2. November 2025

Bald vorbei

Vor dem typischem Novemberwetter gab es noch einmal zwei schöne Tage, an denen der Herbst seine ganze Pracht entfaltete. In den höheren Lagen des Erzgebirges sind die Bäume inzwischen merklich lichter geworden, doch auch im Tiefland fallen schon die Blätter.

Am Reformations(feier)tag bin ich hinauf ins Osterzgebirge gefahren. Bis zum Radrundweg um Liebenau ging es dabei auf den ersten 27 km fast beständig bergauf, doch gerade deswegen war die Auswahl der richtigen Bekleidung sehr schwierig. Die 2°C am Morgen animierten nämlich zu einer weiteren Schicht am Oberkörper, obwohl es sich bald herausstellte, daß dies eigentlich zuviel des Guten war.

Mich der Jacke entledigen wollte ich trotzdem nicht - einerseits weil ich bereits geschwitzt hatte, andererseits wegen des immer mal wieder aufkommenden Windes. Leider schlug sich das aber auf's Tempo nieder, da das Mehr an Kleidung nicht nur meine Bewegung zusätzlich hemmte, sondern es mir für den optimalen Wirkungsgrad fast schon zu warm wurde. Bis zum höchsten Punkt mußte ich deshalb ziemlich Federn lassen. Daß es vom Müglitztal bei Lauenstein bis zur Straße unterhalb des Kahlebergs einiges über 350 Hm sind, war mir allerdings noch nie so richtig bewußt geworden.

4,5 Stunden (brutto) benötigte ich insgesamt für diese 42 km von meinem Zuhause aus, aber es kamen dabei auch 1050 Hm zusammen. Immerhin konnte ich auf dem wesentlich längeren Rückweg diese 10,0 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit einigermaßen ausgleichen, sodaß am Ende der Tour fast mein Wunschsoll auf dem Navi stand. Wenn es nicht schon kurz vor dem Sonnenuntergang gewesen wäre, hätte ich tatsächlich zum Schluß noch einen Zusatzzacken fahren können, denn kräftemäßig sah es meinerseits gar nicht so schlecht aus. Doch ohne Beleuchtung im Dunkeln zu fahren, kam für mich nicht infrage.

Trotz relativ langer Erholungszeit fühlte ich mich nach einer unruhigen Nacht gestern nicht so erholt, wie für eine schnelle Tour wünschenswert. Die Schultern meldeten sich mit deutlichen Belastungserscheinungen - warum, das blieb offen. Vielleicht lag's an der eingeschränkten Beweglichkeit am Vortag, möglicherweise auch an der Technik. Meine Kette hat sich mittlerweile so stark gedehnt, daß ich diese um ein Kettenglied kürzen (lassen) müßte, damit sie wieder optimal gespannt ist. Davor scheue ich mich bisher jedoch: dies selbst zu erledigen, birgt das Risiko, es nicht richtig zu machen - das Rad in die Werkstatt zu bringen, ist viel zu umständlich und dauert außerdem. Ich werde dafür demnächst wohl mal wieder an einem Kettenrest üben ...

Der Zustand meiner Schultern verbesserte sich während meiner Sonnabendrunde über den Tag nicht wie gewünscht, was sich auch beim Vorwärtskommen bemerkbar machte. Das war aber auch kein Wunder, weil die geplante flache Strecke sich letztlich doch als relativ anspruchsvoll erwies. Auch bremste mich ein längeres Stück auf Schotter, welches ich wegen der Gefahr einer Reifenpanne nur relativ langsam befuhr. Dafür kenne ich nun die Direktverbindung von Bühlau nach Weickersdorf (s. Track vom 1.11., km 26,9 - 31,1), eine zumindest landschaftlich durchaus interessante Trasse.

Herbstleuchten auf dem Weg nach Schönborn
(Aufnahmeort)
Den schönsten Moment des Tages erlebte ich auf den letzten Metern des Anstiegs aus dem Seifersdorfer Tal auf dem Weg nach Schönborn. Zur Mittagszeit brachte die immer noch wärmende Sonne das herbstlich goldene Laub beiderseits des kleinen Sträßchens zum Leuchten, als ob es in einem letzten Akt verglühen müßte. Dieses Bild wird mich nun in den Winter begleiten.

Nach der Durchquerung der Dresdner Heide blieb nur noch die Heimfahrt entlang der Elbe. Aufgrund des kräftigen Gegenwinds konnte ich dabei jedoch nicht mehr viel aufholen. Dafür schaffte ich es bis kurz vor Drei nachhause, weshalb ich mich für die Einladung zum Kegelabend der Dresdner Selbsthifegruppe "integrativ-aktiv"  ganz ohne Hektik frisch machen konnte.

Da war bereits klar, daß ich heute sportlich untätig bleibe.

29. Oktober 2025

Klettern im Elbsandstein 2026 - Beitrag für Kalenderblatt Februar

Schon seit einiger Zeit lag ein Text bei mir in der Schublade, den ich für den Kletterkalender von Mike Jäger verfaßt hatte. Er handelt von einem der großen, jedoch berühmt-berüchtigten Elbsandsteinklassiker: dem Kletterweg "Dolch" am Gipfel "Rohnspitze" in den Affensteinen.
 
Kalenderblatt-Beitrag
In der Ausgabe 2026 ist der Beitrag nun auf der Rückseite des Kalenderblatts für den Monat Februar veröffentlicht, zusammen mit dem dazugehörigen Auszug meines Fahrtenbuchs sowie eines durch das Elbehochwasser 2002 in Mitleidenschaft gezogenenen Fotos, welches Insa im Nachstieg zeigt, während ich (schlecht zu sehen) sie zu mir am Ring hochsichere.
 
Nach dieser langen Zeit kann ich deshalb noch so detailliert darüber berichten, weil es ein ganz besonderes Erlebnis für mich war. Nur wenige Klettereien - vorzugsweise die Begehungen klassischer Wege der Altvorderen - sind mir so deutlich in Erinnerung geblieben. Allerdings steigt auch hier mit jedem Jahr die Gefahr, daß sich bei meinen Schilderungen die damals erlebte Wirklichkeit unbewußt mit Legenden vermischt und aus einem Tatsachenbericht eine semi-fiktive Erzählung wird. Vielleicht ist dies daher mein letzter veröffentlichter Tourentext vom Klettern.
 
Der Kalender "Klettern im Elbsandstein 2026" kann im heimischen Buchhandel sowie direkt über den Verlag von Mike Jäger erworben werden. Zum Nachlesen des von mir freigegebenen Artikels am besten die Abbildung des Blogbeitrags in Volldarstellung anzeigen lassen (Bild mit rechter Maustaste anklicken und im Kontextmenü "Link im neuen Tab öffnen" auswählen).

27. Oktober 2025

Kurz - lang - kurz

Drei Handbiketouren sind es trotz einiger Hemmnisse in den vergangenen Tagen geworden. Aber letztlich konnte ich damit das wichtigste Monatsziel erreichen, und die Chancen stehen gut, daß ich mit einer Ausfahrt am kommenden Reformationstag auch noch mein Wunschziel hinsichtlich der Höhenmeter erreiche.

Bereits am Freitag sattelte ich meinen Drahtesel für eine Feierabendrunde, denn das angekündigte schlechte Wetter verzögerte sich offensichtlich. Natürlich wollte ich das Tageslicht maximal ausnutzen, schließlich war es der letzte Wochentag während der Sommerzeit. Dazu kam es dann allerdings nicht.

Als ich nämlich am Anstieg nach Burkhardswalde den Druck auf die Kurbel verstärkte, meldete sich mein linker Kurbelgriff. Zuerst nur mit mehren kurzen Knackgeräuschen (die registrierte ich schon seit einiger Zeit), dann jedoch mit einem längerem "Kreischen". Das kannte ich! Was nun passierte, überraschte mich deshalb nicht, hatte ich doch damit seit längerem gerechnet. Beim Kurbeln gab es in der Drehung immer mal Widerstand, bis diese schließlich blockierte und sich nur mit zusätzlichem Kraftaufwand wieder drehen ließ. Damit war der Tag gelaufen ...

Ich feilschte noch um ein paar Kilometer, steuerte aber nun mein Zuhause an. Dort lag das Ersatzteil schon bereit. Sonst hatte ich es immer schon mitgenommen, genauso wie das dafür benötigte Werkzeug zum Wechseln. Die Demontage des defekten Kurbelgriffs erwies sich aber als sehr schwierig, der Griff war extrem in der Kurbel festgezogen. Erst mein Nachbar konnte nach mehreren Versuchen mit seinem speziellen Maulschlüssel das Schraubgewinde lösen. Der Rest ging dann flott von der Hand - zum Glück! (Übrigens: diese Kurbel bzw. deren Kugellager haben seit Januar 2018 immerhin fast 109 Tkm durchgehalten!)

Sonntags sollte es noch schlechteres Wetter geben. Das hatte ich Lád'a auch am Vortag mitgeteilt, womit ich vielleicht eine weitere gemeinsame Tour absagte. Doch draußen sah es derzeit gar nicht so schlecht aus, der Regen sollte wohl auch erst nachmittags im Gebiet ankommen. Eingedenk meines angestrebten Monatsziels machte ich mich daher - etwas zeitiger als sonst - auf den Weg.

Weil die Wetterlage nicht nur stabil blieb, sondern sich nun immer öfter die Sonne zeigte, bog ich in Herrnskretschen (Hřensko) spontan ins Zappenland ab. Die dabei gewählte Streckenvariante durch Jons- (Janov) und Rosendorf (Růžová) nach Windisch Kamnitz (Srbská Kamenice) und zurück nach Tetschen (Děčín) über Loos- (Ludvíkovice) und zusätzlich Falkendorf (Folknáře) bin ich noch nie gefahren. Hier wurde es sogar richtiggehend schön, die Sonne wärmte, und es herrschte eine sehr gute Sicht. Dazu die  Laubfärbung auf ihrem Höhepunkt ... alles zusammen eine Herbststimmung, die kurz vergessen machte, daß diese Tage auch den Abschied von Licht und Wärme bedeuten.

Herbstliche Farbenpracht im Elbtal vor 
Niedergrund (Dolní Žleb), vom Elberadweg aus
gesehen (Aufnahmeort)
Im Elbtal sollte es dann eigentlich nur auf dem Radweg entlang des Flusss nachhause gehen, doch in Krippen stach mich wieder mal der Hafer. Es war erst 13.30 Uhr, auch fühlte ich mich - nicht zuletzt wegen des herrlichen Wetters - ausreichend motiviert für meine Standard-"Rennstrecke" im südlichen Elbsandsteingebirge (s. Track vom 25.10., km 78,2 -95,6).

