27. März 2022

Nichts für Nachtigallen

Meistens starte ich ja für meine Tagestouren schon sehr früh am Morgen, doch läuft das derzeit etwas anders. Die leichten Minusgrade der sternklaren Nacht will ich mir nämlich ersparen. Also wartete ich an den beiden vergangenen Tagen bis in die neunte Stunde auf die Kraft der Sonne.

Das lohnte sich vor allem an meinem arbeitsfreien Freitag. Ausgeruht und körperlich frisch zog ich meine Bahnen, daß ich selbst über mein Tempo verwundert war. Trotz etlicher Anstiege - darunter auch die Steilrampe nach Rennersdorf (Rynartice, s. Track vom 25.03., km 49,6 - 51,1) dauerte es bis kurz nach Daubitz (Doubice), bis ich meinen angepeilten Geschwindigkeitsdurchschnitt von 15 km/h unterschritt (sieht man mal von meinem ersten Anstieg aus dem Elbtal ab). Allerdings konnte ich auch schon ab Herrnskretschen (Hřensko) auf die Jacke verzichten. Mit nur Kurzarmtrikot und Ärmlingen kurbelt es sich einfach besser! 

Deshalb fuhr ich schließlich die große Böhmische-Schweiz-Runde, d.h. um das gesamte Kerngebiet außen herum (s. Track vom 25.03., km 34,1 - 77,7). Landschaftlich und hinsichtlich der Streckenführung inklusive des kurzweiligen Auf und Abs ist das eigentlich ein Leckerbissen für Radsportler, auch im Rennrad. Leider sieht es inzwischen auch in den tschechischen Gebieten des Elbsandsteingebirges großflächig so aus, als ob der Krieg hindurchgegangen wäre. Die durch den Borkenkäferbefall abgestorbenen Fichtenforste werden rigoros abgeholzt, und so entstehen - auch entlang der Straße - riesige Kahlschläge. Zwar eröffnet das nun manchen nie zuvor möglichen Ausblick, trotzdem würde ich alles in allem gern darauf verzichten. Daß in diesem kleinteiligen Gebiet unter dem Motto: "Natur Natur sein lassen" deren Selbstregulierung ohne Zutun des Menschen funktioniert, entspricht eben doch nur dem Wunschdenken der Visionäre in den Nationalparkverwaltungen. Das Elbsandsteingebirge ist gewiß eine besondere und daher schützenswerte Landschaft, erfüllt aber einfach nicht die Voraussetzungen für einen (grenzüberschreitenden) Nationalpark! Ich habe selbst mehrere Jahre gebraucht, um das zu erkennen und dann zu akzeptieren.

Insgesamt war ich an diesem Tag schneller als geplant unterwegs, sodaß ich am Ende noch ein Extrazackel bis zu den Grenzen der Landeshauptstadt dranhängte. Kurz vor Sonnenuntergang kam ich zuhause an.

Am Sonnabend wollte ich an die Leistungen des Vortages anknüpfen. Auf dem ersten Teil der Strecke sollte es durch die Ausläufer des Osterzgebirges bis Freiberg gehen. Bei der Querung der vom Kamm herabziehenden Täler kamen dabei etliche Höhenmeter zusammen, inklusive einiger garstiger Rampen. 

In Dresden (Aufnahmeort)
Leider drehte der im Tagesverlauf auffrischende Wind bald nach Nordwest und erschwerte auf den meist waldfreien Flächen zusätzlich mein Vorankommen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt! Als sich abzeichnete, daß ich es bis 13.00 Uhr nicht nach Freiberg schaffen würde, paßte ich meine Planung an und rollte stattdessen im mäandrierenden Tal der Bobritzsch nach Norden. Ab Naundorf hatte ich dann endlich den Wind wieder im Rücken. Nun rollte es wieder viel besser, obgleich ich konditionell schon etwas angefressen war. Immerhin sammelte ich bei dem Umweg über Braunsdorf noch ein paar Höhenmeter ein, bevor ich meiner besten Sportfreundin (die auf Arbeit Bereitschaft hatte) und dem Konzessionär meines Vertrauens in Dresden Kurzbesuche abstattete.

Danach griff ich auf dem Elbradweg zum letzten Mal am Tag richtig in die Kurbeln. Tatsächlich gelang es mir bis Pirna noch, mein Minimalziel zu erreichen. Die abendliche Auswertung der Herzfrequenzdaten vermittelte dann aber ein eindeutiges Bild: ich brauche unbedingt eine Ruhepause. - Vielleicht sollte ich die Empfehlungen meines Fahrradnavis zur Erholungszeit doch nicht immer ignorieren ...

Zu viel ist auch nicht gut!

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