24. Juni 2024

Osterzgebirgskletterei

Schon seit Anfang des Jahres hatte ich einen konditionell anspruchsvollen Langen Kanten in der Schublade. Gestern nun war die Zeit dafür gekommen, denn die Wettervorhersage versprach nahezu optimale Bedingungen für mich. Ich wurde nicht enttäuscht.

Um genügenden Zeitreserven zu haben, startete ich bereits kurz vor dem Sonnenaufgang, sobald ich keine Beleuchtung mehr benötigte. Zwar zog ich mir zunächst noch eine Jacke an, doch bald hatte ich mich warm gefahren, und sie verschwand für den Rest des Tages im Rucksack.

Bis zum westlichsten Punkt der Tour in Lengefeld bewegte ich mich zwar hauptsächlich nur in Höhen zwischen 300 und 500 m NHN, doch ging es häufig hoch und wieder runter. Schon nach 77 km durchbrach ich - viel früher als angenommen - in Großwaltersdorf die 1000hm-Marke. Sonst nehme ich die Höhenmeterangaben bei meinen Planungwerkzeugen (BRouter-Web in Verbindung mit GPX-Studio) nicht sonderlich ernst, doch dieses Mal paßte es ganz gut.

Dafür sah dann der lange Anstieg über reichlich 400 Hm von Pockau bis ins Tschechische, kurz vor Göhren (Klíny, s. Track vom 23.06., km 91,8 - 123,4) im Streckenprofil viel furchteinflößender aus als er dann tatsächlich war. Kein Wunder, sind das doch nur durchschnittlich 1,34% Steigung!

Ab km 115 führte mich die eigentliche Osterzgebirgs-Kammstraße ausschließlich auf tschechischer Seite bis nach Peterswald (Petrovice, s. Track vom 23.06., km 115,4 - 177,8). Allerdings gibt es im deutschen Grenzgebiet öfters ebenfalls schöne, nahezu parallele, jedoch tiefergelegene Streckenalternativen.

Verkehrserziehung einmal anders! (Aufnahmeort)
Die Route auf tschechischer Seite wurde übrigens mittlerweile durchweg als Krušnohorský (automobilový) okruh (Erzgebirgsrunde) ausgewiesen - wohl, um auch Auto- und Motorradfahrer die Befahrung schmackhaft zu machen. Für Radfahrer wie mich ist das nicht so angenehm, lockt doch diese landschaftlich wunderschöne Strecke damit inzwischen zahlreiche Auto-, aber noch viel mehr Motorradfahrer an. Dabei ist der Straßenbelag des gestern befahrenen Abschnitts zwischen der Staumauer der Talsperre Fley (Fláje) und der Straße nach Moldau (Modava) inzwischen so stark verwittert, daß man im Handbike ordentlich durchgeschüttelt wird bzw. sich der Rollwiderstand drastisch erhöht hat. Dort sollte man mal investieren!

Ab Peterswald führt die Kammstraße sogar noch weiter über Tyssa (Tísa) und Schneeberg (Sněžník) ins Elbtal nach Tetschen (Děčín), doch diesen Teil bin ich ja erst am vergangenen Freitag gefahren. Außerdem wären damit noch einmal rund 40 km inklusive des Heimwegs im Elbtal zur Streckenlänge hinzugekommen, was mich zwar nicht wesentlich mehr Höhenmeter gekostet, jedoch angesichts der schon fortgeschrittenen Zeit (in Peterswald war es bereits 19.00 Uhr) meine Ankunft zuhause um mindestens 2,5 Stunden verzögert hätte. Danach stand mir nach einem langen Klettertag mit inzwischen 2400 Hm nun wirklich nicht mehr der Sinn!

So erreichte mein Drahtesel mit mir kurz vor Acht seinen heimatlichen Stall - die lange Abfahrt nach Pirna machte es möglich. Das war die Belohnung, auf die ich mich schon die ganze Zeit gefreut hatte und die mir noch ein akzeptables Durchschnittstempo ermöglichte.

Mein Langer Kanten Nr. 3 des Jahres 2024 war eine runde Sache!

22. Juni 2024

Doppeldeutig

Von einem mir sehr lieben Menschen, der inzwischen fast genauso viel über mich weiß, wie ich selbst, bekam ich zum Geburtstag ein T-Shirt mit dem abgebildeten Aufdruck geschenkt. Ich habe mich sehr darüber gefreut - vor allem, weil es 100%ig zu mir paßt.