Am Ende des langen, jedoch gemäßigten Anstiegs kam mir ein Rollskifahrer entgegen. Er steuerte direkt auf die Abfahrt zu. Das interessierte mich, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie er den Berg hinunter bremst. Wir kamen sofort ins Gespräch: zuerst beantwortete er meine Frage und zeigte mir die spezielle Bremsvorrichtung an seinem Rollski und deren Funktionsweise. Da wir ganz offensichtlich ähnlich tickten, kamen wir bald auch über andere Dinge ins Gespräch. Skifahren, Klettern, meinen Unfall ... Er hatte außerdem ebenfalls an der Raddemo teilgenommen und sich dort mit mir unterhalten (woran ich mich aber nicht mehr erinnern konnte). Zum Schluß fragte auch ich ihn nach seinen Namen. Sofern es mir möglich gewesen wäre, hätte ich kurz darauf strammgestanden. Denn es war Gunter Gäbel, einer der sehr guten Kletterer im Elbsandstein und ehemaliger Landestrainer für das Wettkampfklettern. Ich sag's ja immer wieder: die richtigen Experten - diejenigen, die über den Dingen stehen - sind wie Du und ich. Ohne Arroganz, ohne Besserwisserei, ohne Belehrungen. Im Wissen um ihr eigenes Können zollen sie auch Leistungen ihre Anerkennung, die weit unterhalb der eigenen Grenzen liegen.

Auf der Heimfahrt beschäftigte ich mich im Geiste noch eine ganze Weile mit dieser Begegnung. Mein "Umweg" über Cunnersdorf hatte sich gleich in mehrfacher Hinsicht gelohnt.

Der Sonntag war für sportliche Aktivitäten im Freien bereits abgehakt, doch dann öffnete sich erneut ein Wetterfenster. Zwar sah man auf dem Online-Regenradar schon dunkelblaue Regengebiete heranziehen, aber sie kamen nur sehr langsam voran. Zumindest für eine weitere kurze Tour würde die Zeit reichen.

Zunächst stemmte ich mich gegen den immer kräftiger werdenden Westwind, bevor ich über die Dresdner Grundstraße ins Schönfelder Hochland fuhr (s. Track vom 26.10., km 17,2 - 20,0). Dieser ziemlich gleichmäßige Anstieg läßt sich recht gut fahren, sofern man auf dem Radweg den starken Kraftverkehr ignoriert. Wie mir Gunter am Tag zuvor erzählte, findet hier im Sommer sogar ein inoffizielles Rollski-Rennen statt.

Durch das Schönfelder Hochland wählte ich danach eine eher selten befahrene Streckenvariante auf der Landstraße (und nicht den Bahntrassenradweg). Nach der Fertigstellung der Brücke über die zukünftige Umgehungsstraße ist mittlerweile auch die Straße zwischen Eschdorf und Dittersbach wieder freigegeben. Für mich war das die Premiere seit dem Umbau.

Am Ortsausgang von Stürza mußte ich mich entscheiden, entweder noch einen Haken über Hohnstein zu schlagen oder auf dem schnellsten Weg wieder ins Elbtal zurückzukehren. Nach Konsultation des Regenradars auf meinen Smartphone entschied ich mich für Letzteres und schaffte es trocken bis kurz nach halb Eins nach Pirna.

Den bald darauf einsetzenden Landregen beobachtete ich schon von meiner Wohnung aus.

20. Oktober 2025

Wenn die Blätter bunt werden

Viel Sonne gab es an den vergangenen beiden Tagen. Dabei hatte ich eigentlich nach meiner Rückkehr aus Mecklenburg-Vorpommern einen Ruhetag geplant. Doch wäre das vertane Zeit gewesen.

Trotzdem bin ich es zunächst moderat angegangen. Denn den Gegensatz zu langen flachen Strecken im Norden zu dem doch teilweise anspruchsvollem Streckenprofil in meiner Heimat wollte ich zeitlich etwas abmildern. Ohne nur auf dem Elberadweg hin und her zu fahren eigneten sich dafür die langen, mäßig ansteigenden Auffahrten aus dem Elbtal in Richtung Süden zum Kamm des Elbsandstein- bzw. Osterzgebirges. Sowohl die Straße von Königstein ins Bielatal und anschließend weiter über Raum nach Markersbach (s. Track vom 18.10., km 17,1 - 29,9) als auch die Müglitztalstraße ab Heidenau bzw. Dohna in Verbindung mit der Straße nach Reinhardtsgrimma (s. Track vom 18.10., km 53,3 - 67,0) fahre ich bei solchen Zielvorgaben immer sehr gern.

Die steile Abfahrt ins Bahratal, unten grüßen die
Häuser von Markersbach (Aufnahmeort)
Am Sonnabend herrschte auch zusätzlich zum Bilderbuch-Herbstwetter eine unglaublich gute Fernsicht. Die Ausblicke auf die nah und fern bunt gesprenkelten bewaldeten Berghänge waren ein einziges Fest für das Auge. Noch nie ist mir dabei aufgefallen, daß man auch von der Straße ab Possendorf zur Babisnauer Pappel (s. Track vom 18.10., km 81,2) bis ins südliche Elbsandsteingebirge schauern kann. Zwar lugten die "Steine" (Pfaffenstein, Papsstein, Gohrisch, Kleinhennersdorfer Stein) nur halb verdeckt hinter der Anhöhe im Vordergrund (es mag der Zughübel sein) hervor, doch der Hohe Schneeberg (Děčínský Sněžník) als Dominante des Gebirges thronte am Horizont über allem. Bis dahin waren es 32 km Luftlinie.

Nach dem Zwischenstop bei meiner Sportfreundin Christiane mit einem Kaffeeschwatz ging es dann auf dem entspanntesten Weg nachhause. Obwohl an diesem Tag etliche Höhenmeter zusammengekommen waren, spiegelte sich das nicht im Tempo wider. Ich hatte nämlich erwartet, daß ich bei den wesentlich höheren konditionellen Anforderungen durch das Streckenprofil nun hier erstmal durch die Lande schleiche.

Sonntags begann der Tag mit frostigen Temperaturen. Deshalb beeilte ich mich morgens überhaupt nicht, sondern gönnte mir zum Frühstück erst einmal eine meiner beinahe schon legendären Portionen Spaghetti. Als ich mich dann gegen 9.15 Uhr in die Spur begab, fühlte es sich draußen in der Sonne schon gar nicht mehr so kalt an. Meine Handschuhe benötigte ich dennoch.

Vollends Betriebstemperatur erreichte ich auf dem Elberadweg kurz vor Stadt Wehlen. Da fuhr mich ein Jugendlicher mit seinem Mofa übern Haufen, als er mit viel zu hoher Geschwindigkeit (die hätte er ohne Motor nie zustandegebracht) an einer unübersichtlichen Linkskurve mir entgegen schoß. Trotz des Zusammenstoßes und des daraufhin wilden Knäuels an Mensch und Material ist dabei nichts und niemand zu Schaden gekommen, beinahe unglaublich!

Nach dem längeren Anstieg aus dem Elbtal folgten auch an diesem Tag keine kräftezehrenden Steilrampen. Nur der kräftige Südostwind ärgerte mich ein wenig, bis ich schließlich Neustadt erreicht hatte. Von dort ging es nur noch auf einigen meiner "Rennstrecken" - d.h. die Straße Neustadt - Putzkau (s. Track vom 19.10., km 41,4 - 51,5) sowie Rammenau - Radeberg (s. Track vom 19.10., km 64,3 - 78,4) - über Bischofswerda bis kurz vor Radeberg, bis ich mal wieder auf die Direktverbindung nach Pirna abbog. 

Bis zur Fertigstellung der Schnellstraße zwischen Pirna und Radeberg wird es (lt. der Informationsschilder an den Baustellen) noch mindestens bis zum Jahr 2027 dauern, und solange muß man sich dieses Teilstück mit viel Kraftverkehr teilen. Erfreulicherweise reagierten die Autofahrer ziemlich entspannt auf meine Anwesenheit, kein Hupen, keine riskanten Überholmanöver.

Vielleicht lag's ja ebenfalls am herrlichen Herbstwetter.

17. Oktober 2025

Joker

Gestern morgen entschloß ich mich, einen Tag länger im Norden zu bleiben. Doch schon am Vorabend hatte ich darüber nachgedacht, ob ich nicht gleich die Gelegenheit nutzen sollte, eine Handbiketour auf die Insel Usedom zu unternehmen. Dort war ich bisher noch nie, auch nicht in meinem ersten Leben.

Zunächst stellte ich mir eine geeignete Strecke zusammen, eine Rundfahrt natürlich. Aufgrund der begrenzten Tageslänge und auch weiterer Bedingungen plante ich dabei, in Anklam zu starten. Erstmalig würde ich also mit den Handbike im Auto zum Ausgangspunkt gelangen müssen. Zwar bedeutete dieses Vorgehen einen höheren logistischen Aufwand, war jedoch m. E. die einzige erfolgversprechende Alternative.

So ziemlich genau ging es dann 8.30 Uhr mit dem Handbike von Anklam aus los. Da ich diesmal meist überregionale Radrouten für meine Tour nutzte, fuhr ich oft abseits von öffentlichen Straßen bzw. auf verkehrsarmen Nebenstrecken. Erstaunlicherweise gab es anfangs dabei nur einen relativ kurzen Abschnitt, welcher nicht asphaltiert oder mit Betonsteinen ausgebaut war. Selbst als es ca. 6 km vor Ahlbeck hügelig wurde und einige kräftigere Anstiege bewältigt werden mußten, blieb der Untergrund meist noch leidlich akzeptabel.

Überhaupt war die nördliche, also an die Ostsee grenzende Küste der Insel ziemlich anspruchsvoll. Abgesehen von den Abschnitten durch die Seebäder, d.h. über die Strandpromenaden von Ahlbeck sowie Heringsdorf ging es hier häufig bergauf und bergab. Lange Anstiege waren das zwar nicht, sie schlauchten aber dennoch auch aus einem weiteren Grund. Große Teile des ausgewiesenen Küstenradwegs verliefen nämlich nur auf Schotter bzw. verdichteten Sandboden. Für die zahlreichen Zweiradtouristen mochte das ausreichen, mich hinderte das jedoch am zügigen Vorankommen. Immerhin erwies sich die Strecke als ziemlich abwechslungsreich, und auch Aussichtspunkte auf das Meer gab es etliche.

