dorf Wehlen ließen sich damit wesentlich entspannter bewältigen. Dennoch suchte ich mir danach die flachste Strecke durch das Schönfelder Hochland, bis ich schließlich über die Dresdener Grundstraße ins Elbtal zurückkehrte. Die sausende Abfahrt auf leicht gewundener Straße bei perfektem Gefälle gönne ich mir trotz des starken Kraftverkehrs immer mal wieder.

Die letzten Kilometer Elberadweg zurück zum Ausgangspunkt nervten wegen der Witterung diesmal zwar mehr als sonst, doch war ja nur der Abgesang. Während am Horizont inzwischen erneut dunkle Wolken aufzogen, beeilte ich mich, nachhause zu kommen.

Diesen letzten Nachmittag vor dem Wochenende hatte ich optimal genutzt!

13. Mai 2024

Radtourismus vs. Trainingstour

Die beiden Touren vom vergangenen Wochenende deckten wieder einmal das gesamte Spektrum meiner Radsport-Aktivitäten ab. Den ersten Tag nutzte ich - gut erholt daher überdurchschnittlich belastbar - für eine Ausfahrt in etwas weiter entfernt liegende Gebiete, während ich am zweiten Tag nur ein Minimalprogramm auf Standardstrecken abspulte. Das war Herausforderung genug, denn mittlerweile brauche ich auch mehr Zeit für die Regeneration.

Natürlich gab es auch am Sonnabend viele Kilometer, die ich sehr häufig bzw. regelmäßig befahre. Das Endziel jedoch, nämlich das östlich der Elbe gelegene Hochland, welches zum Böhmischen Mittelgebirge gehört, war eine eher selten von mir aufgesuchte Region. Erstens, weil auf dem Anmarsch schon etliche Kilometer zusammenkommen, und zweitens, weil dort hinauf aus westlicher und nördlicher Richtung fast nur überdurchschnittlich steile Straßen führen. Immerhin müssen dabei auf nur wenigen Kilometern aus dem Elbtal bis zu 400 Hm überwunden werden.

Über Babutin (Babětín) ragt der Sperlingsstein
(Vrabinc) empor, den man auch aus dem Elbtal
sieht (Aufnahmeort)
Auch die diesmal von mir gewählte Straße aus dem Tal des Polzen (Ploučnice) ab Klein Wöhlen (Malá Veleň, s. Track vom 11.05., km 53,5 -57,1) reihte sich in diesen Reigen ein und trieb mir trotz der angenehmen Temperaturen schon bald den Schweiß auf die Stirn. Dafür war ich dort weitestgehend allein unterwegs. Je höher ich kam, um so mehr verstärkte sich der Eindruck von Weltabgeschiedenheit. Ich liebe solche einsamen Flecken! Noch dazu, wenn es - wie in diesem Fall - so viel zu sehen gibt! Nicht nur in der Ferne, wo sich am Horizont der Hohe Schneeberg (Děčínský Sněžník) im Elbsandsteingebirge abzeichnete. Auch die großflächigen Bergwiesen mit den bewaldeten Bergkuppen offenbaren in ihren sanft geschwungenen Formen eine erstaunliche Vielfalt, sowohl im Detail, als auch im Überblick. Bei einer Rast lief mir dann auch ein großer, wunderschön grünmetallisch glänzender Käfer über den Weg. Der fühlt sich hier bestimmt ebenfalls sehr wohl ...

Nach der steilen Abfahrt ins Elbtal folgte schließlich nur noch Routine. In Krippen bog ich zwar noch einmal für meine gern genutzte Streckenalternative über Cunnersdorf aus dem Elbtal ab, doch gab es hier nun wirklich nichts Neues mehr für mich zu entdecken.

So, wie schließlich auch am Folgetag. Nicht übermäßig motiviert, verband ich mehrere, doch von mir häufig befahrene Abschnitte rund um Dresden zu einer mittellangen Tour. Immerhin verband ich dabei auch die zwei schönen und bestens asphaltierten Radwege auf den ehemaligen Bahntrassen durch das Schönfelder Hochland (s. Track vom 12.05., km 22,2 -36,3) sowie - schon auf dem Rückweg - der Windbergbahn (s. Track vom 12.05., km 74,5 -81,5). Letztgenannte Bahntrasse ist übrigens auch als Spazierweg sehr beliebt, zumal sich von einem Aussichtspunkt kurz vor der ehemaligen Bahnstation Boderitz-Cunnersdorf ein eindrucksvolles Panorama über den Dresdner Elbkessel ausbreitet, wie man es sonst nur nahe der Babisnauer Pappel kennt. 

