27. Juni 2010

Von Schattenparkern und lichtscheuen Gesellen

Was für ein tolles Wetter! Sonne, ein paar freundliche Schönwetterwölkchen und angenehme Temperaturen lassen keine Wünsche offen. Die leichte Brise empfindet man bei dieser Witterung sogar als Gegenwind angenehm.

Solche Tage muß man bis zur Erschöpfung auskosten, denn davon kann man den ganzen langen Winter zehren. Zudem ist es gerade jetzt so lange hell, um bei längeren Tagestouren auch noch über genügend Reserven für unverhergesehen Zwischenfälle (wie z.B. Pannen) zu verfügen. Mittlerweile habe ich im 50km-Radius um meine Heimatstadt herum ja das meiste bereits "abgegrast", da gibt es außer ein paar Waldwegen kein Neuland mehr für mich.

Deshalb beginnen meine interessantesten Tourenabschnitte erst, wenn ich die Standardausfallswege weit hinter mich gelassen habe. Bei der sonnabendlichen Tour war dies der Weg über den Nollendorfer Pass (Nakléřov) und weiter nach Aussig (Ústí n.L.). Auf den ca. 30km bis zum Paß sind ungefähr 600Hm zu überwinden. Es mag Handbiker geben, für die damit bereits das Tagespensum erreicht ist - für mich war das erst der Auftakt.

Denn von Aussig heraus ging es hinauf in den rechtselbigen Teil des böhmischen Mittelgebirges über Malschen (Malečov) nach Triebsch (Třebušín). Von dort suchte ich mir eine Parallelroute zu einer bereits bekannten Strecke, um nach Wernstadt (Verneřice) zu gelangen. Die auf der Karte eingezeichnete Straße, an Sababsch (Zababeč) vorbei, verdiente diesen Namen vielleicht mal vor langer Zeit. Gerade in dem von Gott und der Welt verlassenen Örtchen hatte ich den Eindruck, daß ich dort der erste Deutsche seit 65 Jahren war. Dafür waren die Leute sehr nett, und wiesen mir nach meinem Verhauer wieder den richtigen Weg. Es ist schon faszinierend, wie ich - so tief im böhmischen Kernland - auf meinen einsamen Touren jedesmal für einen Tschechen gehalten werde. Da sprechen mich die Leute im ungebremsten Tschechisch an, sind dann aber wirklich nett, wenn ich mich dann ihnen gegenüber in ihrer Sprache verständlich zu machen versuche.

Ja, an diesem Tag ging es wieder ordentlich rauf und runter. Doch die Fahrt im Tal des Polzen (Ploučnice) von Franzenthal (Františkov) nach Tetschen (Děčín) weckte nach kräftezehrender Fahrt durch die kaum bewaldete Hochebene östlich des Zinkensteins (Buková hora) wieder die Lebensgeister. Dort oben bin ich von Schattenfleck zu Schattenfleck gehuscht. Wenn es ganz heftig wurde, habe ich auch mal unter einem Baum Zwischentop gemacht, um wieder herunterzukühlen. - Fehlt die Sonne schimpft man, ist sie da, wünscht man sich Schatten.

Zum Schluß kam dann nur noch die 50km Elbtal. Das ist auch so eine der Standardrouten von bzw. zu den interessanten Ecken. Elbradwegtouristen mögen ja von der Schönheit der Strecke begeistert sein, für mich ist das nur noch Abspulen. Für knapp 30km neue Strecke bin ich an diesem Tag mehr als 120km auf bereits bekannten Straßen gefahren, davon ca. 90km auf den Einfall- bzw. Ausfalltrassen. So ist das.

Heute dann ging es wesentlich gemütlicher zu. Nein, nicht vom Tempo. Denn wenn ich mit meinen Fußgänger-Radfreunden Sigg und Lutz auf Achse bin, wird bei guter Strecke auch mal ordentlich auf die Tube gedrückt. Dafür war heute das Streckenprofil recht moderat. So wie man es erwartet, wenn man entlang eine Flüßchens und durch ein großes Teichgebiet fährt. Zwar mußten wir erst mal aus dem Elbtal heraus, aber selbst der Anstieg von Liebethal nach Porschendorf ist recht entspannt. Der weitere Verlauf über Arnsdorf, Radeberg und Radeburg zu den Moritzburger Teichen ist ebenfalls anforderungstechnisch sehr familienfreundlich. Kurz hinter Moritzburg rollt es dann wieder ins Elbtal nach Dresden, wo man anschließend über den Elbradweg am bequemsten wieder nach Hause kommt. Die einzige Herausforderung ist dabei, um alle langsam fahrenden oder stehenden Hindernisse in Form von Sonntagsradlern, Skatern, Familien mit Kleinkindern usw. möglichst gefahrlos (für beide Seiten) herumzukurven.

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