6. August 2022

Segeln fetzt!

Das ist nach fünf Tagen Segelkurs mein kurzer Kommentar dazu.

Gestern mußten wir die Boote wieder aus dem Wasser holen - und ja, auch deren gründliche Reinigung gehörte zu unseren Pflichten als Segeleleven. Knapp zwei Stunden konnten wir uns aber noch auf dem See austoben, zumal optimaler Anfängerwind den Wasserspiegel kräuselte. Dabei blieb auch Zeit für das Mann-über-Bord-Manöver, welches unbedingt zur Grundausbildung eines Seemanns dazugehört. Allerdings übten wir nur mit einer Boje.

Außerdem bekamen wir am letzten Tag unseren Sportsegelschein, die Prüfung dafür hatten wir bereits donnerstags geschrieben. Dieses Dokument ist dennoch nicht mit dem hochoffiziellen Prüfungsnachweis zu verwechseln, welcher zum Segeln auf allen Gewässern in Deutschland berechtigt. Vielmehr kann ich damit "nur" im Revier des 1. WSVLS, dem Geierswalder See, ohne Trainer segeln.

Himmel, Wasser und Wind -
Segelbootromatik pur! (Aufnahmeort)
Trotzdem hat mir dieser Kurs viel gebracht, abgesehen von dem Spaß, den wir alle auf dem Wasser hatten. Deshalb werde ich sicher auch am Fortgeschrittenenkurs teilnehmen, vielleicht im nächsten Jahr. Ich kenne nun die organisatorischen Rahmenbedingungen, die Unterkunft und bereits auch etliche Leute vom Segelverein. Im Gegenzug haben die lokalen Segler (und natürlich auch die Kursteilnehmer) einiges über mich erfahren - z.B., daß ich nur wenig Unterstützung im Alltag benötige, körperlich fit bin und mich völlig problemlos in die "normale" Welt einfüge. Aus der anfänglichen Zurückhaltung meiner Mitsegler mir gegenüber entwickelte sich für mich während des Kurses ein ganz selbstverständliches Dabeisein bei allen Aktivitäten. Erst vor den "After-Work-Parties" der Studenten bis tief in die Nacht habe ich mich ausgeklinkt, aber das war ja sowieso noch nie mein Ding.

Eine Sache ist mir in diesen Tagen jedoch ebenfalls klar geworden. Ganz allein bzw. ohne einen einzigen Mitsegler auf zwei Beinen werde ich als Rollifahrer nie segeln können. Denn für die Arbeiten davor und danach, wie das Einrichten, Zu-Wasser-bringen und Reinigen des Segelbootes ist auf jeden Fall mehr Mobilität erforderlich. Auch das Setzen und Einholen des Großsegels mit dem Großfall, sowie die Bedienung des Unterliek- und Vorliekstreckers oder des Baumniederhalters wird immer Unterstützung durch Fußgänger nötig sein. Doch dafür ist es ja ein Inklusionsboot zum gemeinsamen Segeln von Menschen mit und ohne Handicap. Ich finde diese Vorstellung jedenfalls sehr schön - nichts mit Grüppchenbildung! Als Bootsführer kann ich übrigens auch "Ungelernte" mitnehmen und einweisen. Zuhause habe ich liebe Freunde, die ich vielleicht mal motivieren kann, mich zu begleiten. Das wäre großartig! 

Wer nach meinen Schilderungen jetzt Lust bekommen hat, es auch mal mit Segeln zu versuchen, kann sich gerne für weitere Infos an mich oder direkt an unseren Trainer Jörg vom 1. WSVLS (s. Kontaktdaten des Vorstands - ganz unten, Thema "Inklusion") wenden. Ich glaube, der Verein wird bei entsprechender Nachfrage perspektivisch auch Segel-Schnuppertage anbieten, sofern er dafür über Kapazitäten verfügt. Auch soll nach dem Umbau der Landungsstege in naher Zukunft ein Hebekran weniger mobilen Rollifahrern, die den Rolli-Boden-Rolli-Transfer selbst mit Unterstützung nicht schaffen, das Entern des Segelbootes ermöglichen. Bei solch engagierten Leuten im Wassersportverein habe ich ein richtig gutes Gefühl, daß hier etwas für alle entsteht.

Probiert's einfach!

1 Kommentar :

Jörg hat gesagt…

Hallo Veit, bin inzwischen schon wieder in Flensburg zum Wendekurs mit der Stiftung. Vielen Dank für Deine Beiträge zu unserem Grundkurs. Gerne kannst Du meine Kontakte kommunizieren und weiter geben. Grüße Jörg