24. Juni 2024

Osterzgebirgskletterei

Schon seit Anfang des Jahres hatte ich einen konditionell anspruchsvollen Langen Kanten in der Schublade. Gestern nun war die Zeit dafür gekommen, denn die Wettervorhersage versprach nahezu optimale Bedingungen für mich. Ich wurde nicht enttäuscht.

Um genügenden Zeitreserven zu haben, startete ich bereits kurz vor dem Sonnenaufgang, sobald ich keine Beleuchtung mehr benötigte. Zwar zog ich mir zunächst noch eine Jacke an, doch bald hatte ich mich warm gefahren, und sie verschwand für den Rest des Tages im Rucksack.

Bis zum westlichsten Punkt der Tour in Lengefeld bewegte ich mich zwar hauptsächlich nur in Höhen zwischen 300 und 500 m NHN, doch ging es häufig hoch und wieder runter. Schon nach 77 km durchbrach ich - viel früher als angenommen - in Großwaltersdorf die 1000hm-Marke. Sonst nehme ich die Höhenmeterangaben bei meinen Planungwerkzeugen (BRouter-Web in Verbindung mit GPX-Studio) nicht sonderlich ernst, doch dieses Mal paßte es ganz gut.

Dafür sah dann der lange Anstieg über reichlich 400 Hm von Pockau bis ins Tschechische, kurz vor Göhren (Klíny, s. Track vom 23.06., km 91,8 - 123,4) im Streckenprofil viel furchteinflößender aus als er dann tatsächlich war. Kein Wunder, sind das doch nur durchschnittlich 1,34% Steigung!

Ab km 115 führte mich die eigentliche Osterzgebirgs-Kammstraße ausschließlich auf tschechischer Seite bis nach Peterswald (Petrovice, s. Track vom 23.06., km 115,4 - 177,8). Allerdings gibt es im deutschen Grenzgebiet öfters ebenfalls schöne, nahezu parallele, jedoch tiefergelegene Streckenalternativen.

Verkehrserziehung einmal anders! (Aufnahmeort)
Die Route auf tschechischer Seite wurde übrigens mittlerweile durchweg als Krušnohorský (automobilový) okruh (Erzgebirgsrunde) ausgewiesen - wohl, um auch Auto- und Motorradfahrer die Befahrung schmackhaft zu machen. Für Radfahrer wie mich ist das nicht so angenehm, lockt doch diese landschaftlich wunderschöne Strecke damit inzwischen zahlreiche Auto-, aber noch viel mehr Motorradfahrer an. Dabei ist der Straßenbelag des gestern befahrenen Abschnitts zwischen der Staumauer der Talsperre Fley (Fláje) und der Straße nach Moldau (Modava) inzwischen so stark verwittert, daß man im Handbike ordentlich durchgeschüttelt wird bzw. sich der Rollwiderstand drastisch erhöht hat. Dort sollte man mal investieren!

Ab Peterswald führt die Kammstraße sogar noch weiter über Tyssa (Tísa) und Schneeberg (Sněžník) ins Elbtal nach Tetschen (Děčín), doch diesen Teil bin ich ja erst am vergangenen Freitag gefahren. Außerdem wären damit noch einmal rund 40 km inklusive des Heimwegs im Elbtal zur Streckenlänge hinzugekommen, was mich zwar nicht wesentlich mehr Höhenmeter gekostet, jedoch angesichts der schon fortgeschrittenen Zeit (in Peterswald war es bereits 19.00 Uhr) meine Ankunft zuhause um mindestens 2,5 Stunden verzögert hätte. Danach stand mir nach einem langen Klettertag mit inzwischen 2400 Hm nun wirklich nicht mehr der Sinn!

So erreichte mein Drahtesel mit mir kurz vor Acht seinen heimatlichen Stall - die lange Abfahrt nach Pirna machte es möglich. Das war die Belohnung, auf die ich mich schon die ganze Zeit gefreut hatte und die mir noch ein akzeptables Durchschnittstempo ermöglichte.

Mein Langer Kanten Nr. 3 des Jahres 2024 war eine runde Sache!

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