Blick von der Seebrück Koserow nach Osten zur
Küste mit dem Streckelsberg (Aufnahmeort)
Den Abschluß dieses Bummelparcours bildete dann die Seebrücke von Koserow. Fixiert auf die Unebenheiten des Fahrwegs, wäre ich an dieser Konstruktion beinahe ahnungslos vorbeigefahren. Erst im letzten Moment bemerkte ich den Abzweig, und da es langsam Zeit war, etwas zu essen, steuerte ich folgerichtig das Bauwerk an. Die Seebrücke war der perfekte Rastplatz mit Blick auf die Ostsee und den Küstenstreifen. Endlich "richtig" am Meer, so wie es mir immer vorgestellt hatte!

Alles was danach kam, bedeutete für mich nur noch Ausdauersport. Ein paar Kilometer Betonplattenweg bremste mich ein letztes Mal, doch im wesentlichen konnte ich dabei wieder einiges von der während der Küstenfahrt verlorenen Zeit aufholen. Denn immerhin galt es ja, noch möglichst vor dem Sonnenuntergang zurück in Anklam zu sein. Es wurde schließlich ein punktgenauer Zieleinlauf: als ich die Aufzeichnung auf dem Fahrradnavi stoppte, schaltete es gerade in den Nachtmodus um. Geschafft!

Diese völlig ungeplante Extratour zähle ich nun als die schönste Unternehmung meines diesjährigen Herbsturlaubs. Eine für hiesige Verhältnisse überdurchschnittlich abwechslungsreiche Strecke, viel Sehenswertes, endlich mal auch am "richtigen" Meer - das alles wäre mir entgangen, wenn ich bereits gestern nach meinem am Schreibtisch geplanten Tourenprogramm wieder nachhause gefahren wäre. Manchmal sollten man die Logistik überdenken, falls sich dadurch neue Möglichkeiten eröffnen. Daß ich nun häufig zum Beginn einer Ausfahrt mit dem Handbike erstmal im Auto fahre, ist zwar weiterhin eher unwahrscheinlich.

In diesem Fall paßte aber alles zusammen.

15. Oktober 2025

Nummer 4 von hier

Während meines Urlaubs wollte ich von Ueckermünde aus das Umland in allen möglichen Himmelsrichtungen durchstreifen. Die Tour nach Südwesten hatte ich mir heute zum Abschluß vorgenommen, weil sie die kürzeste bei gleichzeitig flachem Streckenprofil war. Den Umkehrpunkt Strasburg in der Uckermark erreichte ich bereits 12.00 Uhr.

Ansonsten gibt es nichts Spannendes vom Tag zu vermelden. Keine landschaftlichen Höhepunkte, keine überdurchschnittlich sehenswerte Architektur in den durchfahrenen Orten - und das vielleicht einzige interessante Ziel, ein großes Feuchtbiotop nördlich des Galenbecker Sees, verbarg sich hinter einem kilometerlangen Deich, den risikoreich zu erklimmen ich mir gar nicht erst die Mühe machte (s. Track vom 15,10., km 37,1 - 43,2).

In den "Genuß" der für diese Region typischen Verkehrsinfrastruktur bin ich aber natürlich auch wieder gekommen. Das waren zum einen zwei Straßenabschnitte von 2 (s. Track vom 15.10., km 16,1 - 18,1) bzw. 1 km (s. Track vom 15.10., km 18,8 - 19,8), die den berüchtigten Pavé-Sektoren des legendären Radrennens Paris - Roubaix alle Ehre gemacht hätten und welche aber hinsichtlich ihrer Unbefahrbarkeit sogar alle ähnlichen Abschnitte der vorangegangenen Touren in den Schatten stellten. Als zweite regionale Besonderheit muß ich erneut die endlos schnurgeraden Straßenabschnitte nennen, die fast mit der 8 km langen SW-Anfahrt auf Grosseto durch die Maremma (in der Toskana) mithalten können. Auch wenn diese Teilstücke heute "nur" maximal vier Kilometer ohne Kurve oder Biegung durch das flache Land führten, war ich darauf trotz meines zügigen Vorankommens (gefühlt) ewig unterwegs.

Noch einmal im Hafen vor einem
der Großsegler des ZERUM
(Aufnahmeort)
Nach all der Meckerei gab es jedoch noch einen Lichtblick. Zwischen Strasburg und Jatznick gestaltete sich nämlich meine Fahrt recht abwechslungsreich. Die leicht wellige Topograpfie des Geländes zwang hier offensichtlich zu angepaßter Straßenführung jenseits einer Geraden von A nach B. 

Spätestens ab Straßburg setzte sich auch immer mehr die Sonne durch, sodaß ich sogar meine Radjacke ablegen konnte und nun am Körper nur noch ein langärmeliges Funktionsunterhemd sowie (darüber) ein Kurzarm-Radtrikot trug. So selbstverständlich ist das zu dieser Jahreszeit auch nicht mehr. Von den wärmenden Strahlen der Herbstsonne gestreichelt, erreichte ich schließlich nach entspannter Fahrt zur besten Kaffeetrinkerzeit mein Zuhause auf Zeit.

Plan erfüllt!

14. Oktober 2025

Regen und Sonne

Mein straffes Tourenprogramm läßt keine Pause zu. Auch wenn es am Sonntagmorgen draußen gar nicht gut aussah, startete ich wie am Vortag kurz nach Acht zu einer weiteren Ausfahrt. Dafür nahm ich die geplante Tour nach Westen mit den Eckpunkten Anklam und Friedland in Angriff.

Bereits am Start war die Luft feucht, und bald danach begann es leicht zu nieseln. In der Hoffnung, daß dies nur ein kurzes Intermezzo bleiben würde, fuhr ich jedoch weiter. Blieb es aber nicht. Mal mehr, mal weniger fiel nun leichter Regen - dabei wurde auf dem Online-Regenradar meiner Smartphone-App davon gar nichts angezeigt! Na, dann konnte es ja auch gar nicht so schlimm sein ...

Wider besserem Wissen - ich hatte mich ja schon während der Tourenplanung intensiv damit beschäftigt und die Strecke entsprechend des auf OpenStreetMap (OSM) "codierten" Untergrunds zusammengestellt - folgte ich in Bugewitz der Ausschilderung nach Anklam. Mit dem Ergebnis, daß ich dann doch zwei Kilometer weiter an einem Vogelbeobachtungsturm auf meine geplante Strecke zurückkehren mußte, weil die Piste sich im unwegsamen Gelände verlor.

Auf mittlerweile klatschnassen Straßen arbeitete ich mich jetzt nach Anklam vor und wurde dabei immer nässer. Wenigstens konnte ich mir einbilden, nicht völlig durch beispielsweise Landregen eingeweicht zu werden. Spaß machte es aber keinen. Obwohl Anklam offensichtlich ein durchaus sehenswertes Stadtzentrum mit alten Gemäuern einschließlich mehrerer Stadttore verfügt, hatte ich kein Auge dafür. Nur schnell weiter, denn noch lagen knappe zwei Drittel der Tour vor mir!

Bei diesem Wetter fehlte eigentlich nur noch schlechter Untergrund. Wie gesagt, die erste Hürde hatte ich vor Anklam erfolgreich gemeistert. Doch die Asphaltdecke der "Straße" genannten öffentlichen Verkehrsverbindung zwischen dem Abzweig hinter Spantekow bis zwei Kilometer vor Borntin spottete jeder Beschreibung. Etwas später fuhr ich dann auf einem typischen Kolonnenweg aus Betonplatten, der schließlich wieder in wild aufgeworfenes Feldsteinpflaster überging. In Zinzow hatte ich genug davon und fuhr lieber einen großen Umweg, noch dazu auf der relativ stark befahrenen Bundesstraße B197. Erst danach wurde es wieder besser. Das betraf inzwischen auch das Wetter auf dem Rückweg von Friedland. Auch diese Stadt scheint durchaus einen Besuch zu lohnen, gleichwohl ich hier aus bereits genannten Gründen ebenfalls nur Zaungast blieb.

Vor Ferdinandshof wurde es zwar noch einmal feucht, doch ansonsten ließ sich auf den letzten Kilometern manchmal sogar die Sonne blicken. Zurück im Quartier, mußte ich an diesem Tag mir einiges einfallen lassen, um meine Radbekleidung und die Sitzpolsterung meines Handbikes wieder trocken zu bekommen. Denn den nächsten Tag, an welchem viel Sonne angekündigt war, durfte ich nicht untätig verstreichen lassen.

Da wollte ich zur Küste des Stettiner Haffs. Bereits als ich meine Route zuhause plante, sah ich mich mit einigen Unwägbarkeiten konfrontiert: Straßen, die danach aussahen, als ob sie nicht mehr benutzt werden würden, ein deutsch-polnischer Grenzübergang, zu dem offensichtlich nur ein schmaler Wanderweg führte sowie ein scheinbar nichtöffentliches Sträßchen entlang der Küste. Tatsächlich wurde meine Montagsrunde die abenteuerlichste aber auch erlebnisreichste Unternehmung der vergangenen drei Tage.

Bis Altwarp kam ich gut voran, wenngleich morgens bei strahlendem Sonnenschein fast schon Handschuhwetter herrschte. Da ich den Rückweg von der Halbinsel nicht über die gleiche Straße absolvieren wollte, nutzte ich die zweite auf der Karte eingezeichnete Verkehrsverbindung. Das war jene aufgelassene Straße, auf welcher ich bis Warsin schließlich eine gefühlte Ewigkeit mutterseelenallein durch endlose Waldidylle fuhr. Auch die ausgewiesene Radtrasse nach Rieth enthielt zwischendurch einen längeren unbefestigten Abschnitt.