Trotz der unterdurchschnittlichen Höhenmeterbilanz habe ich bei meiner zweiten Wochenendtour nichts mehr herausreißen können. Ich war schon froh, daß ich wenigstens meine Minimalvorgaben erfüllen konnte. Heute zu einer weiteren Tour anzutreten, wäre Anmaßung gewesen.

10. Mai 2024

Lang-weilig

Der zweite Lange Kanten der Saison am Herrentag war eine abgemachte Sache. Das angekündigte Schönwetter machte die Entscheidung leicht, außerdem hatte ich zuvor etliche Tage, an denen ich mich nach den vergangenen Touren erholen konnte.

Ich wollte wieder zeitig starten, um so genügend Puffer für ungeplante Zwischenfälle (wie z.B. Pannen) zu haben. Daß ich dann doch schon kurz vor 4.00 Uhr losfuhr, lag wieder mal daran, daß ich mich nach meiner zeitigen Bettruhe ab 20.30 Uhr bereits ausgeruht fühlte und nicht mehr einschlief.

Ich liebe die morgendliche Ruhe im Land und vor allem auf den Straßen, die mir selbst noch bis weit nach 7.00 Uhr (abgesehen vom Schichtverkehr um 6.00 Uhr herum) erhalten blieb, obwohl zu dieser Zeit schon lange die Sonne schien. Kehrseite dieser wolkenlosen Nacht war die morgendliche Kälte - ich denke, es mögen am Tiefpunkt so um die 4°C gewesen sein. Da zwickte es schon gehörig in den Fingern, und ich sehnte den Augenblick herbei, an dem die ersten Sonnenstrahlen die Luft erwärmen. Ein bißchen konnte ich das immerhin mit den Anstiegen der "ersten Welle" abmildern, doch tatsächlich überlege ich mir in solchen Fällen regelmäßig, nicht vielleicht doch Handschuhe mitzunehmen. Auch wann man diese dann den Rest des Tages spazierenfährt. So, wie übrigens außerdem die Beleuchtung, die bei dem veranschlagten Tempo (und ohne Verzögerungen, s.o.) normalerweise im Tagesverlauf ebenfalls nicht mehr zum Einsatz kommt. Doch darauf werde ich im Dunkeln nie verzichten!

Ein kurzes Quasi-Offroad-Stück folgte hinter Quoos (s . Track vom 09.05., km 57,5 -60,0). Hier hatte ich während der Planung bei der Straßendarstellung auf Openstreetmap zwar deren gepunktete Textur bemerkt, mir dabei jedoch nichts gedacht. Nun weiß ich um deren Bedeutung: damit werden offensichtlich "aufgelassene" (also stillgelegte) Straßen gekennzeichnet, die nicht mehr unterhalten werden und deren Belag deshalb immer mehr von der Natur zerstört wird bzw. verwittert. Ein bißchen entschädigte mich dort aber die idyllische, beinahe unberührt erscheinende Landschaft, gleichwohl ich wegen der Pannengefahr nur sehr langsam fuhr.

Die Strecke wurde nun immer gleichförmiger, je weiter ich nach Norden vordrang. Von den vielen auf der Karte eingezeichneten Seen, bekam ich nur auf wenigen Kilometern etwas Wasser zu Gesicht - genau dann nämlich, wenn die Strecke etwas erhöht unmittelbar am Ufer entlangführte. Und das war selten genug der Fall, auch weil ich diese Abschnitte (z.B. am Bärwalder oder Senftenberger See) bewußt mied. Denn wegen der Herrentagsaktivitäten (und evtl. daraus resultierenden Hinterlassenschaften, sprich Glasscherben) schlug ich meist einen größeren Bogen. Obwohl ... letztlich ging es selbst an den üblichen "Raststätten" diesmal erstaunlich gesittet zu. Vielleicht war es ja auch nur noch zu zeitig am Tag.

Furt durch den alten Spreearm (Aufnahmeort)
Interessant fand ich eine angelegte Furt nahe der Ruhlmühle (s. Track vom 09.05., km 103,6). Bisher habe ich nur einmal in der Toskana solcherart einen Wasserlauf durchquert. Die Herausforderung besteht hierbei darin, (optisch) die Wassertiefe und auch den Untergrund richtig einzuschätzen. Sonst gibt es mindestens einen nassen Hintern, weil umkehren oft nicht möglich ist. Der intensive orange Farbton wurde übrigens durch Eisenocker eines alten Spreearms verursacht, welcher in der Wasserreinigungsanlage gleich daneben herausgefiltert wird (s.a. Video). - Die intensive Färbung hatte schon etwas irgendwie Exotisches!

