24. Juli 2023

Auftakt nach Maß

Nun also wieder mal die Alpen. In den nächsten Wochen werde ich an ganz unterschiedlichen Plätzen aktiv sein, um meine Pässejagd-Liste weiter zu komplettieren. Und weil diese schon ziemlich lang ist, wird es immer schwieriger für mich, lohnende neue Ziele logistisch sinnvoll aneinanderzureihen. Dabei auch immer den eigenen Körper im Blick zu haben, ist eine weitere Herausforderung. Es wäre nicht das erste Mal, daß ich meine Jagdsaison wegen Hautverletzungen (offene Stellen im Sitzbereich) vorzeitig beenden müßte - und die Gefahr wird mit zunehmenden Alter auch nicht geringer.

Nach meiner Ankunft am Sonnabend auf dem Campingplatz in Aigle habe ich gestern jedenfalls meine Akklimatisationstour absolviert. Im Rhonetal sollte es tagsüber sehr heiß werden - ein Grund mehr, zeitig zu starten. Deshalb lag dann auf dem ersten langen Anstieg zum Col des Mosses der Ortsausgang von Aigle zum Sonnenaufgang schon hinter mir. Trotzdem überholten mich um diese Zeit auf der tagsüber stark befahrenen Straße erstaunlicherweise etliche Autos. Den Grund dafür erfuhr ich oben am Paß: an diesem Tag wurde in Le Mosses gerade ein Trödelmarkt veranstaltet, und für die Verkäufer sicherte zeitiges Kommen offenbar die besten (Verkaufs-)Plätze. Irgendwie fand ich's ziemlich skurril, in dieser schönen Voralpenlandschaft alten Plunder zu verhökern.

Die Fahrt dorthin verlief übrigens so, wie ich es mir erhofft hatte. Nicht zu steil, und wegen der hohen Berghänge um mich herum lange im angenehm kühlen Schatten. Kurz nach neun erreichte ich den ersten Scheitelpunkt der Tour auf 1445 m NHN. Ohne langen Aufenthalt ging es gleich weiter zum Lac de l'Hongrin, genauer: zur Staumauer dieses künstlichen Sees. Mit seiner Doppelbogenkonstruktion ist das ein wirklich beeindruckendes Bauwerk, welches man mal gesehen haben sollte. Der See selbst bot allerdings einen ziemlich traurigen Anblick, denn er enthielt nur sehr wenig Wasser. Ob das mit Trockenheit oder mit Baumaßnahmen an einem der Zuflüssse zusammenhing, konnte ich aber nicht beurteilen. Die Staumauer selbst war übrigens frei zugänglich, ein Vergnügen, welches ich mir natürlich nicht entgehen lassen habe.

Blick vom Paß Les Agittes zum Genfer See (Aufnahmeort)
Meine Weiterfahrt zum letzten Höhepunkt des Tages, dem Paß Les Agittes auf 1536 m NHN zog sich dann etwas hin. Immer wieder mal ging es bergauf, um dann etliche Höhenmeter während der nächsten Abfahrt zu verlieren. Aber die nur an Wochenenden geöffnete Straße durch ein militärisches Übungsgebiet war sehr gut ausgebaut, im Gegensatz zum Untergrund bei meinem vorangegangenen Abstecher zur Staumauer. Kurz bevor ich den Paß erreichte, lud eine Quelle zum Auffüllen der Wasserreserven ein - für Wiederholer sicher gut zu wissen - und bald darauf eröffnete sich ein toller Blick über den Genfer See. Leider war es ziemlich diesig, so daß sich das Wasser in der Ferne im Dunst verlor. Doch schon allein für diese Aussicht, lohnt sich der Anstieg.

