Trotzdem hatte ich mir am Anfang der Woche die nächste Langstrecke zusammengestellt, ich will ja schließlich nicht aus der Übung kommen. Zumal in dieser Saison noch ein echter Kracher auf mich wartet, welcher eigentlich schon im vergangenen Jahr stattfinden sollte. Aber da hatte mein Navi schlappgemacht. Dabei benötige ich für das Projekt jede Minute, die man mit aufwendiger Analogkarten-Navigation einsparen kann.
Der gestrige lange Kanten sollte vom Anspruch her im Mittelfeld liegen. Vielleicht ein paar Höhenmeter mehr, als bei der Fahrt zur Halbinsel des Monte Argentario während meiner diesjährigen Toskanafahrt. Idealerweise nahm ich mir den größten Teil der Anstiege für den Hinweg vor, damit ich zum Schluß nur noch zu rollen brauchte. Obwohl, so ein kurzer, moderater Berg kann durchaus auch nach vielen Kilometern den Körper auflockern. Einmal befreit das von der Monotonie der gleichmäßigen Kurbelei, zum anderen kommt meist danach auch eine längere Abfahrt, bei der die Muskulatur entspannen kann.
Grimma war diesmal mein Umkehrpunkt, allerdings verliefen die ersten 70 km alles andere als entspannt. Die Kälte setzte mir dabei noch nicht einmal so sehr zu, doch mehrere Regenschauer zehrten bei diesen Temperaturen und dem leichten Gegenwind ziemlich an der Motivation. Auch deswegen, weil man auf den klitschnassen Straßen nicht so schnell fahren konnte, wie man gern wollte. Leidlich trockene Bekleidung geht vor Geschwindigkeit.
Die Stadt an der Mulde, die ich bereits von der Veranstaltung "Sachsen fährt ab" aus dem Jahr 2004 kannte, war für mich eine große Enttäuschung. Ich hatte mich darauf gefreut, den historischen Marktplatz mit seinem schönen Rathaus wiederzusehen. Stattdessen verschandelte unzählig viel Blech einer sogenannten Automesse die Kulisse. - Das wäre doch mal eine Idee ganz im Sinne des Umweltschutzes, ähnlich wie Zigarettenwerbung solche Marketingveranstaltungen zu unterbinden! Diese sich durch völlige Einfallslosigkeit auszeichnenden Vorstellungen nehmen einen immer größeren Raum auch in meiner Heimatstadt ein. Vielleicht ist dies aber auch ein Indiz für die aktuelle Interessenlage eines großen Teils der Bevölkerung. Deprimierend ...
Schloß Hubertusburg (Aufnahmeort) |
Als ich ich gegen 18.00 Uhr endlich bei Zehren den Elberadweg erreichte, waren dort schon die Radtouristenströme verebbt, so daß es auf den letzten Kilometern recht entspannt zuging. Über das Blaue Wunder wechselte ich bei einbrechender Dunkelheit noch einmal die Elbseite, denn die Pillnitzer Landstraße fährt sich immer recht abwechslungsreich. Mit meinem reflekierenden Überzug für den Rucksack bin ich gut zu sehen, und ich denke, dies honorieren die Autofahrer. Keiner hat mich nämlich böse angehupt, selbst bei Gegenverkehr. Schön, wenn die Kraftfahrer mich als gleichberechtigten Verkehrsteilnehmer akzeptieren.
Das ist nicht immer so.
Track der Handbiketour vom 29.04.2017
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