Als punkt Zwölf bereits 120 km auf dem Navi standen, entschied ich nun auch endgültig für die längere Streckenvariante meiner Planung. Aufgrund der brettebenen Landschaft mit nicht selten kilometerlangen schnurgeraden Radwegen waren dabei aber lediglich 700 Hm - hauptsächlich auf den ersten knapp 50 km - zusammengekommen. Na ja, das darf auch mal sein ... Dafür stimmte mit über 17 km/h die Durchschnittsgeschwindigkeit. Bis zum Ende der Tour sank diese zwar wieder wegen der "zweiten Welle" im Streckenprofil auf 16,8 km/h, bei insgesamt 1300 Hm ist das jedoch hinnehmbar. 

Ganz zum Schluß hängte ich einen zusätzlichen Bogen über Graupa und Birkwitz an, weil einfach noch genug Zeit und Kraft übrig war. Beim nächsten Plan aus der Schublade für eine solche Unternehmung ist das dann weniger wahrscheinlich.

5. Mai 2024

Vorentscheidung

Bei einigermaßen Wetter stelle ich mir an jedem Freitag die gleiche Frage: Drehe ich eine schnelle, kurze Feierabendrunde mit dem Handbike und habe dann für das Wochenende bereits viel Pulver verschossen, um eine lange Tour zu absolvieren? Oder aber ich halte mich freitags zurück, und damit bleiben mehr Optionen für die nächsten beiden Tage.

Am vergangenen Freitag fiel mir die Entscheidung etwas leichter, denn es war wechselhaftes Wetter angekündigt. Also keine guten Voraussetzungen für einen weiteren Langen Kanten. Selbst am letzten Arbeitstag wurde bereits eine Menge Regen erwartet, doch fuhr ich trotzdem kurz nach Mittag los. Freilich wählte ich meine Strecke dabei so, daß ich jederzeit auf kurzem Weg vor Unwettern nachhause flüchten konnte.

Ansonsten sind die Temperaturen für mich zu dieser Jahreszeit oft nahezu optimal, was sich im ausgeruhten Zustand sofort auf die Leistungsfähigkeit niederschlägt. Als ich erst die Steilrampe von Rathen nach Waltersdorf (s. Track vom 03.05., km 13,5 - 14,2) und unmittelbar danach den Ziegenrücken (s. Track vom 03.05., km 16,2 - 19,4) aufwärts ungewöhnlich flüssig - beinahe schon entspannt - bewältigte, wußte ich, daß ich gut in Form war.

Auf meinem Weiterweg nach Dresden trübte es sich aber schon ein, der prüfende Blick in meine Regenradar-App auf dem Smartphone zeigte dann auch eine langgestreckte Unwetterfront, die sich von Osten näherte. Ich blieb dennoch bei meinem Plan, denn ich hatte einen tollen Lauf.  Zunächst der Umweg über Kreischa mit der Auffahrt nach Tronitz, danach der Anstieg nach Köttewitz hinüber ins Seidewitztal. Dort allerdings kontrollierte ich erneut das Regenradar, denn der letzte Zacken durch das Bahretal führte noch einmal weg vom rettenden Hafen.

Ich ging schließlich das Risiko ein und wurde dafür belohnt. Zwar näherte sich mir auf den letzten Kilometern durch das Gottleubatal mit ziemlichen Tempo eine pechschwarze Wolkenwand und veranlaßte mich zu einem 7km-Sprint nach Pirna. Dafür blieb ich aber trocken. Wenige Minuten nach meiner Ankunft zuhause schüttete es aus Kannen. - Perfekte Zeit- und Tourenplanung!

Die Wettervorhersage für den Sonnabend sah inzwischen gar nicht mehr so schlecht aus, doch aus den eingangs genannten Gründen kam für mich eine längere Tour am Wochenende nicht (mehr) infrage. Die nach dem ausgiebigen Regen von Freitagabend trübe Witterung animierte mich sowieso nicht zu irgendwelchen Heldentaten. Relativ spät brach ich also zu einer Art Pflichtrunde auf, welche mich diesmal westwärts führte.

Am westlichen Ortsende von Weixdorf mußte ich das erste Mal von meiner geplanten Strecke abweichen, denn dort fand über das Wochenende ein Motorradrennen auf der gesperrten Straße statt, Der Umweg über die Plattenstraße nach Marsdorf nervte vor allem wegen der vielen nicht ortsansässigen Autos, die diese Fahrrad- und Anliegerstraße dennoch unbefugt benutzten.