Ich empfehle allerdings, den Paß aus der gleichen Richtung zu erklimmen, wie ich es getan habe. Denn die direkte Auffahrt von Aigle ist wegen der fast durchgängigen Steigungswerte von 12% und mehr vermutlich ein Höllentrip. Selbst bergab hatte ich hier keine Freude, weil ich permanent bremsen mußte, was bei nur einer Bremse und meiner Bremsenkonstruktion ganz schön anstrengt. Außerdem wäre der 500 m lange einspurige Tunnel, für den eine Zeitregelung gilt, im Aufstieg bestimmt ebenfalls nicht ohne. Hier könnte man zwar ggf. bei den Lichtschächten in regelmäßigen Abständen an die Seite ranfahren, um Autos überholen zu lassen, doch müssen dabei alle mitspielen.

Endlich unten, erschlug mich die Hitze. Den Nachmittag und frühen Abend habe ich dann auf Sparflamme verbracht, um nicht allzu sehr im Schweiß baden zu müssen.

Hitze ist definitiv nichts für mich!

17. Juli 2023

Fuchs sein!

Meine letzte Tour vor dem Urlaub war auch eine Kontrollfahrt. Ich hatte meine Scheibenbremsbeläge überprüft und dazu den Bremssattel demontiert. Diesen anschließend wieder so fixieren, daß die Beläge nicht Dauerkontakt mit der Bremsscheibe haben, ist wegen der geringen Breite des Spaltes zwischen den Bremsbacken beinahe eine Wissenschaft für sich, zumal ich an die untere Schraube am Bremsadapter zum korrekten Positionieren des Sattels nur mit einem abgesägten Imbusschlüssel (schlecht) herankomme.

Denn auch das geringfügigste "Schleifen" wirkt sich sofort auf den Roll-/Kurbelwiderstand und damit auf die Geschwindigkeit aus. Deshalb mache ich bei jedem Bremsbelagwechsel immer einen Vorher-Nachher-Test und beobachte, wie schnell das Vorderrad nach einem kräftigen Dreh (per Hand) zum Stehen kommt. Dies ist das sicherste Indiz dafür, wenn etwas nicht so ist, wie es sein soll. Dabei konnte ich mich nun allerdings des Eindruck nicht erwehren, daß der Bremssattel selbst nach mehrmaliger Korrektur immer noch nicht in der perfekten Position war, d.h. so, wie mir mein neuer Fahrradmechaniker die Bremse eingestellt hatte.

Nach meiner heutigen Ausfahrt bin ich jedoch wieder ein wenig optimistischer. Falls der Bremssattel wirklich schlechter montiert ist, dann nur mini-minimal. Denn mit der Tourenstatistik meiner Montagsrunde kann ich durchaus zufrieden sein. Allerdings habe ich auch richtig tief in die Trickkiste gegriffen. Ich startete kurz vor Sonnenaufgang bei angenehmen 16°C und nahezu Windstille. Während der folgenden kühlen Stunden bis gegen Neun sammelte ich die meisten Höhenmeter bzw. Anstiege. Das machte bei diesen Bedingungen echt Laune, weil weniger schweißtreibend. Vor dem Mittag kamen dann zwar noch zwei Anstiege, aber die waren - insgesamt gesehen - sehr moderat.

Als die Hitze spürbar wurde, also mein Fahrradcomputer mehr als 30°C Lufttemperatur signalisierte, hatte ich fast schon wieder das Elbtal erreicht. Ab dort rollte es nicht nur weitestgehend flach, sondern bei auffrischendem, teils sogar böigen Westwind mit prima Schiebeunterstützung im Rücken wieder in Richtung Heimat. Ab dem Blauen Wunder leistete ich mir dabei einmal mehr noch die paar Höhenmeter auf der anderen Elbseite.

Ich war schon lange nicht mehr bei dieser Wärme so entspannt auf Achse.

16. Juli 2023

Hitzestau

Bin ich froh, daß ich den vergangenen Freitag noch einmal für eine Radrunde nach dem vorzeitigen Feierabend genutzt habe! Denn nach meinem Urlaub wird es dazu wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr geben. Außerdem waren die Temperaturen an diesem Tag beinahe in meinem Wohlfühlbereich.

