26. Juni 2023

Made im Speck

Heute war ich nun zum zweiten Mal mit meinem neuen Wander-Dream-Team auf Rolliwander-Testtour. Mit Ute und Peggy wollte ich den Rundweg um die Hohe Liebe (ein Berg) erkunden, welchen ich erst ein einziges Mal vor Jahren befahren habe. Auf dem Rückweg kommt man dabei an der Wildwiese mit ihrer beeindruckenden Ausblick auf die zerklüfteten Felsen der Schrammsteine vorbei. Daran anschließend war dann noch der Abstecher zur Emma-Bank geplant. Von diesem Aussichtspunkt oberhalb des Zahnsgrundes überblickt man das Elbtal ein Stück weit nach Osten in Richtung deutsch-tschechischer Grenze. Diese etwas abgelegene Aussicht mit nicht ganz so spektakulärer Aussicht ist wohl eher ein Geheimtip - das war zumindest bis heute meine Meinung.

Der erste Teil unserer Wanderung fing gut an. Selbst der Steinbruchweg erwies sich insgesamt als gut berollbar, auch wenn es doch ziemlich viel bergauf und bergab ging. Gerade zum Rastplatz der sogenannten Kleinen Liebe mußten wir an einem kurzen steilen Anstieg vollen Einsatz zeigen. Trotzdem ist der gesamte Weg (s. Track vom 26.06., km 0 - 8,2) durchaus für sportliche Rollifahrer in Begleitung auch mit einem normalen Aktiv-Rollstuhl zu schaffen, weswegen diese Wanderung demnächst in das Tourenportal des Tourismusverbands Sächsische Schweiz aufgenommen wird.

Der kleine König am Buffet ...
Höhepunkt dieser Runde war natürlich die Wildwiese bzw. das Panorama von dort auf die Felsenwelt.  Die Strecke unseres Rückwegs kann übrigens ebenfalls zum Anmarsch genutzt werden. Das ist somit die einfachste Möglichkeit, diesen beinahe magischen Ort zu erreichen.

Unsere Stipvisite zur Emma-Bank (s. Track vom 26.06., km 8,2 - 10,8) kann ich dagegen leider nicht vorbehaltlos empfehlen, denn der schmale Weg führt meist dicht entlang der Talböschung, wobei etliche große Wurzeln und andere Hindernisse überquert werden müssen. Es gehört schon viel Vertrauen in das Können der unbedingt nötigen Begleiter bzgl. der richtigen Schiebe- bzw. Bremsunterstützung sowie der Sicherung des Rollstuhls gegen Umkippen bei hin und wieder seitlich abschüssigem Stellen, um den Pfad am Ende des vorherigen Asphaltsträßchens weiterzuverfolgen.

... in unübertrefflicher Gesellschaft:
links Peggy, rechts Ute (Aufnahmeort)
Meine zwei Frauen haben diesen Parcour natürlich mit Bravour gemeistert, ohne daß ich jemals ängstlich in den Abgrund schaute. Am Aussichtspunkt waren wir dann nicht die Einzigen, und während wir dort verweilten, herrschte ein überraschend reges Kommen und Gehen. So unbekannt scheint dieser Ort wohl doch nicht mehr zu sein. Dafür klappte es dann aber auch mit dem obligatorischen Gruppenbild.

Das Picknick, welches Peggy, vor allem aber Ute, kurz danach mit dem Inhalt ihrer Rucksäcke auf einer Sitzbank zauberten, war schließlich die Krönung unseres rundum gelungenen Ausflugs im Schrammsteingebiet. Einmal mehr fühlte ich mich dabei wie ein kleiner König, den man um solche Freunde und solche Erlebnisse tatsächlich nur beneiden kann. 

Ich jedenfalls strahlte mit der Sonne um die Wette.

25. Juni 2023

Reserven anzapfen

Auf meiner ersten Tour nach mehreren körperlich inaktiven Tagen kann ich immer aus dem Vollen schöpfen. Dann sind die Energiedepots gefüllt und die Muskeln ausgeruht. Doch bald stehen wieder neue Herausforderungen in den Alpen an, für die ich gerüstet sein möchte. Bei einem durchaus straffen Programm im Sommerurlaub will ich die Anzahl und Verteilung der notwendigen Ruhetage optimieren.