Natürlich wissen meine Freunde, daß ich mit Leuten auf einem Mofa (E-Bike), die durch ihr Auftreten vermitteln wollen, sie wären ganz tolle Sportler, überhaupt nichts anfangen kann. Jedenfalls habe ich wesentlich mehr Respekt vor einem alten Mütterchen, das ihr Gefährt einen Berg hochschiebt, weil sie diesen sonst nicht schafft, als vor Spaßbürgern, die sich bei einem 30er Schnitt aufgrund der Maximalunterstützung durch den Elektromotor eines aufgemotzten Zweirads oder Handbikes als obercoole Zeitgenossen empfinden.

Den Spruch kann man aber auch noch anders verstehen. Häufig bin ich es nämlich, dem eine verrückte Idee in den Sinn kommt und der andere dann damit ansteckt. Dabei habe ich das beinahe schon unverschämte Glück, solche Leute wie beispielsweise Christiane und Lád'a sowie etliche andere mehr an meiner Seite zu wissen, die mir nicht die Flausen austreiben, sondern mich maximal unterstützen. Denn ohne sie wären die allermeisten Projekte für mich gar nicht realisierbar. Ich bin immer nur so "groß", wie meine Freunde! - Aber das hatte ich ja schon mehrmals erwähnt ...

Gestern verabredete ich mich nun endlich auch einmal zu einer gemeinsamen Radtour mit meiner liebsten Seilgefährtin aus meinem ersten Leben. Sie klettert inzwischen schon seit vielen Jahren extrem schwere Sportkletterrouten, ist aber während der warmen Jahreszeit gemeinsam mit ihrem Ehemann für eine Kletterschule als Kletterlehrerin aktiv.

Auf dem Elberadweg, im Hintergrund das Felsmassiv
der Bastei mit  (v. l. n. r.) Restaurant, Aussicht und
Brücke (Aufnahmeort)
Am Freitag lag jedoch bei ihr nichts an, und so trafen wir uns zu Mittag in Schneeberg (Sněžník). Das hatte den Vorteil, daß ich zuvor noch ein paar Anstiege und damit Höhenmeter sammeln konnte, ohne daß meine Begleiterin neben mir herbummeln mußte. Auch brauche ich bergauf meine ganze Luft - da bleibt nichts mehr übrig für ein entspanntes Schwätzchen.

Allerdings lief es während dieser ersten bergigen knapp 60 km auch für mich richtig gut, sodaß ich schließlich trotz etlicher Umwege fast eine Stunde zu früh am vereinbarten Treffpunkt ankam. Doch ich mußte nicht lange warten, denn auch Insa hatte "Verzeitigung". Gemeinsam rollten wir danach später hinab ins Elbtal nach Tetschen (Děčín), von wo aus es auf dem Elberadweg zurück in Richtung Heimat ging. Weil die angekündigten schweren Unwetter am Nachmittag ausblieben, mußten wir uns hierbei auch gar keinen Streß machen und hatten genug Zeit zum gegenseitigen Austausch. (Wobei ich allerdings wie immer befürchtete, daß ich meine Gesprächspartnerin sehr zutextete. Sie verneinte dies jedoch.)

Diese vier Stunden Zusammensein und Schwatzen waren sehr schön.

19. Juni 2024

Kür nach der Pflicht

Während sich Christiane am Montagmorgen ins Homeoffice verabschiedete, fuhr ich meine nächste Runde. Wenn ich schon mal hier war, dann wollte ich das auch nutzen. Hohe Pässe, die ich nicht schon befahren habe, gibt es im näheren Umkreis zwar keine, doch dafür konnte ich durch die malerische Alpenlandschaft links und rechts des Inntals trotzdem bis auf über 1000 m klettern.

Meine erste Tour führte mich zunächst unterhalb des Mieminger Gebirges auf einem Hochplateau nach Osten, wo ich dann wieder ins Inntal nach Telfs hinabrollte. Abweichend von meiner Tourenplanung wählte ich dabei eine alternative Route, welche sich jedoch bald als geschotterte Forststraße herausstellte (s. Track vom 17.06., km 13,2 - 18,1). Ein hohes Tempo war dort aufgrund der Pannengefahr für mich nicht möglich, dafür rollte ich fast die gesamte Strecke mutterseelenallein durch den Wald.

