19. Juni 2024

Kür nach der Pflicht

Während sich Christiane am Montagmorgen ins Homeoffice verabschiedete, fuhr ich meine nächste Runde. Wenn ich schon mal hier war, dann wollte ich das auch nutzen. Hohe Pässe, die ich nicht schon befahren habe, gibt es im näheren Umkreis zwar keine, doch dafür konnte ich durch die malerische Alpenlandschaft links und rechts des Inntals trotzdem bis auf über 1000 m klettern.

Meine erste Tour führte mich zunächst unterhalb des Mieminger Gebirges auf einem Hochplateau nach Osten, wo ich dann wieder ins Inntal nach Telfs hinabrollte. Abweichend von meiner Tourenplanung wählte ich dabei eine alternative Route, welche sich jedoch bald als geschotterte Forststraße herausstellte (s. Track vom 17.06., km 13,2 - 18,1). Ein hohes Tempo war dort aufgrund der Pannengefahr für mich nicht möglich, dafür rollte ich fast die gesamte Strecke mutterseelenallein durch den Wald.

Auf dem folgenden, gleichmäßig steilen Anstieg ab Telfs zum Möserer Sattel (1265 m) setzte mir bereits die Sonne arg zu und der Schweiß floß in Strömen. Das war aber auch die kräftezehrendste Auffahrt des Tages, die mich allerdings ganz schön mitnahm. Danach forderten mich selbst die restlichen kleineren Berge - u.a. auf den Bucherer Sattel (1256 m) - mental heraus, was jedoch auch an der Wärme und dem fehlenden Schatten lag. Der Umweg über Rietz am Ende der Tour brachte zwar noch einmal zusätzliche Höhenmeter, war dennoch eine lohnende Variante. 16.00 Uhr hatte ich's überstanden. Beim Trocknen der schweißnassen Kleidung half die Sonne.

Gestern hatte ich am Morgen noch keinen Plan, am ehesten schien mir jedoch der Holzleitensattel (1126 m) machbar. Doch der zu erwartende Verkehr auf einer der Hauptverkehrsverbindungen der Region in Richtung Deutschland schreckte mich ab. Auf der Paßkarte von Quaeldich.de stach mir jedoch bald die Piller Höhe (1558 m) ins Auge. Nach der ersten Routenberechnung durch mein Navi stellte ich überrascht fest, daß eine Rundtour über den Paß von der Entfernung her tatsächlich für mich möglich war.

Einmal war ich schon dort beim Besuch des Naturparkhauses Kaunergrat sowie des nahegelegenen Piller Moors gewesen, damals aber im Bus als ehrenamtlicher Teilnehmer des sogenannten Studienaufenthalts "Barrierefreies Reisen in Österreich". Nun nahm ich mir also die Auffahrt aus dem Pitztal vor, nachdem ich die reichlich 20 km bis kurz vor Imst auf der Bundesstraße gefahren war. Denn den Innradweg wollte ich mir für die Rückfahrt aufheben, außerdem war es am Morgen die schnellste und kürzeste Strecke.

Blick von der Piller Höhe ins Inntal in Richtung
Landeck, in Bidmitte der Ort Fließ (Aufnahmeort)
Bis auf die letzten knapp 2 km, wo ich noch einmal richtig Interesse zeigen mußte, kam ich mit dieser Auffahrt gut zurecht. Leider heizte mir auch hier die Sonne trotz höhenbedingt kühlerer Lufttemperaturen ordentlich ein, sonst hätte es sich bestimmt noch entspannter fahren lassen. An einem Brunnen in Piller ergänzte ich daher noch einmal meine Trinkvorräte mit Wasser. Der beeindruckende Blick vom Scheitelpunkt ins Inntal krönte meine Anstrengungen, und kurz nach Zwölf hatte ich mir meine Mittagspause im Schatten der Bäume mehr als verdient.

Auf der anschließenden Abfahrt ins Inntal stellte ich mir vor, wie es gewesen wäre, wenn ich mich für diese Rampe entschieden hätte. Sie ist nämlich wesentlich steiler und lag nun in der prallen Sonne. Bei diesem Gefälle mußte sogar ich viel Kraft (für's Bremsen) aufwenden, ein entspanntes Rollen sieht anders aus. Kurz hinter Nesselgarten verließ der Innradweg die Straße und führte mich nun kraftfahrzeugfrei bis nach Landeck. Eine kurze Umleitung wegen eines Hochwasserschadens war dabei wegen des seitlich abschüssigen Geländes für mich die größte Herausforderung.

Der Innradweg hielt, was ich mir von ihm versprochen hatte. Landschaftlich sehr schön, teils weitab von Kraftfahrstraßen (die Kilometer parallel zur Autobahn störten überhaupt nicht, weil diese gut abgeschirmt wird) und exzellent ausgeschildert waren das immerhin fast 50 km und damit die Hälfte meiner Tour. Allerdings gab es unterwegs zwei kurze Steilrampen und außerdem mehrere (ich glaube, es waren drei) geschotterte Abschnitte. Für Tetraplegiker ohne Handbike mit Elektrounterstützung sind diese Steilstücke - einmal mit einer engen Tunneldurchfahrt und sofort danach stark gewundenem Anstieg bis zur Brücke über den Inn (s. Track vom 18.06., km 76,5) - allein nicht zu schaffen.

Die größten Probleme bereitete mir auf dem Weg zum Ausgangspunkt die zunehmende Hitze. Über 30°C in der Sonne sind einfach nicht mein Ding! So schleppte ich mich die letzten Kilometer mehr schlecht als recht dahin und brach bei jeden noch so kleinen Gegenanstieg kraftmäßig ein. Der letzte Anstieg zum Campingplatz in Stams setzte endlich nicht nur den Schlußpunkt dieser Hitzeschlacht, sondern auch hinter meinem Kurzurlaub in Österreich. Außer dem Kühtaisattel habe ich dabei vier weitere bei Quaeldich.de gelistete Auffahrten bezwungen.

Das paßt!

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