27. Oktober 2025

Kurz - lang - kurz

Drei Handbiketouren sind es trotz einiger Hemmnisse in den vergangenen Tagen geworden. Aber letztlich konnte ich damit das wichtigste Monatsziel erreichen, und die Chancen stehen gut, daß ich mit einer Ausfahrt am kommenden Reformationstag auch noch mein Wunschziel hinsichtlich der Höhenmeter erreiche.

Bereits am Freitag sattelte ich meinen Drahtesel für eine Feierabendrunde, denn das angekündigte schlechte Wetter verzögerte sich offensichtlich. Natürlich wollte ich das Tageslicht maximal ausnutzen, schließlich war es der letzte Wochentag während der Sommerzeit. Dazu kam es dann allerdings nicht.

Als ich nämlich am Anstieg nach Burkhardswalde den Druck auf die Kurbel verstärkte, meldete sich mein linker Kurbelgriff. Zuerst nur mit mehren kurzen Knackgeräuschen (die registrierte ich schon seit einiger Zeit), dann jedoch mit einem längerem "Kreischen". Das kannte ich! Was nun passierte, überraschte mich deshalb nicht, hatte ich doch damit seit längerem gerechnet. Beim Kurbeln gab es in der Drehung immer mal Widerstand, bis diese schließlich blockierte und sich nur mit zusätzlichem Kraftaufwand wieder drehen ließ. Damit war der Tag gelaufen ...

Ich feilschte noch um ein paar Kilometer, steuerte aber nun mein Zuhause an. Dort lag das Ersatzteil schon bereit. Sonst hatte ich es immer schon mitgenommen, genauso wie das dafür benötigte Werkzeug zum Wechseln. Die Demontage des defekten Kurbelgriffs erwies sich aber als sehr schwierig, der Griff war extrem in der Kurbel festgezogen. Erst mein Nachbar konnte nach mehreren Versuchen mit seinem speziellen Maulschlüssel das Schraubgewinde lösen. Der Rest ging dann flott von der Hand - zum Glück! (Übrigens: diese Kurbel bzw. deren Kugellager haben seit Januar 2018 immerhin fast 109 Tkm durchgehalten!)

Sonntags sollte es noch schlechteres Wetter geben. Das hatte ich Lád'a auch am Vortag mitgeteilt, womit ich vielleicht eine weitere gemeinsame Tour absagte. Doch draußen sah es derzeit gar nicht so schlecht aus, der Regen sollte wohl auch erst nachmittags im Gebiet ankommen. Eingedenk meines angestrebten Monatsziels machte ich mich daher - etwas zeitiger als sonst - auf den Weg.

Weil die Wetterlage nicht nur stabil blieb, sondern sich nun immer öfter die Sonne zeigte, bog ich in Herrnskretschen (Hřensko) spontan ins Zappenland ab. Die dabei gewählte Streckenvariante durch Jons- (Janov) und Rosendorf (Růžová) nach Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) und zurück nach Tetschen (Děčín) über Loos- (Ludvíkovice) und zusätzlich Falkendorf (Folknáře) bin ich noch nie gefahren. Hier wurde es sogar richtiggehend schön, die Sonne wärmte, und es herrschte eine sehr gute Sicht. Dazu die  Laubfärbung auf ihrem Höhepunkt ... alles zusammen eine Herbststimmung, die kurz vergessen machte, daß diese Tage auch den Abschied von Licht und Wärme bedeuten.

Herbstliche Farbenpracht im Elbtal vor 
Niedergrund (Dolní Žleb), vom Elberadweg aus
gesehen (Aufnahmeort)
Im Elbtal sollte es dann eigentlich nur auf dem Radweg entlang des Flusss nachhause gehen, doch in Krippen stach mich wieder mal der Hafer. Es war erst 13.30 Uhr, auch fühlte ich mich - nicht zuletzt wegen des herrlichen Wetters - ausreichend motiviert für meine Standard-"Rennstrecke" im südlichen Elbsandsteingebirge (s. Track vom 25.10., km 78,2 -95,6).

Am Ende des langen, jedoch gemäßigten Anstiegs kam mir ein Rollskifahrer entgegen. Er steuerte direkt auf die Abfahrt zu. Das interessierte mich, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie er den Berg hinunter bremst. Wir kamen sofort ins Gespräch: zuerst beantwortete er meine Frage und zeigte mir die spezielle Bremsvorrichtung an seinem Rollski und deren Funktionsweise. Da wir ganz offensichtlich ähnlich tickten, kamen wir bald auch über andere Dinge ins Gespräch. Skifahren, Klettern, meinen Unfall ... Er hatte außerdem ebenfalls an der Raddemo teilgenommen und sich dort mit mir unterhalten (woran ich mich aber nicht mehr erinnern konnte). Zum Schluß fragte auch ich ihn nach seinen Namen. Sofern es mir möglich gewesen wäre, hätte ich kurz darauf strammgestanden. Denn es war Gunter Gäbel, einer der sehr guten Kletterer im Elbsandstein und ehemaliger Landestrainer für das Wettkampfklettern. Ich sag's ja immer wieder: die richtigen Experten - diejenigen, die über den Dingen stehen - sind wie Du und ich. Ohne Arroganz, ohne Besserwisserei, ohne Belehrungen. Im Wissen um ihr eigenes Können zollen sie auch Leistungen ihre Anerkennung, die weit unterhalb der eigenen Grenzen liegen.

Auf der Heimfahrt beschäftigte ich mich im Geiste noch eine ganze Weile mit dieser Begegnung. Mein "Umweg" über Cunnersdorf hatte sich gleich in mehrfacher Hinsicht gelohnt.

Der Sonntag war für sportliche Aktivitäten im Freien bereits abgehakt, doch dann öffnete sich erneut ein Wetterfenster. Zwar sah man auf dem Online-Regenradar schon dunkelblaue Regengebiete heranziehen, aber sie kamen nur sehr langsam voran. Zumindest für eine weitere kurze Tour würde die Zeit reichen.

Zunächst stemmte ich mich gegen den immer kräftiger werdenden Westwind, bevor ich über die Dresdner Grundstraße ins Schönfelder Hochland fuhr (s. Track vom 26.10., km 17,2 - 20,0). Dieser ziemlich gleichmäßige Anstieg läßt sich recht gut fahren, sofern man auf dem Radweg den starken Kraftverkehr ignoriert. Wie mir Gunter am Tag zuvor erzählte, findet hier im Sommer sogar ein inoffizielles Rollski-Rennen statt.

Durch das Schönfelder Hochland wählte ich danach eine eher selten befahrene Streckenvariante auf der Landstraße (und nicht den Bahntrassenradweg). Nach der Fertigstellung der Brücke über die zukünftige Umgehungsstraße ist mittlerweile auch die Straße zwischen Eschdorf und Dittersbach wieder freigegeben. Für mich war das die Premiere seit dem Umbau.

Am Ortsausgang von Stürza mußte ich mich entscheiden, entweder noch einen Haken über Hohnstein zu schlagen oder auf dem schnellsten Weg wieder ins Elbtal zurückzukehren. Nach Konsultation des Regenradars auf meinen Smartphone entschied ich mich für Letzteres und schaffte es trocken bis kurz nach halb Eins nach Pirna.

Den bald darauf einsetzenden Landregen beobachtete ich schon von meiner Wohnung aus.

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