Auf dem folgenden, gleichmäßig steilen Anstieg ab Telfs zum Möserer Sattel (1265 m) setzte mir bereits die Sonne arg zu und der Schweiß floß in Strömen. Das war aber auch die kräftezehrendste Auffahrt des Tages, die mich allerdings ganz schön mitnahm. Danach forderten mich selbst die restlichen kleineren Berge - u.a. auf den Bucherer Sattel (1256 m) - mental heraus, was jedoch auch an der Wärme und dem fehlenden Schatten lag. Der Umweg über Rietz am Ende der Tour brachte zwar noch einmal zusätzliche Höhenmeter, war dennoch eine lohnende Variante. 16.00 Uhr hatte ich's überstanden. Beim Trocknen der schweißnassen Kleidung half die Sonne.

Gestern hatte ich am Morgen noch keinen Plan, am ehesten schien mir jedoch der Holzleitensattel (1126 m) machbar. Doch der zu erwartende Verkehr auf einer der Hauptverkehrsverbindungen der Region in Richtung Deutschland schreckte mich ab. Auf der Paßkarte von Quaeldich.de stach mir jedoch bald die Piller Höhe (1558 m) ins Auge. Nach der ersten Routenberechnung durch mein Navi stellte ich überrascht fest, daß eine Rundtour über den Paß von der Entfernung her tatsächlich für mich möglich war.

Einmal war ich schon dort beim Besuch des Naturparkhauses Kaunergrat sowie des nahegelegenen Piller Moors gewesen, damals aber im Bus als ehrenamtlicher Teilnehmer des sogenannten Studienaufenthalts "Barrierefreies Reisen in Österreich". Nun nahm ich mir also die Auffahrt aus dem Pitztal vor, nachdem ich die reichlich 20 km bis kurz vor Imst auf der Bundesstraße gefahren war. Denn den Innradweg wollte ich mir für die Rückfahrt aufheben, außerdem war es am Morgen die schnellste und kürzeste Strecke.

Blick von der Piller Höhe ins Inntal in Richtung
Landeck, in Bidmitte der Ort Fließ (Aufnahmeort)
Bis auf die letzten knapp 2 km, wo ich noch einmal richtig Interesse zeigen mußte, kam ich mit dieser Auffahrt gut zurecht. Leider heizte mir auch hier die Sonne trotz höhenbedingt kühlerer Lufttemperaturen ordentlich ein, sonst hätte es sich bestimmt noch entspannter fahren lassen. An einem Brunnen in Piller ergänzte ich daher noch einmal meine Trinkvorräte mit Wasser. Der beeindruckende Blick vom Scheitelpunkt ins Inntal krönte meine Anstrengungen, und kurz nach Zwölf hatte ich mir meine Mittagspause im Schatten der Bäume mehr als verdient.

Auf der anschließenden Abfahrt ins Inntal stellte ich mir vor, wie es gewesen wäre, wenn ich mich für diese Rampe entschieden hätte. Sie ist nämlich wesentlich steiler und lag nun in der prallen Sonne. Bei diesem Gefälle mußte sogar ich viel Kraft (für's Bremsen) aufwenden, ein entspanntes Rollen sieht anders aus. Kurz hinter Nesselgarten verließ der Innradweg die Straße und führte mich nun kraftfahrzeugfrei bis nach Landeck. Eine kurze Umleitung wegen eines Hochwasserschadens war dabei wegen des seitlich abschüssigen Geländes für mich die größte Herausforderung.

Der Innradweg hielt, was ich mir von ihm versprochen hatte. Landschaftlich sehr schön, teils weitab von Kraftfahrstraßen (die Kilometer parallel zur Autobahn störten überhaupt nicht, weil diese gut abgeschirmt wird) und exzellent ausgeschildert waren das immerhin fast 50 km und damit die Hälfte meiner Tour. Allerdings gab es unterwegs zwei kurze Steilrampen und außerdem mehrere (ich glaube, es waren drei) geschotterte Abschnitte. Für Tetraplegiker ohne Handbike mit Elektrounterstützung sind diese Steilstücke - einmal mit einer engen Tunneldurchfahrt und sofort danach stark gewundenem Anstieg bis zur Brücke über den Inn (s. Track vom 18.06., km 76,5) - allein nicht zu schaffen.

