26. Juli 2015

Wiedersehen macht Freude

Das Wetter gestern war sehr verhalten. Nach dem langen nächtlichen Regen schien eine durchgreifende Wetterbesserung nicht in Sicht. Kein Problem für mich, denn am Sonnabend hatte ich sowieso den Transfer zum neuen Basislager auf dem Camping Malga Ciapela vor.

Die Autofahrt von Predazzo durch das Fassatal bis Canazei nervte trotzdem. So schön und eindruckvoll die Szenerie ist, doch wenn sich Stoßstange an Stoßstange reiht, bleibt der Genuß auf der Strecke. Der Verkehr zu den Hauptstoßzeiten auf der Dresdner Königsbrücker Straße nimmt sich dagegen wie Kindergarten aus.

Zu allem Überfluß gab es nachts ein dermaßen heftiges Gewitter, daß ich davon wach wurde. Trotzdem hatte ich mir den Wecker auf um vier gestellt. Den brauchte ich jedoch nicht, mich mußte niemand zum Aufstehen motivieren! Denn die steilen Kilometer von Malga Ciapela zum Passo di Fedaia breiteten mir schon bei der Autofahrt tags zuvor einiges Kopfzerbrechen. Eine echte Herausforderung lauerte da auf mich.

Morgen am Passo di Fedaia
Und dieser stellte ich mich beim Anbruch des Tages. Kein Auto, kein Motorrad, nur ein paar Pfiffe von aufgescheuchten Murmeltieren - mein regelmäßiges Keuchen konnte man gewiß auf einige Entfernung vernehmen. Und dann wurden die Dolomitenfelsen rot von der aufgehenden Sonne angestrahlt … Als ich morgens da oben ganz allein am Fedaia-See entlangfuhr - unter blauem Himmel und vis-à-vis der gewaltigen Felsmauer der Marmolada - da überfiel es mich wieder urplötzlich: dieses unbeschreibliche Glücksgefühl, daß einem die Tränen in die Augen treibt. Jede Minute zeitigeres Aufstehen, jeder erkämpfter Höhenmeter war es wert. Momente, die sich tief in die Seele brennen.

Ich weiß nicht, wie viele Bilder ich auf dem Weiterweg geschossen habe, nur daß ich dafür bis Canazei unheimlich viel Zeit brauchte und es schließlich aufgab, die Kamera zu verstauen. Deshalb gibt es heute im Beitrag das Problem, (nur) EIN schönes Bild zu veröffentlichen.

Ab Canazei ging es wieder bergauf. Bei 8°C endlich die Gelegenheit, durch die Bewegung dem Körper etwas Wärme zuzuführen. Im Vergleich zum ersten Anstieg des Tages waren die folgenden 12 Kilometer zum Pordoijoch Entspannungstherapie. So locker bin ich selten einen Paß hochgekommen. Vermutlich ist die Sellarunde mit Grödnerjoch, Passo Campolongo, Pordoi- und Sellajoch auch deswegen so beliebt, weil die Steigungswerte hier nie lange im zweistelligen Prozentbereich verweilen. Eben etwas für ambitionierte Genußradler mit einer gewissen Grundausdauer.

Auf dem Pordoi war ich damit bereits zum zweiten Mal. Ein Wiedersehen mit Freude.

Nun rollte es fast ausschließlich bergab, bis oberhalb von Caprile die Straße zum Fedaiapaß abzweigt. Doch auch die letzten 400 Hm des Tages boten keine Gemeinheiten mehr. Gut zu wissen, denn diese Strecke werde ich (hoffentlich) übermorgen bei meiner nächsten Pässefahrt wieder als Zufahrt und auf dem Heimweg benutzen.

Wettergott, bleibe mir gnädig gesonnen!

Track der Handbiketour vom 26.07.2015

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