2. April 2018

Kein Weg zurück

Ich bin wieder zurück aus der Toskana. Die vergangenen 48 Stunden waren so vollgestopft, daß ich mich jedoch nicht eher melden konnte. Denn für den letzten vollen Urlaubstag hatte ich mir wieder etwas Besonderes einfallen lassen. Seit der Italienfahrt 2015 stand jedenfalls der Plan im Raum, mit dem Handbike nach Pisa zu fahren. In jenem Jahr waren Lád'a  und ich dort zum ersten Mal. Mit dem Auto - doch mein tschechischer Kamerad fuhr anschließend mit dem Rad zurück zur Unterkunft.

Heuer wollten Lád'a und Šárka zum Urlaubsende noch ein wenig auf Sightseeing-Tour gehen. Auch Pisa stand dabei auf dem Programm. Damit bot sich die ideale Gelegenheit für eine Einweg-Strecke zum Schiefen Turm. Eine Rundtour kam nämlich wegen der mehr als 230 km Streckenlänge unter Berücksichtigung der zeitlichen und meteorologischen Vorgaben nicht infrage.

Weil ich mich bereits nachmittags mit den beiden in Pisa verabredet hatte, startete ich wieder recht früh. Das Wetter war in den vergangenen zwei Tagen merklich wechselhafter geworden, und so mußte ich am Morgen erst einmal einen Schauer durchlassen, bevor es losgehen konnte. Das Streckenprofil erwies sich jedoch als optimal, um zügig voranzukommen. Außerdem brachte mir der lebhafte Südwestwind zusätzlichen Vortrieb.

Die milde Luft um die 14°C und der stürmische Wind waren jedoch Vorboten eines kräftigen Unwetters. Noch bevor ich das Tal der Cecina erreicht hatte, wurde es rabenschwarz um mich herum. Aber der Allmächtige bot mir gerade zur rechten Zeit einen perfekten Unterschlupf etwas abseits der Strecke an, den ich mit den ersten Tropfen erreichte (s. Track vom 31.03., km 57,9). Dann gab es das volle Programm: Sturm, Blitze, Hagel, später sintflutartiger Regen, verbunden mit einer drastischen Abkühlung von 14°C auf 7°C. Mehr als eine dreiviertel Stunde lang mußte ich in der Scheune ausharren, doch war das allemal besser, als im Freien herumzukurven. Irgendwann scharrte mein Pferd jedoch mit den Hufen, so daß ich mich zum Aufbruch entschloß. Vielleicht ein paar Minuten zu früh, denn kurz danach war ich zu einem weiteren Zwischenstop unter einem Dach gezwungen, um die feuchten Nachwehen des Gewitters abziehen zu lassen.

Später zwang mich die noch regennasse Straße zu verhaltener Fahrweise. Doch bremsten mich sowieso bald wieder die Berge. Auf den folgenden drei Kilometern galt es, die brutalsten Anstiege meiner diesjährigen Aktivitäten zu überstehen (s. Track vom 31.03., km 65,2 - 68,0). Schon nach dem ersten Steilstück war ich völlig perplex, hatte ich doch mit einer entspannten Abschlußtour ohne große Herausforderungen gerechnet. Es kamen aber noch mehrere dieser Raketenabschußrampen, die für mich wirklich nur (noch) in kurzen Sprüngen zu bewältigen waren. Sicher spielte mir dabei die Psyche einen üblen Streich, aber die vorangegangenen sechs Touren mit bereits mehr als 8000 Hm hatten ebenso ihre Spuren hinterlassen. Irgendwann gingen die Steigungsprozente zurück, und der Rest war eine reine Fleißaufgabe.

Die folgende kurvenreiche Panoramastraße, die bis auf 400 m Seehöhe führte, war sehr abwechslungsreich und bot immer wieder herrliche Ausblicke. Das Mittelmeer war von hier beinahe zum Greifen nah - von 0 auf 400 über nur 10 km Luftlinie!

Abschlußbild auf der Piazza dei Cavalieri
(Aufnahmeort)
Als ich wegen eines Regenschauers noch einmal Zuflucht unter dem Vordach einer Bar in Pomaia nahm, erschreckte mich mein Sportfreund Lád'a. Von mir unbemerkt, hatte er sich von hinten angeschlichen und seine Hand auf meine Schulter gelegt. Kurz bevor ich mich über diesen unerhörten Zufall wundern wollte (wie er mich mitten auf der Strecke treffen konnte), fiel mir ein, daß ich ja den Livetrack mitlaufen hatte, und er so über meine aktuelle Position Bescheid wußte. - Irgendwie praktisch, diese Sache!

So war auch das Verabreden und Finden in Pisa dann kinderleicht. Nach einem kleinen Stadtrundgang, bei dem mich einmal mehr die Unmassen an Touristen mit ihrem narrenhaften Gehabe nervten (diese Idioten machten unzählige Selfies von ihrem Tun, scheinbar mit ihrer Hand den schiefen Campanile abzustützen), klang das Gesamterlebnis "Toskana 2018" bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und knapp 20°C auf die bestmögliche Art und Weise aus.

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr!

Track der Handbiketour vom 31.03.2018

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