Nach dem witterungsbedingt erzwungenen Streichen meiner Freitagsfeierabendrunde stand einem zeitigen Start und damit einer längeren Tour am Sonnabend nichts entgegen. Dafür hatte ich noch eine Tour in der Schublade, die mich ostwärts bis hinter Böhmisch Leipa (Česká Lípa) führen sollte. Diese Gegend ist tatsächlich eines meiner Lieblingszielgebiete für größere Strecken, und doch gibt es dort immer noch neues für mich zu entdecken.
Zu früher Stunde des Tages herrschten (noch) sehr angenehme Temperaturen, sodaß ich bis Tetschen (Děčín) relativ flott die ersten 600 Hm hinter mich brachte. Auch im sich daran anschließenden Tal des Polzen blieb ich noch lange von der sich nun langsam entwickelnden Hitze verschont, die dann jedoch umso erbarmungsloser zuschlug, als ich hinter Straußnitz (Stružnice) das Tal in Richtung Tiefendorf (Bořetín) verließ.
![]() |
Vom südlichsten Punkt der Tour erblickt man am Horizont in Bildmitte die Bösige (Bezdězy) mit der Burg auf dem Bösig (Bezděz, Aufnahmeort) |
Auf dem Varhany-Bahntrassenradweg, über den ich schon einige Mal berichtet habe (zuletzt von der gemeinsamen Tour mit Christiane) erreichte ich bei durchschnittlich 3% Steigung schließlich den höchsten Punkt meiner Ausfahrt, wobei mir die Sonne bereits ziemlich einheizte. Deshalb machte ich auch beim Herrenhausfelsen (Panská skála) am Ende der ausgebauten ehemaligen Bahnstrecke keine Pause, sondern stürzte mich sofort in die kühlende Abfahrt. Eine längere Freß- und Trinkpause wurde trotzdem immer dringlicher, denn der Leistungsabfall wirkte sich mittlerweile auf's Tempo und auf die Belastungsfähigkeit bei Anstiegen aus.
Kurz hinter Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice) war ich 18 Minuten, 1 Apfel, einen Knoppers-Riegel, eine Waffelschnitte sowie ca. 500 ml Flüssigkeit (Wasser + Limonade) später soweit wiederhergestellt, um die noch folgenden Anstiege bis zum Elbtal klaglos zu meistern. Kurz vor 17.00 Uhr erreichte ich schließlich Pirna.
Obwohl ich am Abend noch zu einer (Vor-)Geburtstagsfeier wollte, konnte ich die Gelegenheit zu einem weiteren Langen Kanten (200+ km) nicht einfach ungenutzt verstreichen lassen. Zwar waren die mitgeführten 2,5 l Flüssigkeit inzwischen fast aufgebraucht und mein Körper forderte Energienachschub. Letztgenanntes Defizit konnte ich neben einigen Schlucken aus der Flasche durch den Einsatz meiner Wunderwaffe ausgleichen, es fehlten ja nur noch ca. 25 km bis zur 200. Am letzten Anstieg, den ich normalerweise gar nicht als solchen wahrnehme, habe ich mich diesmal bei Temperaturen von mehr als 30°C dennoch mehr schlecht als recht hochgequält.
Als ich endlich Zehn vor Sieben zuhause ankam, war ich komplett erledigt. Den abendlichen Besuch des Treffens einer ehemaligen Bergsportfreundin hätte ich mir stattdessen ersparen sollen, weil es aufgrund meiner Erschöpfung für beide Seiten nicht besonders erbaulich wurde und nur meine unbedingt notwendige Regenerationszeit verkürzte.
Erstaunlicherweise fühlte ich mich am Sonntagmorgen dennoch gar nicht so schlapp. Angesichts des angekündigten Schlechtwetters für den nächsten Wochenanfang brach ich darum nach Morgentoilette und Frühstück dann doch gleich zu einer weiteren Tour auf. Dabei ging es mir vorrangig um die Statistik, doch natürlich sollte das auch ein Test meines Regenerations- bzw. Belastungsvermögens für die nächste anstehende Alpenfahrt sein.
Intelligenterweise verlegte ich meinen ersten großen Anstieg aus dem Elbtal in die tiefen Gründe der Radroute im Nationalpark, welche von Stadt Wehlen hinauf zur Bastei(aussicht) führt. Diese rund vier Kilometer (s. Track vom 20.07., km 9,5 - 13,5) waren zwar größtenteils etwas holperig, d.h. ohne Asphaltdecke, verliefen dafür jedoch oft im kühlen Schatten. Oben mußte ich mich dann jedoch bald mit der Sonne auseinandersetzen.
Nach den Abfahrten auf dem Weg zurück in Richtung Pirna folgten nun bis Dresden nur noch vergleichsweise wenige und kurze Anstiege, und auch die Sonne machte endlich mal kurz Pause. Leider verschaffte mir das nicht die erhoffte Erholung. Alle meine körpereigenen Energiedepots hatte ich am Vortag bereits geplündert, nun konnte ich nur noch durch Essen (und Trinken) meinen Kalorienbedarf einigermaßen abdecken. Die Verarbeitung (Verdauung) dieses Nachschubs belastete den Körper zusätzlich, weshalb die ersten Kilometer nach den Freß- / Trinkpausen immer mühsamer wurden.
Auch an diesem Tag quälte ich mich schließlich am sonst immer durchaus gut zu bewältigenden Anstieg von Freital durch das Poisental nach Possendorf. Spätestens dort fiel dann aber die Entscheidung, sich den letzten Abstecher mit weiteren Höhenmetern nach Reinhardtsgrimma zu ersparen und statt der Rückfahrt im Müglitztal ab Schlottwitz bereits von Kreischa aus durch das Lockwitztal zur Elbe zurückzukehren. Damit blieb ich zwar unter meinem Wunschstreckensoll von 100 km, vermied aber bei einer Durchschnittstemperatur von 31°C die Gefahr gesundheitlicher Probleme durch Überhitzung. Einen Kreislaufkollaps wollte ich jedenfalls nicht riskieren - und zumindest gefühlt war ich nicht mehr weit davon entfernt.
Daher gelang es mir sogar noch - bei zugegebenermaßen flachem Streckenprofil - mein Wunschtempo zu erreichen. Das war ein versöhnlicher Ausklang dieses anstrengenden Tourenwochenendes. Mir gibt das die Zuversicht, in wenigen Wochen den großen Anstiegen der Alpen erneut gewachsen zu sein.
Keine Kommentare :
Kommentar veröffentlichen