Deshalb organisierte ich an diesem Wochenende meine Vorhaben etwas anders. Nicht eine lange Tour stand im Fokus, sondern mehrere "kürzere" unmittelbar hintereinander. Ich weiß: für sehr viele Handbiker wäre nach einem Hunderter schon das Limit erreicht - aber ich fahre ja regelmäßig ganz andere Strecken. Daß ich niemals kräftemäßig angeschlagen bin, stimmt jedoch nicht.

Auf meine drei Touren will ich diesmal nicht näher eingehen, bis auf eine Ausnahme. Für mich waren sie Standardkost, wobei es am Freitag und heute bzgl. der Anstiege bzw. Höhenmeter eher gemäßigt zuging. Natürlich hatte das Gründe. Für meine Feierabendtour am 23.06. mußte ich nämlich schnell genug sein, um vor dem abendlichen Regen das trockene Heim zu erreichen. Und auf meiner Sonntagsrunde wollte ich mich nach dem anstrengenden Vortag einfach etwas schonen.

Nun zum landschaftlichen Höhepunkt des Tourenwochenendes. Es ist schade, daß die Anfahrt zu diesem Lieblingsgebiet von mir ziemlich aufwendig ist. Denn das linkselbische Bergland zwischen Aussig (Ústi nad Labem) und Tetschen (Děčín) ist eine der ursprünglichsten und einsamsten Gegenden, die ich in meiner Heimat kenne. Von Sachsen gelangt man dorthin entweder über das Elbtal flußaufwärts bis kurz hinter Tetschen oder aber man klettert hinauf zum Erzgebirgskamm - in diesem Fall dem Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) - und durchquert anschließend das Eulautal.

Blick auf Tetschen im Elbtal, links der Hopfenberg (Chmelník, Aufnahmeort))
Etwas über 14 km bin ich schließlich durch diesem Landstrich gefahren (s. Track vom 24.06., km 47,0 - 61,2), wesentlich längere Streckenvarianten lassen sich aber auch ohne weiteres zusammenstellen. Die Fahrzeuge, die mir dort in den knapp 1,5 Stunden (inkl. Mittagspause) begegneten, konnte ich an einer Hand abzählen. Desgleichen Radsportler (da kam mir nur einer entgegen) oder Fußgänger. Dabei ist der Straßenbelag vielerorts inzwischen tadellos, obwohl es nach wie vor auch Abschnitte mit stark verwittertem Asphalt gibt. Aber irgendwie gehört das hier dazu. Die von mir gestern befahrene Strecke befand sich jedoch in einem erstklassigen Zustand. Wer also dieses Tourenrevier mal kennenlernen möchte, fährt am besten zunächst wie ich. Auf der Abfahrt nach Malschwitz (Malšovice) eröffnet sich dann zum Schluß ein herrliches Panorama über das Elbtal bis nach Tetschen.

Dieser Blick entschädigte mich reichlich für die nachfolgende lange und eher eintönige Heimfahrt entlang der Elbe.

21. Juni 2023

Alle Jahre wieder

Jährlich wird beim Lebensalter um eines hochgezählt, und gestern war es bei mir wieder einmal soweit. Es läßt sich zwar nicht verleugnen, daß mit nun 55 Jahren meine Leistungskurve ihren Zenith überschritten hat, aber noch packe ich Sachen, die für die meisten Jüngeren jenseits ihrer Möglichkeiten liegen. Die Stunde der Wahrheit wird allerdings in einigen Wochen beim geplanten Sommerurlaub auf Pässejagd in den Alpen schlagen.

Vorerst drehe ich jedoch noch meine Kreise in der Heimat. Gestern nahm ich mir daher den Nachmittag für eine Geburtstagsrunde mit dem Handbike frei. Nicht Spektakuläres, auch mit eher unterdurchschnittlich Höhenmetern, doch wegen der Temperaturen um 27°C auch nicht ganz ohne. Außerdem wollte ich nicht zu spät zurück sein, denn eine Seilgefährtin aus alten Kletterertagen sowie ihr Mann hatten mich abends zum (selbstgemachten) Geburtstagsessen zu sich eingeladen.

Abends zum Geburtstagsmahl bei Insa und Bert
Voller Vorfreude kam ich auf meiner Tour sehr schnell voran, sodaß der befürchtete Wettlauf mit der Zeit ausblieb, um pünktlich bei meinen Gastgebern zu erscheinen. Nach dem ersten längeren Anstieg über den Helfenberger Grund (s. Track vom 20.06., km 12,4 - 14,6) - er ist eigentlich die beste Alternative in der ganzen Gegend, um ins nördliche Umland von Dresden zu gelangen - erwartete mich nur noch ein anstrengender Berg, nämlich der ab Neustadt (s. Track vom 20.06., km 60,0 - 61,3). Aber seitdem ich den Schleichweg durch die Siedlung gefunden habe und nicht mehr den verkehrsreichen Stich nach Neustadt-Anbau fahre, hat selbst dieser viel von seinem nervtötenden Charakter verloren.