Mit meinen Helfern vom Naturpark "Am Stettiner
Haff" auf der Grenzbrücke, auf meine Bitte hin
fotografiert von einem der polnischen Grenzer
(Aufnahmeort)
Spannend wurde es auf dem letzten Stück zum deutsch-polnischen Touristengrenzübergang bei Rieth. Am Ende des asphaltierten Straßenstücks führte nämlich der Wanderweg zu einem selbstschließenden Tor im Zaun, welcher das Überqueren der Grenze von Tieren mit Afrikanischer Schweinepest verhindern soll. Aber auch ich stand zunächst macht- und ratlos vor diesem Hindernis. Auf der Suche nach möglichen Helfern kehrte ich in den Grenzort zurück, wo mir just in diesem Moment ein Auto mit Mitarbeitern des Naturparks "Am Stettiner Haff" entgegenkam. Sie wollten am Strand Wasservögel zählen, doch als ich sie um Unterstützung bat, zögerten sie nicht lange. Zitat meines Ansprechpartners: "Eine gute Tat am Tag vollbringen!" Letztlich öffnete mir der Mitarbeiter des Naturparks dann das Schweinegatter und begleitete mich mit seinen beiden Kolleginnen dann noch bis zur kleinen Grenzbrücke, wo er mir außerdem die Steilrampe hinaufhalf. Über diese Brücke fuhr einst (1908 - 1945) die Randower Kleinbahn von Neuwarp nach Stöven, gestern erwarteten uns darauf jedoch mitten im Nirgendwo zwei polnische Grenzer, einer ganz martialisch mit einem Sturmgewehr im Anschlag. Dabei war ich vermutlich der einzige Grenzgänger an diesem Tag. Während meine Helfer anschließend zu ihrer Arbeit zurückkehrten, fuhr ich auf dem nun asphaltierten Radweg weiter zur Straße nach Neuwarp.

Als letztes Abenteuer der Tour stellte sich der Abschnitt an der Küste des Stettiner Haffs ab Miroszewo heraus. Ich hatte gehofft, dort am Ufer mit Blick auf das Wasser zu fahren, doch abgesehen davon, daß die vermeintliche Straße nur ein holperiger und zugewachsener Betonplattenweg war, führte dieser immer landeinwärts unterhalb der Deichkrone entlang, sodaß ich niemals die Landschaft dahinter zu sehen bekam. Deshalb ersparte ich mir schließlich das Holpern und bog am nächstmöglichen Abzweig in Warnołęka vorzeitig zur Landstraße ab.

Die Kilometer bis zum Grenzübergang vor Blankensee verliefen anschließend nach dem Motto: "Hirn abschalten und volle Kraft voraus!" Dabei war das längste schnurgerade Stück aus Asphalt rund 5 km lang ... Wenigstens begegneten mir auch hier nur ganz, ganz selten Leute in ihren Autos. An der Grenze, hier auf öffentlicher Straße, traf ich zumindest den Bewaffneten vom ersten Grenzübertritt wieder. Wir nickten uns zu, dann ging es weiter.

"Ein Schiff wird kommen ..." (Aufnahmeort)
Bereits in Ueckermünde, gönnte ich mir zuletzt noch einen Abstecher an das östliche Ufer der Ueckermündung, die ich vom ZERUM aus nicht direkt erreichen kann. Diese Aussichtsplattform ist (im Gegensatz zur Anlage auf der "ZERUM"-Seite) komplett barrierefrei zugänglich. Im Abendsonnenschein tuckerte gerade ein Segelboot zum Stadthafen.

Ein schöner Tourenabschluß!

Entschleunigung, aber flott!

Diesmal werde ich den Bericht über meine vergangenen drei Touren aufteilen, denn es gibt etliches zu berichten. Zunächst einmal über dem Ort, den ich mir diesmal für meinen Herbsturlaub ausgewählt habe.

Bekanntlich versuche ich ja immer, diese freien Tage am Ende der warmen Tage im Norden zu verbringen - vorzugsweise am Wasser. 2025 klappte es nun endlich mit der Unterkunft im Zentrum für ERlebnispädagogik und UMweltbildung (ZERUM), welche etwas abgelegen von Ueckermünde direkt am Oderhaff liegt. Hier hat man sich direkt auch auf Gäste (verzugsweise Gruppen) mit Handicap eingestellt, und hier ist auch der Heimathafen des (nach Eigenaussage) ersten Rolliseglers in Deutschland.

Meine Unterkunft im ZERUM, davor einer der
beiden Großsegler des Zentrums, die "Greif von
Ueckermünde". Ich schlafe im Erdgeschoß des
blauen Gebäudeteils, allerdings auf der anderen
Seite (Aufnahmeort)
Schon unmittelbar nach meiner Ankunft habe ich mich sofort willkommen gefühlt. Das lag nicht nur an der Begrüßung und Unterstützung durch die Verantwortliche am Empfang, sondern auch am weit überdurchschnittlichen Engagement ihrer Kollegen vorort. So bot mir ungefragt die Zuständige für das im Nebenhaus gelegene Quartier an, daß ich mein Handbike dort gleich im Korridor abstellen könnte. Nun steht es trocken und auch geschützt vor unberechtigtem Zugriff, obwohl ich nicht glaube, daß dies nötig wäre. Des weiteren konnte ich das Frühstück für mich vorverlegen, ganz wichtig für meine geplanten Touren. Auch als ich nicht ausschließen konnte, nach meiner langen Auftakttour rechtzeitig zum Abendbrot zurück zu sein und daher die Mitarbeiterin in der Küche bat, mir für diesen Fall eine Auswahl an Speisen zusammenzustellen, war das absolut kein Problem. Ich kam nämlich dann tatsächlich zu spät wieder in der Unterkunft an und fand deshalb dennoch für mich eine üppige und reichhaltige Mahlzeit vor. Toll!

Insgesamt ist es hier sehr ruhig, das Zimmer einfach und zweckmäßig eingerichtet. Den separaten behindertengerechten und gut ausgestatteten Sanitärraum teilt man sich allerdings mit (möglichen) weiteren Gästen. Für mich ist das akzeptabel, da ich zurzeit im Gebäude sowieso der einzige Bewohner bin. Fernsehen und Radio gibt es (im für mich zugänglichen Bereich) nicht, auch das WLAN ist nur (eingeschränkt) im Speiseraum verfügbar. Für manche Besucher mag das nervend sein, mir gefällt es jedoch ausnehmend gut. Anderswo wird viel Geld für Entschleunigung im Urlaub verlangt, hier bekomme ich das als Alleinreisender quasi gratis dazu. KEINE (frustrierenden) Nachrichten aus aller Welt, KEIN Zivilisationslärm, KEIN Getöse aus Funk und Fernsehen. Dafür jedoch die Möglichkeit zu einem kurzen 300m-Spaziergang an die Küste, wo die Uecker in das Oderhaff mündet, außerdem unmittelbar am Haus Hafenromantik, in welchem u.a. auch der Rollisegler liegt (der ist zurzeit leider unterwegs). Jedenfalls kann ich die Unterkunft auch für Gruppen von Rollifahrern wärmstens empfehlen - die können sich hier ja bei Bedarf gegenseitig bespaßen.

Am Sonnabend bin ich zu meiner ersten Handbiketour aufgebrochen. Denn aufgrund der schlechten Wetterprognose hatte ich meinen Urlaubsbeginn um einen Tag vorverlegt und damit leidlich gute Witterungsbedingungen. Zwar blieb es den ganzen Tag meist bedeckt, aber auch trocken. Für meine geplante Runde war das eine unabdingbare Voraussetzung. 142 km waren für die Tour vorgesehen, letztlich wurden es 163 km. Von meinem Tourenziel Stettin (Szczecin) hatte ich mir allerdings mehr versprochen, eben eine typische alte deutsche Hansestadt. Dafür wich ich sogar im Stadtzenrum von meiner geplanten Route ab, um der sogenannten Altstadt einen Besuch abzustatten. Zusammenhängende alte Gebäudeensemble habe ich dort aber nicht gefunden, vermutlich ist das meiste den Bombardements im Zweiten Weltkrieg zum Opfer gefallen.

"Klassische" mecklenburgische Straße zwischen
Ahlbeck und Hintersee (Aufnahmeort)
Ansonsten blieb es bei viel Kurbelroutine ohne landschaftliche Höhepunkte, die ich trotz "langsamer" Streckenabschnitte bei viel weniger Höhenmetern als sonst ziemlich flott absolvierte. Kurz hinter Ahlbeck lag ein Baum quer über die Straße, an welchem sich gerade das Aufräumungsteam zu schaffen machte. Da war ich wohl gerade zur richtigen Zeit zur Stelle, zeitiger wäre schlecht gewesen. Kurz danach erwartete mich zum ersten Mal im Urlaub eine der gefürchteten "klassischen" mecklenburgischen Straßen, die man häufig auch bei den Ortsdurchfahrten kleiner Dörfer findet. Hier mußte ich mich ca. 7 km quälen - dabei nur wenig schneller als im Schrittempo, um keine Reifenpanne zu riskieren.

Bereits auf dem Rückweg, blieb mir wenige Kilometer hinter Rothenklempenow eine weitere unangenehme Überraschung nicht erspart. Dort hatte sich die Nebenstraße abgesenkt und war daher auf ca. 100 m vom Wasser überspült. Nachdem der Fahrer eines gerade entgegenkommenden Autos mir gezeigt hatte, wie hoch bei der Durchquerung das Wasser an seinem Fahrzeug stand, entschied ich mich für einen Umweg. Einen nassen Hintern bzw. durchgeweichten Handbikesitz konnte ich absolut nicht gebrauchen! Bis nach Pasewalk verschlug es mich anschließend, viele nervtötende Kilometer davon bei kräftigem Gegenwind entlang der B104. Glücklicherweise existierte dort - wie übrigens ebenso entlang vieler weniger bedeutender Verkehrsverbindungen - ein sehr gut ausgebauter Radweg und entschärfte damit das Vorankommen. Rund zwanzig Kilometer zusätzliche Strecke bedeuteten letztlich, daß ich meine Unterkunft erst nach Sonnenuntergang erreichte. Aber ich hatte ja meine Beleuchtung mitgenommen ...

Alles in allem ein gelungener Start in den Urlaub!

6. Oktober 2025

Fahren auf Abruf

Das Wetter der vergangenen Tage machte die Tourenplanung schwierig. Dabei hatte ich mir einiges vorgenommen, denn bereits am nächsten Sonntag werde ich hoffentlich im Norden (mit dem Handbike) unterwegs sein.

Nur für den Feiertag war eine stabile Wetterlage angekündigt. Der Tag begann freilich ziemlich kalt und mit dem für diese Jahreszeit typischen dichten Morgennebel. Zum ersten Mal seit dem Ende des Winters benötigte ich daher meine Handschuhe.

