21. Juni 2020

Ultra

Ich habe mich entschlossen, eine neue Strecken-Kategorie einzuführen. Bisher gibt es vier: die Spaßtour (1 bis unter 50 km), die Kurzstrecke (50 bis unter 100 km), die Mittelstrecke (100 bis unter 150 km), die Langstrecke (150 bis unter 200 km) sowie den Langen Kanten (über 200 km). Allerdings sind nun bei mir auch schon insgesamt 5 Strecken mit 300+ km zusammengekommen, allein in diesem Jahr mit meiner Fahrt nach Berlin sowie eben gestern nach Leipzig zwei davon. Zukünftig laufen solche Strecken für mich nun unter dem Begriff "Ultra". Da ich tatsächlich noch mindestens ein weiteres dieser Projekte auf dem Wunschzettel habe, lohnt sich das durchaus. Aber keine Bange: in diesem Jahr wird  das nicht mehr!

Wie bereits erwähnt, bin ich am Wochenende mit dem Handbike nonstop nach Leipzig und zurück gefahren. Mit der Tour in die dritte "Großstadt" Sachsens (nach Dresden und Chemnitz) hatte ich schon länger geliebäugelt, dies jedoch wegen der zu erwartenden Streckenlänge immer wieder verschoben. Aber nachdem es mit der Fahrt in die deutsche Hauptstadt so gut klappte, wollte ich natürlich die Gunst der Stunde nutzen.

Leider bremste mich zunächst das Wetter aus. Am Freitag endete für mich der Tag aufgrund meiner Planung schon recht zeitig, doch zum angepeilten Starttermin in der Nacht gegen 2.00 Uhr regnete es kräftig. Bis 9.00 Uhr sah es durchaus nicht nach Wetterbesserung aus, so daß ich die Aktion bereits abgehakt hatte. Als sich dann jedoch auf dem Wetterradar eine akzeptable Lücke in den Regenechos abzeichnete, zog ich trotz der vorgerückten Stunde los. Denn in die Nacht würde ich sowieso kommen, das lag schon an der Streckenlänge. Und wenigstens konnte ich ja anfangen - abbrechen ging immer noch.

Die Burg Kriebstein, von der Abfahrt ins
Zschopautal aus gesehen (Aufnahmeort)
Aber ich kam gleich gut auf Touren. Die Temperaturen mit 15- 22°C im persönlichen Optimum und der Himmel bedeckt - nur der frische Gegenwind nervte etwas. Aber dafür käme der dann auf dem Rückweg von hinten ... besser, als andersherum. Die Anstiege auf der Hinfahrt nach Leipzig waren genau richtig dosiert: nicht zu lang, nicht zu steil und immer erst dann, wenn ich den vorangegangenen gerade "verdaut" hatte. Nur die Rampe an der Burg Kriebstein schlug etwas aus der Art. Das Verkehrsschild kündigt dort zwar 26% an, es mögen aber wohl nur etwas über 20% auf ca. 400 m sein. (s. Track vom 20.06., km 84,5 - 84,9). Trotzdem versuchte ich gar nicht erst durchzufahren, sondern "ruhte" mich die paar hundert Meter Stück um Stück nach oben. Oben legte ich einen kurzen Trink-Zwischenstop in einem Café ein - die 3,90 EUR für den halben Liter Cola fand ich aber ziemlich grenzwertig.

Genau zum Sonnenuntergang ritt ich schließlich auf dem Marktplatz im Zentrum von Leipzig ein. Als ich nach der Freßpause meine Beleuchtung aus dem Rucksack holte, stellte ich zu meinen Leidwesen fest, daß eine Batterie (die ich immer aus der Stirnlampe ausbaue, um unbeabsichtigtes Einschalten der Stirnlampe im Rucksack zu vermeiden) fehlte. Entweder ich würde also ohne Rücklicht oder ohne Frontbeleuchtung fahren müssen. Und das durch die immer noch belebte Innenstadt von Leipzig! Entsprechend wiesen mich mehrere Leute, darunter auch ein Taxifahrer, (freundlich!!!) auf diese Unzulänglichkeit hin, über die ich selbst ebenfalls nicht besonders glücklich war. Doch dann fiel mir plötzlich ein, Ersatz in der Tankstelle zu holen. Just in diesem Moment tauchte eine vor mir auf! Außerdem konnte ich dort gleich noch eine 1,5l-Cola-Flasche erstehen. Natürlich sind diese Dinge dort teurer als im Supermarkt, aber für mich war die Nacht gerettet. Auch die Beschaffung von Getränken auf solch langen Unternehmungen ist nämlich ohne Begleitung gar nicht so einfach. Insofern hatte ich wieder einen Volltreffer gelandet. Den Seinen gibt's der Herr ...

Auch auf dem Rückweg fühlte ich mich "von guten Mächten wunderbar geborgen", denn erfreulicherweise machten die Regenwolken immer einen Bogen um mich. Nur ein paar wenige Tropfen und die manchmal noch klatschnassen Straßen erinnerten daran, daß die Wetterküche in der Nacht durchaus nicht geschlossen hatte. Dazu schob mich wie erhofft der Wind - es wurde insgesamt also eine recht entspannte Nachfahrt.

Am 21.06. gegen 9.15 Uhr rollte ich endlich wieder zuhause im Hof ein, obwohl ich mir kurz vor dem Ende sogar noch einen kleinen Umweg genehmigt hatte. Nach knapp 30 Stunden immer noch frisch und munter!

Ins Bett ging's deshalb erst später ...

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

>300 km = Ultra and what about >400 km? Super Ultra? Ultra Black? Ultra High? 😁