Richtig Laune machte unter diesen Bedingungen die schnelle Abfahrt durch den Tiefen Grund von Hohnstein nach Porschdorf vor Bad Schandau. Im Elbtal freute ich mich dann schon auf Leber mit Zwiebeln und Kartoffelbrei, von Insa nebst einem kreativ angerichteten Möhrensalat lecker zubereitet.

Es wurde ein schöner und entspannter Tagesausklang vor ihrem Domizil an der Elbe.

19. Juni 2023

Glänzen durch Abwesenheit

Wie schon im vergangenen Jahr, habe ich das Pirnaer Stadtfest an diesem Wochenende komplett ignoriert. Diesmal mußte ich jedoch nicht über Nacht vor dem unerträglichen Getöse direkt unter meinen Fenstern fliehen, sondern nutzte das gute alte OHROPAX für einen ruhigen Schlaf. Lediglich beim so überflüssigen wie infernalischen Feuerwerk direkt vor dem Haus versagte auch dieser Schutz.

Sonnabends war Gewitterwetter angekündigt, und so kam es dann auch. Allerdings sah es am Morgen danach gar nicht aus, sodaß es keinen Grund gab, zuhause zu bleiben. Weil sich das jedoch schnell ändern konnte, bastelte ich meines Strecke mir unterwegs spontan und Zug um Zug zusammen - immer mit der Option, diese notfalls abzukürzen. Erfreulicherweise wurde das nicht nötig, denn irgendwie schaffte ich es immer, die bald entstehenden Starkregen-Gebiete rechtzeitig zu umfahren bzw. ihnen auszuweichen. Dafür benötigte ich noch nicht einmal meine Regenradar-App.

Noch vor um vier war ich wieder zuhause, und es blieb damit ausreichend Zeit, sich für die Aktion am nächsten Tag zu erholen. Denn da wollte ich endlich wieder mal mit meinem tschechischen Kameraden auf Tour gehen. Er hatte eine gemeinsame Tour zum Dreiländereck an der Neiße zwischen Tschechien, Polen sowie Deutschland - im tschechischen Trojmezí genannt - unweit von Grottau (Hrádek nad Nisou) bzw. Zittau vorgeschlagen und mir dabei die Planung der Strecke überlassen.

Erinnerungsbild am Dreiländereck Deustchland,
Tschechien, Polen (Aufnahmeort)
Als Lád'a mich nach verschiedener Anfahrt gegen 7.00 Uhr kurz nach Rainwiese (Mezní Louka) einholte, lagen schon die ersten 400 Hm hinter mir. Ab dort rollten wir gemeinsam in Richtung Osten. Hinsichtlich der Streckenführung hatte ich offensichtlich ein glückliches Händchen - diese führte nicht nur durch landschaftlich schöne und kraftverkehrsruhige bzw. -freie Straßen sowie über Radwege zur Neiße, sondern enthielt auch etliche mir selbst noch unbekannte Abschnitte. Bei der Straße zwischen Daubitz (Doubice) und Teichstatt (Rybniště, s. Track vom 18.06., km 50,1 - 54,1) kann ich mich beispielsweise nicht erinnern, sie jemals zuvor gefahren zu sein. Dabei ist sie eine echte Empfehlung!

Die letzten Kilometer vor der Neiße ging es noch einmal ziemlich auf und ab, aber deswegen hatte ich ja unsere Fahrtrichtung vorher gedreht. So kam der konditionell anspruchsvolle Teil unserer Tour zu Beginn, während auf der Rückfahrt dann nur wenige kräftige Anstiege folgten.

Die Kilometer entlang des Flüßchens Mandau ab Zittau bis kurz vor Rumburg (Rumburk, s. Track vom 18.06., km 88,5 - 114,8) ließen sich übrigens ebenfalls sehr schön fahren, zu Beginn gab es sogar einen separaten Radweg. In Warnsdorf (Varnsorf) legten wir für das etwas verspätete Mittagessen einen Zwischenstop ein. Die große Pizza Calzone, die wir uns teilten, war dabei rekordverdächtig. Wenn ich nämlich mit Lád'a unterwegs bin, gehört die gepflegte Freßpause einfach dazu - das ist ja schließlich auch wesentlich einfacher für mich, weil mein Kamerad viel besser das Essen organisieren kann.

