Glücklicherweise nahm die Sache mit meinem defekten Kurbelgriff eine ebenso überraschende wie erfreuliche Wendung. Denn bereits am nächsten Morgen meldete sich mein Kamerad Lád'a und bot mir seine Hilfe an. Daraufhin fuhr ich mit dem Auto an die Grenze nach Zinnwald-Georgenfeld, um ihm den Griff über die geschlossene Grenze hinweg zu übergeben. Ich kam mir dabei vor, wie bei einem Agentenaustausch an der Berliner Mauer auf der Glienicker Brücke, nur das diesmal eben ein Stück Metall die Seiten wechselte. Letztlich war das alles nur wegen des ganzen Budenzaubers rund um das Corona-Virus notwendig, welches als Vorwand für immer tiefgreifendere Eingriffe in die Existenz und das Zusammenleben der Menschen dient.
Mein tschechischer Kamerad vollbrachte das Wunder! Er besorgte das benötigte Ersatzkugellager und reparierte mit einem weiteren hinzugezogenen Freund meinen Kurbelgriff. Das erwies sich nämlich als gar nicht so einfach, weil zunächst die Überreste des zerstörten alten Lagers rückstandsfrei entfernt werden mußten. Als ich nach ca. 2 Stunden - ich hatte gleich an der Grenze gewartet - das wieder voll einsatzbereite Teil in den Händen hielt, war ich überglücklich. Für mich hatte Lád'a an diesem Tag auf eine eigene Tour verzichtet, nur um mir zu helfen. Ein wahrer Freund!
Mit dieser Blitzaktion war Ostern gerettet und ich konnte wieder Fahrt aufnehmen. Auf die 100-Meilen-Tour vom vergangenen Dienstag sollte nun der erste Lange Kanten des Jahres folgen. Da ich allerdings nicht in mein Lieblingsgebiet für solche Strecken nach Böhmen fahren durfte, entschied ich mich für einen Ausflug in Richtung Nordwesten.
Wieder einmal endete die Nacht kurz nach Drei für mich, vermutlich aufgrund der fehlenden körperlichen Ausarbeitung oder aber des von einem klaren Himmel strahlenden Vollmonds. 5 Uhr fuhr ich dann los, zunächst in die Berge. Die waren hochwillkommen, brachten sie doch bei den niedrigen Temperaturen meinen Kreislauf ordentlich in Schwung. Nach der Fahrt über Liebstadt, Müglitz- und Lockwitztal, Freital mit Tharandt sowie schließlich das Triebischtal ab kurz vor Nossen standen in Meißen bereits über 1000 Hm auf dem Fahrradnavi.
Das Alte Schloß Zabeltitz - gleich daneben (links im Hintergrund zu erahnen) befindet sich das Barockschloß sowie (links vom Bildrand) der Barockgarten (Aufnahmeort) |
Erst ab Ottendorf-Okrilla wurde es wieder etwas interessanter, doch da war ich bereits in meinem häufig befahrenen Tourengebiet. Trotzdem dauerte es noch fast 2 Stunden, bis ich 19.25 Uhr nach 216 km und 1716 Hm zuhause ankam.
Die Sonne hatte mich den ganzen Tag über begleitet, sieht man mal von der Zeit morgens bis zum Sonnenaufgang kurz nach Liebstadt ab. Dazu die beinahe perfekte Temperaturspanne bis ca. 23°C, wobei jedoch die ersten 1,5 Stunden für die Hände ohne Handschuhe unangenehm kalt waren. Selbst der Wind hielt sich zurück bzw. half mir später sogar ein wenig, als er nachmittags etwas auffrischte und auf NW drehte.
Dank des Einsatzes meines tschechischen Kameraden habe ich den Karfreitag also optimal ausgenutzt. Heute, an meinem Ruhetag, kann ich die Ereignisse und das "Wunder" mir noch einmal richtig auf der Zunge zergehen lassen. Es ist schon faszinierend, wie sich bei mir immer alles irgendwie regelt bzw. zum Guten wendet.
Ist das der Große Plan für mich?
Track der Handbiketour vom 10.04.2020
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