Die größten Probleme bereitete mir auf dem Weg zum Ausgangspunkt die zunehmende Hitze. Über 30°C in der Sonne sind einfach nicht mein Ding! So schleppte ich mich die letzten Kilometer mehr schlecht als recht dahin und brach bei jeden noch so kleinen Gegenanstieg kraftmäßig ein. Der letzte Anstieg zum Campingplatz in Stams setzte endlich nicht nur den Schlußpunkt dieser Hitzeschlacht, sondern auch hinter meinem Kurzurlaub in Österreich. Außer dem Kühtaisattel habe ich dabei vier weitere bei Quaeldich.de gelistete Auffahrten bezwungen.

Das paßt!

16. Juni 2024

Elitäre Randgruppe

Nun habe ich es endlich geschafft: Ich bin Mitglied im Club 2k von Quaeldich.de. Gestern bin ich mit Christiane von Stams aus auf den Kühtaisattel (2017 m) gefahren und anschließend sogar noch hinauf zur Staumauer des Finstertaler Speichers (2335 m). Dabei zog es nach einem sonnigen Morgen bald zu. Im Laufe des Tages wurden dementsprechend die Witterungsbedingungen zur größten Herausforderung.

Von Stams aus, wo wir auf dem wunderschönen Campingplatz Eichenwald untergekommen sind, konnten wir uns nach dem Start gegen 8.00 Uhr erst mal rund 25 km größtenteils auf dem Inntal-Radweg warmfahren. Als schließlich der lange Anstieg zum Paß begann, empfahl ich Christiane, ihr eigenes Tempo zu fahren. Dies bedeutete natürlich, daß wir uns bald aus den Augen verloren, denn selbstverständlich ist meine Sportfreundin viel schneller auf dem Rad unterwegs.

Aber auch ich kam zunächst gut voran, zumal es nicht zu warm aber auch (noch) nicht kalt und außerdem trocken war. Erst am sogenannten Kreuzlehnstich - einer ca. 1 km lange Steilrampe mit kurzzeitig bis zu 20% Steigung (s. Track vom 15.06., km 40,2 - 41,2) - wechselte ich von Beginn an in den Stop&Go-Modus, um diesen Abschnitt möglichst kraftsparend zu bewältigen. Allerdings veranlaßte mich das sich verschlechternde Wetter, sich dennoch zu beeilen. Kurzzeitig sah es auf dem Wetter-Radar nämlich aus, als ob ein großes Regengebiet im Anmarsch wäre. Dieses löste sich später zwar auf, doch wurde es nun zunehmend ungemütlicher.

Bereits beansprucht von dem langen Anstieg, ohne Akklimatisation (von 119 m NHN zuhause an diesem Tag bis auf 2335 m) sowie einsetzendem leichten Nieselregen mußte ich nun häufiger (max. 1- 2 Minuten lange) Zwischenstops einlegen - also mich hochruhen. Kurz vor eins meldete sich Christiane per WhatApp mit der Erfolgsmeldung, daß sie den Sattel erreicht hätte. Da fehlten mir bis zu ihr noch mehr als 450 Hm.

Mein letzter Club-2k-Paß
(Aufnahmeort)
Trotz der Kälte und Nässe wartete Christiane jedoch auf mich. Ein Kaffee, ein paar Minuten Zuflucht vor zeitweise kräftigerem Nieselregen und Wind in einem Buswarteunterstand, dann kam sie mir bis zum Ende der obersten Galerie entgegen. Darüber freute ich mich sehr, motivierte es mich doch zusätzlich. Ich hätte es ihr ganz gewiß nicht übelgenommen, eigentlich sogar empfohlen, wenn sie gleich weitergefahren wäre. Aber nein - sie ist eben wirklich meine allerbeste Sportfreundin! 14.45 Uhr, also rund 1,5 Stunden später, kam ich endlich oben an.

Für sie stand es auch außer Frage, daß wir noch zum Finstertaler Stausee fahren, obwohl dies uns eine weitere reichliche Stunde Zeit kostete. Letztlich ging es dabei jedoch nur um die Statistik. Interessant war zwar dort der Kehrtunnel, aber am höchsten Punkt standen wir schließlich bei mäßigem Regen in dicker Nebelsuppe. Nicht einmal der Wasserspiegel des Stausees war von der Dammkrone aus zu erkennen - an diesem Tag also definitiv kein Ort zum Verweilen.

