4. Oktober 2022

Umstellung

Mit den kürzeren Tagen kommt auch die Kälte. Zwar schwitzt man nun nur noch selten während der Anstiege, doch dienen die Zwischenstops mittlerweile fast immer den unbedingt notwendigen Verrichtungen - also Essen, Trinken und Hygiene. Die Mütze kam bereits am Sonntag zum ersten Mal zum Einsatz, demnächst folgen auch die Handschuhe.

Trotzdem war die Tour am 2. Oktober sehr schön. Bereits am Morgen begrüßte mich die Sonne, die mir noch sehr lange treu blieb. Meine Fahrt führte mich über Neustadt / Sachsen und den Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) ins böhmische Elbsandsteingebirge. Dort wollte ich mir nunmehr selbst ein Bild vom Zustand der Wälder nach dem verheerenden Großfeuer des Sommers machen. In den (Online-)Medien kursieren ja bereits etliche Fotos von großflächigen Verwüstungen durch den Brand.

Allerdings kam ich recht gut voran, sodaß ich mich noch vor Schönlinde (Krásná Lípa) entschied, meine Runde weiter östlich auszudehnen. Inzwischen zog sich aber der Himmel immer weiter zu, auf der Abfahrt von Rennersdorf (Rynartice) nach Dittersbach (Jetřichovice) wurde es im Wald sogar richtiggehend dunkel. Mit den ersten Regentropfen erreichte ich den Ort und fand auch einen geeigneten Unterschlupf, bevor ich richtig naß wurde. Denn kurz darauf regnete es Bindfäden.

Die Zwangspause nutzte ich gleich zum Energienachschub, und schon nach rund 20 Minuten konnte ich weiterfahren. In Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) kamen mir zwei Rennradler in den typischen Farben von Làd'as Sportklub entgegen. Roman erkannte mich sofort. Bevor ich sein Gesicht einsortiert hatte, waren sie vorbei. Dafür konnte ich ihn später auf dem Heimweg im Elbtal, als sie mir dann zum zweiten Mal an diesem Tag begegneten, ebenfalls mit Namen grüßen. - Es ist ein schönes Gefühl, auch unter meinen tschechischen Sportkameraden anerkannt zu sein. Ich jedenfalls würde mich sehr freuen, wenn es wieder einmal mit einem gemeinsamen "Frühjahrstrainingslager" in der Toskana klappt.

Zum Katastrophentourismus bin ich am Sonntag schließlich doch nicht gekommen. Zum einen war ich mir nicht sicher, ob dort brandschadensbedingt immer noch Straßen gesperrt sind. Zum anderen hätte ich mir allein schon wegen der erheblich längeren Tour nicht viel Zeit zur Begutachtung nehmen können. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. 

Stele mit Hochwassermarken in
Altkaditz (Aufnahmeort)
Am Feiertag sah es zunächst so aus, wie die Stimmungslage im ganzen Land ist: nämlich trübe. Dennoch knüppelte ich meinen inneren Schweinehund nieder und setzte mich auf meinem Handbike gegen 9.00 Uhr in Bewegung. Im strammen Westwind ließ ich die Komfortzone schon wenige Minuten nach dem Start hinter mir. Wenigstens hatte ich unmittelbar vor dem Losfahren meine Planung der Witterung angepaßt. Statt erst die Berge zu fahren, kämpfte ich mich zunächst im flachen Elbtal bei immer kräftiger werdenden Gegenwind westwärts.

Auf dem Rückweg im meist offenen Gelände half mir nicht zuletzt der Wind bei den Anstiegen - ausgleichende Gerechtigkeit für die Kälte, die am Vormittag trotz ständiger Bewegung in den ganzen Körper gekrochen war. Offensichtlich bin ich noch nicht fit für das kühle Wetter. An meinem Handbike ist ebenfalls einiges zu tun.

Morgen, morgen - nur nicht heute, ...

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