Bis zum Touristengrenzübergang Eulenthor oberhalb von Rosenthal hielt ich trotz des langen Anstiegs mein Tempo, erst danach mußte ich der Strecke Tribut zollen. Aber nach mehreren Tagen körperlicher Ruhe fühle ich mich jedesmal so fit, daß ich auf den ersten 30-40 km aus dem Vollen schöpfen kann. Ich vermute, daß liegt an dem noch maximal gefüllten Glykogenspeicher, welcher die Muskeln zusätzlich mit Energie versorgt. In Verbindung mit den Effekten der Superkompensation werde ich dabei während der Hauptsaison immer besser.

Selbst der eine Kilometer Offroad nahe der tschechisch-deutschen Grenze durch den Oelsengrund (s. Track vom 14.07., km 57,3 -58,3), auf welchem ich wegen des Untergrunds nur Schritt fahren konnte, hielt mich nicht nennenswert auf. Deshalb entschied mich mich vor der langen Abfahrt durch das Müglitztal noch für den Umweg über Löwenhain und Geising. In Dohna hatte ich dann schon wieder mein Soll übererfüllt, sodaß ich nach Großsedlitz abbog und damit die Höhenmeterbilanz aufbesserte. Trotzdem war ich noch vor 19.00 Uhr zurück.

Nach dieser Klima-Atempause sollte es allerdings am Wochenende wieder sehr heiß werden. Also plante ich erneut, meine Tour zeitlich vorzuverlegen. Bei meinem Start kurz vor halb Sechs herrschten dann auch noch sehr angenehme 15°C. Diese Frische blieb mir bis gegen 8.00 Uhr erhalten. Die Fahrt durch das kühle und zu dieser Zeit beinahe kraftverkehrsfreie Kirnitzschtal genoß ich in vollen Zügen.

Panorama vom Wachberg in südwestliche Richtung, im Vordergrund
der Kinderspielplatz an der Wachbergbaude (Aufnahmeort)
Spätestens am Anstieg von Saupsdorf hinauf auf den Wachberg heizte mir das Gestirn aber schon ordentlich ein. Diese anspruchsvolle Auffahrt ist bis auf die letzten 200 m vor dem Gipfel auf  einem asphaltierten Sträßchen gut zu befahren (s. Track vom 15.07., km 43,5 - 45,1). Vor allem nach der Kreuzung unterhalb des Gasthauses könnte für ungeübte Handbiker aufgrund geringer bzw. fehlender Traktion des Antriebsrades jedoch Schiebehilfe erforderlich sein. Trotzdem sollte man sich das mal antun, denn bei guter Sicht ist der Ausblick von oben in südöstliche bis westliche Richtung einfach phänomenal. Im Prinzip kann man von hier aus fast die gesamte Hintere Sächsische Schweiz überblicken, dazu noch Teile der Vorderen Sächsischen Schweiz, der Böhmischen Schweiz sowie des Böhmischen Mittelgebirges. Das Bild in diesem Beitrag zeigt nur einen kleinen Ausschnitt.

Von der Kreuzung unterhalb des Wachbergs führt auch ein Forstweg nach Norden zur deutsch-tschechischen Grenze ab, den ich nun für meine Weiterfahrt nach Böhmen wählte. Unmittelbar nach dem Abzweig steilt sich die Schotterpiste kurz auf - erst im dritten Anlauf konnte ich diese wenigen Meter im Handbike hinaufklettern. Wie ich inzwischen weiß, zweigt lt. Cyklosatlas online die Radverbindung ins Nachbarland etwas früher ab. Daß dieser Abschnitt sich viel besser fahren läßt, wage ich jedoch zu bezweifeln. Auf jeden Fall muß es trocken sein, sonst versinkt man hier bis zur Mündung des Weges auf den Diebssteig (Zlodějská cesta) bestimmt im Schlamm des für die großen Forstfahrzeuge vorgesehenen Streckenabschnitts  (s. Track vom 15.07., km 45,3 - 46,1). Selbst letztgenannter Steig ist inzwischen zu einem häßlichen Schotterband mutiert, weil hier die Forstarbeiten zur Beräumung des Totholzes lang andauernde Spuren hinterlassen haben.