Auch die nun folgenden Kilometer bergab wurden nicht viel angenehmer. Zum einen mußten wir uns bei den klatschnassen Straßen hinunterbremsen, zum anderen wurde es mir im Nieselregen durch den Fahrtwind nun zunehmend kälter. Selbst die übergestreifte Windjacke mit dem zusätzlichen Langarmtrikot änderte daran nicht viel. Deshalb war ich froh, als die steilsten Abfahrtskilometer hinter uns lagen.

Nach dem Abstecher von Christiane zu einem Supermarkt in Oetz erwischte uns leider auch ein richtig heftiger Regenguß. Damit hatte ich nun wirklich keinen trockenen Faden mehr am Leib. Bis wir unseren Campingplatz in Stams erreichten, gab es zwar auch nochmal eine längere Regenpause. Aber am Ziel ging das Wettertheater bald in die nächste Runde, und das bis heute gegen 7.30 Uhr.

Bei immer noch nasser Bekleidung, Schuhe und Sitzkissen / Rückenlehne am Handbike kam für mich daher nur ein Ruhetag infrage. Ab ca. 11.00 Uhr half schließlich die Sonne. Die gestrige Unternehmung auf heute zu verschieben, hätte aber nichts genutzt, denn zu dieser Zeit wäre es dafür schon zu spät zum Aufbruch gewesen.

Für Christiane war es am Sonnabend übrigens der erste Paß, den sie im Fahrrad erklommen hat - für mich der letzte dieser Club-2k-Sammlung. Damit bin ich einer von 27 Pässejägern mit allen 58 gelisteten Pässen, die mindestens 2000 m Seehöhe in den Alpen erreichen. Wobei mir diese Auswahl ziemlich willkürlich erscheint, weil es noch wesentlich mehr asphaltierte Straßen bis in über 2000 m Meereshöhe gibt. Auch ich selbst habe schon etliche dieser nicht im Club 2k aufgeführten Anstiege gesammelt. Aber was soll's!

Nun freue ich mich auf mein bestelltes und mit meinem Namen personalisiertes Club-2k-Trikot, welches ich mir aus diesem Anlaß geleistet habe. Bei aller Bescheidenheit kann ich damit anderen Radsportlern zeigen, wo der Hammer hängt. Sehr wahrscheinlich bin ich nämlich der erste Handbiker in diesem Club der verrückten Paßjäger.

Das klingt doch gut, oder?

11. Juni 2024

Stadtradel-Abschluß

Nach meiner letzten Montagstour hatte ich knapp über 600 km für meine Team beim Stadtradeln gesammelt - insgesamt wollte ich jedoch 1000 km abrechnen. Aber weil ich am nächsten Freitag keine Gelegenheit zu einer Handbiketour habe, blieben nur die vergangenen Tage für radsportliche Aktivitäten. Davon war jedoch der Sonnabend bereits verplant. Rein rechnerisch hätte ich also an den drei verbleibenden Tagen jeweils mehr als 133 km fahren müssen, für mich durchaus eine Herausforderung. Schlußendlich ist es mir gelungen, nicht zuletzt wegen des für mich perfekten Wetters und des nach der Kettenpflege wieder leichtgängigen Antriebs. Mein Arbeitseinsatz am Handbike hat sich diesmal wirklich ausgezahlt!

Am Freitag setzte ich nach Feierabend das erste Ausrufezeichen. Bei diesen Halbtagestouren plane ich normalerweise mit rund 100 km. Da die Sonne jedoch derzeit erst 21.15 Uhr untergeht, bleiben sogar mehr als neun Stunden mit Tageslicht. Wenn es darüberhinaus richtig rund läuft, kann man weitere Kilometer herausholen. Bei einer um 1 km/h höheren Durchschnittsgeschwindigkeit sind das immerhin neun zusätzliche Kilometer während dieser Zeitspanne!

Außerdem hatte ich mir am 07.06. die Strecke hinsichtlich der konditionellen Anforderungen optimal eingeteilt: Entspanntes Warmfahren im Elbtal, dann eine lange, durchgehende und dabei nicht zu steile Auffahrt, schließlich leichtes Auf und Ab im Mittelteil vor dem letzten großen und nun steileren Anstieg, und am Ende flaches Ausrollen durch die Elbniederung nachhause. Als klar wurde, daß ich überdurchschnittlich gut vorankam, verlängtere ich nach zwei Dritteln der Strecke erneut stückweise meine Tour. Als ich 20.45 Uhr in Pirna einrollte, zeigte das Display meines Navis knapp 134 km an. Eine solche Streckenlänge konnte ich bisher noch nie bei einer Nachmittagsrunde abrechnen!

