2. September 2019

Blutdoping

Glücklicherweise war meine offene Hautstelle am Gesäß doch nicht so schlimm, wie befürchtet. Inzwischen ist sie bereits fast verheilt, so daß ich tourenmäßig gleich nahtlos an meine Alpenfahrt anschließen konnte.

Denn es gibt einen großen Vorteil, den ich jedesmal gern ausnutze, wenn ich nach Handbiketouren im Hochgebirge wieder zurück in der Heimat bin: durch die anstrengenden Pässefahrten in größerer Höhe bilden sich mehr rote Blutkörperchen als sonst. Und das schlägt sich unmittelbar auf die Leistungsfähigkeit nieder, weil nun das Blut stärker mit Sauerstoff angereichert werden kann. Leider schwindet dieser Effekt mit dem Ende des Lebenzyklus dieser Blutbestandteile.

Nachdem mich am Freitag meine (Kranken-)Schwester Anne untersucht und anschließend entsprechend verarztet hatte, brach ich anderntags zu einer ersten Testrunde im Handbike auf. Ich wollte feststellen, inwieweit ich mein Sitzfleisch belasten konnte. Linkselbisch kletterte ich dabei bis auf knapp 500 m. Einen ersten Anhaltspunkt für meine gestiegene Leistungsfähigkeit lieferte dabei die Steilrampe beim Taubenteich (s. Track vom 31.08., km 31,4 - 31,9). Diesmal bin ich nicht einmal ins Hecheln gekommen. Später befuhr ich einige meiner Lieblings"rennstrecken", z.B. den Krippengrund, das Kirnitzschtal und die Ortsdurchfahrten von Hertigswalde und Polenz.

Als ich von Hainersdorf über die Goldgruben nach Schönbach fuhr (s. Track vom 31.08., km 72,9 - 74,9), tauchte vor mir eine Reiterin auf. Normalerweise reagieren Pferde auf mich in meinem Gefährt immer extrem empfindlich, und so warnte ich rechtzeitig das Mädchen. Sie blieb jedoch total locker, ließ mich passieren bzw. galoppierte später noch einmal auf der Wiese an mir vorbei. Als ich danach zum zweiten Mal an den beiden vorbeirollte, mußte ich unbedingt ein Kompliment loswerden. Ich habe noch nie jemanden auf einem Pferd gesehen, der so souverän sein Tier im Griff hatte! Sie erwiderte zwar, ihre Stute sei noch sehr jung (offensichtlich als Hinweis, daß sie deshalb besonders gut zu steuern sei), ich aber war trotzdem schwer beeindruckt. Bei einer vielleicht 15jährigen jungen Dame hätte ich das, was meiner Meinung jahrelange Erfahrung voraussetzt, nicht unbedingt erwartet.

Weil dieser erste Ausflug keine negativen Auswirkungen hinsichtlich des Heilungsprozesses hatte, legte ich am Sonntag noch einen Zacken drauf. Ich suchte mir die nächste Bergstrecke und fuhr hinauf ins Osterzgebirge. Unterwegs meldete sich mein Kamerad Lád'a, auch er wollte dort hin. Vielleicht würde es dabei mit einem kurzen Treffen klappen. Wir haben uns nämlich schon einige Wochen nicht mehr gesehen, auch wegen meines Alpenurlaubs.

Bereits vor der angepeilten Zeit überquerte ich die Grenze in Zinnwald. Natürlich fuhr ich gleich weiter, denn mein Sportfreund wußte ja aufgrund meines Livetrackings, wo ich steckte und konnte mich deshalb problemlos finden. Leider setzte genau auf diesem Streckenabschnitt das Tracking aus, ohne daß ich dies bemerkte. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen passiert das öfters mal. Falls man das selbst feststellt, kann man die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone im Garmin Edge 1000 zunächst deaktivieren und dann anschließend wieder aktivieren. Dann - und nur dann - wird das Lifetracking meist wieder aufgenommen. Von alleine etabliert der Fahrradcomputer nicht die verlorengegangene Verbindung.

Mein tschechischer Kamerad konnte mich deshalb nicht finden, und als er sich meldete, war ich bereits auf dem Rückweg. Warten wollte ich nämlich nicht, denn gerade schlug das Wetter um. In Neuhermsdorf ging dann für eine halbe Stunde die Welt unter. Ein solches Unwetter habe ich im Freien noch nie erlebt! Es war eine glückliche Fügung, daß ich kurz zuvor einen Carport als geeigneten Unterschlupf gesehen hatte, den ich nun schleunigst ansteuerte. So kam ich unbeschadet durch das Gewitter mit sintflutartigem Regen und Sturm.

Auf dem restlichen Heimweg mußte ich aufgrund des Wetters weitere Zwangsstops einlegen. Besser 10 Minuten warten, als völlig durchgeweicht noch weitere 40 km durch Wind und Kälte zu fahren. Möglicherweise haben mich einige der tropfnassen Radfahrer auf dem Elberadweg für einen Warmduscher gehalten, weil ich mich in Laubegast noch einmal ein paar Minuten vor einem Regenschauer in einem Buswartestand verkroch. Dabei muß man heutzutage gar nicht unbedingt Held spielen! Mittels der Regenradar-App meines Smartphones konnte ich nämlich genau abschätzen, ob das Warten sinnvoll war. In diesem Fall half es mir, trocken nachhause zu kommen.

Schöne, neue Welt!

Track der Handbiketour vom 31.08.2019
Track der Handbiketour vom 01.09.2019

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

Blood doping! :)