26. Mai 2019

Klettermaxe

Zweimal am Tage den Kamm des Erzgebirges zu überqueren, ist schon eine ernstzunehmende Herausforderung. Dabei ist zwar auf der Nordseite ein größerer Höhenunterschied zu überwinden, doch da die Pultscholle im Süden auf der böhmischen Seite relativ steil abfällt, sind dort die Berge noch ein ganz anderes Kaliber.

Ich jedenfalls hatte mir das gestern wieder mal vorgenommen. Meistens drücke ich mich nämlich darum, und fahre lieber im flachen Gelände durch das Elbtal zurück. Aber je weiter entfernt man von diesem Durchbruch das Erzgebirge überquert, umso fragwürdiger wird diese Variante.

Geplant hatte ich zwar nur eine 180er-Strecke, trotzdem brach ich schon nachts 3.00 Uhr auf. Es ist einfach angenehmer, zu dieser Zeit ganz allein auf sonst gut befahrenen Straße unterwegs zu sein. Und die Straße durch das Müglitztal gehört ebenfalls zu den Hauptzugängen ins Osterzgebirge nach Altenberg bzw. Zinnwald. 6.40 Uhr passierte ich die Grenze, und nach 20 weiteren Minuten war der höchste Punkt der Tour erreicht.

Blick von der Straße nahe der Wittichbaude (Horská chata Vitiška)
nach Süden ins Nordböhmische Becken. Der braune Dunst/Staub
stammt von den riesigen Braunkohletagebauen bei Brüx (Most)
(Aufnahmeort)
So weit, so gut. Bis dahin war es meist noch recht entspannt zugegangen. Den zweiten größeren Anstieg, der mich nun erwartete, kannte ich jedoch überhaupt noch nicht. So weit westlich war ich noch nie von zuhause aus über den Südhang des Gebirges bis zum Kamm geklettert. Außerdem erhebt sich dieser - wie bereits oben erwähnt - ziemlich schroff über dem Nordböhmischen Becken. Egal, welchen der südlichen Auffahrten ich bisher gefahren bin: zum Hohen Schneeberg (Děčínský Sněžník), Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) oder Graupener Paß, nach Böhmisch Zinnwald (Cínovec), auf den Stürmer (Bouřňák) oder hinauf nach Langewiese (Dlouhá Louka) - überdurchschnittlich viel Interesse mußte man dort immer zeigen!

Auch auf den Weg zum zweiten Großeinsatz kamen noch ein paar kleinere Steigungen, doch fallen die im Höhenprofil gar nicht so sehr auf. Gegen die maximale Höhendifferenz des Tages von knapp 800 m waren die schlichtweg bei der Abbildung zu vernachlässigen. Brutto 1,5 Stunden benötigte ich schließlich für die knapp 400 Hm von Ober Georgenthal (Horní Jiřetín) bis in die Höhenlagen des Erzgebirges bei Gebirgsneudorf (Nová Ves v Horách) . Auch wenn ich während dieser Kletterei ordentlich warm wurde, rollte es wesentlich besser als befürchtet. Die Rampe durch Graupen (Krupka s.o.) ist da wesentlich steiler.

Doch danach war der Tag noch lange nicht gelaufen. Zunächst jedoch reifte in mir die Plan, meine Tour zu einem weiteren Langen Kanten auszudehnen. Denn 10.15 Uhr hatte ich bereits mehr als 80 km und rund 1500 Hm geschafft und fühlte mich noch richtig gut. Deshalb schlug ich einen ersten Haken, in dessen Verlauf ich kurz vor Olbernhau wieder auf die deutsche Seite wechselte. Im Streckenprofil bei Bikemap sah es bei der Planung so aus, als ob es nun im wesentlichen nur noch bergab ginge. Dem war nicht so! Im Gegenteil, etliche kleinere, manchmal sogar ziemlich giftige Klettereinlagen beschäftigten mir derart, daß ich dort nun hin und wieder mal kurze Zwischenstops einlegen mußte. Erst hinter Friedersdorf waren die Messen gelesen.

Um auf meine Kilometer zu kommen, bastelte ich mir noch einen weiteren Extrazacken über Wilsdruff bis nach Gauernitz im Elbtal, von wo aus ich dann die letzten knapp 40 km auf dem Elbradweg heimwärts kullerte. Mit leichter Rückenwindunterstützung konnte ich endlich auch wieder mehr auf die Tube drücken. Zuhause hatte ich dann mit 14,9 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit sogar fast noch meine Wunschmarke geschafft. Bei fast 2400 Hm auf 208 km geht das absolut in Ordnung.

Für die meisten Handbiker sind solche Touren sowieso weit jenseits ihres Erlebnishorizonts ...

Track der Handbiketour vom 25.05.2019

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Amazing! This is unbelievable! To cross Erzgebirge twice in a day! Well done! :)