Ich hatte mir natürlich wieder eine kleine Rundtour zusammengestellt. Auf den 57 km kamen dabei allerdings immerhin 1750 Hm zusammen. Weil es - wie hier zu dieser Jahreszeit normal - tagsüber sehr heiß werden würde, startete ich schon kurz nach dem Hellwerden. Das ist zu dieser Jahreszeit ungefähr 7.00 Uhr. Die ersten sieben Kilometer ab Bédoin eigneten sich sehr gut zum warmfahren: meist leicht ansteigend mit kurzen Flachstücken, aber ohne brutalen Rampen.
Eine scharfe Linkskurve bzw. Kehre eröffnete dann den Kampf um den Berg, denn nun zog die Steigung drastisch an. Glücklicherweise verlief die Straße im Wald, der zu dieser Zeit nicht nur genug Schatten spendete, sondern wegen des Regens am Vorabend angenehm kühlte. Durch die Verdunstung der Feuchtigkeit sanken hier nämlich zusätzlich die Temperaturen. Über der Tausend-Meter-Grenze flachte es später etwas ab, allerdings kam nun auch die Sonne immer öfter durch die spärlicher werdende Vegetation.
Die letzten 100 Hm zum Gipfel (Aufnahmeort) |
Nach einem langen Flachstück zwischen 6 und 7% wurden die letzten 3 Kilometer noch einmal richtig anstrengend. Hier benötigte ich nun mehrere kurze Ruhepausen, mit denen ich eigentlich im Angesicht der Gipfelstation gar nicht mehr gerechnet hatte. Doch mußte ich unbedingt Energie und Wasser nachtanken, erstmals seit dem Morgen. Nach dem steilsten Teil des Anstiegs, den letzten 500 m mit 11% Steigung, kam ich endlich 12.10 Uhr ganz oben an. Für die 22,7 km hatte ich brutto (d.h. mit allen Pausen) ziemlich genau 5 Stunden ab dem Campingplatz benötigt. - Soll es doch erstmal ein Handbiker über diesen steilsten Aufstieg besser machen! Und zwar ohne e-Unterstützung!
Apropos. Bei meiner Auffahrt haben mich etliche E-Bike-Fahrer überholt. Mittlerweile sind sie sich offenbar nicht einmal zu blöd dafür, dieses Symbol für den RadSPORT mit dem Mofa (so nenne ich e-Bikes) zu befahren. Die Straße sollte für solche Zweiräder gesperrt werden - ich empfinde es jedenfalls als Beleidigung. Die Verachtung der echten Radsportler ist solchen Leuten sicher.
Mir auf meinem Handbike dagegen wurde allerorten höchster Respekt gezollt. Manchmal war mir das sogar schon etwas peinlich, als beispielsweise gerade pausierende Radler mich während meiner Vorbeifahrt beklatschten. Aber die Anerkennung durch die Radsportler ohne Handicap ist auch eine sehr schöne Erfahrung. Und die steigt mit mit jedem Höhenmeter, den man auf seinem Weg nach oben bewältigt.
Gipfelfoto (Aufnahmeort) |
Die wurde noch einmal spannend. Denn bereits am Ende der Tour im Vercours machten sich die Bremsbeläge meines Gefährts bemerkbar. Ich wollte sie danach eigentlich auswechseln, hatte das jedoch vergessen. Jetzt rieben sich die letzten Krümel des Belags ab. Die Bremsgeräusche wurden immer lauter, ein Zeichen dafür, das das Trägermetall allmählich mit der Bremsscheibe in Kontakt kam. Teilweise bremste ich also zusätzlich mit meiner Feststell-Felgenbremse, ein trotzdem ebenso riskantes wie (aufgrund der drohenden Überhitzung der Felge) problematisches Manöver.
Endlich war ich unten. Die letzten Kilometer führte mich eine wunderbar kurvenreiche Straße im leichten Auf und Ab durch eine mediterrane Landschaft zurück zum Ausgangspunkt.
Besser konnte es an diesem Tag gar nicht laufen!
Track der Handbiketour vom 23.08.2019
PS: Weitere Bilder der Tour finden sich hier auf meiner Facebook-Seite.
4 Kommentare :
Great article!
Ich habe es besser gemacht.... Aber lieber Veit, ich verstehe nicht, wie man bei solchen Touren überhaupt auf die Idee kommt, irgendwelche Zeiten, Wattwerte oder was auch immer angeben muss? Ich habe meinen Tacho zugeklebt; ist erstmal viel entspannter! ;).
Und natürlich: Respekt vor Deiner Leistung! Josef
Lieber Josef,
Du hast absolut recht, wenn Du schreibst, daß es bei solch einer Aktion nicht um Wattwerte oder Geschwindigkeiten ankommt. Das ist mir auch ziemlich unwichtig, denn ich bin doch kein Wettkämpfer. Aber da es nicht so viele Handbiker, wie uns gibt, kann es sicher nicht schaden, mal für Interessierte ein paar Richtwerte durchzugeben.
Vielleicht kann man ja mal etwas gemeinsam in den Bergen / Alpen unternehmen. Natürlich ohne sich gegenseitig zu jagen oder einen Wettbewerb (um die meisten, höchsten oder steilsten Pässe) zu veranstalten. Ich bin aus dem Alter raus, um es anderen beweisen zu müssen, und Deinen Äußerungen nach, scheint es bei Dir ähnlich zu sein. Denn eigentlich ist es viel schöner, nicht allein unterwegs zu sein.
Wann warst Du eigentlich auf dem Mont Ventoux? Mir war zwar ziemlich klar, nicht der erste Handbiker dort oben zu sein, aber ich hatte keine konkreten Namen. Bist Du von dem österreichischen Klub aus dem Vorarlberg?
Ich gebe Dir Dein Kompliment gern zurück und gratuliere ir zu Deiner Befahrung. Vielleicht bist Du ja der erste Handbiker auf dem Mont Ventoux gewesen. (Aber das wird Dir - selbst wenn es so wäre - vermutlich gar nicht so wichtig sein.) Letztlich entscheidend ist die vollbrachte Tat und die Erlebnisse dabei!
Hallo Veit,
ich war 2011 in den französischen Alpen unterwegs. Habe gemeinsam mit meinem Sohn die Möglichkeit, in Verbindung mit einer Charity Tour, gehabt nach Alp d`Huez hochzufahren, dann den Col de Calibier und zum Schluß den Mont Ventoux. War eine coole Aktion.
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