31. Dezember 2014

Jenseits von Eden

Und husch, husch - weg ist es, das Jahr. Jetzt liegt mehr als genug Schnee vor der Tür, doch im vergangenen Winter reichte er nie für Skitouren. Leider!

Dafür konnte ich umso häufiger mit dem Handbike fahren. Bereits am 2. Januar begann für mich auf einer gemeinsamen Tour mit meinem tschechischen Kameraden Lad'a die Saison. Im gesamten Jahr wurden es dann auf 110 Touren 12.445 km mit 128.712 Hm. Das ist wieder mal für mich ein neuer Rekord. Selbst nach meiner OP wegen des Karpaltunnelsyndroms an der linken Hand kamen noch zwei Touren hinzu, weil die Heilung der Operationswunde überraschend schnell verlief.

Solch herausragenden Unternehmungen wie die Teilnahme an der Vätternrundan im Jahr 2008 und dem Styrkeprøven 2012 sowie die 2013er-Fahrt auf der "Plus haute route d’Europe" fehlen zwar in diesem Jahr, dennoch gab es einige bemerkenswerte Aktionen. Dazu zähle ich auf jeden Fall:
- die 4 ZweihundertPlus-Touren nach Reichenberg (Liberec), Hirschberg am See (Doksy), Melnik (Mělník) und zum Georgsberg (Říp), dem heiligen Berg der Tschechen,
- mein alljährlicher Alpenpässejagd-Urlaub, diesmal mit Touren in der Westschweiz, durch das österreichische Kaunertal sowie rund um Passeier- und Pustertal in Südtirol, auf der ich 13 Höhen- und Paßstraßen befahren habe,
- dazu gehört weiterhin die Rundfahrt um den Genfer See und mit der Gotthard-Runde meine bisher konditionell anspruchsvollste Fahrt im Alpenraum
- sowie einige spannende Gelände-Touren im heimischen Elbsandsteingebirge, aus denen die Befahrung der Radtrasse 3076 von Kamnitzleiten (Kamenická Stráň) zur Grundmühle (Dolský Mlýn) heraussticht.

Obwohl ich doch sehr auf's Handbiken fixiert bin, kam bei mir im Jahr 2014 sogar die Kultur nicht zu kurz. Als Laie durfte ich bei dem Musiktheaterstück "Expedition Freischütz" der Bürgerbühne des Staatsschauspiels Dresden als Darsteller mitwirken, welches derzeit immer noch ein- bis zweimal monatlich auf dem Spielplan steht. Die Proben bis zur Premiere im April eröffneten mir nicht nur eine ganz neue und unheimlich interessante Welt, sondern boten auch die Möglichkeit zur Selbstreflexion.

Hin und wieder habe ich allerdings den Eindruck, daß sich manche Handbiker zunehmend durch meine zahlreichen Aktivitäten und den Berichten davon unter Druck gesetzt fühlen. Dazu gibt es aus meiner Sicht gar keinen Grund, denn ich möchte mit niemanden konkurrieren. Jedoch mache ich auch aus meiner Skepsis gegenüber dem omnipräsenten Rennsport und dem eigenartigen Gebaren einiger Wettkämpfer gar keinen Hehl. Gleichwohl hätte ich nie gehässige verbale Attacken gegen mich für möglich gehalten. Oder ist es einfach nur Neid und das ernüchternde Gefühl der eigenen Bedeutungslosigkeit, die zu solchen Entgleisungen führen? Nun ja, ganz vorne weht immer ein scharfer Wind.

Wie gut, wenn es Menschen gibt, auf die ich mich verlassen kann. Meine Verwandten, meine Freunde und Weggefährten machen mit ihrer Unterstützung vieles überhaupt erst möglich und stärken mir damit den Rücken. - Ohne sie bin ich nichts!

28. Dezember 2014

Verdammt lang her ...

Eher zufällig habe ich festgestellt, daß es das Video von meiner Fahrt auf den Col d'Agnel in den französischen Alpen im Jahr 2013 nicht mehr gibt. Ich hatte dazu einen kurzen Beitrag im Blog veröffentlicht.

Da mir Raymond Charras jedoch das Rohmaterial überließ, konnte ich nun einen eigenen kurzen Beitrag zusammenschneiden. Ursprünglich wollte ich das sowieso noch machen.



Auch wenn diese Tour bereits längere Zeit zurückliegt, so sind die bewegten Bilder doch eine schöne Erinnerung an diesen Tag. Mir hat es im Südosten Frankreichs mit dem bereits mediterran beeinflußten Klima ausnehmend gut gefallen, so daß ich gern zurückkommen werde.

Vielleicht klappt es ja damit im kommenden Jahr.

26. Dezember 2014

Immer noch nicht genug!

Heute morgen schneit es kräftig. Das erste Weiß in diesem Winter. Doch gestern gab es bei teilweise aufgelockerter Bewölkung und frischem Wind nicht nur eine gute Sicht, sondern zudem angenehme - weil das Schwitzen verhindernde - Temperaturen um 5°C.

Ich wollte im Jahr 2014 immer noch einmal auf die Brandaussicht, doch bei meinen letzten Touren ließ sich das nicht so richtig in die Streckenführung einbauen. Jetzt habe ich das jedenfalls auch abgehakt. An Wochenenden und über die Feiertage ist auf dem Weg zur Aussicht (s. Track vom 25.12., km 47,0 - 49,7) oft viel Begängnis. So verwundert es nicht, daß ich dort wieder etliche gute Bekannte getroffen habe. Für einen Schwatz bleibt da immer Zeit.

Blick von der Brandaussicht nach Südwesten über die Tafelberge der Vorderen Sächsischen Schweiz 
Die Brandaussicht selbst ist ein Traum. Dort bin ich immer wieder gern, weil sie wegen das längeren Anmarschs weniger durch Besuchermassen heimgesucht wird, als die bekanntere Bastei. Außerdem gibt es dort mit der Brand-Baude eine gemütliche und sogar barrierefreie Einkehr mit moderaten Preisen. (Einen Eindruck vermittelt eine kurze Videosequenz aus einem MDR-Beitrag.) Für Rollifahrer unbedingt eine Empfehlung!

Davor bin ich einen kleinen Umweg über die welligen freien Flächen nördlich meiner Heimatstadt gefahren. Besonders wenn der Wind - so wie gestern - kräftig aus westlicher Richtung weht, kommt man dort prima voran. Dafür ging es dann für den Rückweg zwischen Krippen und Königstein durch die Wälder des südlichen Elbsandsteingebirges. Dieser Abschnitt (s. Track vom 25.12., km 66,6 - 79,9) ist aufgrund des ausgezeichneten Straßenbelags und der sehr geringen Verkehrsdichte eine erstklassige Rennstrecke.

Noch vor der Dunkelheit war ich wieder zuhause.

Track der Handbiketour vom 25.12.2014

24. Dezember 2014

"Zwei Jahre Ferien"

So lautet der Titel eines Abenteuerromans von Jules Verne, das von der Robinsonade einer Gruppe schiffbrüchiger Jungen erzählt. - Das hätte ich nie ausgehalten! Bereits 12 Tage nach der Operation stand ich kurz davor, wegen der zwecks Heilung erzwungenen Untätigkeit einen Wohnungskoller zu bekommen.

Doch als Anfang der Woche die Fäden endlich gezogen worden waren, gab es für mich am Vorweihnachtstag kein Halten mehr. Trotz des kräftigen Westwindes mußte ich auf's Rad! Bei überaus milden 10°C konnte ich dabei sofort wieder an alte Form anknüpfen. Entgegen meiner Befürchtungen scheint die Ruhepause keine negativen Auswirkungen hinterlassen zu haben. Bei den Höhenmetern habe ich mich zwar zurückgehalten, doch dafür war ich auch schneller als sonst unterwegs.

Am meisten Kopfzerbrechen bereitet mir derzeit mein Antrieb. Nicht nur, daß irgendein Blindgänger einen Befestigungsarm des Kettenschutzes verbogen hat, als das Handbike die Tage über unbenutzt im Hausflur stand. (Heutzutage sagt ja niemand mehr Bescheid, wenn er einen Schaden angerichtet hat.) Auch meine Kette ist dermaßen überdehnt, daß es extrem knirscht und der Kettenspanner diese nicht mehr komplett straff bekommt. Mein Mechaniker riet mir im Herbst, mit dem Austausch des gesamten Antriebs noch bis nach der schlechten Jahreszeit zu warten. Das war vor knapp 3 Monaten, doch seitdem sind weitere 3000 km hinzugekommen... Ich hoffe nur, daß die Kette bis zum Wechsel nicht reißt. Momentan kann ich dies nicht mehr ausschließen. Im Anschluß an die in ein paar Tagen fällige Putzaktion muß der Bock unbedingt in die Werkstatt!

Nach dem recht späten Start bin ich gestern am späten Nachmittag noch in die Dunkelheit gekommen. Leider hatte ich kein Fotostativ mitgenommen. Das wäre eine schöne Nachtaufnahme geworden! Von der Harte nach Dorf Wehlen überblickt man wunderbar die Dresdener Elbtalweitung im Westen. Bei dem klaren Wetter ein einziges großes Lichtermeer.

Track der Handbiketour vom 23.12.2014

19. Dezember 2014

Zu neuen Ufern

Die Zeit schleicht so dahin. Noch muß ich mich in meinem Bewegungsdrang extrem zurückhalten, damit die Operationsnarbe gut verheilt. Für mich ist diese erzwungene körperliche Passivität sehr gewöhnungsbedürftig und ich befürchte, daß ich dabei körperlich abbaue.

Immerhin komme ich nun zu Dingen, die ich das Jahr über vor mir hergeschoben habe oder für die einfach keine Zeit war. Die Aufarbeitung der Clips von den Proben zum Theaterprojekt "Expedition Freischütz" gehört dazu.

Bereits mehrmals hatte ich im Blog davon berichtet, so von den ersten Proben und der Premiere im April. Auch einen kurzen Beitrag im MDR-Sachsenspiegel gab es dazu. Jetzt veröffentliche ich noch ein eigenes kurzes Video. Hier kommt es:



Für mich war dieser Ausflug in die Welt des Theaters absolutes Neuland. Dieses Erlebnis sowie die damit verbundenen Begegnungen, der Austausch untereinander und das Knüpfen von Bekanntschaften außerhalb meines doch stark fokussierten sportlichen Umfelds eröffnete mir ganz neue Perspektiven, die Welt um mich herum wahrzunehmen und meinen Platz in diesem Gefüge zu finden. Dieses erfolgreiche Experiment hat mich enorm bereichert.

