20. April 2024

Zug um Zug

Die Urlaubstage im Süden fliegen vorbei, jetzt sind wir schon den zweiten Tag in der Jugendherberge Bozen. Ich hatte die Reise aufteilen müssen, weil weder in Meran, noch in Bozen noch so viele Tage, wie gewünscht verfügbar waren. Aber den notwendigen Ortswechsel kann man auch positiv sehen.

Für mich galt das vor allem, weil mein tschechischer Kamerad den Transfer des Autos zur neuen Unterkunft übernahm. Dadurch ergab sich die prima Gelegenheit einer Tour mit unterschiedlichem Start- und Zielpunkt. Als hätte ich damit gerechnet (dem war aber nicht so, weil ich gar nicht dran gedacht habe!), befand sich unter meinen Planungen auch eine Strecke, die für eine solcherart Aktion nahezu prädestiniert war. Die Tour, welche Lád'a noch am Tag unsere Ankunft in Meran bei sommerlicher Hitze absolviert hatte, paßte genau zu meinen Vorstellungen.

Ich aber war am Donnerstag wesentlich besser dran. Manchen Radsportlern wäre es sicher zu kalt gewesen, doch für mich stimmte das Klima. Zumal nach einer sehr kurzen Einfahrphase der Anstieg gleichmäßig steil blieb. Erst in Hafling - der Heimat dieser bekannten Pferderasse - lag der anstrengendste Teil der Auffahrt hinter mir, doch selbst danach kamen noch weitere Anstiege. Nur fielen die im Höhenprofil nicht so auf, weil es ja lediglich knapp 100 Hm bergauf ging. Die Abfahrt hinunter nach Terlan im Etschtal ließ später meine Bremsscheibe glühen - bremsen, bis die Finger schmerzen. Dagegen rollte es sich dann auf dem Etschtal-Radweg völlig entspannt in Richtung Bozen.

Zum Schluß unternahm ich noch einen Abstecher zum Schloß Sigmundkron. Allerdings stand ich bald darauf etwas ratlos erst am geschlossenen oberen Burgtor, danach am Hauptzugang und mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen. Donnerstags ist dort nämlich Ruhetag.

Gestern stellte ich mir am Morgen relativ spontan eine weitere Strecke zusammen. Auf der Karte hatte ich oberhalb von Auer einen Radweg entdeckt, der auf einer ehemaligen Bahntrasse zu verlaufen schien. Das interessierte mich.

Auf der Radtrasse der Fleimstalbahn (Aufnahmeort)
Nach einer für hiesige Verhältnisse wenig spektakulären Anfahrt mit ein paar unbeabsichtigten Zackeln führte eine steile Asphaltrampe zum Radweg auf der früheren Trasse der Fleimstalbahn (s. Track vom 19.04., km 23.3). Dieser war zwar nicht asphaltiert, doch nicht zuletzt aufgrund seiner gleichmäßig moderaten Steigung trotzdem gut befahrbar. (Früher mußten hier ja die Züge hinauffahren.) Einige wenige Abschnitte der Bergauffahrt verließen das ehemalige Gleisbett zwar, auch gab es einmal ein gesperrtes Teilstück, welches mittels einer bis 17% steilen Umleitung umfahren werden mußte. Doch im Großen und Ganzen war dieser Anstieg ein echter Knüller. Ein beeindruckendes Viadukt, etliche Tunnel sowie immer wieder großartige Tief- und Weitblicke belohnten mich für die Entscheidung, die Strecke zu erkunden. Daß der Schotter mich aufgrund des höheren Rollwiderstands sowie größerer Pannengefahr zusätzlich ausbremste, nahm ich gelassen hin. Dafür blieben die eigentlichen Trassenteile komplett kraftverkehrsfrei, sodaß ich lange Zeit ganz allein durch lichten Wald oder Wiesen fuhr.

In Kaltenbronn, wo ich eigentlich nach Truden abbiegen wollte, entschloß ich mich zunächst zur Weiterfahrt zum San-Lugano-Paß. Den hatte ich zwar schon während der 2015er-Alpenpässejagd nach der Fahrt über das Reiter- zum Lavazejoch mit anschließender Abfahrt vom Jochgrimm passiert, aber eben noch nie ab dem Etschtal bezwungen. Diesmal nahm ich ihn nun ebenfalls in meine Pässe-Statistik auf. Außerdem verließ ich hier endgültig den Fleimstalbahnradweg nach mehr als 21 km.

Nach kurzer, schneller Abfahrt strengten mich die 130 Hm hinauf nach Truden mehr als erwartet an. Wahrscheinlich war ich im Geiste schon bei der folgenden Abfahrt zurück ins Etschtal. Doch ich erholte mich schnell. Statt des einfachsten Rückwegs nach Bozen auf dem Etschradweg wählte ich, einer Eingebung folgend, die Streckenvariante über den Kalterer See und Eppan. Wie sich am Ende herausstellte, verlief die Strecke damit für knapp 25 km (bis auf den letzten knappen Kilometer der Fahrt zur Jugendherberge) nur noch auf separaten Radwegen sowie einer weiteren - diesmal asphaltierten ehemaligen Bahntrasse (s. Track vom 19.04., km 75,0 - 85,0). Nach den 200 zusätzlichen Höhenmetern machte die lange Abfahrt einfach Laune.

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