7. Januar 2020

Doppel"fehler"

Nachdem ich am Sonntag pausiert hatte - Kleidung und Handbike-Sitzpolster waren da immer noch nicht komplett abgetrocknet - konnte ich dafür gestern wieder auf Radtour gehen. Denn in den Höhenlagen des Osterzgebirges liegt inzwischen zwar Schnee, doch für das Skifahren reicht's eben noch nicht.

Diesmal entschied ich mich für eine Runde in die Hintere Sächsisch-Böhmische Schweiz. Die Anfahrt außerhalb des Elbtals nach Bad Schandau lief auch schon mal besser, erst bei der Fahrt durch das Kirnitzschtal akklimatisierte ich mich allmählich an die Witterungsbedingungen. Kurz vor Hinterhermsdorf fiel ein wenig Schnee. Im Ort mußte vor wenigen Stunden allerdings ein größeres Schneefallgebiet durchgezogen sein, jedenfalls sah es dort ziemlich weiß aus.

Winterstimmung am Talausgang in Khaa : das linke Gebäude ist
der einzige Überrest der sagenhaften Dixmühle(Aufnahmeort)
Trotzdem fuhr ich wie geplant weiter zum Fußgängergrenzübergang Hinterdaubitz (Zadní Doubice) und ab da weiter entlang des Flüßchens Kirnitzsch durch das Khaatal (Kyjovské údolí). Dieses Tal zählt zu meinen Lieblingsflecken in der Heimat. Aufgrund der Weitläufigkeit des Gebiets trifft man hier - wenn überhaupt - meist nur Radfahrer. Immerhin ist die Strecke seit der der Freigabe des grenzüberschreitenden Wanderweges nun nicht mehr ganz so abgeschieden wie früher. An Wochentagen herrscht hier jedoch nach wie vor Stille. Auch die grenznahen Siedlungen, wie z.B. Khaa (Kyjov) und Daubitz (Doubice) sind zu dieser Zeit und besonders im Winter nahezu ausgestorben. So begegneten mir auf dem Tourenabschnitt zwischen Hinterhermsdorf und Hohenleipa (Vysoká Lípa, s. Track vom 06.01., km 44,8 - 69,2) in mehr als drei Stunden nur eine Handvoll Autos und noch weniger Fußgänger. Stellenweise kam ich mir deshalb vor, wie in einer Parallelwelt ganz ohne Menschen. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch das Schwarz-Weiß der Winterlandschaft. Wenn etwas das Prädikat "einsam" verdient, dann diese Fahrt im tschechisch-deutschen Grenzgebiet.

Als ich es am allerwenigsten gebrauchen konnte, gab es Probleme mit meinem Handbike. Am Morgen war ich im Kirnitzschtal über Fensterglasscherben gefahren, weil ich sie zu spät gesehen hatte und deswegen nur noch abbremsen konnte. Offensichtlich hatten sich dabei ein paar winzige Splitter in den Reifen meines linken Hinterrades gebohrt. Dessen Pannenschutz verhinderte zwar zunächst einen Defekt im Schlauch, aber nach rund 30 km war auch der überwunden. Bei der Abfahrt von den Balzhütten (Tokáň) schließlich machte der Schlauch schlapp. Kilometerweit von jeder Siedlung entfernt, in einem ausgedehnten Funkloch und auf einer Forststraße, wo ganz sicher an diesem Tag niemand mehr kommen würde - hurra! Für solche Fälle habe ich aber einen Ersatzschlauch einstecken, den ich nun aufzog. Irgendwie ahnte ich schon die Ursache des Schadens, konnte jedoch trotz intensiver Suche am Reifen und Schlauch nichts Verdächtiges entdecken. Allerdings war der Reifen nicht nur naß, sondern ebenfalls verschmiert durch Schlamm und winzige Schottersplitter. Die Reparatur kostete mich eine halbe Stunde bei 0°C und stauender Nässe. Brhh, unangenehm - aber nicht zu ändern!

Das ungute Gefühl verließ mich danach jedoch nicht, denn ich hatte die Ursache des Schadens nicht ermitteln können. Und so kam es, wie es kommen mußte. Wenige Kilometer später war der Reifen wieder platt. Diesmal hatte ich keinen Ersatzschlauch mehr, und in einer knappen Stunde würde es dunkel werden. Ruhig bleiben! Ich meldete mich bei meinem tschechischen Kameraden. Er konnte zwar nicht kommen, vermittelte mir aber einen Helfer aus der Nähe. In der Zwischenzeit widmete ich mich erneut dem defekten Hinterreifen. Und siehe da: auf Anhieb, vielleicht durch Zufall, fand ich die winzige beschädigte Stelle im Reifen, operierte dort mit dem Messer alle Glassplitter heraus und konnte dadurch auch das Loch im Schlauch lokalisieren. Das Flicken desselben war dann nur Formsache, so daß ich im Prinzip fertig war, als der Bekannte von Lád'a eintraf. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Abgesehen davon, daß mir nun eine längere Fahrt durch die Dunkelheit bevorstand, war ich mir sicher, die "Fehler"quelle beseitigt zu haben. Die Gelassenheit kehrte zurück.

Nach der Freßpause in der wohltuenden Wärme des Bad Schandauer Bahnhofgebäudes (seit dem Morgen hatte ich weder getrunken noch gegessen, doch nun baute ich leistungsmäßig rapide ab), tastete ich mich im Dunkeln Kilometer um Kilometer auf dem Elberadweg zurück nachhause. Die Batterien meiner Stirnlampe waren nach etlichen Einsätzen nämlich nun am Ende ihrer Lebensdauer angelangt und gaben nicht mehr viel her. Gut, wenn man da quasi jeden Meter kennt. Obwohl, Überraschungen in Form von Steinen, bisher unbekannten Schlaglöchern oder eben auch Glas kann es immer geben. Deswegen aber auch die wesentlich behutsamere Fahrweise. 18.45 Uhr war ich endlich zurück.

Noch mal gutgegangen!

Track der Handbiketour vom 06.01.2020

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

A little luck in the end! 🤨 Big credits for you! Well done! 👍