Wer jetzt neugierig darauf ist, etwas von meiner eigenen Geschichte zu erfahren, kann sich derzeit immer noch das Theaterstück anschauen. Hier findet sich der Spielplan.

15. Dezember 2014

Fahren nach Zahlen

Bereits einige Male haben mich Handbiker danach gefragt, was ich mache und wie ich trainiere, um die hier im Blog veröffentlichten Touren fahren zu können. Für viele ist es offensichtlich nur schwer vorstellbar, daß selbst Strecken von mehr als 100 km Länge für mich nicht mehr zwangsläufig eine Herausforderung darstellen.

Meine Antwort lautet dann jedesmal: Die Leistung kommt durch Kontinuität über einen langen Zeitraum. Wer dafür keine Geduld hat, wird sich und seinem Körper keinen Gefallen erweisen. Wenn ich beispielsweise höre, daß manche Fahrer exzessiv über mehrere Stunden am Stück auf der Rolle trainieren, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Freilich habe ich zur Vorbereitung auf meine großen Projekte - wie u.a. die Vätternrundan und den Styrkeprøven - auch die Rolle genutzt. Das dann aber täglich und niemals länger als 45 Minuten pro Einheit, und zwar als Steigerungstraining nach Herzfrequenz. Meistens ist es jedoch besser, so regelmäßig wie möglich seine Kilometer auf der Straße zu absolvieren, weil diese Verhältnisse zuhause nur unzureichend simuliert werden können.

Im Laufe meiner jetzt 15jährigen Handbikerlaufbahn ist auf diese Art und Weise einiges zusammengekommen. Ich war selbst überrascht, wieviel. Doch wer sich die Übersicht genau anschaut, wird feststellen, daß es eben NICHT von Null auf Hundert innerhalb kürzester Zeit geht. Das, was ich heute fahre, basiert auf einer Entwicklung über viele Jahre. Möglicherweise hilft die Tabelle manchem übermotivierten Athleten, seine ehrgeizigen Ziele entsprechend einzuordnen.

Seit 15 Jahren im Handbike unterwegs ...
Übrigens, Sportler ohne Handicap sind oft erstaunt darüber, warum für mich die Teilnahme an Wettkämpfen niemals ein Thema war. Sicher - die entsprechende Ausrüstung vorausgesetzt - halte ich es inzwischen für durchaus möglich, bei sportlichen Vergleichen mit ähnlich eingeschränkten Handbikern um vordere Plätze mitfahren zu können. Vielleicht sogar international.

Die Frage ist, ob ich das überhaupt will. Und meine klare Antwort darauf lautet: NEIN. Nur einer kann gewinnen, und man fährt GEGEN jeden anderen Fahrer im Feld. Konkurrenz führt zu Konflikten, zu Neid, Anfeindungen und Frust, manchmal darüberhinaus gepaart mit solch unschönen Begleiterscheinungen wie Tätlichkeiten, Sabotage oder Doping. - Ich jedoch möchte gemeinsam MIT Gleichgesinnten unterwegs sein, Herausforderungen bewältigen, die Landschaft erleben und Zeit für Begegnungen haben.

Wahre Kraft macht keinen Lärm. Sie ist da und wirkt.

14. Dezember 2014

Nach der OP

Ich bin wieder zuhause. Es klingt wirklich ein bißchen merkwürdig, aber nach meiner Operation am 11. Dezember mußte ich bereits am Nachmittag des folgenden Tages mein Bett im Krankenhaus räumen. Wie gut oder schlecht ich mit der durch eine Schiene ruhiggestellten Hand klarkomme, spielte bei dieser Entscheidung offensichtlich eine untergeordnete Rolle.

Das ganze ganze Handgelenk muß nach der OP
mit einer Schiene ruhiggestellt werden
Die Operation selbst verlief völlig unproblematisch. Mein linker Arm wurde dazu örtlich betäubt, indem er zunächst durch eine Druckmanschette vom Blutkreislauf abgeschnitten und anschließend ein Narkosemittel in den Handrücken injiziert wurde. (Irgendwie kam ich mir auf der Operationsliege mit den abgespreizten Armauflagen wie ein Todeskandidat beim Setzen der Giftspritze vor.) Eine halbe Stunde später hatte ich sämtliche Sensibilität im und die motorische Kontrolle über den Arm verloren und kam unters Messer. Leider konnte ich dabei nicht zuschauen, denn ein Sichtschutz versperrte mir den Blick. Nach weiteren ca. 20 Minuten war der Eingriff, bei dem das Dach des Karpaltunnels (= ein Gewebeband) durchtrennt wird, Geschichte.

Auch die Wundheilung macht inzwischen gute Fortschritte, sodaß ich bereits den linken Arm teilweise belasten kann. Ich muß halt nur den Handballen vor direktem Druck bewahren. Das ist als Rollifahrer manchmal ziemlich umständlich und zeitaufwendig, aber es geht. Nach 10 Tagen sollen die Fäden gezogen werden, und dann bin ich hoffentlich wieder etwas mobiler.

Das schlechte Wetter macht mir den Hausarrest jedoch erträglicher. - Gut für die Hand.

7. Dezember 2014

Abgesang

Zwei Aktivitäten standen an diesem Wochenende zur Auswahl:  Schwimmen, Saunieren und Genießen in der Toskana-Theme Bad Schandau oder noch ein paar Bonuskilometer auf dem Handbike. - Weil ich niemanden so richtig zum Plantschen motivieren konnte, entschied ich mich für letzteres. Es waren sowieso mit hoher Wahrscheinlichkeit meine letzten Touren in diesem Jahr.

Zum Nikolaus zog es mich noch einmal nach Böhmen. Die Strecke fahre ich vor allem deshalb ganz gerne, weil nach der Überquerung der Ausläufer des Ostergebirges bzw. der höchsten Stellen der wie ein Lesepult aufgestellten Sandsteinplatte der Sächsisch-Böhmischen Schweiz es dann ganz entspannt in Richtung Elbtal rollt. Dort selbst gibt es ebenfalls keine nennenswerten Anstiege mehr zu bewältigen, wenn man nicht - wie ich es diesmal gemacht habe - die Elbschleife bei Königstein "abkürzen" will.

Das Wetter hätte besser sein können, doch zu dieser Jahreszeit ist das wohl normal. Am nächsten Tag sollte es ja schöner werden - ich wollte noch einmal die Sonne sehen!

Jahresabschluß mit Henni und Jimmy
Daraus wurde jedoch nichts. Im Gegenteil, aus dem mit dichten Wolken verhüllten Himmel tröpfelte es sogar hin und wieder ganz leicht. Je höher ich kam, umso näher kam die Wolkendecke, die wie angeklebt festhing. Kein Wunder, denn der Wind hatte heute Ruhetag.
Jedoch ließen sich damit die Temperaturen knapp über 0°C ausnehmend gut ertragen. Auch heute war ich am Oberkörper nur mit einem langen Unterhemd, einem Langarm-  und einem Kurzarmtrikot sowie dem obligatorischen Nierengurt ausreichend verpackt. Damit ist man natürlich viel beweglicher, als in einer dicken und damit steifen Winterjacke. Lediglich auf der langen Abfahrt nachhause zog ich mir noch meine Nylon-Regenjacke über, weil der Fahrtwind dann eben doch durch die feuchte Kleidung drang.

Dermaßen eingepackt, machte ich kurz vor dem Abpfiff noch einen Zwischenstop bei meinen Freunden in Gombsen für das Jahresabschlußbild. Das nächste Mal will ich aber in Badehose mit Henni posieren - und zwar in einer schönen, warmen Badelandschaft!

Track der Handbiketour vom 06.12.2014
Track der Handbiketour vom 07.12.2014

30. November 2014

12.000!

Ein Navigationsgerät würde mir mitteilen: "Sie haben Ihr Ziel erreicht!". Gestern habe ich die von mir nie für möglich gehaltene Marke geknackt. Die innerhalb eines Jahres mit dem Handbike zurückgelegten 12.000 Kilometer dürften dabei genauso selten durch andere Handbiker (einschließlich der sogenannten Leistungssportler) geschafft werden, wie die gleichzeitig absolvierten 125.000 Höhenmeter. Doch schlußendlich ist das alles nur Zahlenspielerei.

Wichtiger erscheint mir etwas, was ich auf meiner Sonnabend-Tour - fast wie zur Feier des Tages bestellt - erleben durfte.

Nachdem ich zunächst wegen des strammen Südostwindes die ausgedehnten Wälder des südlichen Elbsandsteingebirges unsicher gemacht hatte, wandte ich mich in Richtung Bad Schandau. Von dort wollte ich zum letzten Mal in diesem Jahr das wildromantische Polenztal durchfahren. Ab der Waltersdorfer Mühle ist der Wanderweg zwar für Radfahrer gesperrt, dennoch gehe ich davon aus, daß Handbiker auf dem folgenden Teilstück bis zum Gasthaus Polenztal (s. Track vom 29.11., km 55,9 - 58,7) toleriert werden, sofern sie sich rücksichtsvoll verhalten. Überdies ist dieser Weg sowieso nur mit geländetauglichen Handbikes zu befahren, da es mehrere kleine Steinhindernisse gibt.

Genau in diesem Abschnitt baute sich vor mir plötzlich ein großes Gewusel auf. Wie sich bald darauf herausstellte, waren die vielen Wanderer in Familie mit ihren Kindern unterwegs auf Glühweintour. Das ist bei den Einheimischen in unserer Gegend zu dieser Zeit eine schöne Tradition. Wenn die Finger am Fels vor Kälte erstarren und das Klettern damit immer schwieriger wird, man jedoch trotzdem gern draußen sein möchte, kommt eine Tasse warmen Glühweins gerade recht. Früher haben wir immer gleich bei dieser Gelegenheit auf den Wanderungen die (Kletterwunsch-)Projekte für das kommende Jahr ausgekundschaftet.

