17. Oktober 2022

Schonungslos

Eigentlich wollte ich heute - dem bisher sonnigsten und wärmsten Tag im Oktober 2022 - wieder auf Tour gehen. Aber mein Körper braucht unbedingt Erholung, und das macht er mir deutlich klar. So schwer es mir fällt: einfach nur auf Verschleiß zu agieren, als gäbe es kein morgen, ist keine Option.

Langweilig wird mir trotzdem nicht. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus - nämlich mein letztes Wunschprojekt, diesmal im Winter. Da muß einiges organisiert werden, sodaß für die Planung ein paar Stunden mehr sehr willkommen sind.

Die vergangenen drei Tage brachten mich aber erneut um mehr als 300 km meinem Jahresziel näher. Am Freitag fuhr ich nach meinem Homeoffice-Dienstschluß eine erste Runde. Wohin es gehen sollte, überlegte ich mir erst unterwegs. Darunter fiel auch der asphaltierte Waldweg (s. Track vom 14.10., km 25,1 - 28,0), den ich bisher noch nicht kannte und der mir wenige Stunden vorher während des Kartenstudiums aufgefallen war. In völliger Abgeschiedenheit kam ich mir dort vor, wie irgendwo im Nirgendwo. Vor der Abfahrt nach Oberschlottwitz, waren dann alle übrigen Fleißaufgaben - will sagen: Anstiege - absolviert. Mit richtig Druck auf der Kurbel schaffte ich es sogar noch vor dem Sonnenuntergang bis nachhause.

Sonnabends traf ich mich dann am späten Nachmittag u.a. mit Christiane und Carsten in der Bergwachthütte Rathen zum vereinbarten großen Palaver. Davor sammelte ich fleißig Kilometer und Höhenmeter im Osterzgebirge. Meine Sportfreundin hatte mir als Ausflugsziel  Ottos Eck im Schloßpark Naundorf oberhalb des Weißeritztals empfohlen. Die Rampe aus dem Tal erwies sich bei der hohen Luftfeuchtigkeit als wahre Saftpresse, die ich an diesem Tag zuletzt nur mit kurzen Verschnaufpausen bewältigen konnte. Auch beim zweiten Anstieg aus dem Weißeritztal tat ich mich schwer, doch wenigstens lagen danach die meisten anstrengenden Passagen hinter mir. Mit dem Abstecher nach Rathen und zurück bis Pirna schaffte ich sogar noch mein Tagesziel.

Morgenstimmung im Gottleubatal (Aufnahmeort)
Bei meiner Vorbeifahrt an der Mündung des Bahratals in das Gottleubatal zwei Tage zuvor hatte ich festgestellt, daß die Straße nach Bahra (s. Track vom 16.10., km 11,5 - 14,0) nun offensichtlich nicht mehr gesperrt ist. Wegen drohender Niederschläge konnte ich das zwar nicht sofort am Sonnabend überprüfen, aber dafür bot sich nun der Sonntag an. Dieser 2,5 km langer Straßenabschnitt war schon mindestens seit 2016 Baustelle und damit nicht mehr befahrbar. Jetzt endlich kam ich wieder durch - wobei ich mich allerdings fragte, warum das trotz der komplizierten Sanierung (die Straße mußte mittels in den Boden eingelassener Betonsäulen stabilisiert werden) so lange gedauert hat. Denn solche Dauerbaustellen kennt man sonst nur von Projekten in Italien, bei denen die Mafia die Hände mit im Spiel haben soll.

Jedenfalls ist das dünnste Brett, also die Strecke mit den wenigsten Höhenmetern zum Grenzübergang Bahratal / Peterswald (Petrovice), nun wieder frei, und so fuhr ich schließlich über den Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) bis in den Teil des Böhmischen Mittelgebirges, welcher sich westlich der Elbe zwischen Aussig (Ústí n. L.) und Tetschen (Děčín) erstreckt. Am Beginn der Abfahrt vom Paß ärgerte mich zwar die Defekthexe mit einem platten Vorderreifen - wieder einmal hatte sich ein unbemerkt gebliebener Glassplitter durch den Pannenschutz gearbeitet. Umso schöner wurde jedoch die Fahrt bei Bilderbuch-Herbstwetter zur Ohrener Höhe (Javorsky vrch), obwohl die letzten Meter bis zum Scheitelpunkt der Straße noch einmal alles abverlangten. Ähnlich wie an den beiden vorangegangenen Tagen waren damit jedoch alle kräftezehrenden Auffahrten abgehakt, und ich konnte mich auf die Jagd nach den verlorenen Kilometern machen.

Die wunderschönen Ausblicke von oben in fast alle Richtungen waren allemal jede Anstrengung wert, zumal mir in jenem Hochland nur sehr selten Kraftfahrer begegneten und die meisten Straßen mittlerweile in einem ausgezeichneten Zustand sind. Das Farbenspiel der Laubbäume im Sonnenschein setzte dem Ganzen dann die Krone auf. Von diesen Eindrücken konnte ich auf der langen Heimfahrt im Elbtal zehren, wo ich kurz vor der Zielankunft auch noch ein Gewitter mit sintflutartigem Regen erlebte.

Aber rechtzeitig unter einem schützenden Dach im Trockenen war das alles halb so wild.

1 Kommentar :

Meite hat gesagt…

Besten Dank für die ehrlichen Worte;)