17. November 2025

Herbstlich(t) ... mit Schatten

Keine Ahnung, woran das lag, doch in den vergangenen drei Tagen begegneten mir während meiner Handbiketouren etliche Autofahrer nicht gerade freundlich - mehr, als ich bisher im gesamtem Jahr erlebt habe. Ich selbst bin mir dabei gar keiner Schuld bewußt, bewegte ich mich doch im Verkehr wie sonst auch immer.  Aber vielleicht kommen hormon- und instinktgesteuerte Zeitgenossen nicht mit der Umstellung auf naßkaltes Novemberwetter zurecht und nutzen daher den Straßenverkehr, um ihren ganzen Frust, der sich in ihnen aufgestaut hat, abzulassen. - So weit hat sich der Mensch noch nicht vom Tierreich entfernt, wie auch aktuelle (politische) Entwicklungen zeigen.

Neben diesen weniger erfreulichen Vorkommnissen gibt es jedoch auch viel Positives zu berichten. Am Freitag beispielsweise war ich wieder mal auf Tour mit meinem tschechischen Kameraden. Er holte mich zu meiner Feierabendtour in Pirna ab, und danach ging es gemeinsam bis in die Höhenlagen der Ausläufer des Osterzgebirges bei Liebenau. Ich bewundere ihn beinahe für die Geduld, die er dabei (regelmäßig) aufbringt, weil ich bergauf nun wirklich nicht der Schnellste bin. Nur an der letzten giftigen Steilrampe, dem 15%er hinauf nach Breitenau (s. Track vom 14.11., 24,5 - 26,1), fuhr er zum Schluß schon voraus, wartete dann oben aber auf mich.

Bevor wir uns dann am südlichsten Punkt des Radrundwegs um Liebenau trennten, kam noch eine häßliche Gegenwindpassage, doch selbst das hielt Lád'a nicht davon ab, auch auf diesen letzten Kilometern bei mir zu bleiben. Während er anschließend weiter nach Süden über den Erzgebirgskamm nach Kulm (Chlumec) zurückkehrt, nutzte ich das Müglitztal zur Heimfahrt. Das war brutto eine Sache von weniger als zwei Stunden. 

Am Sonnabend entschied ich mich für eine Handbiketour rund um Dresden. Auf den ersten 60 km ließ ich mich dabei gern auch vom Rückenwind treiben, deshalb kam mir nach dem größeren Anstieg von Oberpoyritz durch den Helfenberger Grund (s. Track vom 15.11., km ) die offenen Landschaft sehr gelegen. Für den Rückweg auf der anderen Elbseite wählte ich statt der bergigeren Variante lieber die etwas längere Flachstrecke nach Freital, auch wenn ich dafür erneut wie im Windkanal fuhr.

Beim Anstieg aus Freital-Deuben auf der Poisentalstraße (den ich eigentlich aufgrund seiner gleichmäßigen, moderaten Steigung trotz erheblichen Kraftverkehrsaufkommens sehr gern fahre), wurde ich dann mit dem rücksichtslosen Verhalten eines Autofahrer konfrontiert, wie ich es in meiner gesamten Handbikerlaufbahn bisher noch nie erlebt habe. Im Ergebnis dieser Auseinandersetzung überlegte ich ernsthaft, ihn deswegen bei der Polizei anzuzeigen. Doch ist nicht nur die Beweislage sehr dünn, auch ist dieser Mann doch eigentlich schon genug gestraft. Wer will schon mit einem solchen Stiesel zu tun haben?! Deshalb überlasse ich es nun dem Obersten Richter, ihn für sein Tun dereinst zur Verantwortung zu ziehen. ER wird die richtige Entscheidung treffen, und ich muß mir nicht länger den Tag durch solch einen fiesen Gesellen verderben lassen.

Auch an diesem Tag gab es aber wieder einen versöhnlichen Abschluß, denn ich besuchte auf dem Heimweg noch kurz meine Sportfreundin Christiane. Den Austausch mit ihr genieße ich jedesmal, und obendrein bekam ich Äpfel zum Mitnehmen. Froh gelaunt, trat augenblicklich das gerade Erlebte in den Hintergrund. - Wie schön, daß es Christiane gibt!

Auf der Abfahrt nach Hermsdorf schwappt der
"Böhmische Nebel" ins Bielatal (Aufnahmeort).
Im Nachbarland gab es dann nur noch dichten
Hochnebel.
Gestern hielt sich am Morgen meine Motivation für sportliche Aktivitäten in Grenzen. Doch das akzeptable Wetter lieferte keinen Vorwand für Müßiggang. Außerdem wollte ich ja noch ein paar Fotos für die Bilddokumentation eines Tourenvorschlags auf dem Portal des Tourismusverbands erstellen. So kam es schließlich, daß ich auf dem ersten Drittel meiner Ausfahrt fleißig Höhenmeter sammelte und dabei bis unterhalb des Großen Zschirnsteins gelangte. Wenigstens konnte ich mich auf dem größten Teil dieser Strecke in den tiefen Tälern bzw. im Wald vor dem wiederholt kräftigen SO-Wind "verstecken".

Die Abfahrt von Reinhardtsdorf-Schöna hinunter zum Elberadweg bildete den Abschluß dieses anspruchsvollsten Teilstücks und war auf den letzten Metern durchaus nicht ohne Risiko. Hier wurde nämlich für Radfahrer und Fußgänger eine schmale Behelfsbrücke installiert, welche das Passieren der durch ein Unwetter an zwei Stellen nahezu komplett zerstörten Straße ermöglicht. Auf dem nassen Holz der Konstruktion lag viel (ebenfalls nasses) Laub, genauso auf dem Asphalt davor und danach. Glücklicherweise sah ich das Elend schon kommen und näherte mich diesem Abschnitt nur ganz behutsam. Danach folgte mehr oder weniger eine Schlitterpartie in Zeitlupe, die mir jedoch immer noch ermöglichte, nicht komplett die Steuerkontrolle zu verlieren. Das hätte sonst böse enden können: entweder links im tief aufgerissenen Bachbett oder rechts im nicht so tiefen, doch nicht minder unangenehmen Straßengraben. Hilfe war auf diesem einsamen Sträßchen jedenfalls nicht zu erwarten - wer weiß, wann hier mal jemand entlangwandert. (Übrigens: Bergauf, wie ursprünglich geplant, wäre ich hier bei diesen Untergrundbedingungen ganz gewiß nicht weitergekommen.)

Nach diesem Abenteuer blieb mir nur noch der Kampf mit den Windgewalten bis zum Umkehrpunkt in Tetschen (Děčín). Dabei freute ich mich die ganze Zeit schon auf den Rückweg, weil damit alle Mühsal ein Ende hatte. Zurück half mir nämlich endlich die steife Brise. Bis Pirna schaffte ich daher sogar noch meine Wunschvorgaben, was das Tempo betrifft. Auch habe ich die körperlichen Belastungen durch die drei aufeinanderfolgenden Touren erfreulich gut weggesteckt.

Der Wille weist den Weg!

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