Glühwein und Stollen - Adventsüberraschung im Polenztal
Dieser lustige Haufen lud mich also zu einem warmen Schluck Glühwein ein. Dazu holte einer sogar den selbst gebackenen Stollen aus dem Rucksack, den er extra für mich anschnitt! - Hier habe ich mich sofort wohlgefühlt. Es tut so gut, mitten unter Gleichgesinnten zu sein! Jedesmal freue ich mich über solche Begegnungen wie ein kleiner König. Die uns allen gemeinsame Freude an der Bewegung im heimatlichen Gebirge verbindet. In diesen Augenblicken möchte ich mit niemanden tauschen.

Auf meinem Weiterweg gab mir dieses Erlebnis noch lange Schwung, und still in mich hineinlächelnd ließ ich die Saison noch einmal Revue passieren. Denn egal, wo ich bin, so etwas passiert mir immer wieder. Vielleicht ist es eine besondere Gabe, daß ich anderen offen und ohne Dünkel entgegentreten kann.

Denn damit wird mein Handicap zur Nebensache.

Track der Handbiketour vom 29.11.2014

24. November 2014

Endspurt

Es geht auf die Zielgerade. Nun gut, Spurt kann man es nicht unbedingt nennen - vor allem nicht während der Wald- und Wiesensafari, in die ich gestern mal wieder unvorhergesehen geraten bin. Doch das läßt sich locker verschmerzen.

Die Wolfssäule in der Dippoldiswalder Heide
Trotz oder gerade wegen der recht kühlen Temperaturen nahm sich die Sonne an beiden Wochenendtagen viel Zeit. Bei herrlichem Wetter konnte ich so am Sonnabend meine Runde in Richtung Westen Stück um Stück weiter ausdehnen. Daß es in Richtung Freiberg gehen sollte, stand zwar schon am Morgen fest, aber bis dorthin sind es von Pirna immerhin um die 60 km. Mit Hin- und Rückweg kommen also mindestens 120 km zusammen. Da muß man zu dieser Jahreszeit auf jeden Fall ein paar Kilometer im Dunkeln einplanen.

Auf dem Markt in Freiberg waren bereits die Weihnachtsmarktbuden aufgebaut. Die Freiberger scheinen es ziemlich eilig mit dem Jahresende zu haben. Naja, die Handelsketten machen es ja vor. Da stehen bereits im September Weihnachtssachen im Regal. Ich boykottiere beides. Alles zu seiner Zeit.

Sonntags wollte ich eigentlich eine ruhige Runde ohne viel Höhenmeter drehen. Doch der teils stürmische Südostwind machte mir einen ziemlich dicken Strich durch die Rechnung. Viele Kilometer stemmte ich mich auf offenem Land gegen ihn, was nicht nur die Geschwindigkeit nach unten drückte, sondern auch gehörig an der Substanz zehrte. Das bisher noch unbekannte Stückchen das Neustädter Radrundweges (s. Track vom 23.11., km 53,9 - 55,8) war dagegen reine Erholung, weil es dabei durch dichten Wald ging.

Auf der Erkundung des Weiterwegs entsprechend eines mir vorliegenden Tracks kam ich jedoch in Teufels Küche. Der zunächst breite Forstweg wurde bald zu einer Holzrücketrasse, welche nicht nur ein sumpfiges Bachbett sondern bald darauf einen schlüpfrigen Anstieg über grasbewachsene Heide bereithielt. Zweimal mußte ich runter vom Bock und einige Meter robbend mein Handbike hinter mir herziehen, bis ich wieder in besseres Gelände kam. In dieser abgeschiedenen Ecke war ich vollkommen auf mich alleingestellt. Glücklicherweise wurde es weniger nervig als befürchtet, denn die Sonne schien, und trotz des aufgeweichten Bodens blieb mir eine Schlammschlacht erspart. Inzwischen habe ich bei solchen Aktionen die unbedingt nötige Routine, um nicht völlig die Fassung zu verlieren. Regel 1: Ruhe bewahren. Regel 2: Zeit spielt keine Rolle. Regel 3: Volle Konzentration auf den nächsten Meter. - Bisher habe ich so noch jedes unerwartete Hindernis überwunden.

Nach diesem unfreiwilligen Intermezzo nahm sich anschließend der Weiterweg wie Kindergeburtstag aus, zumal nur noch wenige und kurze Gegenanstiege kamen. Endlich hatte ich auch den Wind im Rücken. Bevor es dunkel wurde, war ich zurück.

Am nächsten Wochenende wird dann der Sack zugebunden.

Track der Handbiketour vom 22.11.2014
Track der Handbiketour vom 23.11.2014

21. November 2014

Kurz vor dem Ziel

Grau, regnerisch, kalt - so stelle ich mir immer den November vor. Das ist durchaus kein Wetter, um tagsüber mit dem Handbike unterwegs zu sein. Doch so kurz vor dem Ziel kann mich (fast) nichts aufhalten. Schönwetterfahrer gibt es schon genug.

Allerdings vermeide ich an solchen Tagen übermäßig anspruchsvolle Touren. Es reicht schon völlig aus, wenn die Nässe ganz langsam vom Körper Besitz ergreift und man nur dann nicht auskühlt und friert, solange man in Bewegung ist. Die Abfahrten sind sowieso nur mit angezogener Bremse möglich, weil ich nicht komplett vom Spritzwasser der Straße durchgespült werden will.

Nach einer wegen des Nieselregens mehr oder weniger entspannten Tour durch das Dresdener Umland machte ich auf dem Rückweg einen kleinen Umweg über Kreischa. In dem nach Tscheckwitz verlegten Zentrum für Querschnittgelähmte der Bavaria-Klinik lasse ich mich in regelmäßigen Abständen wiegen. Die 63,2 kg auf 1,66 m Körpergröße gehen in Ordnung, schließlich hatte ich mir gestern viele und inzwischen auch nasse Bekleidungsschichten übergestülpt.

Mal sehen, ob es sich am kommenden Wochenende wieder zu fotografieren lohnt. Gestern hätte man auch ein graues Blatt Papier ablichten können.

Track der Handbiketour vom 20.11.2014

19. November 2014

Video: Offroad zur Grundmühle

Ein völlig verregneter Buß- und Bettag macht’s möglich: Das Video von der Handbike-Befahrung der Radtrasse 3076 von Kamnitzleiten (Kamenická Stráň) zur Grundmühle (Dolský Mlýn) bei Dittersbach (Jetřichovice) in der Böhmischen Schweiz ist fertig.

Es mag sein, daß die Abfahrt im Beitrag gar nicht so schwierig und damit spektakulär aussieht. Doch sie IST es! Ich hatte selbst mit dem recht großen Rahmenabstand vom Boden (12 cm) mindestens zweimal mit dem Untergrund Kontakt. Das größte Problem ist dabei der Umstand, daß man die schwierigen Stellen vorher nicht einsehen kann. Der Wanderweg verschwindet an diesen Stellen quasi hinter den Blickhorizont. Damit wird das zu einer Fahrt ins Nichts. Wenigstens beim ersten Mal ist das ziemlich gewöhnungsbedürftig.

Hier kommt also das Ergebnis. Die Kommentare dürfen dabei durchaus auch als Tips für Wiederholer im Handbike verstanden werden:

Naß ohne Schweiß

Normalerweise bin ich nach einer Tour immer klitschnaß vom Schweiß. Gestern war das anders. Da bin ich mal wieder so richtig schön durchgespült worden.

Aber irgendwie war das abzusehen. Bereits eine knappe Stunde nach meinem Start begann es leicht und andauernd zu nieseln. Eigentlich ist etwas Feuchtigkeit von oben gar nicht so unangenehm, weil diese beim Bergauffahren den Körper kühlt und bei mir das Schwitzen verhindert.

Als ich dann im Bielatal auf die böhmische Seite wechselte, wurde das Wetter sogar richtiggehend freundlich. Den gesamten tschechischen Teil der Strecke bin ich dann im Trockenen gefahren.

Leider änderte sich das auf meinem Extrazackel durch das Kirnitzschtal. Das Getröpfel wuchs sich bald zu einem leichten Landregen aus, der mich auf dem gesamten Nachhauseweg begleitete. Definitiv kein Fotowetter. Aber nach einer halben Stunde hat man sich an die Nässe gewöhnt und es geht fast genauso flott voran, wie bei trockenem Wetter. Zumal jetzt jede Bewegung zusätzlich dafür benötigt wird, um nicht auszukühlen.

Endlich zuhause, ist es dann bei solchem Wetter am schönsten.

Track der Handbiketour vom 18.11.2014

17. November 2014

... un Äktschn!

Das derzeitige milde Wetter will genutzt sein! Also ging es an den zwei vergangenen Wochenendtagen wieder auf die Piste. Am Sonnabend sogar in Begleitung meiner Tschechischlehrerin, so daß ich mich an die Wiederholung einer der schönsten und aber auch schwierigsten Offroadstrecken, die ich je mit dem Handbike bewältigt habe, wagen konnte.

Die ca. einen Kilometer lange Abfahrt von Kamnitzleiten (Kamenická Stráň) zur Grundmühle (Dolský Mlýn) auf der Radtrasse 3076 (s. Kartenausschnitt) beginnt zwar noch recht moderat, wird aber im weiteren Verlauf zu einer echten Herausforderung. Ohne das genaue Wissen darum, wie die Hindernisse anzufahren sind, hängt man sich hier auch im Handbike mit einer Bodenfreiheit von 12 cm (absoluter Mindestabstand!) auf. Eine kurze kontrollierte Rutschpartie gibt es trotzdem.

Und weil ich diesmal in Begleitung war, konnten wir das alles nun auch in bewegten Bildern dokumentieren. Ich muß mal sehen, wie die Aufnahmen geworden sind - aber sicher werde ich daraus  ein Video zusammenschneiden, welches noch etwas mehr zeigt, als mein erster Versuch. Das kann aber noch etwas dauern... doch das Ergebnis ist anschließend auf jeden Fall hier im Blog zu begutachten.

