12. Juli 2015

Zeitgeist

Lange schon war ich nicht mehr in dem abseits der großen Ballungszentren auf der linken Elbseite gelegenem Hochland zwischen Tetschen (Děčín) und Aussig (Ústí n. L.). Eine Tour dorthin ist zwar immer mit reichlich Höhenmetern verbunden, vor allem, wenn man die kürzeste Verbindung über die Ausläufer des Osterzgebirges bzw. das Elbsandsteingebirge wählt. Aber mich drängelte ja niemand.

Deshalb habe ich auch gleich die Gelegenheit genutzt, die Direktverbindung von Kleppisch (einem Ortsteil der Gemeinde Bahratal) nach Raitza (Rájec) zu testen (s. Track vom 12.07., km 26,8 - 29,2).Weitestgehend nutzt man dabei einen gesplitteten Forstweg, und nur der letzte Kilometer ist inzwischen ziemlich zugewachsen. Der Weg ließ sich trotzdem noch gut befahren, auch wenn ich ziemlichen Respekt vor den auf die Piste ragenden Brombeerranken hatte. Solches Gestrüpp setzte nämlich mal vor Jahren einem Reifen meines Handbikes derart zu, daß ich ihn danach samt Schlauch wegschmeißen mußte.

Raitza selbst ist ein idyllischer, von der Welt vergessener Weiler. Ich denke, daß die Anwesen nur noch als Wochenend- und Urlaubsdomizile dienen - wie so häufig  in den ehemals von Deutschen besiedelten kleinen Ortschaften bei unseren Nachbarn. Das ist aber immer noch besser, als daß die Ansiedlungen wüst fallen.

Auch in dem oben erwähnten Hochland ist scheinbar die Zeit stehengeblieben. Man kann sich gar nicht so recht vorstellen, wie sich wenige Kilometer von den großen Städten im Elbtal eine derartige Abgeschiedenheit bemerkbar macht. Immerhin liegt hier aber das höchste Dorf (Ohren - Javory) mehr als 400 Höhenmeter über dem Elbtal.

Ein Denkmal, zwei Aussagen: links ab 1945, rechts ab 2015
Auf dem Rückweg wählte ich schließlich das Standardprogramm "Elbtal mit dem Buckel Waltersdorf". Kurz vor Pirna sprang mir das Ulanendenkmal ins Auge. Bereits am Freitag hatte ich bei der Vorbeifahrt bemerkt, daß daran etwas anders als bisher war. Heute dokumentierte ich die Veränderungen im Bild. Die alte Inschrift, die vermutlich erst nach 1945 dort eingemeißelt wurde, ist verschwunden. Nun liest man auf dem Gedenkstein einen Text, der diesen Unfall entsprechend der Auffassungen vor dem ersten Weltkrieg noch glorifiziert. Vielleicht ist es ja der originale Text - aber muß man Bilderstürmerei mit Bilderstürmerei vergelten? Warum kann nicht wenigstens ein Hinweisschild aufgestellt werden, der den vorherigen Text - vielleicht mit einigen dazugehörigen Erläuterungen ebenfalls erwähnt?!

Dieses Vorgehen hat in meinen Augen Methode. Gelebte Geschichtsklitterung anno 2015.

Track der Handbiketour vom 12.07.2015

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