Am Ende der anstrengenden Offroad-Auffahrt aus
dem Elbtal (s. Track vom 03.10., km 45,2 - 46,7)
wird man mit diesem eindrucksvollen Blick auf
den Lilienstein, welcher hier wie ein gewaltiger
Schiffsbug wirkt, belohnt (Aufnahmeort)
Zunächst nahm ich mir meine Standardstrecken südlich des Elbtals zum Warmfahren vor, bevor ich mich dem Hauptanliegen des Tages widmete. Für einen weiteren Handbike-Tourenvorschlag im Internetportal des Tourismusverbands wollte ich nämlich noch einige Fotos zur Dokumentation der Strecke aufnehmen. Gerade die bildliche Darstellung der Wegebeschaffenheit und - wie in diesem Fall - schwieriger Stellen ist mir dabei besonders wichtig. Auf der steilen Abfahrt nach Rathen schoß ich dann das letzte Bild des Tages, eine Impression von Rathen mit dem Panoramablick über die Felsenwelt.

Inzwischen wurde es endlich sonniger, sodaß ich bereits nördlich der Elbe meine Tour erweiterte. Und weil für das kommende Wochenende regnerisches Wetter angekündigt war, bog ich schließlich kurz vor Pirna zu einer weiteren knapp 30 Kilometer langen Extratour ab. Die führte mich durch das Bahretal (s. Track vom 03.10., km 105,5 - 110,5), dem meiner Meinung nach schönsten Tal im näheren Umkreis meiner Heimatstadt. Nachdem ich die stark befahrene Hauptstraße bis Berggießhübel überstanden hatte, rollte es zum Schluß nur noch bergab.

Den Sonnabend hatte ich gedanklich schon als Tourentag gestrichen, doch die großen, blauen Niederschlagsechos rückten nur langsam näher bzw. schienen an meiner Heimatregion vorbeizudriften. Deshalb brach ich nach längerem Zaudern doch noch auf. Wenn ich 60 km schaffen würde, brächte mich das meinem wöchentlichen Entfernungsziel ein erhebliches Stück näher! Unter dieser Maßgabe überlegte ich mir auch eine geeignete Strecke, welche nicht nur konditionell weniger anspruchvoll sein, sondern auch immer die Möglichkeit bieten sollte, bei drastischer Verschlechterung der Wetterlage unkompliziert abzukürzen.

Zwar tröpfelte es dann auf meinem Weg nach Bad Schandau zweimal etwas intensiver, aber das blieben die einzigen feuchten Momente. Richtig naß geworden bin ich dadurch jedenfalls nicht. 12.30 Uhr befand ich mich bereits kurz hinter Bad Schandau auf dem Elberadweg beim Rückweg nach Pirna. Nun schob auch noch der frische Ostwind, und nach Regen sah es ebenfalls nicht aus. Bei meiner Ankunft in Pirna hätte ich also noch eine Zusatzrunde fahren können, doch war ich an diesem Tag mental gar nicht darauf eingestimmt. Erst bei der Tournachbereitung zuhause wurmte es mich doch ein wenig, diese Möglichkeit nicht genutzt zu haben. Denn was der Sonntag witterungsmäßig bringen würde, war längst nicht klar.

Abgesehen von dem kräftigen Wind, der nun im Gegensatz zu den Vortagen aus westlicher Richtung wehte, sah es sonntags am Himmel aber gar nicht so schlecht aus. Darum gab es für mich keinen Grund, zuhause Trübsal zu blasen. Meine Tour legte ich nun so, daß ich wenigstens auf dem Hinweg vom Wind profitieren konnte. Was man hat, hat man. Wenn es dann nachmittags unbeständiger werden würde, wäre ein gleichmäßig strammer Wind aus einer Richtung sowieso kein Thema mehr. Das war bisher jedenfalls meine Beobachtung.

Leider wurde ich trotzdem zur Halbzeit unerwartet ausgebremst. Kurz vor dem Touristengrenzübergang zwischen Hainspach (Lipová) und Sohland-Neudorf lag ein umgestürzter Baum mit seinen vielen Ästen quer über dem Radweg und machte mir die Weiterfahrt unmöglich. Die alternative Radtrasse auf einem unasphaltierten Forstweg, welche ich daraufhin für meinen Umweg nutzen wollte, entpuppte sich nach einigen hundert Metern für mich als ebenso unbefahrbar. Jedenfalls wollte ich hier kein unnötiges Risiko eingehen, eine solche steile Schotterstrecke in menschenleerem Gelände hat mir schon einmal im Schwarzwald den Angstschweiß auf die Stirn getrieben.

Kurz nach dem Touristengrenzübergang in Richtung Steinigtwolmsdorf lag schließlich der anstrengendste Teil der Tour hinter mir, bis dahin hatte ich auf 60 km bereits 900 Hm gesammelt. Aus diesem Grund ersparte ich mir auch ab Oberottendorf weitere Anstiege, und fuhr den zwar längeren, aber viel schnelleren Umweg über Neustadt. Hier erwischte mich tatsächlich auch der erste Regenschauer, aber nur kurz. Die blauen Flecken auf dem Niederschlagsradar sahen nun allerdings so aus wie bei einem Streuselkuchen, doch hatte ich irgendwie immer Glück und Sonnenschein.

Die letzte Tour vor meiner Urlaubsfahrt nach Ueckermünde endete ganz entspannt zur Kaffeetrinkerzeit.

30. September 2025

Leistungskorridor

Sicher ist es naheliegend, daß man im bergigeren Gelände langsamer vorankommt als in der Ebene. Doch auf meiner Tour ins Osterzgebirge am Sonnabend bin ich diesmal wirklich ziemlich versackt. Am Wetter lag es jedenfalls nicht, und auch konditionell fühlte ich mich einigermaßen fit. Am ehesten bremsten mich mehrere steile Auffahrten und auch etwas Offroadgelände aus.  
 
Nach einer längeren Warmfahrphase bis Dresden und - sachte ansteigend - durch das Lockwitztal steilte am Ortsausgang von Reinhardtsgrimma die Straße erstmals auf ca. 100 m auf 12% auf, kurz danach für weitere 200 m. Vor dem langen Anstieg nach sowie anschließend durch Oberfrauendorf mit Steigungsspitzen bis ebenfalls in diesen Bereich graut mir auch regelmäßig (s. Track vom 28.9., km 31,2 - 33,9). Den Vogel schoß jedoch definitiv die Straße ab der Ladenmühle ins Ortszentrum von Hirschsprung ab, die mit 15% Steigung ausgewiesen ist, jedoch drei kürzere Aufschwünge (gefühlt) jenseits dieser Marke aufweist (s. Track vom 28.9., km 43,0 - 43,9). Solcherart bereits vorbelastet, schaffte mich dann schließlich noch der 12%ige Schlußanstieg nach Altenberg.
 
Dort war meine Durchschnittsgeschwindigkeit nach 46 km und 840 Hm auf 11 km/h abgesunken, verminderte sich nun allerdings selbst bis zum höchsten Punkt des Landkreises, den Kahleberg mit 906 m NHN, auch nicht mehr wesentlich. Was im Winter auf Brettern flott zu bewältigen ist, ließ sich ohne Schnee nun leider nicht so zügig befahren. Ein Großteil der Trasse vom Kahleberg zur deutsch-tschechischen Grenze verläuft nämlich auf geschottertem Untergrund, welcher mich später außerdem auf dem kurzen Querverbinder von Voitsdorf (Fojtovice) zum Touristengrenzübergang Fürstenau aufhielt (s. Track vom 28.9., km 64,0 - 64,7).
 
Über der Kirche von Böhmisch Zinnwald (Cínovec) erhebt sich am Horizont in Bildmitte der
Hohe Schneeberg (Děčínský Sněžník), höchster Berg im Elbsansteingebirge (Aufnahmeort)
   
Am Hochwasserrückhaltebecken Lauenstein entschloß ich mich spontan für den 12%er in Richtung Liebenau, ermöglichte es mir doch anschließend den direkten Weg über Liebstadt und das Seidewitztal nachhause. Die letzten Höhenmeter sammelte ich bei der Durchquerung der Ausläufer des Trebnitzgrunds vor Waltersdorf, dann ging es 21 km nur noch bergab. Der knappe 30er Schnitt auf diesem Abschnitt half aber auch nicht mehr, das Blatt zu wenden. 
 
Was von diesem Tag bleibt, ist eine anspruchsvolle Tour auf landschaftlich schöner Strecke bei immer schöneren, d.h. sonnigerem Herbstwetter. Gerade diese Passagen im Osterzgebirge auf deutscher und tschechischer Seite sind jede Anstrengung wert - zumal ich dabei den direkten Vergleich zwischen Sommer und Winter habe. Am Sonntag rollte bereits das Bild vor meinem inneren Auge ab, wie ich hier (hoffentlich) in drei Monaten mit Christiane, Carsten und weiteren Sportfreunden durch eine wunderweiße Winterlandschaft im Tandenskigespann gleite. Das sind doch tolle Aussichten!
 
Montags wollte ich Wiedergutmachung für den leistungsschwachen Vortag leisten. Aus diesem Grund stellte ich mir eine wesentlich flachere Route nördlich von Pirna und Dresden zusammen. Viele Kilometer davon gehören zu meinen Standardstrecken, aber neben einer bisher nur zweimal befahrenen Ortsverbindung erkundete ich auch eine mir noch unbekannte Nebenstraße.
 
Erstgenannte ist ein kleines landwirtschaftliches Betonsträßchen zwischen Wallroda und der Radeberger Stadtrandsiedlung (s. Track vom 29.09., km 33,1 - 35,2), welche durch ein idylisches Hügelland en miniature mit einzelnen Baumgruppen führt. Eine Koppel mit Weidevieh und Tränke vervollständigte den malerischen Anblick. Den etwas versteckten Felixturm habe ich mir bei dieser Gelegenheit auch gleich aus der Nähe angeschaut.
 
Völliges Neuland war hingegen die Straße von Reichenberg hinauf nach Wahnsdorf (s. Track vom 29.09., km 68,0 - 69,3). Trotz des durchgehenden Pflasters ließ sie sich erstaunlich gut befahren, auch wenn das in Gegenrichtung sicherlich nicht zutrifft. Abraten will ich ebenfalls von der kurz danach erfolgten Abfahrt vom Dorf in den Lößnitzgrund  (s. Track vom 29.09., km 69,8 - 70,5). Das schmale Einbahnsträßchen (nur abwärts zu befahren!) ist zwar asphaltiert, jedoch mit zahleichen, teils sehr tiefen gepflasterten Querrinnen für das Ableiten des Regenwassers versehen, die nur eine stetig gebremste Fahrt im Schrittempo zulassen, weil es sonst beim schnellen Durchfahren das Gefährt zerlegt bzw. Zweiradfahrer in die Landschaft katapuliert werden.
 