Etwas versteckt befindet sich neben dem Weg zur Grundmühle
ein Bunker der Schöberlinie des Tschechoslowakischen Walls
Fakt ist, daß ich vorgestern den gesamten Weg ohne weitere Unterstützung gemeistert habe - für mich ein echter Grund zur Freude. Denn nun kann ich mich auch allein hier durchkämpfen. Den Bogen jedenfalls habe ich jetzt raus. Kurz vor der Grundmühle hatte ich etwas Muse. Als ich auf Jana wartete, die gerade mit tschechischen Radfahrern schwatzte, entdeckte ich sogar einen Bunker des Tschechoslowakischen Walls unmittelbar neben dem Weg zur Grundmühle. Der war mir bei den vorangegangenen Befahrungen gar nicht aufgefallen.

Auf dem Rückweg hielten wir in Hohenleipa (Vysoká Lípa) für eine ausgiebige Mittagspause im Restaurant "U Loupežáku". Das war schon ein lustiges Bild, wie zwei Frauen (Jana und die Kellnerin) mich alten Sack in die warme Gaststube bugsierten.

Als letzten Offroadabschnitt des Tages befuhren wir schließlich den Wiesenweg auf der rechten Elbseite von Halbestadt nach Rathen (s. Track vom 15.11., km 86,9 - 89,8). Den kann man als Handbiker aber wirklich nur in Begleitung fahren, denn bei Kilometer 88,8 kommt eine zwar sehr kurze, doch geröllige Steilrampe, für die man unbedingt Schiebehilfe benötigt.

Übrigens, mit Start- und Zielpunkt Bad Schandau ist diese Tour nur ca. 55 km lang. Vorausgesetzt, man kann die Fußgänger-Begleitung aktivieren und verfügt über ein entsprechend offroadgeeignetes Handbike, ein wirklich großartiges Erlebnis.

Sonntags sammelte ich dann noch ein paar Höhenmeter, denn anders, als bei GPSies.com angegeben, waren am Vortag nur ca. 750 Hm zusammengekommen. (Wegen der vielen engen Schluchten und dem vermutlich nur grobgerasterten Geländemodell der Karten des Internetportals kam eine Zahl weit abseits der Realität zustande.) Zu dieser Jahreszeit trifft man auf den Waldwegen zwischen Königstein und Rosenthal sowie in den ausgedehnten Wäldern westlich des Bielatals keine Menschenseele.

Auf dem Rückweg durch das Lockwitztal nach Kreischa überholte ich einen Radfahrer. Von mir unbemerkt, wollte er es wohl mit mir aufnehmen, und zog - als ich wegen einer Baustelle mal stark abbremsen mußte - an mir vorbei. Dem habe ich aber gezeigt, wo der Hammer hängt! Selbst nach mehr als 70 km und 1200 Hm kann ich auf leicht abfallender Straße noch längere Zeit mit meinem Tourenhandbike um die 35 km/h fahren. Das hält kein Sonntagradler lange durch.

Track der Handbiketour vom 15.11.2014
Track der Handbiketour vom 16.11.2014

14. November 2014

Immer etwas leichter

Für dieses Jahr habe ich ein sehr ambitioniertes Ziel. Um dieses noch vor dem 11. Dezember (dem Tag meiner OP) zu erreichen, ist reichlich Aktivität gefragt.

Und so bin ich seit Dienstag täglich auf Tour gewesen. Drei Tage hintereinander - daß so etwas auch an mir nicht spurlos vorübergeht, dürfte nicht unerwartet kommen. Meine Strategie: Stark anfangen und dann stetig die Anforderungen herunterschrauben. Gestern sind deshalb noch nicht einmal 1000 Höhenmeter zusammengekommen.

Zunächst bin ich ins südliche Elbsandsteingebirge sowie über den Osterzgebirgskamm gefahren. Vor allem der Anstieg von Graupen (Krupka) bis zum Graupener Paß unterhalb des Mückenbergs (Komáří hůrka) hat es in sich. Hier müssen auf 6 km mehr als 500 Hm (von 254 m ü. NHN bis 769 m ü. NHN) überwunden werden (s. Track vom 11.11., km 63,6 - 69,5).

Eine angenehme Überraschung auf dieser Tour gab es auch. Bei meiner Fahrt am 8.11. bemerkte ich auf dem Weg zum Graupener Paß, daß eine abzweigende Trasse, die ich bisher nur als schwierige Offroadstrecke kannte, frisch asphaltiert war. Diese direkte Verbindung nach Böhmisch Zinnwald (Cinovec) habe ich nun im Aufstieg unter die Räder genommen (s. Track vom 11.11., km 74,9 - 76,9). Ergebnis: Schwarzdecke vom Feinsten! Jetzt ist die Rundtour von Zinnwald zum Mückentürmchen (Komáří vížka) und zurück auch mit Racebikes zu befahren, und zwar ohne den Umweg über die stark befahrene Straße nach Eichwald (Dubí).

Infotafel über Hinterdaubitz
Am 12. November ging es ostwärts in die Hintere Sächsisch-Böhmische Schweiz. Durch das Kirnitzschtal und dessen Fortsetzung als Khaatal (Kyjovské údolí) fahre ich immer wieder gern. Dabei findet man auf böhmischer Seite an bemerkenswerten Orten sehr interessante zweisprachige Informationstafeln. Eine davon erinnert an das untergegangene Hinterdaubitz (Zadní Doubice) unweit des gleichnamigen Fußgängergrenzüberganges.

Kurz nach dem östlichen Umkehrpunkt in Gärten (Zahrady) zweigte ich noch einmal zu der vielgerühmten geologischen Karte von Rudolf Kögler aus Schönlinde (Krásná Lípa) ab. Leider war die kleine Ausstellung wegen der Winterpause nicht mehr zugänglich (Öffnungszeiten: Mitte Mai bis Ende Oktober), allerdings wäre ich mit meinem ungelenken Handbike dort sowieso nicht klargekommen. Das ist aber unbedingt ein Tip für einen Ausflug im Rollstuhl.

Trotz leichten Muskelkaters entschloß ich mich gestern noch zu einer dritten Ausfahrt. Das Terrain in nordwestlicher Richtung ist das dünnste Brett in der Umgebung meiner Heimatstadt. Schön und abwechslungsreich war dabei für mich vor allem der gängige Anstieg von Radebeul nach Friedewald durch den Lößnitzgrund (s. Track vom 13.11., km 34,2 -36,7). Durch das Tal fährt auch die als Lößnitzdackel bekannte Schmalspurbahn nach Radeburg. Über Moritzburg, Ottendorf-Okrilla und Arnsdorf ging es anschließend wieder nach Hause. Dabei habe ich sogar noch eine interessante Querverbindung zwischen Berbisdorf und Großdittmannsdorf gefunden.

Heute ist Ruhetag. Ich rüste mich für neue Taten.

Track der Handbiketour vom 11.11.2014
Track der Handbiketour vom 12.11.2014
Track der Handbiketour vom 13.11.2014

9. November 2014

Anteilnahme

Schon wieder zeigte die Sonne am Wochenende vollen Einsatz. Heute hatte sie zwar nur morgens und am Nachmittag ihren Auftritt, dafür strahlte mir der Stern am Sonnabend den ganzen Tag über auf's Haupt.

Da die Sonne um diese Jahreszeit allerdings nicht mehr sehr hoch über den Horizont steigt, kann dies zum Problem werden. Vor allem dann, wenn ich gegen das Licht fahre, bin ich auf der Straße offensichtlich nur schlecht von Autofahrern, die in gleicher Fahrtrichtung unterwegs sind, zu sehen.

Dazu gab es gestern eine nette Episode. Auf dem Anstieg nach Luchau fuhr ein Mann im weißen Audi Avant beim Überholen kurz neben mir her und sagte mir, daß er mich erst im letzten Moment gesehen hätte. Das war nicht giftig und auch nicht - wie schon häufiger erlebt - in Oberlehrer-Manier. Ich hatte wirklich Verständnis für ihn und machte ihm das auch klar. Soweit - so gut. Einige hundert Meter weiter kam mir ein weißer Audi Avant entgegen und hielt am Straßenrand. Wer stieg aus? - Natürlich der Kollege von vorhin. Er überließ mir seine neongrüne Warnweste und befestigte sie eigenhändig an meinem Handbike. Das nenne ich Anteilnahme! Der Mann hatte sich echt Gedanken um mich gemacht und nicht nur geredet, sondern ganz praktisch gehandelt. Wirklich beeindruckend! Wie konnte ich ihm da seine angebotene Unterstützung abschlagen! - Es gibt sie noch, diese Nicht-Egoisten.

Heute dagegen hätte mich, wenn ich nicht noch gebremst hätte, beinahe ein junger Kerl mit seinem Auto über den Haufen gefahren. Es war bereits mindestens 2s Rot und ich hatte längst Grün auf der Fußgänger-/ Radfahrer-Ampel. - Ein Kind, das nicht immer kontrolliert, ob die Straße wirklich frei ist, hätte dieser Idiot sicher totgefahren. Solche Leute dürften nie wieder ein Auto steuern!

Auf dem Kahleberg, im Hintergrund Altenberg und der Geisingberg.
An meiner Rückenlehne ist die besagte Warnweste befestigt.
Auf meiner gestrigen Tour ins Osterzgebirge erklomm ich vermutlich zum letzten Mal in diesem Jahr den Kahleberg mit dem Handbike. Beim nächsten Besuch werde ich hier hoffentlich endlich wieder mal mit Skiern sein - so wie schon mehr als einmal. Die Aussicht war wunderschön, denn man konnte bis ins Elbtal sehen.

Meine zweite Ausfahrt war eher eine Kompensationsveranstaltung. Keine besonderen landschaftlichen Höhepunkte oder Erlebnisse. Immerhin konnte ich meine gestrige Bummelei voll ausgleichen. Die etlichen Kilometer Offroadgelände, gepaart mit reichlich Höhenmetern, hatten mich da ziemlich ausgebremst.

Nun kann die erste November-Urlaubswoche kommen. 

Track der Handbiketour vom 08.11.2014
Track der Handbiketour vom 09.11.2014

2. November 2014

Wie noch nie

Zum 1. November im Kurzarmtrikot mit dem Handbike auf Tour - das gab es noch nie!

Aber hübsch der Reihe nach. Am letzten Oktobertag feiert man in Sachsen den Reformationstag. Für mich war es die Gelegenheit, noch einmal meinen Drahtesel zu satteln und in Richtung Westlausitz aufzubrechen. Wenn sich die Saison dem Ende entgegen neigt, habe ich es hinsichtlich der Anstiege gern auch mal etwas gemächlicher.

