Am Donnerstag brach ich frühmorgens zunächst zum Passo del Mortirolo (1852 m) auf. Dieser Straßenübergang ist unter Radsportlern aufgrund seiner Steilheit sehr bekannt und eigentlich die letzte große Legende, die mir noch in den Alpen fehlt. Gleichzeitig wollte ich dabei auch den Col Carette di Val Bighera ansteuern, welcher über eine 6 km lange, kurz vor dem Mortirolo abzweigende Stichstraße, erreicht werden kann und mit seiner Höhe von 2120 m Meereshöhe einer der letzten drei asphaltierten Straßenpässe über 2000 m ist, die mir noch fehlen. Noch so ein denkwürdiges Ziel!
Die zwei vorherigen Tage ohne Radsportaktivitäten machten sich ab dem Start bemerkbar. Selbst als es dann unmittelbar nach dem Abzweig aus dem Tal in Richtung Monno steiler wurde, kam ich immer noch flüssig voran. Nicht zuletzt trug die perfekt und offensichtlich neu asphaltierte Auffahrt ab dem Ortsende dazu bei, daß es so gut lief. Bis auf die Durchfahrt von Monno sowie den letzten reichlich 200 Hm fuhr ich dabei im Schatten durch herrlich angenehm kühlen Wald. Ich fühlte mich prima!
Auch der Abstecher zum höchsten in diesem Jahr durch mich bisher im Handbike erreichten Punkt lohnte die Mühe. Auf einem kurzen Zwischenstück mußte ich zwar - wie zuvor auch schon in den steilen Schlußserpentinen des Mortirolo-Anstiegs - auf den Kurze-Sprünge-Modus umschalten - doch konnte ich bald eine herrliche Aussicht genießen. Erstaunlicherweise scheint dieser Col Carette di Val Bighera bei vielen (italienischen) Radsportlern ziemlich unbekannt zu sein, denn nur zweimal begegneten mir auf diesem Abschnitt Zweiradfahrer. Obwohl fast 300 m höher, steht er im Schatten des kleineren Bruders.
Als nach meiner Rückkehr zur Hauptstrecke an einer Straßenkreuzung das ziemlich zugeklebte Paßschild des auch Passo del Foppo genannten Mortirolos auftauchte, war ich glücklich und zufrieden. Nach einem kurzem Fotostop Pause bog ich auf die nun folgende sogenannte Kammstraße ab. Wie ich erst später erfuhr, entging mir damit leider das extra für die Radsportler aufgestellte Steinmonument, welches der Bedeutung des Passes angemessen ist. Es befand sich keine 200 m hinter der Kreuzung in Richtung Mazzo, den kurzen Abstecher hatte ich auf meinem Navi ignoriert. - Schade! (PS: Dort ist auf der Karte auch der Paß eingezeichnet, obwohl die Kreuzung etwas höher liegt.)
Kapelle an der Kammstraße mit Blick hinunter nach Tirano (Aufnahmeort) |
Für den nächsten Tag hatte ich mir den Passo del Tonale (1884 m) vorgenommen. Trotz der körperlichen Ausarbeitung am Mortirolo sollte dieser eigentlich zu schaffen sein, weil der Anstieg lt. Beschreibung auf Quaeldich.de bei weitem nicht so steil ist.
Wo geht es weiter? (Aufnahmeort) |
Als sich das Valcamonica später etwas weitete, wurde es endlich auch auf dem Radweg wesentlich entspannter. Hier traf ich dann auch viele Freizeitradler an, der überwiegende Teil davon natürlich auf Mofas unterwegs. Außerdem bemerkte ich kurz vor Ponte di Legno erst im letzten Moment, daß man mich beim Vorbeifahren filmte. Gut möglich also, daß ich demnächst mal in irgendeinem touristischen Werbevideo auftauche, die zwei Männer schienen nicht nur Hobbyfilmer zu sein.
Der Rest der Auffahrt zum Passo del Tonale war dann - wie erwartet - nur eine Fleißaufgabe. Nicht so steil, um mich ans Limit zu bringen, dafür aber sehr kraftverkehrsintensiv. Für mich ist das jedoch nicht unbedingt ein Problem, weil ich solche normalerweise nervenden Zustände einfach ausblenden kann. Am Verhalten der Kraftfahrer, auch derjenigen mit Motorrad, gab es jedenfalls nichts auszusetzen. Gegenseitige Rücksichtnahme (d.h. ich fahre auch mal rechts ran, wenn z.B. bei LKW nötig, und winke die Fahrzeuge an mir vorbei), die ankommt. Mehr zu schaffen machte mir übrigens die Sonne, welche mich zum Schluß zu einigen Zwangspausen im Schatten zwecks Abkühlung zwang.
Die Paßhöhe war dann ebenso wie beim Passo Campo Carlo Magno nicht sonderlich schön, wie das eben immer bei solchen Orten ist, die durch die Infrastruktur für den Wintersport verschandelt werden. Diesmal war ich mir jedoch ganz sicher, den "offiziellen" Paß überquert zu haben, auch wenn ich bis auf eine völlig zugeklebte Tafel nirgendwo ein (weiteres) "richtiges" Paßschild entdeckte.
Die Schußfahrt zurück nach Edolo benötigte nach meiner verspäteten ausgiebigen Mittagspause auf der Hauptstraße nur einen Bruchteil der Zeit für die Gegenrichtung. Erst ab Edolo mußte ich mich zum Camping die letzten zwei Kilometer nochmal rund 60 Hm hochschwitzen, dafür gab es zur Belohnung aber anschließend eine richtig entspannte Duschaktion.
Das waren zwei gut genutzte Tage!
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