10. Mai 2015

Geduldsprobe

Als Ziel für meinen zweiten langen Kanten des Jahres hatte ich mir das Böhmische Mittelgebirge ausgesucht, denn auf der Handbiketour nach Melnik (Mělník) vor fast genau einem Jahr hatte ich im Westen den markanten Berg des Lippenbergs (Lipská hora) entdeckt, den ich mir nun aus der Nähe anschauen wollte.

Der kürzeste Weg dorthin führt über den Osterzgebirgskamm. Auf dem Streckenprofil sieht der Anstieg furchteinflößend aus, immerhin muß man dabei von 119 m ü. NHN auf 775 m ü. NHN klettern. Aber es ist wirklich nicht so schlimm - die Höhenmeter verteilen sich nämlich auf knapp 40 km.

Formschöne Vulkankegel im Böhmischen Mittelgebirge 
Viel giftiger waren dafür die Rampen im Böhmischen Mittelgebirge, welches ich diesmal von Bilin (Bílina) aus ansteuerte. Allerdings führte die Straße oft durch Wald, so daß ich mich dort beim Bergauffahren vor der schwülwarmen Luft und der Sonne verstecken konnte.

Überhaupt zählten die Witterungsbedingungen diesmal auf Tour zu den größten Herausforderungen. Während es morgens ab Liebstadt immer mal nieselte und mich ein erster Guß bei Löwenhain zu einem unfreiwilligen Zwischenstop zwang, herrschten auf der anderen Seite des Erzgebirges dann fast sommerliche Temperaturen. Die schnell verdunstende Feuchtigkeit auf den Straßen ging sofort in die Luft und war nicht nur ziemlich schweißtreibend, sondern brachte die Wetterküche ordentlich in Schwung. So erreichte ich schließlich später als geplant Leitmeritz (Litoměřice), und zwar über eine neue Elbbrücke, die ich noch gar nicht kannte.

Der etwas über 90 km lange Rückweg entlang der Elbe wäre eigentlich nur noch Fleißarbeit gewesen, doch das Wetter wurde zunehmend instabiler. Von Westen kam über die Vulkankegel des Böhmischen Mittelgebirges ein erstes heftiges Unwetter und verhüllte alles mit dichtem Regengrau. Kurz vor Aussig (Ústí n. L.) fand ich einen Unterschlupf - keine Minute zu früh. Dann ging die Welt unter. Das nächste Gewitter ließ mir Zeit bis Neschwitz (Nebočady) vor Tetschen (Děčín), doch selbst dann war noch nicht alles überstanden. Nach der letzten witterungsbedingten Zwangspause in Bad Schandau mußte ich nur noch den Porschdorfer 14%er bezwingen, bevor ich mich auf zuhause freuen konnte.

Ingesamt kamen unterwegs wegen der Gewitter wohl ungefähr eine Stunde ungeplanter Aufenthalt zusammen. Das ist zwar besser, als komplett durchgeweicht zu werden, doch darauf addieren sich noch die Zeiten der weiteren Pausen für Essen, Trinken und zum Pinkeln. Um mir jedoch für genau solche unvorhersehbaren Unterbrechungen einen Puffer zu reservieren, starte ich immer sehr zeitig. Gestern war es 3.30 Uhr. Und kurz nach Acht rollte ich zuhause ein.

Track der Handbiketour vom 09.05.2015

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