Hinter Rammenau gab es für mich ungeplant Neuland zu erkunden, denn ich wählte an einer Kreuzung den falschen Abzweig. Die teilweise recht steile Schotterpiste brachte mich fast bis auf den Hochstein. Nach teilweise holprigen Offroadpassagen war ich froh, als ich ohne Panne endlich wieder die Straße zwischen Burkau und Rauschwitz erreichte. Auch zwischen Bischheim und Oberlichtenau ging es ziemlich holprig durchs Gelände. Was hier so alles als Radweg ausgewiesen wird ...

Morgen auf dem Elbraderadweg vis-à-vis der Kulisse der Dresdner Altstadt
Sonnabends zog es mich dann in Richtung Westen. Der Elberadweg nach Meißen ist zwar keine Herausforderung, doch am Morgen als Zubringer zum Zielgebiet einigermaßen erträglich. Ich wollte wieder einmal durch das schöne Triebischtal fahren. Noch vor dem Mittag erreichte ich Nossen und bog dort auf den Mulderadweg ab. Leider verpaßte ich auch hier unterhalb von Siebenlehn den richtigen Abzweig, was ein wildes Gekurve bergauf - bergab nach sich zog. Erst in Naundorf stieß ich wieder auf die geplante Routenführung.

Immerhin habe ich auf dem zweiten Teil der Tour noch etliche Höhenmeter zusammenbekommen. Da die Anstiege ab Freital sozusagen zu meinem Standardprogramm gehören und ich vor allem durch das Poisental recht gern fahre, weil es flott vorangeht, genehmigte ich mir noch den kleinen Umweg über Babisnau. Von der Straße an der Babisnauer Pappel vorbei (s. Track vom 01.11., km 119,4) hat man einen herrlichen Überblick über Dresden, das sich im Elbtalkessel ausbreitet. Gestern steckte die Landeshauptstadt allerdings unter einer dichten Dunstglocke, typisch für eine Inversionswetterlage.

Bis zu 19°C wurde es an diesem Tag warm. Vom Triebischtal bei Robschütz bis kurz hinter Possendorf schien die Sonne auch auf meine Arme. Zu dieser Jahreszeit ein unbeschwertes Vergnügen mit Seltenheitswert.

Für die  dritte (Tour) im Bunde wählte ich einen Abstecher in die Hintere Sächsische Schweiz bis nach Hinterhermsdorf. Heute war es nicht mehr ganz so warm, und ab Sebnitz fegte der kräftige Südostwind die Wolken und den Hochnebel aus Böhmen ins Gebirge. Erstaunlicherweise waren im Kirnitzschtal dennoch viele Wanderer unterwegs. Auch hier gibt es noch immer viel (buntes) Laub an den den Bäumen. In manchen Jahren machte sich zu dieser Zeit bereits die graue Novembertristesse breit.

Von mir aus darf es gern so weitergehen. Dann kann ich in meinem Urlaub ab Mitte November vielleicht noch einmal ordentlich hinlangen...

Track der Handbiketour vom 31.10.2014 (nachgezeichnet)
Track der Handbiketour vom 01.11.2014 (nachgezeichnet)
Track der Handbiketour vom 02.11.2014 (nachgezeichnet)

28. Oktober 2014

Ein Traum für Autobauer

Das herrliche Herbstwetter lockte mich gestern noch einmal auf die Piste. In dieser Jahreszeit muß man jeden arbeitsfreien Tag nutzen.

In der Woche sind außerdem einige Straßen wesentlich angenehmer zu befahren, weil dann weder Ausflügler noch rücksichtslose Motorradfahrer - z. B. auf der Wartenbergstraße, einer ehemaligen Rennstrecke hinab ins Polenztal (s. Track vom 27.10., km 17,6 - 19,5) - für Nervenkitzel in unübersichtlichen Kurven sorgen.

Wildromantischer Tscherregrund
Besonders mag ich den Aufstieg von Stadt Wehlen in Richtung Bastei durch den Wehlener, Tscherre- und Reingrund  (s. Track vom 27.10., km 9,5 - 13,3). Dieser Abschnitt läßt sich auch in eine wesentlich kürzere Tour einbinden, die ich auf Handbike.de beschrieben habe.

Ein bißchen überrascht war ich am Ende der Tour, daß dabei mehr als 1500 Hm zusammengekommen sind. Denn eigentlich geht es zwar immer mal bergauf, doch ist das Streckenprofil recht ausgeglichen, weil lange und richtig steile Anstiege fehlen. Aber vielleicht hat das Heldenwetter mit Sonnenschein über den ganzen Tag auch zusätzlich motiviert.

Solche Bedingungen sind sowieso optimal für mich. Sonne, nur mäßiger Wind und angenehm kühle Temperaturen (in diesem Fall zwischen 8 und 12°C) lassen den eigenen "Kraftstoff"verbrauch in den Keller sacken. Mein gestriger Bedarf auf Tour: 1 Knacker, 1 Apfel, 1 Müsliriegel, 3 Stück Traubenzucker und ca. 250 ml Apfelschorle.

Von einem ähnlichen Verbrauch auf 100 km können Autobauer nur träumen.

Track der Handbiketour vom 27.10.2014 (nachgezeichnet)

26. Oktober 2014

Buntes Allerlei

Für heute war ich zu einer herbstlichen Dampferfahrt auf die Elbe eingeladen worden, also wollte ich mich bereits am Vortag ordentlich austoben.

Der Sonnabend begann verheißungsvoll. Obwohl ich am Morgen zum ersten Mal seit dem vergangenen Winter wieder die Handschuhe überstreifen mußte, machte die Sonne Lust auf's Draußensein. Selbst als ich kurz nach dem Start noch einmal umkehren mußte, weil die Batterie des Geschwindigkeitssensors endlich schlappgemacht hatte, warf das nicht meine Pläne über den Haufen.

Vielleicht zum letzten Mal in diesem Jahr ging es in das Hochland zwischen Tetschen (Děčín) und Aussig (Ústí nad Labem), eine abgeschiedene Ecke in unmittelbarer Nachbarschaft des pulsierenden Lebens im Elbtal. Der Wind kam wieder aus Südosten. Das bedeutete jedoch: dichter Nebel auf dem Erzgebirgskamm, trübes Wetter mit Nebelbänken in besagtem Hochland und eine dicke Wolkendecke über dem böhmischen Elbtal. So hatte ich abseits der Autostraße über den Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) das Land nahezu komplett für mich allein. Erst als ich an der Elbe wieder auf die deutsche Seite wechselte, mich also nördlich der Wetterscheide befand, zeigten sich wieder blaue Flecken am Himmel. Da war die Kaffeetrinkerzeit aber schon vorbei und die Elberadwegtouristen längst wieder zuhause.

Auf dem Dampfschiff vor dem Dresdner Blauen Wunder
Auf dem Ausflug mit dem Dampfschiff über Pillnitz nach Dresden hatten wir mehr Glück. Diesmal war es nämlich genau umgekehrt. Einem trüben Morgen folgte herrlicher Sonnenschein. Die Ehefrau meines verunglückten Seilgefährten hatte alles perfekt organisiert. Sie ist hier häufig mit dem Schiff unterwegs, denn einer ihrer Enkelkinder ist absoluter Dampfschiff-Fan und kommt damit ganz nach seinem Opa. Neben ihm waren heute jedoch auch noch zwei weitere Enkel sowie eine Tochter mit von der Partie. Anschließend bummelten wir dann ein wenig durch das Zentrum von Dresden, bevor die Kinder sich auf einem großen Spielplatz austobten. Nach der Heimfahrt mit der S-Bahn gab es schließlich ein leckeres Abendessen in Pirna. - Es war ein toller Tag und ich denke, daß es allen gefallen hat.

So sehr ich es genieße, mit dem Handbike auch allein meine Runden zu drehen - das ist für mich mindestens genauso wichtig: Gemeinsam mit Freunden das Leben genießen. Jeder dieser Momente ist kostbar, und deshalb freue ich mich schon auf das nächste Treffen.

Track der Handbiketour vom 25.10.2014 (nachgezeichnet)

19. Oktober 2014

Mitten im Herbst

Wieder einmal hat Eddy, der Spezi von Bike24 mein Handbike auf Vordermann gebracht. Es mußten nicht nur die Bremsbeläge getauscht werden, nein auch die Scheibe war fällig. Ich glaube, das war inzwischen die dritte, die ich verschlissen habe. Vielleicht veröffentliche ich am Ende des Jahres hier im Blog mal mein Pensum seit 2000 - angesichts der Zahlen werden da Einigen die Augen aus den Höhlen treten. Na, jedenfalls läuft mein Vorderrad jetzt wieder richtig rund. Man muß halt nur 'nen Profi ranlassen...

Allerdings wäre es zu schön gewesen, wenn nun wirklich alles so funktionierte, wie es soll. Diesmal war mein GPS-Logger an der Reihe, der den Geist aufgab. So habe ich die Tracks dann auf GPSies nachgezeichnet.

Am Sonnabend startete ich recht gemütlich zur Tour, weil ich am Tag zuvor wieder bis spät am Abend Theatervorstellung hatte. Immerhin hatte ich mir vorgenommen, die Meißner Stoppomat-Strecke zu testen. Die Alternative zur durch eine Schlammlawine zerstörten ursprünglichen Trasse führt von Constappel über Hartha nach Röhrsdorf (s. Track vom 18.10., km 45,4 - 48,8). Leider war die Startstation nicht einsatzfähig, sodaß ich diesmal nicht stempeln konnte. Es gibt immer wieder Idioten, die solch allgemein zugängliche Einrichtungen aus Dummheit oder auch Vandalismus zermurksen.

Abends kamen schließlich mein tschechischer Kamerad mit seiner Frau sowie die befreundete Ärztin aus Kreischa bei mir zu Besuch vorbei. Logisch, daß es dabei auch um's Pläneschmieden für die kommende Skisaison ging. Nach dem Totalausfall des vergangenen Winters freue ich mich schon darauf. Hauptsache, ich bin dann nach der Karpaltunnel-Operation wieder voll einsatzbereit. Die wird übrigens am 11. Dezember durchgeführt.