Auch auf meiner Sonntagstour lief es richtig rund. Zwar war ich nach der Feier am Sonnabend erst ziemlich spät in die Horizontale gekommen, dennoch so zeitig wieder munter, daß ich mir erneut eine längere Ausfahrt vornahm. Diesmal gab es keinen langen Berg, sondern nach dem Verlassen des Elbtals viele kleinere Anstiege. Der kurze Abstecher zur Basteiaussicht oberhalb von Kurort Rathen stimmte mich auf einen weiteren schönen Tourentag ein.

Zwischen Langenwolmsdorf und Neustadt überholten mich plötzlich viele Rennradler. Ihr gehäuftes Auftreten hatte einen Grund: An diesem Tag fand nämlich das Fahrradfest der Sächsischen Zeit statt, und dessen längste Strecke kreuzte meinen Weg. Für nur 100 km inkl. zweier Verpflegungspunkte 30,-EUR Startgeld zu löhnen, würde mir aber nicht einmal im Traum einfallen! Der staunende Kommentar eines Teilnehmers mir gegenüber bzgl. meiner "Leistung" zeigte mir nur, daß da offensichtlich viele Gelegenheitsradler unterwegs waren. Wenn er gewußt hätte, daß ich an diesem Tag statt 100 km mehr als 100 Meilen (genauer: 163 km) gefahren bin, wäre er sich mit seiner großmütigen Anerkennung wahrscheinlich selbst albern vorgekommen.

Ansicht des Schlosses Hermsdorf mit dem großen
Schloßteich vom Park aus - vorn links der Seeturm,
einer der vier Ecktürme der Anlage (Aufnahmeort)
Die Entdeckung des Tages war für mich Schloß und Park Hermsdorf (s. Tack vom 09.06., km 85,6). So oft, wie ich schon durch Hermsdorf gefahren bin, dort war ich jedenfalls nie zuvor! Dabei ist sowohl die Schloßanlage, welche offensichtlich aus einer alten Wasserburg hervorgangen ist, als auch der weitläufige Landschaftspark unbedingt sehenswert. Auf jeden Fall war das auch ein schönes Plätzchen für meine mittägliche Freßpause.

Allmählich konkretisierte sich auch meine weitere Strecke. Denn an diesem Tag war ich morgens ohne festen Plan auf Tour gegangen, nur jene eben erwähnte Schloßbesichtigung stand als Ziel fest. Nach Hermsdorf folgte nun noch Schloß Moritzburg, bevor ich ins Elbtal zur Brücke nach Niederwartha rollte. Von der Sache her hätte ich danach auch auf dem Elberadweg nachhause fahren können, doch gruselte mir vor der höchstwahrscheinlich durch die von Sonntagsausflüglern mit und ohne Zweirad völlig überfüllte Strecke. Also wählte ich meine Standardumfahrung über Freital, Possendorf und Kreischa und erreichte erst 4 km vor dem Ziel wieder die Elbe. Nach dieser ausgedehnten Unternehmung konnte ich ganz entspannt auf mein in greifbare Nähe gerücktes Stadtradel-Ziel schauen, denn es fehlten nur noch 89 km bis Ultimo.

Die hakte ich dann am nächsten Tag ab und verband den Ausflug gleich mit der Urlaubsplanung. Außerdem gönnte ich mir montags ein paar Streckenabschnitte, die ich nicht sehr oft befahre. Der Anstieg aus dem Elbtal von Pötzscha nach Naundorf mit ein paar kurzen, garstigen Steilrampen bis 14 % gehört beispielsweise dazu (s. Tack vom 10.06., km 8,2 - 10,0) aber auch die ersten und letzten 300 m durch den Lohmgrund (s. Tack vom 10.06., km 28,6 - 30,4).

Fast punkt Zwei traf ich mich mit Christiane in Dresden, um uns für unsere nächste gemeinsame Aktion abzustimmen. In wenigen Tagen fahre ich zum zweiten Mal in diesem Jahr in die Alpen, nun nach Österreich, genauer: ins Inntal unweit von Telfs. Mein großes Endlosprojekt - die Alpenpässejagd - will ich dort mit einem Zwischenziel krönen, aber natürlich nicht beenden. Denn es gibt noch so viele mir unbekannte Anstiege in den Alpen. Obwohl es sehr wahrscheinlich ist, daß ich der Handbiker mit den meisten befahrenen Alpenpässen bin ... 