Ab Radebeul fuhr ich schließlich die letzten 30 km nur noch mal mehr, mal weniger an der Elbe entlang bis Pirna. Diesmal erreichte ich meine Trainingsziele, auch wenn es gern noch eine Schippe mehr hätte sein können.
 
Luft nach oben ist immer. 

27. September 2025

Abwägung

Gestern wurde es abends sehr spät. Ich hatte nämlich an der vom ADFC organisierten Radnacht in Dresden teilgenommen und mußte anschließend noch (im Handbike) zurück nach Pirna fahren. Mit Beleuchtung und auf dem zu dieser Zeit fast menschenleerem Elberadweg war das kein Problem, doch dauerte es bei spürbarem Gegenwind trotzdem weitere 1,5 Stunden. 22.50 Uhr beendete ich die Computeraufzeichnung.

Vor dem Treffen am Start der Zubringerroute beim Bahnhof Heidenau habe ich auf meiner freitäglichen Feierabendrunde natürlich noch einige Kilometer zum Warmfahren absolviert. Dieses Zackel führte mich bis kurz vor Rosenthal und später auf dem Elberadweg von Königstein nach Pirna, von wo aus ich mir noch den Umweg über den Feistenberg ins Müglitztal genehmigte. Dennoch kam ich viel zu zeitig in Heidenau am vereinbarten Treffpunkt an und mußte noch fast eine ganze Stunde dort ausharren, bevor es endlich losging. Zum ersten Mal seit dem Frühjahr ist mir dabei wieder kalt geworden. 

In Heidenau waren wir zunächst nur ein überschaubares Häufchen, wobei ich mich von Beginn an darüber wunderte, mit welcher Rücksichtslosigkeit einige der Teilnehmer die Straße während der Fahrt okkupierten. Bei der Fahrt ins Dresdener Zentrum gab es dann sogar einige noch unschönere Szenen, für welche ich mich fast schämte und hoffte, daß mich die daran beteiligten Autofahrer nicht als Mitglied dieser Gruppe wahrnahmen. Je mehr wir uns dem Stadtzentrum näherten, umso mehr Fahrradfahrer schlossen sich uns an, und es bildete sich - wie typisch für gruppendynamische Prozesse - ein immer größerer undisziplinierter Haufen. Dabei kamen wir nicht über ein Spaziertempo hinaus, wahrscheinlich war das aber auch beabsichtigt. Bei der zentralen Veranstaltung vor dem Kulturpalast wurde es jedoch noch schlimmer. Am Anfang endlose (politische) Reden und die sattsam bekannte "Musik"-/Lärmkulisse derjenigen Zeitgenossen, welche sich als die besseren Menschen fühlen.

Viel später als angekündigt ging es endlich mit umfangreicher Polizeibegleitung los. Eine erkleckliche Menge an Fahrzeugen begleitete uns und sperrte weiträumig die Straßen für die mehr als 1000 Teilnehmer des Rad-Korsos ab. Ich selbst hatte mich gleich an der Spitze des Zuges kurz hinter dem Führungsfahrzeug der Polizei eingeordnet, weil ich eine zu hohe Radfahrerdichte vermeiden wollte. Das klappte über die gesamte Strecke ganz gut, gleichwohl man bei den Hampeleien einiger jugendlicher Radfahrer auch immer sehr aufmerksam bleiben mußte, um nicht in Kollisionen verwickelt zu werden. Bei diesem extrem langsamen Tempo passierten aber keine nennenswerten Zwischenfälle.

Heimfahrt auf dem Elberadweg, auf der anderen
Elbseite Wachwitz mit dem Dresdener Fernsehturm
(Aufnahmeort)
Für knapp 22 km waren wir dann insgesamt zwei Stunden unterwegs. Dabei passierten wir auch mehrere Abschnitte, welche sonst für Radfahrer gesperrt sind. Der Autotunnel unter dem Wiener Platz gehörte dazu sowie ebenfalls die Hochstraße in Dresden-Löbtau. Das war übrigens auch eine meiner wichtigsten Beweggründe, an dieser Massenveranstaltung teilzunehmen. Außerdem wollte ich mich als Handbiker gegenüber anderen Radlern sichtbar machen, denn ein bißchen Werbung in eigener Sache schadet nie. Ob mir das am Ende gelungen ist, möchte ich lieber nicht beurteilen ...

Zumindest hat mich ein Rad-Ordnerin wahrgenommen, mit der ich unterwegs ein längeres nettes Gespräch führte. Sie sagte mir auch, daß ich der einzige Handbiker an diesem Abend wäre. Für mich ist das jedoch gleichfalls nichts neues, ein Exot in der Masse zu sein. Am meisten störte mich während der Gemeinschaftsfahrt die unsägliche und hämmernd laute Dauerbeschallung von den auf einem Lastenfahrrad mitgeführten Lautsprecherboxen. Können diese Leute es nicht ertragen, wenn mal eben nicht ohrenbetäubendes Getöse um sie herum ist? Auch das Gekreische und Geschreie der jugendlichen Rotte in meiner Nähe nervte. Abschließend stellte ich erneut fest, daß solche Aufläufe wohl eher nichts für mich sind, zumal hierbei Haltungen vertreten bzw. Einstellungen propagiert werden, welche ich nicht teile.

Nach der Rückkehr zum Kulturpalast machte ich mich deshalb auch schleunigst aus dem Staub. Bei der Heimfahrt auf dem dunklen Elberadweg konnte ich mich dann jedenfalls emotional wieder einigermaßen einsortieren und den Ärger in Energie umsetzen.

22. September 2025

Heiß vor kalt

Der Temperatursturz mit viel Regen vom Montag wurde bereits am Wochenende angekündigt. Gestern waren es noch 27°C, heute zeigt das Thermometer gerade einmal 10°C. 

Genau deswegen habe ich mich auch am Sonntag auf's Handbike gesetzt, obwohl ich nicht mehr so frisch wie bei den beiden vorangegangenen Touren war. Umso mehr bin ich mit mir zufrieden, weil ich trotz des Geburtstagsbesuchs bei meinem jüngeren Patenkind vorher doch noch eine erkleckliche Runde fahren konnte. Nach den drei Anstiegen südlich der Elbe flachte das Streckenprofil aber merklich ab, wobei ich mich diesmal auf dem Anstieg aus dem Elbtal ins nördliche Umland von Dresden ziemlich abmühte. Wahrscheinlich lag das aber auch an der Wärme.

Weil ich immer noch gut in der Zeit lag, schlug ich 30 km vor dem Endziel noch einen Haken über Hohburkersdorf, wo ich kurz darauf den höchsten Punkt meiner sonntäglichen Handbiketour erreichte. Mit diesem Umweg erreichte ich sogar noch die 100 km Streckenlänge, die ich eigentlich für diesen Tag gar nicht erwartet hatte.

Freitags besuchte mich mein Kamerad Lád'a in Pirna. Er war aus Kulm (Chlumec) gleich mit dem Rad gekommen, um sich bei mir eine Vorabversion des inzwischen fertiggestellten Films für die ZDF-Sendereihe "einfach Mensch" anzusehen. Denn immerhin hat er dazu ebenfalls einen nicht unwesentlichen Teil zum Gelingen beigetragen. Nach einen weiteren Termin nach dem Mittag konnte ich endlich gegen 13.15 Uhr gemeinsam mit meinem tschechischen Kameraden zu einer Feierabendrunde aufbrechen, wobei er mich bis kurz hinter Liebstadt begleitete. 

Während er danach über den Erzgebirgskamm zurück nachhause fuhr, bog ich endlich mal wieder auf den Höhenrücken zwischen Müglitz- und Seidewitztal ab. Dort bin ich recht selten unterwegs - zum einen aufgrund der Windanfälligkeit der Strecke, zum anderen wegen des ständigen Auf und Abs mit einigen Steilstücken. Dagegen verteilt sich der Krafteinsatz auf der Auffahrt zurück nach Süden durch das Müglitztal sowie dem Standardanstieg aus Schlottwitz in Richtung Reinhardtsgrimma sehr gleichmäßig.

Am Ende holte ich mir von Christiane noch einen großen Beutel Falläpfel für den Eigenbedarf ab. Natürlich waren das nicht die üblichen Sorten aus dem Supermarkt, weswegen ich diese immer solchen 08/15-Angeboten vorziehe, auch wenn die Früchte nicht makel- und fleckenlos sind.

Die schönste Tour des vergangenen Wochenendes aber führte mich bis in den böhmischen Teil des Elbsandsteingebirges. Diese rund 35 km zwischen dem tschechischen Grenzort Herrnskretschen (Hřensko) und dem Touristengrenzübergang Hinterdaubitz (Zadní Doubice, s. Track vom 20.09., km 29,8 - 65,1) bilden eine der schönsten und dabei ursprünglichsten Strecken, die man hier im Gebirge fahren kann. Mit den dabei zu bewältigenden rund 600 Hm verlangt sie jedoch von nichtmotorisierten Fahrern einige Kondition und Kraftausdauer, zumal vor allem die Auffahrt nach Rennersdorf (Rynartice) - und zwar von beiden Seiten, denn das Dorf liegt an einem Berghang - Steigungen bis 14% aufweist.

Blick vom Aussichtspunkt in Rennersdorf nach
Westen: links der Bildmitte befindet sich der
Rosenberg (Růžák), weiter rechts am Horizont der
Große Zschirnstein, davor Hohen Leipa (Vysoká Lípa)
mit dem Vogelstein (Ptačí Kámen)
(Aufnahmeort)
Dafür hat man von dort oben eine wunderschöne Aussicht, jedenfalls etwas oberhalb der Hauptstraße nahe des Hotels "Zámeček". Nachdem ich schon so oft daran vorbeigefahren war, nahm ich diesmal endlich die letzten 20 Hm unter die Räder, um die Örtlichkeit zu erkunden. Vermutlich wäre ich auf der anderen Stichstraße dem Gipfel des Kreuzbergs (Křížový vrch) noch etwas näher gekommen, doch hatte ich auch vom gewählten alternativen Aussichtspunkt einen schönen Blick nach Süden und Westen. Beim nächsten Mal werde ich mir aber die andere Varianten vornehmen - vielleicht komme ich ja doch mit dem Handbike auf den Berggipfel.