Bunt sind schon die Wälder ... auf der Straße zum Labyrinth
Auch heute lachte den ganzen Tag die Sonne, obwohl zunächst der auffrischende Ostwind den böhmischen Nebel bzw. die Wolken ins Elbsandsteingebirge drückte. Deshalb mußte ich im Grenzgebiet einige Zeit auf das goldene Licht verzichten. Umso schöner dann die Momente, in denen die Sonnenstrahlen das bunte Herbstlaub zum Leuchten brachte. Das kann selbst ein guter Fotoapparat nur unzureichend wiedergeben.

Mal sehen, wie morgen das Wetter ist. Vielleicht gehe ich nochmal auf Tour. Ich muß jeden Tag vor der OP nutzen, denn danach ist für mich die diesjährige Handbike-Saison zu Ende. Doch das Mindestsoll ist bereits erreicht - aktuell 10.120 km und ca. 105.000 Hm.

Track der Handbiketour vom 18.10.2014 (nachgezeichnet)
Track der Handbiketour vom 19.10.2014 (nachgezeichnet)

13. Oktober 2014

Noch einmal vierstellig

Am Wochenende stand das Treffen mit meinem Radlfreund aus dem Erzgebirge an. Vergangenes Jahr hatte ich ihm eine meiner Lieblingsecken im Elbsandsteingebirge gezeigt, im Gegenzug lud mich diesmal Jens in seine Heimat, dem Grenzgebiet zwischen Westerzgebirge und sächsischem Vogtland, nach Eibenstock ein.

Wir nächtigten dort sehr komfortabel in dem wirklich empfehlenswerten Reit- und Sporthotel, welches über ein sehr schönes und großzügig dimensioniertes behindertengerechtes Zimmer verfügt. In dem familiär geführten Haus habe ich mich sofort wohl gefühlt.

Von dort aus fuhren wir an den zwei Wochenendtagen in die Höhen des Erzgebirges, wobei diesmal nicht die Rekordjagd im Mittelpunkt stand, sondern das gemeinsame Erleben. Ganz untypisch für mich ging es nämlich morgens erst recht spät los, und natürlich gab es während der Tour viel zu schwatzen. Dies ist zwar dem Tempo abträglich, trotzdem will ich es nicht missen. Wir sehen uns viel zu selten. Außerdem kehrten wir zur Mittagszeit immer in eine Gaststätte ein, etwas, was ich schon aus organisatorischen Gründen nie mache, wenn ich allein unterwegs bin. Aber mein Kamerad ist da ein echter Genießer.

Am Sonnabend zog es uns bis nach Böhmen in die Kammlagen des Erzgebirges. Das tschechische Grenzgebiet ist heutzutage beinahe menschenleer, denn wie auch im Osterzgebirge mußten nach Ende des Krieges die deutschen Bewohner ihre Heimat verlassen und die zahlreichen Orte wurden entweder sofort dem Erdboden gleichgemacht oder verfielen, bis nichts mehr da war. Nur einige wenige Häuser haben die Zeit überdauert und sind jetzt Ausflugsziele und Raststätten entlang des im beliebter werdenden Kammwegs durch das Erzgebirge.

Rund um das ehemalige Kirchdorf Hirschenstand (Jelení) erinnert die Landschaft ein wenig an das schottische Hochland. Dies vorgestern umso mehr, weil die Hochfläche mit den offenen, sumpfigen Wiesen durch die trübe, teils nebelige Witterung genau jene Melancholie ausstrahlte, die manch Reisender klischeehaft mit den Highlands gleichsetzt.

Auf dem Rückweg umfuhren wir noch die Talsperre Eibenstock, mußten dann aber wegen der einbrechenden Dunkelheit auf die Überquerung der Staumauer verzichten. Auch mit diesem Ort verbinden sich bei meinem Sportfreund viele Erinnerungen, war er doch zu Studentenzeiten hier beim Bau dabei, als er half, die Bäume innerhalb des zukünftigen Staubeckens zu roden.

Mit Jens auf dem Auersberg
Sonntags stand wegen der Abreise am Nachmittag nur eine kleine Tour an. Die führte uns auf den Großen Auersberg. Mit 1019 m ü. NHN knackte ich damit vermutlich letztmalig in diesem Jahr die Tausender-Höhenmarke. Der Aufstieg lohnt sich unbedingt, denn von einer kleinen Aussichtsterrasse (im Bild zwischen Turm und Berggasthaus bzw. dahinter) eröffnet sich ein herrlicher Panoramablick nach Norden. Als Rollifahrer kann man übrigens auch mit dem Auto direkt bis ganz nach oben auf den Gipfel fahren.

Meine letzte Aktion war die Befahrung des Mulderadwegs zwischen Aue und Blauenthal (s. Track vom 12.10., km 41 - 50,3). Der nagelneue und perfekt asphaltierte Abschnitt verläuft auf dem Gleisbett einer ehemaligen Bahnstrecke nur unmerklich ansteigend entlang der Mulde. Neben der Überquerung etlicher Brücken ist ein besonderer Höhepunkt die Durchquerung des knapp 300 m langen Tunnels bei Bockau. Die Piste ist in einem Top-Zustand und an Wochenenden dementsprechend stark frequentiert. Trotzdem unbedingt eine Empfehlung!

Nun ist mein Handbike erstmal wieder überholungsbedürftig. Ich glaube, meine bereits benutzten Bremsbeläge, die ich vor wenigen Wochen erst aushilfsmäßig montiert hatte, sind jetzt ebenfalls abgefahren. Gestern konnte ich schließlich nur noch meine Feststell(felgen)bremse benutzen. Bei einer Abfahrt mit 50 Sachen bringt das den rechten Nervenkitzel...

Track der Handbiketour vom 11.10.2014
Track der Handbiketour vom 12.10.2014

6. Oktober 2014

Fahrt ins Nichts

Drei Tage schönes Wetter waren angekündigt, die genutzt werden wollten. In dieser Jahreszeit kann die Witterung jederzeit umschlagen, und die warmen Tage sind sowieso schon gezählt.

Nebel wurde bei meinen Wochenendausflügen auf jeden Fall ein Thema. Zum Feiertag begleitete er mich fast den gesamten Vormittag, bis sich dann endlich die Sonne durchsetzen konnte. Aber das war auch gar nicht so schlecht. Nach der Einweihung im Juni bin ich nämlich zum zweiten Mal die Zeitmeßstrecke des Stoppomaten von Königstein nach Gohrisch gefahren (s. Track vom 03.10., km 17,4 - 20,4). Dabei ist es mir sogar gelungen, fast ganz ohne fremde Hilfe klarzukommen. Während das Stempeln ganz gut funktioniert, ist das Ziehen der Karte eine ziemlich fummelige Sache. Nur an den Einwurfschlitz für die gestempelten Karten im Ziel kommt man im Handbike beim besten Willen nicht heran.

Nach diesem Abstecher und dem anschließenden Ausrollen im Krippengrund fuhr ich dann ins Böhmische durchs Zappenland. Umkehrpunkt war Böhmisch Kamnitz (Česká Kamenice). Bei mittlerweile schönstem Sonnenschein dehnte ich dann meine Tour noch bis Bensen (Benešov) aus. In den Hof des dortigen großen und sehr gut renovierten Schlosses konnte ich wegen zweier Stufen leider nicht - das war schade. Vielleicht versuche ich es später einmal im Rolli gemeinsam mit Freunden.

Den Sonnabend ließ ich dann alle Viere gerade sein, denn für gestern hatte ich mir noch einmal einen ausgedehnten Ausflug ins Osterzgebirge vorgenommen. Immerhin begann der Tag auch mit klarem Himmel. Während jedoch im Elbtal bis zum Nachmittag die Sonne lachte, tauchte ich kurz hinter Schönwald (Krásný Les) ab ca. 700 m ü. NHN in das große Nichts ein. Bei Südwind drückten die Wolken von Böhmen aus gegen den Erzgebirgskamm und schwappten auf die Kammlagen über.

Ein lichter Fleck im Nebelmeer
Auf den folgenden 30 km konnte man manchmal keine 50 m weit sehen, ein für das Auge ungewohntes Seherlebnis. Nach mehr als einer Stunde Blindflug möchte man sich die Augen reiben, um wieder klaren Durchblick zu bekommen. - Jedenfalls kann ich mir nun eher vorstellen, wie sich die  vielbeschriebene "weiße Hölle" eines polaren Schneesturms anfühlt.

Übersicht der deutschen und tschechischen Kammradwege
Kurz hinter Deutschgeorgental testete ich noch eine nicht asphaltierte Zufahrt zum Fernradweg Zittau-Bayreuth  (s. Track vom 03.10., km 71,6 - 74). Die läßt sich bergauf jedenfalls ganz gut befahren. In umgekehrter Richtung sind allerdings robustere Reifen anzuraten, weil der Split manchmal ziemlich grobkörnig bzw. kieselig ist. Einer dieser Steine wurde mir dann auf der sich anschließenden Asphaltpiste bei der Abfahrt in Richtung Teichhaus zum Verhängnis. Nach dem Einschlag in den Vorderreifen mußte ich erstmal den Schlauch wechseln. Auch wenn das inzwischen weniger als eine halbe Stunde dauert, nervt das jedesmal gewaltig.

Als ich am späten Nachmittag gegen 17.15 Uhr wieder in Pirna ankam, hatte sich die Sonne bereits hinter den Wolken verschanzt. Eine schöne Tour war es trotzdem.

Track der Handbiketour vom 03.10.2014
Track der Handbiketour vom 05.10.2014

28. September 2014

Faschingsauftakt

Ein Wochenende voller Sonne! Wer da zu Hause bleibt, hat Pech oder ist selbst schuld. Heute kletterte das Thermometer bis auf sagenhafte 21°C. Obwohl gut ausgeruht, ging es bei mir jedoch erstaunlicherweise weniger gut voran, als erwartet.