Am letzten ernstzunehmenden Anstieg nach Hinterhermsdorf (s. Track vom 18.06., km 134,2 - 136,1) mühte ich mich diesmal ziemlich. Bei dieser Hitze und direkter Sonneneinstrahlung benötigte ich mehrere kurze Pausen bis ich oben Lád'a wieder erreichte. Die Heimfahrt über Kirnitzsch- und Elbtal war dann jedoch kein Thema mehr. Nachdem wir uns in Bad Schandau voneinander verabschiedet hatten, fuhr ich nach Pirna weiter, während mein Begleiter über Umwege nach Kulm (Chlumec) zurückkehrte.

Wie schon bei meinem ersten Langen Kanten der Saison am 30.04.2023 entschied ich mich hier für ein paar Zusatzkilometer, um den nächsten Langen Kanten abzuhaken. Gerade zu vorgerückter Stunde - es war auch aufgrund der längeren Pausen bereits 19.00 Uhr - mußte auch ich mich noch einmal dazu extra motivieren. Aber am nächsten Tag würde ich mich gewiß ärgern, wenn ich diese Möglichkeit ohne Not einfach so vergeben hätte. Bei meiner Runde über Pillnitz sammelte ich zwar nur noch rund 100 Höhenmeter, kam dafür aber auf insgesamt mehr als 200 km.

Endlich zuhause, hatte ich das Stadtfest schließlich völlig kontaktlos überstanden. 

12. Juni 2023

Wandern wir mal ... (wieder)

Heute nun war ich mit Ute, meiner Physiotherapeutin, und Peggy vom Tourismusverband Sächsische Schweiz wieder mal mit dem Rollstuhl im Elbsandsteingebirge unterwegs. Gemeinsam wollten wir testen, ob bzw. inwieweit eine Rundtour im Rollstuhl von Stadt Wehlen zur Bastei und wieder zurück für durchschnittlich sportlich aktive Rollifahrer machbar ist. Während ich einen großen Teil der geplanten Strecke regelmäßig und gern mit dem Handbike befahre, gibt es einige Wege, die ich bisher nur selten und dann auch nur in Begleitung unter die Räder genommen habe.

Vis-à-vis dem Felsentor im Uttewalder Grund
(Aufnahmeort)
Zunächst wanderten wir aber erstmal zum Felsentor im Uttewalder Grund (s. Track vom 12.06., km 0 - 3,3). Diese Strecke (und auf dem gleichen Weg zurück) sollte eigentlich für viele sportlich ambitionierte Gäste mit Mobilitätseinschränkungen zu bewältigen sein. Es gibt zwar einige Felsschwellen und Wurzeln im Wegverlauf, doch mit entsprechendem Mehraufwand an Zeit für Ruhepausen ist die Tour vielleicht sogar ganz ohne helfende / schiebende Begleiter möglich. Mindestens bis zum Gasthaus "Waldidylle".

Weiter ging es durch Zscherre-, Kohl- und Reingrund, die zu den romantischsten mit dem Handbike befahrbaren Felsschluchten in der Vorderen Sächsischen Schweiz gehören, auf der "Radroute im Nationalpark" bergan zur Basteistraße. Für ein paar Fotos sind wir dann auch noch bis zur Basteiaussicht gewandert, doch herrschte dort kurz vor dem Mittag natürlich der für die Hochsaison selbst an Wochentagen typische Menschenauflauf.

Wenige hundert Meter weiter auf dem Rückweg über den "Steinernen Tisch" war aber von dem Rummel schon nichts mehr zu spüren. Es fasziniert mich immer wieder auf's neue, wie eng der Bewegungsradius dieser Standard-Tagestouristen doch ist.

Nach unserer Mittagspause lag nur noch der Abstieg nach Stadt Wehlen über den Steinrückenweg vor uns. Obwohl zunächst ein breiter Forstweg abwärts führte, wurde daraus bald ein Wanderweg mit einigen sehr anstrengend zu überwindenden Felshindernissen. Später kam dann außerdem altes, inzwischen verworfenenes und lückenhaftes Pflaster aus Sandsteinblöcken, welches aufgrund des starken Gefälles ebenfalls Schwerstarbeit von meinen Begleiterinnen erforderte, um mich im Rollstuhl heil nach unten zu bugsieren. Dabei benutzte ich schon meinen wesentlich geländetauglicheren Rollstuhl mit dem Freeway-Lenkvorsatz von PRO ACTIV!

