Heuer wollten Lád'a und Šárka zum Urlaubsende noch ein wenig auf Sightseeing-Tour gehen. Auch Pisa stand dabei auf dem Programm. Damit bot sich die ideale Gelegenheit für eine Einweg-Strecke zum Schiefen Turm. Eine Rundtour kam nämlich wegen der mehr als 230 km Streckenlänge unter Berücksichtigung der zeitlichen und meteorologischen Vorgaben nicht infrage.
Weil ich mich bereits nachmittags mit den beiden in Pisa verabredet hatte, startete ich wieder recht früh. Das Wetter war in den vergangenen zwei Tagen merklich wechselhafter geworden, und so mußte ich am Morgen erst einmal einen Schauer durchlassen, bevor es losgehen konnte. Das Streckenprofil erwies sich jedoch als optimal, um zügig voranzukommen. Außerdem brachte mir der lebhafte Südwestwind zusätzlichen Vortrieb.
Die milde Luft um die 14°C und der stürmische Wind waren jedoch Vorboten eines kräftigen Unwetters. Noch bevor ich das Tal der Cecina erreicht hatte, wurde es rabenschwarz um mich herum. Aber der Allmächtige bot mir gerade zur rechten Zeit einen perfekten Unterschlupf etwas abseits der Strecke an, den ich mit den ersten Tropfen erreichte (s. Track vom 31.03., km 57,9). Dann gab es das volle Programm: Sturm, Blitze, Hagel, später sintflutartiger Regen, verbunden mit einer drastischen Abkühlung von 14°C auf 7°C. Mehr als eine dreiviertel Stunde lang mußte ich in der Scheune ausharren, doch war das allemal besser, als im Freien herumzukurven. Irgendwann scharrte mein Pferd jedoch mit den Hufen, so daß ich mich zum Aufbruch entschloß. Vielleicht ein paar Minuten zu früh, denn kurz danach war ich zu einem weiteren Zwischenstop unter einem Dach gezwungen, um die feuchten Nachwehen des Gewitters abziehen zu lassen.
Später zwang mich die noch regennasse Straße zu verhaltener Fahrweise. Doch bremsten mich sowieso bald wieder die Berge. Auf den folgenden drei Kilometern galt es, die brutalsten Anstiege meiner diesjährigen Aktivitäten zu überstehen (s. Track vom 31.03., km 65,2 - 68,0). Schon nach dem ersten Steilstück war ich völlig perplex, hatte ich doch mit einer entspannten Abschlußtour ohne große Herausforderungen gerechnet. Es kamen aber noch mehrere dieser Raketenabschußrampen, die für mich wirklich nur (noch) in kurzen Sprüngen zu bewältigen waren. Sicher spielte mir dabei die Psyche einen üblen Streich, aber die vorangegangenen sechs Touren mit bereits mehr als 8000 Hm hatten ebenso ihre Spuren hinterlassen. Irgendwann gingen die Steigungsprozente zurück, und der Rest war eine reine Fleißaufgabe.
Die folgende kurvenreiche Panoramastraße, die bis auf 400 m Seehöhe führte, war sehr abwechslungsreich und bot immer wieder herrliche Ausblicke. Das Mittelmeer war von hier beinahe zum Greifen nah - von 0 auf 400 über nur 10 km Luftlinie!
Abschlußbild auf der Piazza dei Cavalieri (Aufnahmeort) |
So war auch das Verabreden und Finden in Pisa dann kinderleicht. Nach einem kleinen Stadtrundgang, bei dem mich einmal mehr die Unmassen an Touristen mit ihrem narrenhaften Gehabe nervten (diese Idioten machten unzählige Selfies von ihrem Tun, scheinbar mit ihrer Hand den schiefen Campanile abzustützen), klang das Gesamterlebnis "Toskana 2018" bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und knapp 20°C auf die bestmögliche Art und Weise aus.
Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!
Track der Handbiketour vom 31.03.2018
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