2. März 2020

Vierstellig im Februar

Der eine Tag mehr hat's gebracht. Erstmals bin ich bereits im zweiten Monat des Jahres über 1000 km mit dem Handbike gefahren, genauer: 1009 km. Dabei sah es am Ende der Woche zunächst gar nicht danach aus. Denn sowohl am Freitag, als auch am Sonnabend konnte ich erst sehr spät starten, weil es noch am Morgen kräftig und ausdauernd regnete.

Dazu kam, daß ich meine erste Tour bereits nach knapp 2 km unterbrechen mußte. Irgend so ein mißgünstiger Zeitgenosse wollte wohl mit Reißzwecken Fahradfahrer ärgern, und ich erwischte eine davon. Bei der ersten Reparatur unter dem Dach eines Supermarktes versuchte ich noch, den Schlauch zu flicken. Allerdings bedachte ich dabei nicht, daß die Metallspitze den Schlauch beidseitig perforiert hatte (ich mußte noch ein paar Meter mit dem platten Reifen fahren). Und deshalb wurde ich kurz danach noch einmal zu einem Zwischenstop gezwungen. Diesmal wechselte ich den Schlauch - mit der Konsequenz, damit die letzte Reserve eingesetzt zu haben. Und das, obwohl es noch gar nicht richtig losgegangen war!

Trotz des enormen Zeitverlusts wegen dieser Aktionen fand ich aber bald meinen Rhythmus. Zwar hatte ich mittags gerade erst 10 km absolviert, doch machte ich mir keinen Druck. Dann würde es eben nur eine kurze Runde werden. Auf diese Art und Weise bastelte ich mir die Strecke Stück für Stück zusammen - so wie es Zeit und Wetter erlaubte. Rund um Radeberg ging nämlich ein längerer Schneeregenschauer nieder, der nicht unbedingt zum Wohlfühlklima beitrug. Aber das blieb die letzte Unannehmlichkeit des Tages, und so erreichte ich Bad Schandau schließlich zum Sonnenuntergang. Die letzten reichlich 20 km rollte ich auf dem Elberadweg weitgehend kraftfahrzeugsfrei nachhause, natürlich mit Licht.

Am Sonnabendmorgen sah es noch bescheidener als am Vortag aus. Eigentlich hatte ich den Tag  schon abgehakt. Nachdem jedoch kurz vor 11 sogar die Sonne herauskam, packte ich meine sieben Sachen und mich ins Handbike und fuhr los. Im Vergleich zur ersten Tour war ich gar nicht so viel später dran, denn diesmal sparte ich mir die Reifenflickzeit. Kleinster gemeinsamer Nenner wurde aber die spontane Streckenführung. Dabei sammelte ich in auf den ersten zwei Dritteln der Ausfahrt reichlich Anstiege mit den entsprechenden Höhenmetern und wurde durch mein Navi hinter Pohrsdorf sogar noch ein paar Kilometer über eine mir bisher unbekannte Radtrasse geleitet (s. Track vom 29.02., km 53,5 - 56,9).

Am späten Nachmittag erreichte ich schließlich nach der Abfahrt von Scharfenberg den Elberadweg. Normalerweise wären dort alle Messen gelesen gewesen, da nun bis Pirna keinerlei Anstiege mehr kommen. Doch der sehr kräftige und außerdem böige Gegenwind machte mir ordentlich zu schaffen. Nach einem Anstieg kann man bei der darauffolgenden Abfahrt immer wieder Kraft schöpfen, doch diese 40 km Kampf mit dem Wind gingen echt an die Substanz! Jeder Windschutz (Gebäude, Bewuchs, Böschungen) war hochwillkommen, genauso die 10-minütige Freßpause am Sächsischen Landtag in Dresden. Dort holte ich auch meine Stirnlampe für die letzten ebenfalls rund 20 km raus. - Es wurde wieder halb acht.

Abends brauchte ich dann kein großes Programm mehr, um einzuschlafen. Immerhin wurde ich am nächsten Tag trotzdem relativ früh munter. Ich war zwar nach den beiden vorangegangenen Touren nicht mehr ganz frisch, doch gerade deswegen nahm ich mir den längsten Anstieg hinauf zum Kamm im Erzgebirgsgrenzgebiet gleich am Anfang zur Brust. Nicht ganz überraschend dauerte es bis dahin länger als sonst, doch hatte ich das bereits eingepreist. Dagegen kamen für mich die nassen Straßen aufgrund des überraschend vielen neuen, nun tauenden Schnees in den Höhenlagen reichlich unerwartet, genauso wie der häßliche Schauer bei der Abfahrt von Tyssa (Tisá) nach Königswald (Libouchec). Deshalb konnte ich kurz darauf auch meine geliebte Rennstrecke hinunter ins Elbtal nur mit viel Bremseneinsatz fahren, um von der klitschnassen Straße nicht völlig durchweicht zu werden.

Blick von der Hohen Straße zum Felsmassiv der Affensteine mit
dem Bloßstock als Ausläufer des Langen Horns (Aufnahmeort)
Im Elbtal herrschte schon Frühling, und nun rollte es endlich mit leichten Rückenwind richtig gut. Die Zusatzrunde über das Kirnitzschtal bis nach Sebnitz und auf der Hohen Straße zurück nach Bad Schandau wurde das i-Tüpfelchen der Tour. Die Panoramastrecke zwischen Lichtenhain bis hinter Altendorf (s. Track vom 01.03., km 92,6 - 99,7) ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Ganz zum Schluß bog ich kurz vor Pirna vom Elberadweg ab, um noch ein paar fehlende Höhenmeter einzusammeln. An diesem Tag blieb ich zwar etwas unterhalb des gewünschten Tempos, doch paßte das angesichts der Verhältnisse und der Gesamtstatistik der vergangenen drei Tage trotzdem.

Diesen US-amerikanischen Handbiker aus der Stravagruppe "Handbikers" habe ich jedenfalls bzgl. der längsten Strecke noch abgefangen! 432 km inkl. 4795 Hm auf 5 Touren mit einem 29er Schnitt ... entweder ist er das nur virtuell auf der Rolle gefahren oder er nutzt ein e-Handbike. - Andernfalls hätte man bei internationalen Wettkämpfen sicher schon von ihm gehört. Bezeichnend übrigens, daß dieser Typ seine absolvierten Aktivitäten nicht öffentlich zugänglich macht.

Manche haben's wirklich nötig, es anderen zu beweisen!

Track der Handbiketour vom 28.02.2020
Track der Handbiketour vom 29.02.2020
Track der Handbiketour vom 01.03.2020

Keine Kommentare :