Erst ab Thomasdorf (Tomášov) hatte ich wieder Asphalt unter den Rädern und konnte mehr Tempo machen. Inzwischen schlug jedoch bereits die Hitze erbarmungslos zu. Störte das auf den nun folgenden langen Abfahrten zunächst nicht sonderlich, machte sich das jedoch an jedem noch so kleinen Gegenanstieg umso deutlicher bemerkbar. Auf dem zweiten Schotterabschnitt des Tages, der Radtrasse von Lobendau (Lobendava) bis zur Grenze auf dem Weg nach Langburkersdorf (s. Track vom 15.07., km 58,8 - 60,9), konnte ich natürlich ebensowenig entlangpreschen.

Immerhin sorgte der teils kräftige Südostwind dafür, daß die mehr als 30°C warme Luft einigermaßen erträglich blieb. Sonst bin ich ja bei Gegenwind nicht begeistert, aber gestern brach ich schon allein aufgrund der hohen Temperaturen in der Leistung ein. Mehr aus Hartnäckigkeit, denn aus Freude am Fahren hängte ich schließlich noch ein paar Kilometer im Flachland zwischen Pillnitz und Pirna-Copitz an, bevor ich 14.15 Uhr bei mittlerweile 35°C zuhause einrollte.

Noch hatte ich die Wahl ...

10. Juli 2023

Resilienztest

Um der Hitze zu entgehen, fuhr ich heute schon nachts um Drei los. Selbst zu dieser frühen Stunde zeigte das Thermometer noch fast 20°C an. Bis Mittag wollte ich zurück sein, doch bald zog sich der Himmel zu. Lange blieb es bei den angenehmen Temperaturen, auch aufgrund der Abkühlung durch zwei Regenschauer, die mich unterwegs ereilten. Dafür stieg die Luftfeuchtigkeit, was sich bei dem leichten Wind allerdings gar nicht so bemerkbar machte.

Für mich gab es also keinen Grund, nur das Minimalprogramm zu absolvieren. Im Gegenteil. Als ich bereits 7.40 Uhr das Stadtzentrum von Kamenz durchquerte, stand für mich fest, daß ich meine Ausfahrt nach Norden erweitern würde. Selbst der halbstündige Zwangshalt im Buswartehäuschen von Schönbach wegen eines kräftigen Sommergewitters brachte mich nicht aus dem Takt.

Ortrander Postmeilensäule
(Aufnahmeort)
In Ortrand schaute ich mir diesmal die sächsische Postmeilensäule von 1730 (damals gehörte die Stadt noch zu Sachsen) etwas näher an. Dort finden sich Entfernungsangaben zu verschiedenen Städten in meiner Heimat. Denn die dort gelistete Stunde ist nämlich ein Wegmaß (lt. Wikipedia in Sachsen: 1 Wegstunde = 4,531 km). Die Entfernung zu Pirna war darauf mit 13 Stunden angegeben. Mit dem Handbike habe ich auf der Rückfahrt diese Zeit trotz Umwege und Pausen natürlich weit unterboten. Ich war in weniger als 5 Stunden wieder zuhause.

Leider wurde es mit fortschreitender Tageszeit immer mühsamer. Auch ohne direkte Sonneneinstrahlung - glücklicherweise dauerte die Auszeit unseres Gestirn hinter Wolken immer noch an - machte mir die Hitze zunehmend zu schaffen. Mein Fahrradcomputer zeigte inzwischen 34°C, ein durchaus realistischer Wert. Wenn ich daran denke, daß ich bei meiner FICHKONA-Aktion im Jahre 2021 bis zu 37°C überstehen mußte, war das jedoch beinahe Wohlfühl-Klima. Mir reichte es trotzdem, sodaß ich nicht einmal ansatzweise auf die Idee kam, meine Tour auf einen Langen Kanten zu strecken. Zeitlich wäre das locker drin gewesen.