Für das letzte Teilstück von den Steinrückenhäusern nach Stadt Wehlen kann man zwar auch das schmale Anwohnersträßchen benutzten, statt wie wir zur "Schußfahrt" in den Ort anzusetzen, doch die 700 m davor lassen sich leider nicht umgehen. Hinterher waren wir drei uns einig, daß diese Passage nicht für Rollifahrer zu empfehlen ist (s. Track vom 12.06., km 12,9 - 14,4). Denn trotz ausgiebiger Hilfe durch mindestens zwei Hilfspersonen bleibt die Befahrung der teils stark abschüssigen Holperpiste immer noch sehr riskant.

Wer den Nervenkitzel sucht, braucht sich davon allerdings nicht abhalten lassen.

11. Juni 2023

Gegensätze

Sicher ist es kein Zufall, daß es am ersten Tourentag nach einer körperlich wenig anstrengenden Arbeitswoche auf meinen Ausfahrten mit dem Handbike meist überdurchschnittlich flott vorangeht. Vielleicht hängt das ja auch mit dem durch die lange Ruhephase gut gefüllten Glykogenspeicher zusammen.

Jedenfalls bin ich freitags nach Feierabend erneut recht zügig unterwegs gewesen. Außerdem konnte ich mich erstmal rund 17 km auf dem flachen Elberadweg warmfahren, wobei ich sukzessive das Tempo steigerte. Kurz nachdem ich dabei eine junge Frau auf ihrem Fahrrad überholt hatte, rief mich jemand von hinten mit meinem Namen. Ich hielt an, und vor mir stand Alisa.

Vor neun Jahren war sie "meine Tochter" im Theaterstück "Expedition Freischütz" der Bürgerbühne des Staatsschauspiel Dresden, bei dem wir beide als Laiendarsteller mitwirkten. Es war eine sehr schöne Zeit, an die ich gern zurückdenke. Umso mehr freute ich mich über die zufällige Begegnung, zumal mir meine "Kollegin" nie ganz aus dem Sinn gegangen war. Inzwischen ist sie nicht nur eine bildhübsche junge Frau, sondern hat sich auch die Anmut der Jugend in ihrem Wesen bewahrt. Solche Menschen muß man einfach mögen!

Mit dem Kopfkino angenehmer Erinnerungen ließen sich die danach folgenden Anstiege beinahe mühelos meistern. Bereits 17.45 Uhr erreichte ich das Elbtal. Eigentlich stand nun die Heimfahrt auf dem Elberadweg an, doch in Königstein bog ich außerplanmäßig noch mal nach Süden ab, um den von mir selten befahrenen steilen Anstieg nach Leupoldishain hinaufzuklettern (s. Track vom 09.06., km 88,7 - 90,0). Die reichlich 250 zusätzlichen Höhenmeter paßten gut die Statistik, ohne mich über Gebühr zu beanspruchen.

Am Sonnabend startete ich nach meinen notwendigen morgendlichen Verrichtungen erst relativ spät. Trotz der angekündigten Hitze konnte ich nicht klagen, denn die Sonne versteckte sich bei angenehmen Temperaturen und nur wenig Luftbewegung hinter einer durchaus kompakten Wolkenschicht. Auf meinen ersten Kilometern des Tages in unserem Nachbarland ging sogar ein kräftiger Regenschauer nieder, den ich glücklicherweise trocken unter dem dichten Blätterdach der Bäume überstand.

Leider stieg dadurch die Luftfeuchte sprunghaft an, und spätestens auf dem steilen Stich hinauf zu Schneeberger Straße (s. Track vom 10.06., km 24,8 - 26,3) lief der Schweiß in Strömen. Das war nun gar nicht mein Ding! Während der langen Abfahrt zurück in Elbtal nach Tetschen (Děčín) konnte ich mich dann einigermaßen regenerieren, sodaß ich mir nun den zweiten größeren Anstieg des Tages vornahm. Dieser artete allerdings bald zu einem Bad ohne W{a/o}nne aus, weil das dichte Blätterdach des Waldes alle Feuchtigkeit am Boden festhielt. Selbst durch das Örtchen Dobern (Dobrná) blieb der Aufstieg außergewöhnlich schweißtreibend - es war einfach immer noch zu feucht.

