4. Oktober 2020

Gipfel-Sturm im Riesengebirge

Dreißig Jahre nach dem Anschluß der DDR an die Bundesrepublik Deutschland haben die Politiker eine neue Methode gefunden, die Leute - diesmal auch aus dem Westen - im Land zu halten. Corona heißt das Zauberwort, welches alle Türen verschließt ... Aber noch gibt es Schlupflöcher, und die heißt es zu nutzen.

Wegen der im vorangegangenen Beitrag erwähnten 48h/24h-Regelung für den Kleinen Grenzverkehr konnte ich mit meinen tschechischen Freunden nun doch wie geplant ins Riesengebirge (poln.: Karkonosze / tschech.: Krkonoše) zur Schneekoppe (poln.: Śnieżka / tschech.: Sněžka) fahren. Als Lád'a sich mit mir gemeinsam zum ersten Mal vor reichlich zwei Jahren nach oben kämpfte, waren wir nur zu zweit, aber diesmal erhielten wir zusätzliche Verstärkung. Neben Lád'as Frau Šárka gehörten gestern nämlich auch meine Kumpeline Susi und Thomas zur Truppe. Vor allem Thomas packte kräftig mit an, zumal ich mir während des Aufstiegs schon relativ zeitig Blasen an meinen Fingern holte und deswegen nicht mehr ganz so stark zupacken konnte.

Während des Aufstiegs geht der Blick zurück
in Richtung Norden (Aufnahmeort)
Aber das Wetter spielte mit - die Sonne schien, und mit dem kräftigen Südwind kam auch jahreszeituntypisch warme Luft bis in die oberen Regionen. Trotzdem war ich froh über meine Fleecejacke, denn nachdem wir endlich die Baumgrenze kurz nach dem Schlesierhaus (Schronisko Dom Śląski) hinter uns ließen, wurde es manchmal richtiggehend ungemütlich. Dafür verzogen sich die Wolken, die vorher noch den Berg umhüllt hatten, bis wir den Gipfel erreichten. So konnte unser Blick nicht nur über die kargen Hochflächen und kahlen Gipfel der Umgebung schweifen, sondern reichte bis ins polnische Riesengebirgsvorland - auch wenn es leider etwas diesig war.

Mein Schneekoppe-Dream-Team von 2020:
Lád'a, Thomas, Susi, Šárka (Aufnahmeort)
Der Sturm vertrieb uns bald wieder vom höchsten Punkt, und nach einer kurzen Mittagspause in einer von den "Ufos" (s. Gruppenbild) gebildeten windgeschützten Nische ging es abwärts. War das grobe Kopfsteinpflaster mit den breiten Fugen besonders während des Aufstiegs ein nicht zu unterschätzendes Hemmnis, so wurde es hinab auch nicht viel besser. Jetzt funktionierte mein Sportfreund das Zug- zum Bremsseil um, weil meine Vorderradbremse in dem steilen Gelände bei diesem Untergrund nicht sehr viel ausrichten konnte. Die Hauptarbeit beim Bremsen lag einmal mehr bei Lád'a. 

Ungefähr 2 Stunden dauerte es (ohne Foto- und sonstige Pausen), bis wir zurück am Auto in Krummhübel (Karpacz) waren - das ist nur eine halbe Stunde weniger wie für den Hinweg. Insgesamt sollte man jedoch mindestens 5,5 Stunden veranschlagen. Dabei sind längere Pausen noch gar nicht mit eingerechnet. Außerdem ein letzter Hinweis für Rollifahrer-Gipfelstürmer: In einem normalen Rollstuhl mit kleinen Lenkrädern ist diese Strecke ganz sicher nicht zu bewältigen, erst recht nicht allein. Mit (grobstollig bereiften) E-Handbikes vielleicht schon eher, auch wenn die gesamte Strecke eigentlich für Fahrräder gesperrt ist. An den steilsten Stellen ist trotzdem zusätzliche (Schiebe-)Unterstützung erforderlich.

Es war wieder eine tolle Tour mit meinen Freunden, um die ich wirklich zu beneiden bin. Sowohl um die Tour, als auch um meine Freunde 😉. Ein (sprichwörtlich) letzter Höhepunkt im Jahr 2020.

PS: Hier gibt es neben einem kurzen Einführungstext noch etliche Bilder vom Aufstieg zu sehen, über die man etwas zu den Wegeverhältnissen und meiner Art der Fortbewegung im steilen Gelände erfährt. Auch ein paar Landschaftsbilder sind dabei.

Track der Rolliwanderung vom 03.10.2020

2 Kommentare :

Láďa hat gesagt…

🤩

Anonym hat gesagt…

Tolle Tour Veit! Durch Deine Berichte fühle ich mich fast wie danei gewesen.. 😉Weiter so!