So erreichte ich mein Zuhause ziemlich genau 12 Stunden nach meinem Start. Wenigstens habe ich dabei am Ende noch die 100 Meilen (= 160,934 km) abgehakt. Unter diesen Bedingungen ist das doch schon etwas!

Auf jeden Fall aber gutes Training für die warmen Südalpen!

9. Juli 2023

Statt Schwimmen

An diesem Wochenende fand wieder das jährliche Elbeschwimmen der DLRG "Oberes Elbtal" statt. Zuletzt 2022 hatte ich daran teilgenommen, doch diesmal schwamm ich nicht mit. Zum einen, weil ich die Strecke ab Rathen ohne meine Freunde hätte schwimmen müssen, die entweder verhindert waren oder sich der ganz großen Herausforderung stellten. Zum anderen gibt es im Sitzbereich bei mir eine strapazierte Hautstelle, welche ich kurz vor meinem Sommerurlaub nicht zusätzlicher Verletzungsgefahr aussetzen wollte.

Das hinderte mich jedoch nicht daran, meine Freunde wenigstens in Schmilka vor ihrem Start zu besuchen und am Ziel im Stadt Wehlener Ortsteil Pötzscha wieder zu begrüßen, wenn sie rund 4,5 Stunden später nach ihren erfolgreich absolvierten reichlich 21 km dann aus dem Wasser steigen. Neben Christiane und Carsten - mit denen ich in diesem Jahr bereits beim Wasalauf dabei war - schwamm auch unsere "Berichterstatterin" Pia mit.

Beide Orte baute ich in eine kurze Runde ein. Allerdings mußte ich mich selbst relativ früh auf den Weg machen, um nach einer alternativen Anfahrtsstrecke abseits des Elbtals rechtzeitig Schmilka zu erreichen, wo bereits 7.30 Uhr die Schwimmer auf die Reise geschickt wurden. Am Ziel wartete ich dann seit kurz vor 12 auf meine Freunde, die schließlich alle nacheinander dort eintrafen. Gratulation!

Sonnenaufgang über dem Elbsandsteingebirge, am Horizont rechts der Bildmitte der Lilienstein
und noch weiter rechts die Festung Königstein (Aufnahmeort)
Meine eigene Handbiketour stimmte ich auf die geplanten Start- und Ankunftszeit ab, konnte also nicht ganz so räumliche und zeitliche Sprünge machen. Wenigstens entschied mich in Tetschen (Děčín) für den langen Anstieg nach Schneeberg (Sněžník), welcher vor allem im unteren Teil hinsichtlich der Steigungsprozente sehr anspruchsvoll ist (s. Track vom 08.07., km 44,0 - 54,3). Insgesamt kamen dabei auf 10 km Strecke knapp 400 Hm am Stück zusammen.

Gründlich aufgeheizt, verabschiedete ich mich nach 1,5 Stunden Aufenthalt am Ziel von meinen Freunden und hängte in Pirna ganz zum Schluß noch eine Extrarunde an, um den Hunderter vollzumachen. Da herrschten bereits 32°C. Das sind jedenfalls nicht die Bedingungen, bei denen ich noch kilometerweit durch die Gegend turne, sofern es sich nicht unbedingt vermeiden läßt.

Meine freitägliche Feierabendtour konnte ich aber noch bei zwar sommerlichen, doch insgesamt erträglichen Temperaturen genießen. Dazu kam, daß es am Scheitelpunkt der Strecke auf über 800 m NHN schon aufgrund der Höhe nicht so warm wurde wie im Elbtal. Während des Anmarschs zum Erzgebirgskamm hatte ich davon allerdings nicht viel, denn trotz der Strecke durch teilweise sogar schattige Täler schwitzte ich durch die Anstrengung bergauf natürlich ebenso. Die lange Abfahrt nachhause trocknete aber dann den Schweiß, wobei der angenehme Fahrtwind für den perfekten Wärmeausgleich sorgte. 