Die Serpentinenstraße von Nieder- nach Oberwartha (s. Track vom 04.05., km 60,6 - 61,8) nahm ich schließlich frisch gestärkt kurz nach meiner Mittagspause in Angriff. Ich kannte sie bisher nur von der Abfahrt, bergauf heizten sie mir gleich wieder ordentlich ein. Wenn ich dabei schon Schweißausbrüche bekam, will ich lieber nicht daran denken, was dort bei sommerlichen Temperaturen mit mir passiert.

Spiel mir das Lied ... von der Landstraße
(Aufnahmeort)
Wenigstens wurde nun das Wetter freundlicher, sodaß ich meine Tour etwas in Richtung Westen ausdehnte. Möglicherweise ersparte ich mir damit auf meiner Standardstrecke von Wilsdruff über Tharandt nach Freital sogar ein paar Höhenmeter, auf jeden Fall aber machte ich hier viel verlorene Zeit gut. Diesmal hielt ich jedoch auf der Abfahrt von Grumbach nach Tharandt kurz für ein Foto an. Das rekonstruierte Windrad erinnert mich jedesmal an die Eröffnungssequenz des Western-Klassikers "Spiel mir das Lied vom Tod" (einer meiner Lieblingsfilme).

Der Rest der Tour war ebenfalls beinahe Standardkost, bis eben auf das kleine Sträßchen hinter Possendorf durch Brösgen und Theisewitz (s. Track vom 04.05., km 91,3 - 95,3). Das befahre ich zwar selten, genieße dafür aber jedesmal diese schöne und abwechslungsreiche Strecke über die idyllisch gelegenen kleinen Weiler. Die "Rennstrecke" nach Kreischa dient sonst nur zum schnellen Metermachen.

Am Ende rollte ich gegen 16.30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein im Hof ein, doch hatte ich an diesem Tag keinerlei Ambitionen für weitere Aktionen. Nach getaner "Arbeit" genoß ich den entspannten Spätnachmittag umso mehr.

2. Mai 2024

Grund zum Feiern ...

... hatte ein Motorradfahrer, der im Tiefen Grund sein Smartphone verlor. Doch auch ich freute mich darüber! 

Das kam so: Während meines zweiten längeren Anstiegs auf meiner gestrigen Feiertagsrunde zum 1. Mai lag plötzlich auf der Straße vor mir ein iPhone der neuen Generation. Es lag dort bestimmt noch nicht lange, denn ich konnte auf das Handy zugreifen. Allerdings befand ich mich (und natürlich das Handy auch) gerade in einem Funkloch. Trotzdem tippte ich eine Nachricht auf WhatsApp mit meinem Namen und Telefonnummer in das Gerät und versuchte, sie an einige der gelisteten Kontakte zu schicken. Danach nahm ich das Teil mit und beeilte ich mich, so schnell wie möglich wieder in Mobilfunkreichweite zu gelangen, damit die Info auch noch die Empfänger erreichte, bevor dessen Akku vollends schlappmachte. So schnell bin ich noch nie den oberen Teil der Auffahrt in Richtung Hohnstein gefahren!

Bereits wieder im Empfangsbereich, klingelte dann dieses Telefon - der Besitzer war dran. Ich gab ihm meine Position durch und versprach, dort zu warten. Ein paar Minuten später konnte der glückliche Eigentümer sein Gerät in Empfang nehmen. Er hatte es schon vermißt, konnte es aber wegen des fehlenden Funkkontakts nicht orten. Die 20,-EUR "Finderlohn" des Mannes waren eine echt nette Geste, doch auch ohne diese Anerkennung hätte ich geholfen. Denn vielleicht bin ich ja der Nächste in einer solchen Situation. - Das gute Gefühl gab's außerdem gratis dazu!

Sehr zufrieden war ich auch mit meiner sportlichen Leistung an diesem Tag. Wegen des angekündigten starken Südostwindes hatte ich mich zwar gegen eine längere Handbiketour entschieden. Aber hinsichtlich der Streckenplanung lag ich goldrichtig, sodaß der Wind mein Freund wurde. Auf der Fahrt nach Südosten bewegte ich mich zunächst größtenteils vor ihm geschützt durch tiefe Täler, Wald und Siedlungen, bei der Heimfahrt ab Tetschen (Děčín) schob er mich dann zusätzlich und ermöglichte mir dadurch ein überdurchschnitttlich gutes Vorankommen.

Diesmal also kein Kampf, nur Feiern!