Nicht weniger schön war danach die Fahrt durch weitere Felsentäler. Erst das Tal des Kreibitzbachs (Chřibská Kamenice) bis Nieder-Kreibitz (Dolní Chřibská), später am Daubitzbach (Doubický potok) entlang und schließlich durch das vor allem im oberen Teil felsige Tal der Kirnitzsch (Křinice), welches hier Khaatal (Kyjovské údolí) nach dem gleichnamigen Ort am Beginn heißt. Besonders interessant wirkt dabei mittlerweile der Abschnitt vor Daubitz (Doubice), weil es dort nach mehreren Schadensereignissen keinen zusammenhängenden Wald mehr gibt und die Topologie der Landschaft dadurch offen zutage tritt.

Nach der Überquerung der Grenze und dem längeren Anstieg bis Hinterhermsdorf lag der anstrengendste Teil der Tour hinter mir. Im Kirnitzschtal sowie nachfolgend auf dem Elberadweg durch das Elbtal konnte ich noch einmal richtig aufdrehen, sodaß ich zwei Stunden später wieder zurück in Pirna war.

Zum Schluß wiederhole ich noch einmal meine Tourenempfehlung für alle Radsportler: die Rundstrecke ab Bad Schandau durch die Böhmische Schweiz mit Rückfahrt über das Kirnitzschtal bietet viel für's Auge auf abwechslungs- und kurvenreicher Strecke mit tollen Ausblicken und Aussichten über die Felsenwelt. Eckdaten bei Start / Ziel auf dem Markt in Bad Schandau:  65 km, 730 Hm (inkl. Abstecher zum Aussichtspunkt in Rennersdorf).

16. September 2025

Markante Marke

Meinen arbeitsfreien Montag habe ich für eine weitere Handbiketour genutzt. Bei wechselhaftem, aber immer noch relativ warmen Wetter war das eher eine Fleißaufgabe denn Bedürfnis. Immerhin konnte ich dadurch bereits Mitte September die 10.000 km-Marke für die aktuelle Saison knacken. Im Vergleich der letzten zehn Jahre ist das kein Spitzenplatz, doch auch nicht übermäßig spät. Erst im November, wenn Schmuddelwetter die Aktivitäten einschränkt, wird sich zeigen, wie sich das auf die Statistik ausgewirkt hat.
 
Unentschlossen, wohin ich an diesem Tag wenden sollte, bin ich morgens zunächst ein wenig Zickzack gefahren. Mehrere Regenschauer hatten die Straßen naß gemacht, sodaß eigentlich nur das offene Gelände im Norden dafür in Frage kam. Außerdem zogen in den Bergen weitere Niederschlagsgebiete durch.
 
Als es hinter Pulsnitz aufheiterte und ich während der anschließenden Fahrt durch die Dörfer entlang des gleichnamigen Flüßchens endlich mal Tempo machen konnte, kam sogar allmählich so etwas wie Freude an der Bewegung auf. Dafür mußte ich wenige Kilometer später bei der Umfahrung des Keulenbergs umso ausdauernder mit kräftigem Gegenwind kämpfen.
 
Ab Höckendorf wich ich wegen einer Straßensperrung unplanmäßig auf den Radweg durch die Laußnitzer Heide aus (s. Track vom 15.09., km 65,4 - 69,6), den ich überhaupt noch nicht kannte. Dieser ließ sich überraschend gut befahren, denn die gesamte Strecke verfügte bis auf ein kurzes Zwischenstück und wenige huntert Meter am Ende über einen zwar alten, doch meist intakten Asphaltbelag.
 
Aufgehalten wurde ich dort trotzdem - durch ein armdickes Bäumchen, welches quer über den Forstweg gefallen war und dem ich nicht seitwärts ausweichen konnte. Während ich es fahrtechnisch noch schaffte, mit dem Vorderrad das Hindernis zu überqueren, mußte ich danach leider dennoch auf den Boden, um ohne mein Körpergewicht auch die Hinterräder über den Stamm zu bugsieren, nachdem der Rahmen auch schon mit dem Holz Kontakt hatte. Das anschließende Wiederaufsitzen auf mein Gefährt war der schwierigste Teil der Aktion, weil sowohl der Schalthebel des Kettenumwerfers als auch die Halterung meines Fahrradcomputers zusätzliche Verrenkungen beim Einsortieren der Beine erforderten.
 
In Langebrück lagen dann (fast) alle Anstiege hinter mir, nur die paar Höhenmeter auf der Dresdner Bautzener Straße (B6) wollte ich mir nicht entgehen lassen. Dafür war es nach der Abfahrt auf der Schillerstraße und der Überquerung des Blauen Wunders dringend geboten, auf dem Elberadweg noch einen Zahn zuzulegen. Hinter mir näherte sich nämlich ein heftiges Unwetter.
 
Das hat mich schließlich in Pirna um ca. 10 Minuten verfehlt. 
 

14. September 2025

Drüber und drunter

Der Spätsommer breitet sich über's Land. Noch hält das Wetter, was es verspricht: es ist sonnig, und angenehme Temperaturen um die 20°C bieten beste Bedingungen für Touren mit dem Handbike. Nur am Abend spürt man die Auswirkungen der fortgeschrittenen Jahreszeit, denn nun wird es schon wieder wesentlich früher dunkel.

Deshalb habe ich auf meiner Feierabendrunde am Freitag zum ersten Mal seit Monaten meine Beleuchtung mit eingepackt. Zunächst fuhr ich nach Dresden, um eine Bike24-Bestellung für's Rad abzuholen. Da die Firma in der sächsischen Landeshauptstadt ansässig ist, spare ich mir die Versandkosten - außerdem war das gleich eine gute Vorgabe für ein erstes Tourenziel.

Danach hielt ich mich im Westbogen südwärts, wobei ich zwar einige Höhenmeter gewann, doch nur der Anstieg von Edle Krone nach Höckendorf (s. Track vom 12.09., km 53,2 - 54,4) etwas steiler ausfiel. An der Talsperre Malter vorbei, erreichte ich kurz hinter Reinholdhain bei Dippoldiswalde mit ca. 430 m NHN den höchsten Punkt der Tour, ab welchem es im wesentlichen nur noch bergab rollte. Weil ich auf dem Heimweg bei Freunden für einen längeren Schwatz anhielt, kam ich 6 km vor Pirna dann in die Dunkelheit und konnte mich deshalb gleich von der Funktionstüchtigkeit meiner Stirnlampe und meines Rücklichts überzeugen. Diesbezüglich bin ich jedenfalls für die dunkle Jahreszeit gewappnet.

Gestern entschied ich mich für eine Runde in Richtung Böhmen, wobei ich vor allem wieder mal der Binsdorfer Hochebene einen Besuch abstatten wollte. Diese auch Zappenland genannte aussichtsreiche Gegend erstreckt sich östlich oberhalb des tschechischen Elbtals zwischen Tetschen (Děčín) und Herrnskretschen (Hřensko), wobei vielen Leuten hier vor allem das Ausflugsziel "Belvedér" nahe Elbleiten (Labská Stráň) bekannt sein dürfte.

Nach der Schinderei auf der Steilrampe aus dem Tetschener Zentrum in den Orsteil Falkendorf (Folknáře, s. Track vom 13.09, km 40,6 - 41,1) und der Weiterfahrt nach Binsdorf (Bynovec) unternahm ich ebenfalls einen Abstecher dorthin. Obwohl ich weiß, daß der eigentliche Aussichtspunkt aufgrund der vielen Treppen(stufen) für mich nicht zu erreichen ist, konnte ich bei meinem letzten Besuch vor einigen Jahren vom Biergarten des Restaurants noch hinunter zur eindrucksvollen Sandsteinplattform schauen. Inzwischen ist dort leider alles zugewachsen, weswegen mir diesmal selbst dieser Ausblick verwehrt blieb. Schade!

Blick von oberhalb Elbleiten nach Norden zum Großen Winterberg (Aufnahmeort)
Ganz umsonst war die Fahrt nach Elbleiten jedoch nicht für mich. Von der Landstraße eröffneten sich nämlich immer wieder schöne Ausblicke in die nähere und fernere Umgebung. So konnte ich von da aus nicht nur im Westen den Großen Zschirnstein sowie im Osten den dominierenden Großen Winterberg mit seinen östlichen Felsabbrüchen sowie der Schmilkaer Felsenwelt im deutschen Teil des Elbsandsteingebirges sehen, sondern entdeckte sogar das rote Dach des Falkennests am Prebischtor sowie den eigenwilligen Aussichtsturm Růženka auf dem Hutberg (Pastevní vrch) oberhalb von Rosendorf (Růžová).

Während des Heimwegs ereilte mich dann in Königstein wieder mal seit langem eine Reifenpanne. Irgendwo nahe des Fähranlegers kam unvermittelt der Todesstoß für den Schlauch meines Vorderrads, was mich fast eine dreiviertel Stunde aufhielt, bevor ich meine Tour fortsetzen konnte. Natürlich fuhr ich nun für die letzten Kilometer umso vorsichtiger und daher langsamer, auch strich ich mein geplantes Extrazackel ab Pirna. An diesem Tag blieb ich daher bis zum Ziel unter meinen Zielvorgaben, doch kam ich wenigstens ohne weiteren Zwischenstop zuhause an.

Bei der abschließenden Korrektur der GPS-Daten auf Strava stellte sich außerdem heraus, daß ich sogar knapp unterhalb der 100 km-Marke vorbeigeschrammt war. Die Erklärung: bei langen und steilen Anstiegen (wie am Sonntag der Auffahrt nach Falkendorf) benutze ich den Geschwindigkeitssensor und nicht nur das GPS-Signal zur Geschwindigkeits- und Entfernungsmessung, weil bei dem extrem geringen Tempo sonst das Navi im Pausenmodus verbleibt und damit nichts aufgezeichnet wird. Mit Sensor wird schließlich aufgezeichnet, doch aus unerfindlichem Grund dabei auch immer drastisch zuviel Wegstrecke. Gestern wurden offensichtlich aus 1,5 km dadurch rund 3 km. Meine umständliche Anfahrt zur Wohnung glich das diesmal nicht aus, da war ich in meiner Vorabschätzung immer noch zu optimistisch.

Deshalb einmal mehr und einmal weniger als 100 km an diesem Wochenende ...

