Der Dienstag und der Mittwoch blieben den touristischen Aktivitäten während meines Urlaubs vorbehalten. Wenn ich schon mal hier an der Nordsee bin, dann will ich auch das erleben, was diese Region so besonders macht. Das ist in erster Linie natürlich das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer, aber für mich auch der Besuch wenigstens einer der ostfriesischen Inseln.
Gestern setzte ich also am Vormittag auf die Insel Wangerooge über. Das klappte für mich als alleinreisendem Rollifahrer erstaunlich reibungslos. Die zwei großen Fähren sind mit Schiebeunterstützung gut zugänglich, nur eine Rollitoilette gibt es an Bord nicht. Auch den Waggon der Inselbahn konnte ich im Anschluß problemlos über festinstallierte Rampen erreichen. Allerdings habe ich extra ausgewiesene Behindertenparkplätze auf der Ostseite des Hafens von Harlesiel vermißt, aber vielleicht darf man ja mit dem blauen Parkausweis auch einen zeitbegrenzten Stellplatz zum Be- und Entladen nutzen. Prima fand ich jedenfalls, daß die gesamte Fahrt - also Fähre und Inselbahn - für mich als Besitzer eines Schwerbehindertenausweises mit Merkzeichen B und H sowie einer gültigen Wertmarke kostenlos war.
Vor dem Turm der Jugendherberge auf Wangerooge (Aufnahmeort) |
Denn die minutengenaue Einhaltung von Fahrplänen sollte man hier nicht erwarten. Aber irgendwie finde ich das sympathisch - schließlich paßt das doch perfekt zur beworbenen Entschleunigung. Bei meinen Begegnungen in den vergangenen Tagen habe ich tatsächlich immer wieder neben der beinahe schon selbstverständlichen Freundlichkeit (ja, selbst Erwachsene grüßten mich unterwegs sehr oft) eine Gelassenheit der Einheimischen festgestellt, die sie gewiß viel resistenter gegen Streß, gegen Haß und Hetze macht. Vielleicht ist das der Grund, wieso die (Ost-)Friesen - genauso wie die Sachsen - oft als geistig minderbemittelt dargestellt werden (Ostfriesenwitze), obwohl dem selbstverständlich nicht so ist. In diesem Punkt fühle ich mich daher als ihr Bruder im Geiste.
Auf der Suche nach einer Pfeffermuschel (Aufnahmeort) |
Das Watt quasi unter sich zu spüren, zu sehen, was alles und wie es darin so lebt, natürlich auch die detaillierten Erläuterungen von Arne - u.a. über die Bedeutung dieses Lebensraums für die biologische Vielfalt - war nicht nur sehr informativ, sondern manchmal auch ziemlich unterhaltsam. Etwa, als unser Führer lange vergeblich nach Pfeffermuscheln grub, und selbst ein stattlicher Wattwurm erst aus größerer Tiefe ans Tageslicht gebracht werden mußte. Eine lebende Krabbe haben wir heute leider auf unserem Ausflug nicht gesehen, doch fand Arne zum Schluß wenigstens ein unlängst verendetes Exemplar. Damit waren unsere Wattenmeer Small Five (Antonym zu den Big Five einer Safari in Afrika) komplett, für mich unbedingt ein Höhepunkt dieser Urlaubsfahrt. Ein paar Muschelschalen, u.a. von einer Pazifischen Auster, und eine Vogelfeder werden mich immer an diesen besonderen Ausflug erinnern.
Es muß nicht immer Handbiken sein.
1 Kommentar :
Pěkné výlety!
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