9. Oktober 2022

Alles dabei!

Drei Tage, drei Touren. Wieder einmal. Weil der Plan aber schon vorher feststand, habe ich es bei keiner Tour übertrieben und die Streckenlänge entsprechend kalkuliert.

Deshalb benötigte ich selbst bei der Feierabendtour am Freitag nur für die letzten paar Minuten meine Beleuchtung - und das auch bloß deswegen, weil zum Schluß noch Zeit für ein paar Bonuskilometer blieb. Manchmal erstaunt es mich selbst, welchen Bereich man mit solch einer Nachmittagsrunde abdecken kann, wenn es gut rollt. Nämlich diesmal vom Bielatal im südlichen Elbsandsteingebirge bis fast in das Stadtzentrum von Dresden. Das sind immerhin 30 km Luftlinie ...

Wesentlich zäher gestaltete sich dann meine Tour am Sonnabend. Dabei gab es gar keine langen und giftigen Anstiege, und insgesamt blieb die Höhenmeterbilanz unter der 1%-Marke. Auch fühlte ich mich morgens eigentlich gar nicht so schlecht, als ich schon nach 7 km auf den Feldweg zum Koordinatenstein nahe Mühlsdorf abbog (s. Track vom 08.10., km 9,0). Aber bereits dort ließ ich viel Zeit liegen, weil ich nur Schrittempo fahren konnte. - Wenigstens kenne ich nun nicht nur den schönen Aussichtspunkt, sondern auch die Stelle, wo sich der 51. Grad nördlicher Breite und der 14. Grad östlicher Länge für das GPS (Weltkoordinatensystem) kreuzen. Die Stelle befand sich ebenfalls unmittelbar am Rand des Malerweges und war selbst für mich vom Handbike aus in Griffnähe.

Später kamen dann weitere Kilometer Schotterpiste durch Wald hinzu (s. Track vom 08.10., km 22,7 - 24,5), doch mein langsames Gesamttempo nur damit zu erklären, trifft nicht den Kern. Es war wohl wieder mal die Motivation, die besser hätte sein können. Meist trübes und windiges Wetter nahm mir allen Schwung, zumal ich deutlich merkte, daß es nicht rundlief. - Schnell abhaken und weiter im Text!

Am Abend kontaktierte mich dann mein tschechischer Kamerad und schlug einen gemeinsamen Sonntagsausflug mit dem Rad in den böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges vor. Da mußte ich nicht lange überlegen, zumal ich sowieso am nächsten Tag in dieses Gebiet fahren wollte. Außerdem hatten wir uns schon eine Weile nicht gesehen, denn Lád'a war erst unlängst aus dem Urlaub zurückgekehrt.

Auf der Straße Herrnskretschen - Rainwiese
(Aufnahmeort)
Kurz nach Herrnskretschen (Hřensko), beim Anstieg nach Rainwiese (Mezní Louka) trafen wir uns schließlich. Die Straße führt durch genau das Areal, in dem die Waldbrände des Sommers besonders schlimm gewütet hatten. Der Anblick war tatsächlich ziemlich deprimierend, und es fiel mir schwer vorzustellen, daß sich durch die dicke Ascheschicht zwischen den verkohlten, noch stehenden Baumstämmen jemals wieder Pflanzen ohne menschlichen Eingriff hindurchkämpfen können. - Aus der Traum vom großsprecherischen Getön "Natur Natur sein lassen". Jetzt fehlen nur noch heftige Sturzfluten nach ergiebigen Niederschlägen, welche die nächste Eskalationsstufe einläuten. Immer weiter, bis es auch der letzte Wunschdenker begriffen hat, daß in dieser kleinräumigen Schutzzone noch für lange Zeit - vielleicht auch immer - die Unterstützung / Lenkung durch menschliche "Hegemaßnahmen" erforderlich ist.

Im Gelände zwischen Hohenleipa (Vysoká Lípa) und den Balzhütten (Tokáň) beräumt man inzwischen sämtliches Totholz, wahrscheinlich, um den weiter drohenden Großfeuern die Nahrung zu entziehen. Dadurch hat sich hier das Landschaftsbild nahezu komplett gewandelt. Fuhr man auf der Böhmerstraße (Česká silnice) früher durch dichte Wälder, so müssen die flachen Felsentäler nun ohne hohen Bewuchs auskommen. Dadurch tritt zwar die interessante Topologie noch viel deutlicher zutage, doch darauf hätte ich gern verzichtet. Es wird jedenfalls Jahrzehnte dauern, bis man hier wieder durch einen geschlossenen Baumbestand fahren kann. Ich erlebe das wahrscheinlich nicht mehr.

Auf der deutschen Seite sah es dann nicht mehr ganz so dramatisch aus, zumindest nicht dort, wo wir mit unseren Rädern vorbeikamen. Mir ist allerdings sehr wohl bewußt, daß es auch im sächsischen Elbsandsteingebirge großflächig verbrannte Flächen gibt. Aber die Illusion einer heilen Welt war zu schön. Das bunte Farbenspiel der herbstlich geschmückten Laubbäume gehörte dazu, das nach wie vor romantische und scheinbar von Brandschäden verschonte Kirnitzschtal, und die im Sonnenschein ruhig dahinfließende Elbe.

Während Lád'a noch einmal hoch hinaus mußte, um nachhause auf die andere Seite des Osterzgebirges zu gelangen, rollte ich zuletzt am großen Fluß entlang nach Pirna.

Der goldene Herbst dauert an.

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