An diesem letzten Tag der Pirnaer Stadtradeln-Aktion erhöhte ich die eigene dabei absolvierte Kilometerleistung für mein Team vom Tourismusverband Sächsische Schweiz noch auf 1268 km. Das ist mehr, als ich bisher jemals bei einer Teilnahme innerhalb des vorgegebenen Drei-Wochen-Zeitraums geschafft habe. Für einen Preis wird's dennoch nicht reichen - dafür hätten die anderen im Team genauso fleißig sein müssen. Mit Partner oder Familie ist das jedoch sicher nicht so leicht zu bewerkstelligen, da bin ich wesentlich freier.

Mir gefällt's so!

3. Juli 2023

Fit in den Montag

Ein Tag ohne jedwede körperlich anstrengende Aktivität reicht mir derzeit, um mich vollständig zu regenerieren. Gestern noch spürte ich die Nachwirkungen der langen Tour vom Sonnabend, doch heute morgen war ich fit, wie sonst nach einer ganzen langen Woche ohne Sport.

Deshalb kletterte ich mit dem Handbike hinauf ins Osterzgebirge. Wobei das vielleicht nicht die richtige Beschreibung ist, denn unangenehm steil wurde es dabei nie. Aber bis zum Kamm muß man ab Schlottwitz eben auf 27 Kilometern mehr als 600 Hm überwinden. Solche langen Auffahrten, wie die durch das Müglitztal, sind daher im Prinzip das perfekte Alpenpässetraining.

Im Wintersportort Geising gibt es für diesen Zaun sicher
immer ausreichend Materialnachschub (Aufnahmeort)
Den auffrischenden Wind hatte ich mir diesmal zu meinem Freund gemacht. Während der An- und Heimfahrt durch die Täler in Nord-Süd-Ausrichtung war ich durch die Flanken geschützt, und oben auf der Panoramastrecke zwischen Böhmisch-Zinnwald (Cínovec) und Peterswald (Petrovice) gaben mir die inzwischen teils kräftigen Böen zusätzlichen Vortrieb. Außerdem begegneten mir auf der Straße ab dem Graupener Sattel nur einige wenige Autos. Heute fand ich hier wieder einmal jene Ruhe vor, durch welche der besondere Charakter dieser abgeschiedenen, karg-rauhen Gebirgslandschaft besonders gut zu Geltung kommt. Auch das ist meine Heimat!
 
Meine Tour beendete die für meine Ausflüge ins Osterzgebirge so typische lange Abfahrt zurück nach Pirna. Mehr als 700 Meter Höhendifferenz vom Hinweg gab ich nun wieder ab, denn mein Zuhause liegt nur auf ungefähr 120 m NHN. Logisch, daß ich deswegen dann auch meine Tempovorgaben wieder erreichte.

Ein gelungener Start in die Woche!

2. Juli 2023

Zwei mal Zwei

Vor knapp zwei Wochen erst bin ich mit meinem Kamerad Lád'a zum Dreiländereck an der Neiße gefahren, inkl. eines Extrazackens war das der Lange Kanten Nr. 6 der aktuellen Saison.

Gestern dann stand eine Tour mit Christiane ins Böhmische auf dem Programm. Unser Ziel war der wunderschöne Varhany-Radweg, der auf einer ehemaligen Bahntrasse von Böhmisch Leipa (Česká Lípa) zum Herrenhausfelsen (Panská skála) bei Steinschönau (Kamenický Šenov) führt. Der Radweg wurde nach dieser markanten Felsformation, die an eine Orgel aus Stein erinnert, benannt (Varhany = Orgel).