Malerisches Neu-Ohlisch (Aufnahmeort)
Konditionell und auch mental ziemlich angeschlagen, verwarf ich deshalb bei meiner Freßpause in Neu Ohlisch (Nová Oleška) den ursprünglichen Streckenplan. Selbst wenn ich nun nach Tetschen zurückkehrte, hatte ich mein Höhenmetersoll nach knapp 60 km bereits fast erreicht. Auf den verbleibenden (für mich) langweiligen 44 km entlang der Elbe bis nachhause schaffte ich es jedoch nicht mehr, den gesamten verlorenen Boden wieder gutzumachen. Dafür blieb mir ein weiterer Regenguß erspart, der kurz nach meiner Ankunft Pirna wässerte.

Für Montag habe ich mir eine Rolliwanderung mit Peggy und Ute vorgenommen, deshalb schone ich mich heute lieber. Vor einiger Zeit hatte ich ja bereits angekündigt, daß der Tourismusverband Sächsische Schweiz ein Projekt plant, um die Liste seiner Aktiv-Tourenvorschläge für Gäste mit Mobilitätseinschränkungen in der Region zu überarbeiten. Nun kann es losgehen. Zwei Wandertips habe ich bereits für das Tourenportal bereitgestellt: den Ausflug in den Liebethaler Grund sowie den Spaziergang zum Biedermann-Mausoleum bzw. der Johann-Alexander-Thiele-Aussicht bei Thürmsdorf.

Morgen werden wir nun im Wehlener Gebiet auf Achse sein. - Ich freue mich schon auf die Wanderung mit den zwei "Mädels". 

5. Juni 2023

Hauruck-Aktion

Die derzeit herrschende stabile Schönwetterlage mit wolkenlosem Himmel bei aber dennoch für mich radtourenfreundlichen Temperaturen konnte ich nicht ungenutzt verstreichen lassen! Dazu kam am Wochenende noch Vollmond, der selbst nächtliche Touren wesentlich erleichtern würde. Im vergangenen Jahr war ich ja wiederholt um diese Tageszeit unterwegs gewesen. Aber erst in der Woche zuvor kam mir wieder der Plan einer Nonstop-Tour zu den drei größten sächsischen Städten Chemnitz, Leipzig und Dresden in den Sinn, nachdem mich Christiane nach möglichen Projekten für die Zukunft gefragt hatte. Die Strecke war schnell ausgearbeitet und genau die richtige Herausforderung unter diesen perfekten Voraussetzungen.

Nachdem ich noch zwei Stunden am Sonnabend "vorgeschlafen" hatte, machte ich mich nach dem Mittagessen gegen 13.30 Uhr auf den Weg. Mein Tourenrucksack war diesmal erheblich schwerer, denn natürlich gab es einiges Mehrgepäck als sonst. Eine größere Menge Flüssigkeit (insgesamt 2,5 l) und Essen (u.a. drei Flaschen Einweiß-Drinks), Bekleidung (wärmere Radjacke und sogar Handschuhe, falls es richtig kalt werden würde), dazu neben zwei Schläuchen und dem Reparaturwerkzeugbeutel auch einen Ersatzreifen sowie nicht zuletzt meine Beleuchtung (Stirnlampe mit Rücklicht-Clip).

Ich kam über alle Maßen zügig voran, auch weil der Wind diesmal sehr wohlgesonnen in meine Richtung marschierte. Trotz zahlreicher Anstiege sank meine Durchschnittsgeschwindigkeit nie wesentlich unter 15 km/h. Dabei war das knappe erste Drittel der Strecke bis Chemnitz der bergigste Teil der Tour. Ich schaffte es sogar noch vor acht bis Chemnitz. In einem Edeka-Markt kaufte ich zwei Minuten vor Ladenschluß (um 20.00 Uhr) noch eine 1,5 l-Flasche Cola, die mir die freundlichen Mitarbeiterinnen dort ans Handbike brachten. Das entspannte meine Situation bzgl. der Getränkeversorgung erheblich. 20.30 Uhr lichtete ich mich dann im Schein der untergehenden Sonne vor dem "Nischel" (Karl-Marx-Monument) ab.

Kurz danach folgten ein paar wunderschön zu fahrende Kilometer auf dem Chemnitztalradweg (s. Track vom 03./04.06., km 94,9 - 107,9), welcher neu asphaltiert auf einer alten Bahntrasse entlang des Flüßchens Chemnitz verläuft. Hierbei fährt man sogar einmal durch einen Tunnel. Es war wirklich Zufall, daß ich während der Planung diesen Abschnitt in meine Tour eingebaut hatte.

