5. April 2015

Es geht auch anders ...

Heute, am frühen Nachmittag bin ich zuhause angekommen. Für die mehr als 1200 km von San Vincenzo nach Pirna waren wir seit gestern abend ab ca. 18.00 Uhr (mit Pausen) unterwegs. Gut ist es auf einer solchen Strecke, wenn man sich dabei mit dem Fahren (vor allem in der Nacht) abwechseln kann.

Vielleicht wären wir auch heute früh erst losgefahren, doch gestern schlug das Wetter schließlich drastisch um. Schon am Morgen staute sich die dichte Bewölkung an den Küstenbergen und klinkte dabei einige kleinere Regenschauer aus. Lád'a und ich haben uns deswegen trotzdem nicht abhalten lassen, eine kurze Abschiedsrunde zu drehen.

Dabei sah es noch bis vor 11.00 Uhr gar nicht so schlecht aus. Während der Fahrt nach Canneto schien sogar hin wieder die Sonne. Die verzog sich jedoch dann endgültig, als es kurz nach Monteverdi ausdauernd zu regnen begann. Was wir dann rund um Sassetta erlebten, ist mir so auf Tour noch nie vorgekommen. Das war kein Regen mehr, das war ein Fahren in einer Wasserwand. Teilweise hatte ich sogar die Befürchtung, einfach mit meinem Handbike von der Straße gespült zu werden. Bloß gut, daß mich mein tschechischer Kamerad bis auf einen kurzen morgendlichen Abstecher auf der ganzen Tour begleitete. Zwei können bei Bedarf einander helfen.

Nur wenige Minuten dauerte es, bis wir bei 9°C und böigem Wind vollkommen durchgeweicht waren. Externe Unterstützung war nicht zu erwarten, und bis ins Ziel mußten wir noch mindestens 30 Kilometer fahren. Da half nur ständige Bewegung und der in diesen Momenten aufblühende Galgenhumor. Gut, wenn man in auch in solchen Situationen auf der gleichen Wellenlänge sendet. Diese endlos lange Abfahrt frierend und vollkommen durchnäßt einigermaßen gut  überstanden zu haben - das war auch für mich eine neue Grenzerfahrung.

Wer weiß, was den italienischen Autofahrern bei unserem Anblick wohl durch den Kopf ging. Wir konnten (wegen der Schlaglöcher und des Wassers) mitten auf der Straße fahren, keiner - WIRKLICH KEINER - hat uns rollenden Verkehrshindernissen auch nur einmal böse zugesetzt. Vielmehr trotteten sie bei Gegenverkehr geduldig endlos lange hinter uns her, bis es eine Gelegenheit zum Überholen gab. In Deutschland ist solche Gelassenheit undenkbar. Italienische Autofahrer sind gegenüber Radlern jedenfalls extrem rücksichtsvoll. Das ist jedoch kein Wunder bei der Radsportbegeisterung.

Das Castello di Casalappi ist ein typischer toskanischer Landsitz
Gegen gestern war meine Freitagrunde Kindergeburtstag. Eben nur mal Spielen - doch diesmal sogar mit einer Überraschung vor dem spannenden Anstieg nach Tirli. Unweit von Gavorrano kam mir nämlich ein Handbiker in Begleitung zweier Rennradfahrer entgegen. Weil ich gerade so gut im Rollen war und er ebenfalls keine Anstalten zum Anhalten machte, grüßten wir uns nur kurz beim Passieren. Hinterher habe ich das ein wenig bedauert, denn mich interessieren solche Begegnungen immer ganz besonders. Vor drei Jahren sah ich ganz in der Nähe auch einen Handbiker von weitem. Vielleicht war es ja derselbe.

Track der Handbiketour vom 03.04.2015
Track der Handbiketour vom 04.04.2015

Keine Kommentare :