Dieses Mal ist daran jedoch vielleicht die Ausrüstung nicht ganz unschuldig. Nachdem ich die Bremsbeläge meiner alten Magura Louise tauschen mußte, habe ich nämlich den Eindruck, daß mein Vorderrad nicht völlig frei läuft. Dementsprechend scheint der Rollwiderstand etwas höher zu sein, was sich besonders auf Dauer dann in höherem Krafteinsatz bei gleichem Effekt ausdrückt. Naja, demnächst ist sowieso wieder eine Großüberholung bei meinem Experten dran. Denn die Einstellung der Bremse ist eine ziemliche Fummelei mit verschiedenen Unterlegscheiben und erfordert nicht nur Übung, sondern auch das entsprechende Werkzeug sowie Mobilität. Bis dahin jedenfalls kann ich damit leben.

Am Sonnabend war ich im Erzgebirgsvorland unterwegs. Auf der Tour gab es sogar für mich sagenhafte 2,3 km Neuland zu entdecken. Der Waldweg von Seifersdorf bis kurz vor Paulshain (s. Track vom 27.09., km 38,9 - 41.2) ist eine nette Alternative zur Anfahrt nach Ruppendorf aus Richtung Dippoldiswalde über Reichstädt.

Für den Rückweg nutzte ich ab Niederwartha das dünnste Brett, will sagen: den Elberadweg. Über die Gestalten, die sich dort an solch schönen Tagen tummeln, habe ich mich ja bereits ausgelassen. Den Vogel schossen jedoch die Leute ab, die im Dresdner Zentrum zu einem großen Zelt gegenüber des Landtagsgebäudes pilgerten. Die Frauen im Dirndl, die Männer in Lederhosen. Unterm Zeltdach traf man sich wohl zum Oktoberfest. - Mag sein, daß es in den ländlichen Gegenden Bayerns ganz normal ist, in Tracht zu einem Fest zu gehen. Wirkt das dann in München schon deplatziert, weil die Gäste hauptsächlich Großstädter oder Touristen sind, so ist dieser Habitus in Sachsen (wo diese - noch dazu verballhornte - Tracht überhaupt keine Tradition hat) ein einziges Kasperletheater. Wie bekloppt muß man eigentlich sein, um einen solchen Zirkus zu veranstalten?!

Meine zweite Tour führte mich in Richtung Sächsische Schweiz. Da gab es mehr Erfreuliches zu sehen.

Blick über die Wildwiese zu den Schrammsteinen
Nur am Anfang wurde ich mit den Folgen menschlichen Wahns konfrontiert. Der Bau der Schnellstraße von Pirna in Richtung Radeburg frißt sich ohne Rücksicht auf Verluste durch's Gelände. Ich habe ein kurzes, bereits weitgehend fertiggestelltes Teilstück erkundet (s. Track vom 28.09., km 6,9 - 9,1) und war ziemlich ernüchtert. Mir soll noch ein Politiker der Regierung mit dem Thema Umwelt kommen. Die Sache war von Anfang an ein abgekartetes Spiel, welches mit dem Brückenneubau bei Pirna begann. Das sollte eigentlich nur eine Alternative für die alte Elbbrücke sein, so hieß es damals. Die Dimensionen des Bauwerkes sagten etwas ganz anderes, und heute wissen es nun alle. Sie gehört zu einer Abkürzung zwischen der Berliner Autobahn und der Autobahn nach Prag. Reale Verkehrspolitik in Sachsen... Die Leidtragenden sind dabei nicht nur die Pirnaer, denen der Westwind Abgase und Lärm bringt.

Das Refugium Elbsandsteingebirge bleibt uns hoffentlich auf absehbare Zeit erhalten. Die Wildwiese mit dem unverbauten Blick auf Falkenstein und die Schrammsteine steht im krassen Gegensatz zum kurzbedachten, gewinnorientierten menschlichen Treiben.

Ein Relikt?

Track der Handbiketour vom 27.09.2014
Track der Handbiketour vom 28.09.2014

26. September 2014

"Brigade"ausflug

Im öffentlichen Dienst des Freistaats Sachsen hat sich bis heute ein Relikt der Vergangenheit erhalten. Einmal im Jahr geht es auf einen gemeinsamen Ausflug mit den Arbeitskollegen der Abteilung.

Vor der Nymphe im Dittersbacher Schloßpark
In diesem Jahr wanderten wir von Dittersbach durch das Lieblingstal bis zur Schönen Höhe mit ihrem Belvedere, bevor wir auf dem Rückweg von Elbersdorf im Wesenitztal noch dem Landschaftspark des Schlosses Dittersbach einen Besuch abstatteten. Ich kannte die Strecke bereits von einer früheren Wanderung und war trotzdem wieder auf's neue begeistert. Was störte da das nebelig-nieselige Wetter!

Diesmal kam ich sogar in den großen Saal des Belvederes hinein, weil meine Kollegen mich die etlichen Stufen hochhievten. Die hochinteressanten Ausführungen von Peter Große zur Geschichte des Ortes und seinem Schöpfer Johann Gottlob von Quandt sowie das wirklich sehenswerte Innere des Gebäudes mußte ich mir also nicht entgehen lassen. Beim Vorsitzenden des rührigen Quandt-Vereins Dittersbach spürte man förmlich, mit wieviel Herzblut er sich hier engagiert.

Fast am Ende der kurzen Wanderung bogen wir im Schloßpark Dittersbach noch zur wiedererstandenen Nymphe des berühmten Bildhauers Ernst Rietschel ab. Im Video ist die Rekonstruktion des Kunstwerks eindrucksvoll nachzuerleben.

Diese Tour ist auch für Familien sehr empfehlenswert!

Track der Rolliwanderung vom 26.09.2014

25. September 2014

Diagnose: Karpaltunnelsyndrom

Jetzt ist es offiziell. Nach der Auswertung aller Unterlagen der elektroneurographischen Untersuchungen hatte ich heute einen Termin bei meiner behandelnden Orthopädin. Im Ergebnis des Gesprächs stand fest, was mir bereits nach Ansicht der Untersuchungsergebnisse klar war: ich muß unters Messer.
Befundübersicht: Eindeutiger geht's nicht!

Mir bereitet dabei weniger der Eingriff Unbehagen, als vielmehr der Umstand, daß ich danach mindestens vier Wochen jegliche Dauerbelastung der linken Hand und des linken Handglenks vermeiden muß. Das bedeutet also den kompletten Verzicht auf sportliche Aktivitäten inkl. Handbiken. Vergleichen läßt sich dies nur mit der Zwangspause im August vergangenen Jahres, als mein Handbike durch einen Unfall in Mitleidenschaft gezogen wurde und danach erst wieder repariert werden mußte.

Wenn alles gut verläuft - und das hoffe ich doch sehr - werde ich mich danach jedoch wieder wie in alten Zeiten ohne Probleme austoben können. Während meines Alpenurlaubs in diesem Jahr waren ja bereits die daraus resultierenden Einschränkungen ziemlich deutlich zu spüren gewesen.

Mal sehen, wann es einen freien OP-Termin gibt. Bis dahin will ich noch einiges schaffen.

22. September 2014

Dranbleiben!

Wegen der vielen Schlechtwettertage an den Septemberwochenenden wird es bei mir eng mit dem Monatsoll von 1000 km. Deswegen war ich heute bereits den vierten Tag in Folge auf der Piste. Das hinterläßt natürlich auch bei mir Spuren, doch bald werde ich mehr Ruhe haben, als mir lieb ist.

So, wie es derzeit aussieht, muß ich das inzwischen diagnostizierte Karpaltunnelsyndrom am linken Handgelenk operativ behandeln lassen. Das riecht förmlich nach einer Zwangspause.

Trotz der schon von vornherein geplanten kurzen Tour war das heute wieder kein Zuckerschlecken. Nur kam diesmal zu den kräftigen Regenschauern noch kräftiger NW-Wind und Kälte. Den Hauptgewinn hatte ich gezogen, als mich kurz nach Cunnersdorf ein Schleicher im Vorderrad lahmlegte. Bei diesem Wetter war der obligatorische Schlauchwechsel nicht unbedingt meine favorisierte Freizeitbeschäftigung.

Ich hoffe, der Vorlauf reicht jetzt für das letzte Septemberwochenende.

Track der Handbiketour vom 22.09.2014

21. September 2014

Baden ohne Wanne

Das waren feuchte Tage! Nicht allein die häufigen Gewitter und Regenschauer sorgten für ausreichend Nässe, nein, auch ohne das Wasser von oben blieb wegen der hohen Luftfeuchtigkeit kein trockener Faden am Körper.

Dabei begannen der Freitag und der Sonnabend ganz passabel. Erst mußte ich meinen letzten Wochenarbeitstag hinter mich bringen, bevor ich - später als eigentlich geplant - zur Feierabendtour aufbrechen konnte. Auch am Sonnabend wurde es Nachmittag, denn zuvor mußte noch mein Vorderrad repariert werden. Auf der ersten Tour von Rheinsberg aus war vor zwei Wochen eine Speiche gebrochen, die nach Eintreffen des Ersatzteils nun ersetzt wurde.

Ein Regenbogen über Hohburkersdorf 
Leider gestaltete sich an beiden Tagen ab Mittag das Wetter alles andere als optimal. Daß ich in die Dunkelheit komme, war eingeplant. Der teils heftige Regen nicht. Zwar gelang es mir zunächst, um die dunklen Regenwolken herumzukurven bzw. ihnen davonzufahren, doch genutzt hat es am Ende nichts. Am Freitag gab es auf dem Rückweg ab Glashütte Dauerberieselung von oben, am Sonnabend reichten einige längere Regenschauer ebenfalls für Badewannenambiente. Ordentliches Vorankommen, geschweige denn die üblichen Streckenlängen konnte man dabei vergessen. Die Erleichterung, abends endlich aus den zum Auswringen nassen Klamotten herauszukommen, überwog eindeutig gegenüber der Freude am Fahren.

Heute schien es endlich wieder etwas besser zu werden. Vielleicht lag es aber auch nur daran, daß ich bereits am Morgen starten konnte. Im Böhmischen, südlich vom Erzgebirgskamm, gab es sogar etwas Sonne. Auf halbwegs trockenen Straßen konnte ich ordentlich in die Kurbel greifen. Immerhin wollte ich ja nachmittags auf dem Bergwiesenfest auf der Ebenheit oberhalb von Königstein einige Bekannte treffen. Doch auch hier mußte ich später umdisponieren, weil das Regenwetter die deutsche Seite des Elbsandsteingebirges beherrschte.