Noch bevor ich das Chemnitztal verließ, wurde es Nacht. Nun stieg bald der Vollmond auf und spendete etwas Licht. Im offenen Land, wo ich mich inzwischen bewegte, brachte das schon etwas. Darüberhinaus  waren bis auf den schlagloch- und flickenverseuchten Streckenabschnitt im Chemnitztal der Straßenbelag in einem guten Zustand, sodaß ich im Schein der Stirnlampe nicht ganz so sehr aufpassen mußte und ein höheres Tempo als bei Nachtfahrten üblich anschlagen konnte. Dafür ärgerten mich ein paar wenige mir entgegenkommende Autofahrer, die ihr Fernlicht nicht abblendeten, obwohl sie mich sahen. In solchen Augenblicken wünscht man sich, einen Flutlicht-Strahler direkt auf sie zu richten ...

Nachts am Störmthaler See (Aufnahmeort)
Am Störmthaler See hielt der sich im Wasser spiegelnde Mond sogar ein paar romantische Momente bereit. Weniger romantisch, dafür jedoch abstoßend, wirkte das Leipziger Stadtzentrum auf mich, welches ich kurz vor 3.00 Uhr erreichte. Irgendeine Großveranstaltung hatte dort stattgefunden, und der Platz vor dem Alten Rathaus war nun total vermüllt. Was sind das nur für erbärmliche Gestalten, die es nicht schaffen, ihre eigenen Abfälle ordentlich zu entsorgen bzw. wieder mitzunehmen?! Wohin sind wir diesem Land gekommen, mit all der gepriesenen "Kulturbereicherung", all der "Vielfalt" und "Freiheit". Genauso solche Zustände kenne ich sonst nur von Bildern aus afrikanischen Städten, südamerikanischen Elendsvierteln oder auch von den No-Go-Areas im Gelobten Land. Die Klientel jedenfalls, die sich hier zu nachtschlafener Zeit herumtrieb, kam ganz offensichtlich meist aus diesen Regionen.

Um dem Moloch endlich zu entkommen, benötigte ich mehrere Anläufe. Bei Nacht mit einem Navi unterwegs, dessen Karte auf dem Display sich wegen meiner geringen Geschwindigkeit nicht richtig ausrichten konnte, irrte ich eine ganze Weile planlos durch das Stadtzentrum umher, bis ich den richtigen Fluchtweg fand.

Die anschließende Heimfahrt wurde da weniger spektakulär, was ich aber auch nicht erwartet hatte. Einen Großteil davon kannte ich ja bereits von meiner ersten Tour nach Leipzig vor drei Jahren. Die meisten Baustellen auf der Strecke konnte ich bisher recht gut durchqueren. Einmal half mir dabei sogar eine ältere Frau, die mir einen Tip zur Umfahrung gab. Aber an der Baustelle kurz hinter Lommatzsch (s. Track vom 03./04.06., km 260,9 - 261,2) ließ ich noch einmal mächtig Nerven. Der Straßenschotter und Untergrund für die zukünftige Asphaltschicht aus alter Schlacke war noch nicht ausreichend verdichtet, so daß ich mich an der leichten Steigung mit meinen schmalen Rädern eingrub und mehrmals steckenblieb. Manchmal drehte das Antriebsrad auch durch, in diesem Geröll nicht die Behandlung für den Reifen, die man sich wünscht. Aber für eine Umkehr war es bald zu spät, und so mußte ich da durch. Ein Mann der sein Mofa (E-Bike) an mir vorbeischob, reagierte nicht auf meine Bitte um kurzzeitige Unterstützung. Das Wort, mit dem ich ihn daraufhin bedachte, möchte ich hier lieber nicht wiedergeben ...

Nach etlichen Anläufen habe ich es schließlich allein geschafft, und der Reifen war auch heil geblieben. Flott rollte ich nun noch ins Elbtal hinab, wo mich der langweiligste aber auch leichteste Teil meines Drei-Städte-Giros erwartete. Über das Blaue Wunder wechselte ich in Dresden noch einmal die Elbseite, um dem ganzen Verkehr auf dem Elberadweg aus dem Weg zu gehen. Hinter Pillnitz fuhr ich noch einen Mini-Extrazacken, damit ich auch auf mehr als 200 Meilen (das sind mehr als 321,869 km) komme. Das habe ich geschafft. Nach weniger als 24 Stunden (brutto) stoppte ich vor "meinem" Haus am 04. Juni um 13.15 Uhr die Aufzeichnung meines Navis. (Da zeigte mein Garmin Edge 1030 plus immer noch 50% Akkureserve - ein fabelhafter Wert!)