Während des Heimwegs auf der anderen Elbseite schlug ich am Ende noch zwei kurze Haken, damit ich wenigstens einen Hunderter zusammenbekam. Auf diesem Ausflug hatte ich aber nicht gerade viel Lorbeeren gesammelt. Zufrieden war ich am Abend trotzdem. 

4. Juni 2024

Trübe Aussichten

Auch wenn es dann nicht ganz so schlimm gekommen ist, wie angekündigt: in den vergangenen Tagen hat mich das Wetter ziemlich ausgebremst. Während es auf meiner Sonntagstour zuletzt doch noch viel geregnet hat, war es gestern den ganzen Tag trübe und zudem ziemlich kühl.

Daß ich überhaupt am Wochenende eine solch stattliche Runde drehen konnte, verdanke ich einmal mehr meinem frühen Start. Weil nämlich die Animation des Regenradars gar nicht so schlecht aussah, fuhr ich erneut vor 6.00 Uhr los, statt mich noch einmal im Bett auf die andere Seite zu drehen. Außerdem hatte das diesmal einen weiteren Vorteil. Denn zu früher Stunde konnte ich Straßen befahren, auf denen sonst zu starker Verkehr herrscht, um im Handbike ein gutes Gefühl dabei zu haben. Die Straße über den Karenberg (s. Track vom 02.06., km 34,1 - 37,0) sowie die Hohwaldstraße (s. Track vom 02.06., km 40,8 - 50,8) zählen unbedingt dazu. Während die erstgenannte Verbindung eher für's Belastungstraining interessant ist, nutze ich die andere Strecke als anspruchsvolle Abkürzung auf dem Weg nach Osten, wenn ich nicht durch das Böhmische Niederland (Schluckenenauer Zipfel - Šluknovský výběžek) fahren will. Und das hatte ich mir ja für den Rückweg aufgehoben.

Bei meiner Wiedereinreise nach Deutschland sah ich am Grenzübergang Sebnitz nicht einen einzigen Beamten von der Bundespolizei und schon gar nicht irgendwelche Einrichtungen zur Verkehrslenkung, wie sie am Grenzübergang Bahratal / Peterswald (Petrovice) aufgestellt wurden. Trotz eines weiteren Grenzübergangs in Schmilka / Herrnskretschen (Hřensko), wo ebenfalls keine Grenzer zu sehen waren, wird ganz offensichtlich ausschließlich dort kontrolliert. Ein Bundespolizist, den ich gestern bei dieser Gelegenheit darauf hinwies, erwiderte mir lapidar, daß dies durch die Vorgesetzten so entschieden worden wäre. Gestern standen vier Beamte am Grenzkontrollpunkt Bahratal (die übrigens aus anderen Bundesländern extra für diese "Grenzkontrollen zur Vermeidung unerlaubter Einreisen" abgeordnet werden, was sicherlich enorm kostet - Auslöse, Unterkunft, Verpflegung usw.). - In meinen Augen ist das damit nur Augenwischerei zur Beruhigung der Bevölkerung, denn so etwas spricht sich bestimmt auch unter Schleusern und Migranten herum!

In Bad Schandau wurde ich schließlich vom ersten Naß fast überrumpelt. Bei augenscheinlich guten Bedingungen hatte ich den regelmäßigen Blick auf's Regenradar vernachlässigt. Angesichts der drastischen Wetterverschlechterung legte ich nun aber einen Zahn zu. Ich schaffte es geradeso bis Rathen, dort konnte ich mich vor dem erst Wolkenbruch recht komfortabel unter dem Dach des Rastplatz-Pavillons in Sicherheit bringen. Nach einer halben Stunde nutzte ich schließlich eine Regenlücke für die Flucht nachhause und strich dafür den Abstecher zur Bergwachthütte im Amselgrund, wo Christiane und Andreas gemeinsam mit anderen Kameraden Wochenenddienst schoben. Es war die beste Option, um trocken zu bleiben.