8. September 2025

Ruhelos

Eine Woche war tatsächlich ausreichend, um mein Gefährt wieder einsatzbereit zu machen. Nach meinem Telefonanruf am Dienstag bei "Meißner Räder", bekam ich gleich einen Werkstattermin für Freitag und konnte es an diesem Tag dann nachmittags auch wieder abholen. Das alles war zwar nicht billig, weil die Ersatzteile zum Listenpreis (und nicht mit großen Nachlässen) verkauft wurden und auch die Arbeitsleistung inzwischen kostspieliger geworden ist. Aber dafür konnte ich bereits einen Tag später wieder meine Runden drehen.

Das Wetter meinte es jedenfalls gut mit mir, wobei ich über die Wolken zu Beginn gar nicht so unglücklich war. Als Fernziel hatte ich mir am Sonnabend Sebnitz ausgesucht, wo über das Wochenende der "Tag der Sachsen" stattfand. Zunächst sammelte ich nordwestlich noch Kilometer, bevor ich über den Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) die Grenzstadt ansteuerte. Die Strecke über die Tschechische Republik ist nicht nur sehr schön, sondern auch der bequemste Anfahrtsweg, weil man damit alle größeren Anstiege umgeht. 

Leckere Wegzehrung am Straßnrand
(Aufnahmeort)
Auch die Auffahrt durch Steinigtwolmsdorf ließ sich größtenteils relativ entspannt bewältigen. Genau dort hatte eine Einheimische einen großen Eimer mit Pflaumen zur Selbstbedienung auf einen Stuhl am Straßenrad gestellt - einfach so, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Diesem Angebot konnte ich natürlich nicht widerstehen, zumal ich am Ende des Anstiegs sowieso für meine Mittagspause rasten wollte. Bei dieser Gelegenheit kam ich auch ins Gespräch mit der Frau, die gerade in ihrem Grundstück beschäftigt war. Ich liebe solche unerwarteten Begegnungen!

Auf böhmische Seite begegneten mir auf der Straße dann nur sehr wenige Autos - der Grund dafür erschloß sich mir bald. Wegen des (grenzüberschreitenden) Volksfestes war nämlich nicht nur der Grenzübergang, sondern auch die Ortsdurchfahrt in Nieder Einsiedel (Dolní Poustevna) für den motorisierten Verkehr gesperrt. Sogar ich mußte mit meinem Handbike um die ganzen Absperrungen und Barrieren ziemlich manövrieren, und die als riesiges Festgelände gesperrte Sebnitzer Innenstadt konnte ich wegen des Getümmels auch nur sehr langsam und mit vielem Anhalten durchqueren. Ich war froh, als ich es endlich geschafft hatte. Dort etwas länger zu verweilen, kam mir jedenfalls nicht in den Sinn. 

Dafür entschied ich mich im Kirnitzschtal relativ spontan für den Umweg über die Wildwiese, was zusätzliche 110 Hm bedeutete. Im Herzen der Felsenheimat waren an diesem Tag ebenfalls viele Leute unterwegs, aber der Blick zu den mächtigen Felsgestalten der Schrammsteine sowie des Falkensteins ist trotzdem immer wieder ein besonderes Erlebnis.

Sonntags stand der nächste Besuch eines Volksfestes mit dem Handbike auf dem Programm. Zum nunmehr 28. Male fand der von der Nationalparkverwaltung organisierte Naturmarkt in Stadt Wehlen statt. Doch auch hier kam zuerst die "Arbeit" vor dem Vergnügen. Leider fühlte ich mich an diesem Tag konditionell von Anfang an nicht (mehr) in Topform, und das wurde auch nicht besser. Trotzdem hielt ich an meiner Tourenplanung fest, in der Hoffnung, mich während der langen Abfahrten ausreichend erholen zu können. Außerdem vermied ich garstige Steilrampen, auf denen ich mich hätte hochruhen müssen.

Im weiteren Verlauf der Tour stellten jedoch selbst die gemäßigteren Anstiege zunehmend meinen Durchhaltewillen (ohne Zwischenstop) auf die Probe. Und da kamen noch eine ganze Reihe, nämlich immer dann, wenn ich von einem Tal ins nächste wechselte. Bahratal, Gottleubatal, Bahretal mit einen Stückchen Seidewitztal, Müglitztal, Lockwitztal - südlich der Elbe geht es im Osterzgebirgsvorland diesbezüglich Schlag auf Schlag.

Vor der letzten ernstzunehmenden Auffahrt des Tages war ich schon ziemlich fertig, doch deswegen den Elberadweg auch für die Anfahrt nach Stadt Wehlen zu nutzen, kam für mich nicht infrage. Bei den beschwingten Dixielandklängen der "Elbmeadow Ramblers" konnte ich mich endlich 30 Minuten lang entspannen, bevor ich die letzten Kilometer entlang der Elbe in Angriff nahm.

Zuhause zeigten sich dann abends alle körperlichen Symptome von Übertraining. - Ich habe da so einen Verdacht, warum ... doch werde ich das erst am nächsten Wochenende überprüfen.

Nur nicht übertreiben!
 

2. September 2025

Nächste Zwangspause?

Nun werde ich schon wieder ausgebremst! Meine hydraulische Scheibenbremse, die nicht mehr tut, was sie soll, ist diesmal die Ursache. Auf meiner letzten Urlaubstour am gestrigen Montag wurde das Problem akut, nachdem es in den Tagen zuvor erste Anzeichen gab. Da habe ich aber noch gedacht, daß die kleinen Ölflecken unter dem Vorderrad meines abgestellten Handbikes von der Rohloff-Nabe stammen, die hin und wieder auch mal Öl verliert. Offenbar lag ich damit falsch.
 
Auf meiner Sonntagsrunde fiel mir jedenfalls noch nichts beim Bremsen auf, vielleicht war da immer noch ausreichend Öl in der Leitung und im Bremsölbehälter. Und den Tourenmarathon hatte ich zuvor ja auch ohne Probleme mit der Ausrüstung über die Bühne gebracht. Insofern nervt mich die Sache zwar, aber der Ausfall der Technik hätte auch wesentlich unpassender kommen können.
 
Wie gestern auf meinem (stetig ansteigenden) Weg ins Osterzgebirge, benötigte ich auf meiner einzigen Wochenendausfahrt meine Bremse wesentlich weniger und intensiver. Denn nachdem ich zu Beginn fleißig Höhenmeter gesammelt hatte, wurde das Streckenprofil spätestens ab Neustadt moderater. Selbst die letzte große Abfahrt in Dresden über die Grundstraße ins Elbtal zum Blauen Wunder ließ sich beinahe ungebremst absolvieren.
 
Dazwischen lagen viele schöne Tourenkilomter bei wohltemperierten, herrlich-sonnigem Sonntagswetter und einer nicht alltäglichen Fernsicht. Von der B98 oberhalb von Burkau war am Horizont sogar das Kraftwerk Boxberg - erkennbar an den Wolken der Kühltürme - immer noch gut zu erkennen. In Luftlinie sind das bis dahin immerhin rund 40 km. Natürlich lag es deshalb nahe, meine Ausfahrt noch um ein paar Kilometer auszudehnen, auch wenn ich dadurch für den Rückweg dann den Elberadweg benutzte. Angesichts der vielen Leute konnte dort zwar dann nicht mehr von entspanntem Rollen die Rede sein, doch war ich dafür am späten Nachmittag wieder zuhause.
 
Der Herbst kommt, und an den Netzen der
Spinnen glitzert der Tau in der Sonne (Aufnahmeort)
Montags kletterte ich hinauf ins Osterzgebirge. Immer auf der Suche nach neuen Streckenvarianten, fuhr ich diesmal über das nach Glashütte eingemeindete Cunnersdorf nach Schlottwitz. Die zwei kurzen, doch giftigen Rampen auf dem Weg dorthin waren mir gar nicht mehr in Erinnerung. Während der sich daran anschließenden steilen Abfahrt hinunter nach Schlottwitz hielt meine Bremse noch klaglos durch, ohne daß ich irgendwelche Verschlechterungen bemerkte. Danach folgten weitere 380 Hm im Anstieg, erst durch das Müglitztal, später die Serpentinen hinauf nach Börnchen und schließlich über den westlichen Teil des sehr schönen und empfehlenswerten asphaltierten Radrundwegs rund um Liebenau (s. Track vom 01.09., km 51,9 - 58,8).
 
Unweit der Straße nach Löwenhain traf ich ein älteres Ehepaar, welches von einem Strauch eines der für das Osterzgebirge typischen Gehölzstreifen rote Beeren pflückte. Weil mich interessierte, was sie da ernteten, kam ich mit ihnen ins Gespräch - und sie gaben mir gleich einen kleinen Exkurs über Wildfrüchte und ihre Verwendung. Beispielsweise., wie man die gerade gesammelten Beeren des Weißdorns verwendet und wofür der Holzapfel, den mir der Mann ebenfalls präsentierte, gut ist. Echt interessant - sehr schade, daß dieses Wissen allmählich unter der "Generation Supermarkt" (zu welcher ich ja auch schon gehöre) verloren geht. Zwar werden sicher irgendwo bei verschiedenen Gelegenheiten Kurse zum Thema angeboten, aber wo lernt man besser, als direkt in der Natur?! Mir wird das Gesagte nun jedoch viel besser im Gedächtnis haften bleiben, und das Anschauungsobjekt befindet sich später ja immer noch dort.
 
Kurz darauf, während der ersten längeren Abfahrt, fiel mir erstmals der längere Bremshebelweg beim Bremsen auf. Unerwartet schnell quittierte nun die Bremse ihren Dienst, obwohl ich bei der Ursachensuche nirgendwo frisch ausgelaufenes Öl entdecken oder ertasten konnte. Keine Ahnung, warum das so war.
 
Für mich bedeutete es das Ende meiner ursprünglich geplanten Tour und die schnellstmögliche Rückkehr nachhause. Nur noch die Feststell-Felgenbremse benutzen zu können, ist nicht nur gefährlich (und erfordert einige Übung), sondern bei dauernder Anwendung ganz sicher auch nicht gut für die Felge des Vorderrades. Ganz abgesehen von der Gefahr eines Bremsplattens durch Überhitzung der Felge.

Im Elbtal fuhr ich zuletzt trotzdem noch eine flache Zusatzrunde zwischen Pratzschwitz und Graupa, um wenigstens meine Minimalstrecken- und -höhenmetervorgabe zu erreichen. Denn ich weiß noch nicht, wann ich mein Handbike wieder benutzen werde. Das hängt nämlich unbedingt von freien Kapazitäten beim Fahrradmechaniker ab - ich selbst kann die Bremse nicht reparieren oder ersetzen.
 
Ohne funktionierende Hydraulikbremse aber keine weitere Ausfahrt!