22. November 2021

Nichts für die Linse

Ein weiteres grau-trübes Wochenende liegt hinter mir. Irgendwie paßt das zur allgemeinen Lage, wofür das Wort "trist" beinahe schon ein Euphemismus ist. Und damit meine ich hauptsächlich die politische Großwetterlage ... Wie soll Weihnachtsstimmung aufkommen, wenn durch den hiesigen Landesfürsten und seiner Clique immer hemmungslosere Verbotsorgien initiiert werden?! Eigentlich sind wir schon wieder fast beim Vorjahresstand zu dieser Jahreszeit. Die Impfkampagne hat das Problem jedenfalls nicht im mindesten entschärft - das war übrigens vorauszusehen. In einem Jahr sprechen wir uns wieder!

Am Sonnabend begann der Tag erstaunlich mild, auch wenn es hin und wieder leicht nieselte. Bei solchem Wetter fahre ich immer ohne konkrete Streckenplanung, in der unfreundlichen Jahreszeit ist das der Standard. Nur, daß ich irgendwann den Tharandter Wald erreichen bzw. durchqueren wollte, stand fest. Ziemlich ad hoc nahm ich bis dahin noch ein paar zusätzliche Anstiege unter die Räder. An Bergen läßt sich der Kreislauf am besten in Schwung bringen, und für einen Belastungstest oder das Herzfrequenztraining geht nichts über längeres, moderates Aufwärtsfahren.

Daher erreichte ich bereits nach 67 km am Ortseingang von Pohrsdorf die 1000 Hm und damit mein Soll. Die Berge lagen nun im Großen und Ganzen hinter mir, es blieb nur noch die lange Abfahrt ins Elbtal und weiter nach Pirna. Die benutzte Strecke von Wilsdruff bis zum Elberadweg (s. Track vom 20.11., km 76,2 - 86,1) kann ich hierbei besonders empfehlen. Sie ist nicht nur relativ verkehrsarm, sondern bietet darüberhinaus größtenteils ein beinahe optimales Gefälle, um es einfach rollen zu lassen. Nicht zu steil, nicht zu flach.

Für die letzten Kilometer wechselte ich noch einmal auf die andere Elbseite. Den bei diesen Bedingungen nur auf dem Elberadweg fahrenden Hobby-Rennfahrern wich ich lieber aus und rollte dafür entspannt nachhause.

Sonntags fielen die Temperaturen,  Handschuhe gehörten daher gleich von Beginn an zu meiner Tourenbekleidung. Wegen des mäßigen Südwestwindes fuhr ich zuerst über die offenen Flächen nach Osten. Meine Haßliebe gehörte dabei einmal mehr dem Offroad-Abschnitt hinter Langburkersdorf zwischen deutsch-tschechischer Grenze und Lobendau (Lobendava, s. Track vom 21.11., km 48,8 - 40,7). Gestern hatten Forstfahrzeuge den groben Schotterweg mit den vielen Schlaglöchern aufgrund der Nässe außerdem in eine häßliche Matschbahn verwandelt, auf der ich in Gegenrichtung - also ansteigend - vielleicht sogar steckengeblieben wäre.

Im Kirnitzschtal erwartete mich das nächste Hindernis. Hier wurden wieder einmal abgestorbene Bäume zur "Wiederherstellung der Verkehrssicherheit" gefällt. ("Es lebe der Nationalpark!") Wie ich bald darauf feststellte, befand sich außerdem am Tiefen Hahn (s. Track vom 21.11., km 62,1) eine Straßenbaustelle. Dort hatte man die Straßendecke bei Untergrundarbeiten komplett entfernt, mit zwei 15 cm hohen Randabsätzen, die ich allein im Handbike nicht überwinden konnte. Gerade als ich entnervt für den Umweg über die "Radroute im Nationalpark" umkehren wollte, kam glücklicherweise von der anderen Seite ein Auto, dessen Fahrer das Sackgassenschild ebenfalls ignoriert hatte. Es war das einzige Fahrzeug, welches mir auf diesem Abschnitt begegnete! Dank dieses hilfsbereiten jungen Mannes, der mich über diese Stufen hievte, konnte ich deshalb trotzdem weiterfahren. Soviel zum Thema Zufall.

Weil in Bad Schandau meine Höhenmeterbilanz mehr als bescheiden war, entschloß ich mich zu weiteren Klettereien im linkselbischen Gebiet des Elbsandsteingebirges. Die 14%-Rampe von Krippen nach Kleinhennersdorf (s. Track vom 21.11., 79,0 - 79,5) schaffte ich diesmal allerdings nicht ohne Zwischenstops, versuchte es auch gar nicht. Denn meine rechte Schulter benötigt nach wie vor eine rücksichtsvolle Behandlung. Die schließlich bis zum Scheitelpunkt unterhalb des Gohrischs insgesamt knapp 250 Hm sorgten dennoch für reichlich Schweiß.

Zuguterletzt mutete ich mir auch noch die steile Wand vom Elberadweg hinauf nach Thürmsdorf zu (s. Track vom 21.11., km 96,2 - 96,7), auch hier wieder in Etappen. Sonst mache ich um diese Abkürzung immer einen Bogen, doch wenigstens einmal im Jahr sollte auch dieser Anstieg auf meiner Liste stehen. Immerhin - an diesem Tag rollte es überdurchschnittlich gut.

Genug Reserven für besondere Herausforderungen.

Keine Kommentare :