Für den Rest des Tages hatte es sich ausgesportelt.

3. Juni 2023

Ernüchterung

Meine freitägliche Feierabendrunde galt vor allem einem Ziel: dem Großen Zschand, und dabei insbesondere dem Weg von der Neumannmühle im Kirnitzschtal zum Zeughaus im gleichnamigen Gebiet der Hinteren Sächsischen Schweiz. Seit einigen Wochen ist dieser Zugang in den ursprünglichsten Teil des deutschen Elbsandsteingebirges nämlich wieder begehbar, nachdem er vorher monate-, wenn nicht sogar jahrelang, seit der Borkenkäferkalamität wegen der Gefahr umstürzender (abgestorbener) Bäume komplett gesperrt war.

Davor holte ich mit meinem Handbike natürlich etwas weiter aus, kam dabei aber sehr gut voran. Fast vier Tage ohne sportliche Aktivitäten reichen mir hinsichtlich körperlicher Regeneration offensichtlich völlig aus.

Die Felsenschlucht auf dem Weg vom Zeughaus
zur Neumannmühle, das kurze Asphaltstück im
Vordergrund wird gleich wieder von der
Schotterpiste abgelöst (Aufnahmeort)
Kurz vor fünf bog ich dann am Thorwald von der öffentlichen Straße ab, um dem Kirnitzschtal auf einem Forstweg auf der ausgeschilderten "Radroute im Nationalpark" zunächst flußaufwärts zu folgen. Bereits auf einer Tour Anfang Mai hatte ich dabei feststellen müssen, daß der Weg stark gelitten hatte, denn alle feinkörnigen Bestandteile der Fahrbahndecke wurden inzwischen ausgespült. Übrig blieb nur grober, locker Schotter - und der macht das Vorwärtskommen mit meinen schmalen Straßenreifen - abgesehen von erhöhter Pannengefahr - nicht gerade komfortabler.

Leider ging das auf der gesamten Radroute so weiter, d.h. auch auf dem Saupsdorfer Weg zum Zeughaus, und selbst dann auch auf dem Großen Zschand von dort zurück ins Kirnitzschtal. Abgesehen von einigen kürzeren Abschnitten inkl. zweier asphaltierter Stücke sind die Forststraßen für Besucher auf Rädern inzwischen eine einzige Zumutung. Auf diesen Schotterpisten macht das Vorwärtskommen definitiv keinen Spaß mehr! Dabei hatte ich den Weg von der Neumannmühle zum Zeughaus vor wenigen Jahren noch als lohnenswerte Rolliwanderung empfohlen! Nun kann ich das guten Gewissens nicht mehr.

Hier kommt der Fahrspaß eindeutig zu kurz! (Aufnahmeort)
Für mich bedeutete das an diesem Tag nicht nur ein vorsichtiges "Schleichen" über etliche Kilometer auf ehemals guten Wegen (s. Track vom 03.06., km 65,2 - 71,7), sondern auch die bittere Erkenntnis, daß ich hier wohl nicht so bald wieder mit dem Handbike oder im Rollstuhl auf Achse sein werde. Es bleibt zu hoffen (und darüber werde ich bei passender Gelegenheit mit den lokalen Touristikern und auch den Leuten von der Nationalpark- / Forstverwaltung reden), daß die Wege bald wieder entsprechend instand gesetzt werden. Einige wenige Strecken auch für Gäste im Rollstuhl bzw. Familien mit Kinderwagen zugänglich zu machen bzw. zu erhalten, sollte doch nicht ein so großer Eingriff in die Natur sein!

Zurück im Kirnitzschtal, war mein Durchschnittstempo logischerweise im Keller. Meinen Ärger über das Erlebte baute ich ab, indem ich nun nochmal richtig aufdrehte. So kam ich außerdem nicht zu spät zum verabredeten gemeinsamen Abendbrot mit Insa, einer Kletterfreundin aus früheren Tagen. Sie hatte wieder etwas ganz Spezielles gekocht, und es schmeckte prima!

So endete der Tag schließlich entspannt und angenehm.