Morgens fuhr ich bereits voraus, auch weil Christiane eine längere Anfahrt hatte. Unmittelbar vor dem Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) holte sie mich dann ein - perfekt, weil wir so den ersten langen Anstieg im jeweils eigenen Tempo fahren konnten und meine Begleiterin nicht mit mir herumbummeln mußte. Die Strecke bis Loschowitz (Lovečkovice) bot mir nichts Neues mehr, wobei ich mich diesmal allerdings über den vielen Verkehr wunderte, der aus dem Elbtal offensichtlich nach Auscha (Úštěk) unterwegs war. Das nervte.

Der Aussichtspunkt am Kalvarienberg (Aufnahmeort)
Ab da wurde es interessant. Die Straße von Auscha kletterte hinauf in die Berge, und als wir oben das Dörfchen Neuland (Ostré) erreichten, entdeckte Christiane den Kalvarienberg (s. Track vom 01.07., km 74,9). Spontan entschlossen wir uns zu einem kurzen Abstecher dorthin. Den brutal steilen, schotterigen Kreuzweg mußte sie mich dann hochschieben, ohne Hilfe hat man hier mit dem Handbike (selbst mit Motor) keine Chance. Ganz oben bei den Kapellen war ich jedoch nicht, denn es kamen vorher noch einige wenige Stufen. Aber der Blick von der schönen Aussicht am Fuße der steilen Treppe war mindestens genauso eindrucksvoll.

Auf der Weiterfahrt versorgte mich dann meine Sportfreundin immer mal wieder mit frisch gepflückten Kirschen, auf dem Weg zum Herrenhausfelsen fand Christiane sogar Himbeeren. Natürlich gehört auch immer ein Freß- bzw. Naschzwischenstop zur Tour, wenn ich gemeinsam mit meinen Freunden fahre. In Böhmisch Leipa gab es Eis, und vor der Abfahrt ins Elbtal zu vorgerückter Stunde in Jonsdorf (Janov) Pizza. Auch das Nachtanken von Flüssigkeit war in Begleitung wesentlich einfacher.

Der Varhany-Radweg (s. Track vom 01.07., km 99,6 - 116,6) kam schließlich auch bei meiner Begleiterin gut an. Bemerkenswert ist, daß auf diesen 17 km bergauf noch einmal knapp 300 Hm überwunden werden, obwohl die Steigung (eisenbahnbedingt) immer im angenehmen Bereich bleibt. Mir kam das durchaus entgegen, denn nach mehr als 1500 Hm war ich konditionell schon etwas angekratzt. Glücklicherweise folgte nur noch der längere Anstieg nach Rosendorf (Růžová), dann konnten wir wieder mehr Tempo machen. Das war auch bitter nötig, um wenigstens Pirna noch vor dem Sonnenuntergang zu erreichen. Ich hatte nämlich keine Beleuchtung mitgenommen. Aber mehrere kürzere und längere Pausen summierten sich doch zu erheblichen Standzeiten. - Auch noch so ein Unterschied zu meinen eigenen Solotouren.

Trotzdem entschied ich mich in Pirna dann zu einer rund 20 km langen Extrarunde, um erneut einen Langen Kanten abhaken zu können. Während Christiane nach unserem Abschied zurück nach Kreischa fuhr, sammelte ich bei einbrechender Dunkelheit meine letzten Kilometer. Dabei kann ich das eigentlich gar nicht leiden, wenn Radfahrer im Finstern ohne Licht fahren! Doch selbst auf dem Elberadweg herrschte um diese Zeit immer noch reger Betrieb. Gestern war es bei mir aber die vielzitierte Ausnahme von der Regel. Versprochen!

Achso, und was gibt es von meiner Feierabendtour am Freitag zu berichten? Nicht viel, außer vielleicht, daß ich wegen eines Unwetters zwischendurch eine 45-minütige Zwangspause im Bahnhof Bad Schandau einlegen mußte. Immerhin hatte ich es dorthin noch rechtzeitig geschafft, bevor das Gewitter seine Wassermassen ablud. Die Heimfahrt nachhause schaffte ich danach trocken vor dem nächsten Regen.

Diesmal war das nur eine Frage von Geduld und dem Mut zur Lücke ...