Tröstlich für mich, daß ich zuvor wenigstens dem Belvedere bei Elbleiten (Labská Stráň) einen Kurzbesuch abgestattet hatte (s. Track vom 21.09., km 62,0). Dieser bekannte malerische Aussichtspunkt über dem Elbtal ist zwar nicht barrierefrei zugänglich, aber schon allein wegen seiner Anlage sehenswert. Wer genügend Helfer motivieren kann, kommt über eine längere Treppe auch mit dem Rolli bis auf die Aussicht. Vielleicht wäre das für mich in Verbindung mit der kurzen Wanderung zur Rosenkamm-Aussicht (Růžová vyhlídka) - s. Magazin "Sächsisch-Böhmische Schweiz barrierefrei erleben", Seite 69 - eine Tour an einem sonnigen Herbsttag.

Dazu muß das Wetter nur noch besser werden.

Track der Handbiketour vom 19.09.2014
Track der Handbiketour vom 20.09.2014
Track der Handbiketour vom 21.09.2014

14. September 2014

Novemberwetter - nur wärmer

Wenn ich gerade aus dem Fenster schaue, bin ich bedient. Stundenlang hat es geregnet, und nun staut sich die Feuchte unter der dichten Wolkendecke. Bei den durchaus angenehmen Temperaturen um knapp 20°C muß das Wasser natürlich gleich wieder in Umlauf gebracht werden.

Für mich bedeutete dies, am Wochenende meine Handbikeaktivitäten stark einzuschränken. Deshalb war ich nur gestern auf Achse. Vormittags bin ich dabei ab 600 m ü. NHN meist in den Wolken gefahren. Erst zum Nachmittag riß es etwas auf. Fotowetter - Fehlanzeige. Ging es bergauf noch recht zügig voran, so konnte ich die langen Abfahrten wieder nicht mit vollem Einsatz fahren. Das ist der Nachteil eines fehlenden Spritzschutzes. Wenn mir dafür vor allem bei den Hinterrädern mal eine praktikable Lösung einfallen würde...

Altar der Stadtkirche St. Marien in Pirna
Eigentlich wäre heute genug Zeit für eine ausgiebige Erkundungstour zum Tag des Denkmals. Meine Heimatstadt hat diesbezüglich einiges zu bieten. Leider sind die Örtlichkeiten aber zum überwiegenden Teil nicht barrierefrei zugänglich, und Pirna bekleckert sich unter diesem Gesichtspunkt wirklich nicht mit Ruhm. Bei historischen Gebäuden ist es ja noch einzusehen, aber muß man überall grobes Straßenpflaster verbauen und sollte die Stadtverwaltung überhaupt zulassen, daß allenthalben die gut befahrbaren Bürgersteige aus Granitplatten von den Auslagen der Geschäfte und den Garnituren der Biergärten und Restaurants zugestellt werden? - Inzwischen komme ich mir bei dem Thema wie Don Quichotte vor, der gegen Windmühlen kämpft.

Gut, daß man in unsere Stadtkirche problemlos mit dem Rollstuhl kommt. Der Altarraum sowie die Emporen sind zwar nicht ohne Stufen erreichbar, dennoch bin ich gern an diesem Ort der Ruhe und Besinnung. Die spätgotische Hallenkirche St. Marien ist für mich eine der schönsten Kirchen, die ich kenne.

Track der Handbiketour vom 13.09.2014

7. September 2014

Monotonie

Meine zweite Handbiketour von Rheinsberg aus führte mich in Richtung Osten bis nach Templin.

Am frühen Morgen hatte es kräftig geregnet, so daß die Straßen noch sehr naß waren, als ich losfuhr. Leider, denn so mußte ich mein Tempo durch die ausgedehnten Wälder etwas drosseln, um nicht vom Spritzwasser durchnäßt zu werden. Obwohl es überall Radwege gab, nutzte ich am Vormittag ausschließlich die Straßen. Diese trockneten am schnellsten ab.

Ab Fürstenberg wurde die Fahrt ziemlich eintönig. Kilometerlang schnurgerade Straße sorgten für wenig Abwechslung. Auch die Landschaft bot nicht das ganz große Kino, welches ich von meiner Heimat gewohnt bin. Am interessantesten waren da noch die Ortsdurchfahrten, obwohl dort selbst wenig los war. Das Land westlich der Ruppiner Seen gehört eben nicht zu den touristischen Höhepunkten in Brandenburg. Auf dem Wasser sieht das dann aber ganz anders aus.

Auch die letzten Kilometer von Gransee, die ich zudem bereits von der Anreise her kannte, zogen sich ziemlich in die Länge. Sicher hätte ich auch hier Radwege bzw. -straßen benutzen können, doch ich wollte etwas zeitiger zurück sein.

Blick vom Park zum Rheinsberger Schloß
Als heutigen Höhepunkt stattete ich dem Park und Schloß Rheinsberg mit dem Handbike noch einen Kurzbesuch ab. Beim meinem ersten Aufenthalt im HausRheinsberg vor zwei Jahren war es dazu nicht gekommen. Die Anlagen sind zwar für Fahrräder komplett gesperrt - nicht mal Schieben darf man dort sein Gefährt - aus naheliegenden Gründen habe ich mir allerdings eine Ausnahme genehmigt. Außerdem hatte ich nicht vor, auf dem Gelände irgendwelche Rennen oder Offroadsafaries inkl. Umackern der Flur zu veranstalten. Ich denke, daß man als Handbiker dort toleriert wird, sofern man sich einigermaßen gesittet verhält.

Dieser Abstecher hat sich jedenfalls gelohnt. Es ist dort wirklich so schön, wie auf den Postkarten dargestellt. Ich sehe das Gesamtensemble deshalb fast auf einer Linie mit dem Pücklerpark in Bad Muskau sowie dem berühmten Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Hier kann man sich sicher auch mit dem Rollstuhl angenehm seine Zeit vertreiben.

Fazit dieses Wochenendes: Für Touren mit dem Handbike ist das Ruppiner Seenland am schönsten. Wer nur Strecke machen will, kann sich jedoch auch gut in den Nachbarregionen austoben.

Track der Handbiketour vom 07.09.2014

Die spinnen, die Mecklenburger

Das Wochenende begann zunächst ziemlich traurig. Am Freitag wurde mein langjähriger Seilgefährte aus alten Klettertagen, der vor dreieinhalb Wochen im Gebirge tödlich verunglückt war, beigesetzt. Die Angehörigen hatten mich um die Abschiedsrede zur Trauerfeier gebeten - für mich eine große Ehre und der letzte Dienst, den ich meinem Bergkameraden erweisen konnte.

Gleich anschließend ging es in Richtung Norden. Bereits seit längerer Zeit war ein Kurzbesuch im Ruppiner Seenland geplant. Die Übernachtung im HausRheinsberg Hotel am See hatte mir der Chef der zeitdeck Media aus Berlin ermöglicht. Von diesem Basislager aus wollte ich an zwei Tagen die Umgebung erkunden. Ich kenne das Haus bereits seit einem Kurzaufenthalt im Jahr 2012 und kann mir selbst keine komfortablere und angenehmere Unterkunft in dieser Region vorstellen.

Gestern nun bin ich zum ersten Mal hier auf Tour gewesen. Die Fahrt führte mich nördlich ins benachbarte Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Seit meiner 2007er-Kur in Plau am See war ich nicht mehr an der Müritz und in Waren. Nun lag der größte See der östlichen deutschen Bundesländer endlich wieder in Reichweite.

Die Anfahrt gestaltete sich trotz des flachen Streckenprofils sehr entspannt und abwechslungsreich. Gerade Nordbrandenburg bietet Radlern, die bei wenig Höhenmetern abseits vom Straßenverkehr auf eigenen Radwegen fahren möchten, ausgezeichnete Bedingungen. Ich bin jedesmal wieder beeindruckt über das gut ausgebaute Fahrradwege- und -straßennetz mit seinen oftmals asphaltierten Verbindungen.

Am Beginn des Müritz-Nationalparks
in Schillersdorf
Auch die Mecklenburger Seenplatte ist für Radsportler recht gut erschlossen, obschon der Anteil der Wege ohne Schwarzdecke hier wesentlich höher ist. Vor allem durch den Müritz-Nationalpark muß man sich sehr häufig auf unbefestigten Wegen durch Sand und auf teils schottrigen Untergrund mühen. Prinzipiell geht das ja so auch in Ordnung, schließlich befinden wir uns in einem Naturreservat.

Der Hit war für mich jedoch die Verkehrsverbindung von kurz vor Speck bis Damerow (s. Track vom 06.09.2014, km 49,5 - 62). Die ab Speck gut befahrbare und ausreichend breite zweispurige Straße ist doch tatsächlich lt. der extra aufgestellten Verkehrszeichen komplett für Fahrräder gesperrt und ausschließlich dem Kraftverkehr vorbehalten, der darauf mit 60 km/h durch den Nationalpark brettern kann! Die Fahrradfahrer werden auf einen schmalen Radweg längs der Straße verbannt. Zu allem Überfluß ist dieser nicht geteert, sondern nur mit einer Kiesschicht versehen. Hin und wieder geht es sogar über sandigen Waldboden voran. Einige einheimische Radler, denen gegenüber ich darüber mein Unverständnis kundtat, sagten mir, daß die Ordnungskräfte bereits Leute abgestraft hätten, die trotz des Verbots dennoch die Straße nutzten.

Nun, ich habe die zahlreichen Verbotsschilder ebenfalls ignoriert, obwohl sie meinen Blutdruck gehörig nach oben trieben. Das hätte ganz gewiß eine heftige Diskussion ergeben, wenn mich irgendeiner dieser Uniformträger dort getroffen und zur Rede gestellt hätte! - Unter einer Region, die sich als Fahrradland vermarkten möchte, stelle ich mir etwas anderes vor!

Nach meinem Zwischenstop auf der Strandpromenade in Waren wandte ich mich wieder nach Süden und fuhr ins fahrradfreundliche Brandenburg zurück. Dort fand ich das komplette Gegenteil. Die letzten Kilometer ab Sewekow (s. Track vom 06.09.2014, ab km 107,5) rollte ich größtenteils auf eigenen Radstraßen mit perfektem Asphaltbelag.

Ein wunderschöner Abschluß der Tour.