Die Sonne machte sich auch am Montag rar. Eigentlich wollte ich nach dem Einfahren im Lockwitzgrund und der Kletterei durch Oberfrauendorf vom Hochwald weiter hinauf in die Höhenlagen des Osterzgebirges. Doch die aufliegenden Wolken und Temperaturen um die 14°C animierten mich nicht gerade, dieses Ziel weiter zu verfolgen. Denn ohne Radjacke / Langarmtrikot und inzwischen auch ohne Ärmlinge im Kurzarmtrikot waren das selbst für mich keine Wohlfühlbedingungen, obwohl ich immer noch nicht fror. So "wärmte" ich mich vor den nächsten Klettereinlagen erst einmal ein paar Kilometer im Müglitztal auf.

Infotafel zum geplanten Neubau einer Eisenbahn-
Direktverbindung zwischen Dresden und Prag
(Aufnahmeort) - Text kann nach Anklicken des
Bildes gelesen werden!
Für das geplante Kilometersoll war später auch noch der Zacken über Schönwald (Krásý Les) nötig. Dabei bemerkte ich direkt an der Grenzbrücke zwei neu aufgestellte Infotafeln, die wahrscheinlich im Zuge der Planungen für den Eisenbahnstrecken-Neubau Dresden - Prag - Wien (mit einem 25 km langen Tunnel unterhalb des Erzgebirges) aufgestellt wurden. - Sehr interessant!

Als es nach der letzten Steilrampe hinter Markersbach nur noch bergab ins Elbtal rollte, konnte ich endlich die Tour abhaken. Dennoch werde ich mich baldmöglich wohl mal wieder um meine Fahrradkette kümmern müssen, die Nässe des Vortags hat ihr wahrscheinlich nicht gut getan. Bei einem (gefühlt) höheren Kurbelwiderstand erreichte ich jedenfalls nicht mehr den gewünschten 15er-Schnitt.

Immerhin habe ich mich nicht hängen lassen! 

1. Juni 2024

Punktlandung

Das sieht nicht gut aus für dieses Wochenende! Bisher sind die Regenmengen noch nicht katastrophal, doch hinsichtlich sportlicher Außenaktivitäten droht ein Totalausfall. Wenigstens hielt das trockene Wetter am Freitag länger durch, als ursprünglich angekündigt - und das habe ich gnadenlos ausgenutzt.

Schon eine Stunde vor dem Mittag verabschiedete ich mich vom Computer, und kurz danach saß ich auf dem Handbike. Ich hatte diesmal die Strecke in zwei Runden aufgeteilt, die ich als Acht befahren wollte. Das gab mir die Möglichkeit, bei drastischer Wetterverschlechterung meine Tour abzukürzen. Der regelmäßige Blick auf's Regenradar meiner Wetter-App war sowieso obligatorisch.

Bereits von Beginn an rollte es prima, und die zwei Anstiege der ersten Teilstrecke paßten - was Steigung und Länge betrifft - perfekt in mein Training. Dazu lange und nicht zu steile Abfahrten. Schon auf dem Elberadweg in Königstein hatte ich meine Zielvorgaben locker erreicht.

Nach den flachen Kilometern bei leichtem Gegenwind bis Dresden-Loschwitz mußte ich zwar etliche Mofa-Fahrer auf der Grundstraße an mir vorbeiziehen lassen, doch nehme ich die inzwischen ja sowie nicht mehr ernst. Wichtiger für mich war die Tatsache, daß selbst nach diesem letzten längeren Anstieg, mein Tempo trotz der 1%-Regel (Verhältnis der Höhenmeter zur Streckenlänge) noch weit auf der Habenseite der Leistungsbilanz stand. Die dabei "eingesparte" Zeit investierte ich am Umkehrpunkt in einen kleinen Umweg von Arnsdorf über Seeligstadt, Schmiedefeld und Rennersdorf.

Dabei beobachtete ich allerdings auf dem Regenradar, wie sich eine geballte Unwetterfront von Südosten in Richtung Elbtal wälzte. Grund genug, das Tempo zusätzlich zu forcieren! Ohne weiteren Halt zum Trinken, ohne Freßpause und ohne Fotostop setzte ich zu einem langen Endspurt an. 18.15 Uhr sollte lt. Radaranimation das Regengebiet Pirna erreichen, 18.10 Uhr hatte ich zuhause wieder ein Dach über dem Kopf.

Beim Gang zum Briefkasten fielen pünktlich die ersten Tropfen.