6. November 2016

Auf Abwegen

Es wird ungemütlich. Kalt, windig, regnerisch - normalerweise bleibt man bei solchen Aussichten lieber in der warmen Stube. Nicht aber ich. Doch beobachte ich länger als sonst im Internet den Zug der Regengebiete auf dem Wetterradar, bevor ich die Entscheidung zum Aufbruch treffe.

Deshalb bin ich am Sonnabend auch erst dreiviertel acht losgefahren. Immerhin, der vorhergesagte Dauerregen kam gar nicht in meinem Tourengebiet an. Und so konnte ich die Strecke bis zu der für einen Schönwettertag geplanten Route ausdehnen. Angesichts der nur noch etwa 9,5 Stunden Tageslicht, von denen ich bereits eine halbe Stunde am Morgen verschenkt hatte, war das immer noch sehr ambitioniert.

Die guten alten Zeiten ... Übersetzung:
"Am 1. Januar 1914 wurde Jiříkov (das
damals bei überwiegend deutschsprachiger
Bevölkerung noch Georgswalde hieß)
per Dekret durch Kaiser Franz Joseph I.
zur Stadt erhoben." - Ziemlich skurril, oder?
(Aufnahmeort)
Dabei gab es ein paar Überraschungen, die mich zusätzliche Zeit und Nerven kosteten. Zum einen bog ich in Rumburg (Rumburk) zu zeitig in Richtung Westen ab und gelangte schließlich zum Rauchberg (Dymník). Die Auffahrt sowie die anschließende Strecke durch den Wald fuhr sich auf prima Asphalt jedoch sehr schön, so daß sich trotz der zusätzlichen Höhenmeter der Umweg lohnte (s. Track vom 05.11. km 70,2 - 75,9) . Lediglich auf den letzten 400 m zur alten Straße nach Schönlinde (Krásná Lípa), und auf dieser dann weiter in den Ort, wurde die Geländegängigkeit meines Handbikes bei Schlamm und Wasser ausgiebig getestet. Es ist eben kein trockener Hochsommer mehr.

Die zweite Überraschung gab es in Pötzscha vor dem Bahnhof von Stadt Wehlen. Dort war nämlich wegen Bauarbeiten die Straße gesperrt und der Elberadweg damit nicht mehr zugänglich. Das wußte ich, doch leider nicht, daß selbst der Bahnübergang blockiert und damit die geschotterte Umleitungsstrecke unerreichbar war. Zu allem Überfluß hatte bereits in Königstein kräftiger Landregen eingesetzt. Das gab der Aktion eine ganz eigene Dynamik. Die zeitraubende Variante über Naundorf und Struppen - hierbei muß man noch einmal komplett aus dem Elbtal klettern - verwarf ich umgehend und suchte eine Möglichkeit, die rettende andere Seite, sprich: die Umleitung zu erreichen.

Letzten Endes quetschte ich mich bei inzwischen fast völliger Dunkelheit auf dem ca. 70 cm breiten Stück zwischen den Schienen und dem Begrenzungsgeländer des Bahndamms über das grob geschotterten Gleisbett die knapp 100 m bis zum Bahnhof durch (s. Track vom 05.11., km 126,7). Nicht auszudenken, was passiert sein würde, wenn während dieser 3 Minuten ein Zug gekommen wäre ... Zumal ja der Bahnsteig schon voller Leute war, die auf die S-Bahn warteten. Abgesehen davon, daß ich noch in Rathen aufgrund etlicher Güterzüge eine ganze Weile an der Schranke warten mußte. - Junge, Junge, was ich mir dabei wohl gedacht habe!

Der heutige Ausflug wurde weniger aufregend. Der Regen blieb aus, und genauso irgendwelche unerwarteten Ereignisse. Wohlweislich hatte ich mich bei der Planung etwas zurückgenommen, denn die Tour vom Vortag war eben nicht gerade ein Wochenendspaziergang gewesen. So fügte ich mehrere kleine Runden zu einer größeren zusammen, bis das Tagessoll erreicht war. Zum Ende hin war ich allerdings froh, als mein treuer Esel wieder seinen Stall erreicht hatte.

Genug ist genug.

Track der Handbiketour vom 05.11.2016
Track der Handbiketour vom 06.11.2016

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