28. März 2019

Wie Bremsklötze

Na ja, so toll ist es momentan draußen nicht gerade! Aber wenn ich schon Urlaub habe, will ich die Zeit wenigstens nutzen.

Am Dienstag fuhr ich meine erste Runde in dieser Woche. Die hatte ich aus der Liste meiner bereits mit Bikemap.net erstellten Routen deswegen ausgewählt, weil ich mich nach der reichlichen Hälfte auch für die entspanntere Heimfahrt auf dem Elberadweg hätte entscheiden können. Allerdings war der erste Teil hinsichtlich der Anforderungen anspruchsvoller als gedacht. Etliche, mit ca. 50 - 90 Hm relativ kurze Anstiege, zermürbten mich zusätzlich zu dem auffrischenden Gegenwind und den nicht unbedingt tourenfreundlichen Temperaturen. Bei mir rollte es in den vergangenen Tagen schon mal besser!

Als ich schließlich 70 km und 1100 Hm später zurück im Elbtal war, wollte ich mich trotzdem nicht so einfach geschlagen geben. Die Heimfahrt nördlich des Elbtals war nämlich nicht mehr ganz so anspruchsvoll. Außerdem konnte ich mir nun endlich den Wind zum Verbündeten machen. Bis Pirna habe ich dabei zwar nicht's mehr herausgerissen, aber unter diesen Bedingungen war das Ergebnis ganz ok.

Gestern sah es dann am Morgen noch häßlicher aus. Den Bummeltag verhinderten jedoch die noch schlechteren Wetteraussichten für den Folgetag. Immerhin nahm ich mir eine wesentlich flachere Strecke vor. Nur bei dem ca. 10 km langen Offroad-Abschnitt (s. Track vom 27.03., km 47,6 - 56,9)  hatte ich einige Bedenken. Die vielen während der beiden Winterstürme umgestürzten Bäume waren auf den öffentlichen Straßen bereits beseitigt, doch wie das damit in einem der sensibelsten Bereiche der Nationalparks beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze aussah, wußte ich nicht.

Leider kam ich bis Bad Schandau auch nicht so zügig wie gewollt voran. Dafür waren die Straßen vor allem beim Bergabfahren viel zu naß. Ich muß ja nicht gleich in den ersten drei Stunden durchgespült werden! Zum Glück ließen sich dann nach der lockeren Fahrt auf der Kirnitzschtalstraße auch die ersten Kilometer auf unbefestigter Piste ganz gut an. Ich wollte mich gerade darüber freuen, als ich ziemlich unsanft in die Realität zurückgeholt wurde. Kurz vor der Niederen Schleuse erzwang ein Platten im Vorderrad zu einem ungeplanten Zwischenstop. Ein ganz kleiner, aber extrem spitzer Dorn einer Stachelpflanze hatte sich sogar durch den Pannenschutz meines Reifens gebohrt. Unglaublich! Inzwischen prüfe ich bei jeder Reifenpanne auch immer gleich den Mantel auf mögliche Ursachen, und so hatte ich ihn bald gefunden und entfernt.

Fast eine Stunde wurde ich durch die Reparatur aufgehalten, bei 7°C und etwas Nässe wahrlich nicht besonders angenehm! Obwohl mich noch ein schlechterer Wegabschnitt auf der böhmischen Seite erwartete, hielt ich an meinem Plan fest. Die Böhmerstraße (Česká silnice) ist nämlich zwischen dem Fußgängergrenzübergang Hinterdittersbach (Zadní Jetřichovice) und dem Abzweig zu den Balzhütten (Tokáň) eine schlechte Schotterpiste (s. Track vom 27.03., km 53,9 - 56,9).

Dort kam ich erstaunlicherweise jedoch gut durch, wahrscheinlich auch deshalb, weil ich mich sehr behutsam vorwärts tastete. Doch die Rollgeräusche meines Vorderrades klangen etwas später auf dem Asphalt bei endlich wieder höherem Tempo zunehmend eigenartig ... Am Ende des letzten größeren Anstiegs, ca. 1 km vor Rainwiese (Mezní Louka), wußte ich auch, wieso. Plattfuß vorn. Der zweite am Tag. Wie sich heute herausstellte, hatte ich bei der ersten Reparatur ein weiteres winziges Loch direkt neben dem gefundenen übersehen.

Erinnerungsbild mit dem Ranger nach der zweiten Panne
(Aufnahmeort)
Gerade, als ich mir mein Vorderrad ein zweites Mal zur Brust nahm, kam ein Ranger, den ich mit seinem Jeep schon auf der Böhmerstraße getroffen hatte, über die Radtrasse zurück. Er hielt an und fragte mich, ob ich Hilfe bräuchte. Es wäre bestimmt auch ohne ihn gegangen, doch mit seiner Unterstützung dauerte es nicht mal halb so lange wie vorher. Auch, weil ich nun meinen Reserveschlauch einlegte. Doch ohne die erste (schlußendlich vergebliche) Flickaktion hätten wir uns nicht kennengelernt. Denn natürlich ersparte er mir mit dem Autokompressor nicht nur das nervige Luftpumpen (das ist jedesmal der anstrengendste Part der Reparatur), sondern wir kamen dabei auch miteinander ins Gespräch. Zum Schluß bat ich noch einen weiteren Forstmann um Erinnerungsfotos, die heute per e-Mail dann an meinem neuen Bekannten gingen.

Falls er jetzt die Bilder seinen Kollegen zeigt, zieht diese Reifenpanne im positiven Sinne sogar noch etwas weitere Kreise. Denn es kann gewiß nicht schaden, wenn die Ranger im Böhmischen Nationalpark wissen, wer ich bin.

Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder.

Track der Handbiketour vom 26.03.2019
Track der Handbiketour vom 27.03.2019

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