30. August 2022

Im zweiten Anlauf

Für unsere gemeinsame Ausfahrt am Montag hatte ich meiner Sportfreundin Christiane eine anspruchsvolle Runde vorgeschlagen, welche zu den Brotlaiben von Konojed (Konojedské bochníky) im Böhmischen Mittelgebirge (České středohoří) führen sollte. So werden die pittoresken Felssäulen eines alten Steinbruchs am Eichberg (Dubí hora) nahe der Ortschaft genannt, welche mit etwas Phantasie wie übereinandergestapelte Brotlaibe aussehen.

Da die Tour sehr anpruchsvoll zu werden versprach, schonte ich mich dafür am Sonntag. Nach dem total verregneten Vortag, an dem ich zur Schuleingangsfeier meines jüngeren Patenkinds eingeladen war, konnte ich erst später als üblich starten. Denn selbst am Morgen nieselte es noch eine geraume Weile. Wegen der nassen Straßen fuhr ich auch ohne Plan, mied dabei jedoch bewaldete Abschnitte. Dort blieben nämlich die Straßen lange naß, während sie im offenen Gelände bald abtrockneten. Ein bißchen hin, ein bißchen her - und genauso sieht die Strecke dann auch auf der Karte aus. Immerhin gab es darunter einige Abschnitte, die ich immer wieder sehr gern im Handbike fahre. Das schönste Teilstück war die (verkehrsarme) Straße durch das Bahretal (s. Track vom 28.08., km 45,6 - 50,5), welche inzwischen komplett erneuert wurde und damit eine Rennstrecke vom Feinsten und außerdem landschaftlich sehr reizvoll ist.

Gestern morgen fuhren Christiane und ich dann fast zur gleichen Zeit los, allerdings hatte meine Sportfreundin zunächst die 17 km bis nach Pirna zu absolvieren. In Rosenthal erreichte sie mich schließlich - etwas zeitiger als von mir erhofft, weil sie dadurch noch etliche Höhenmeter des ersten längeren Anstiegs mit mir im Bummeltempo fahren mußte.

Kurz nach dem Beginn des zweiten und wesentlich anspruchsvolleren Anstiegs aus dem Elbtal machte dann Christianes Vorderrad schlapp. Ein alter Flicken hielt nicht mehr dicht, weshalb ein erster Zwangshalt für die Reparatur notwendig wurde. Danach arbeiteten wir uns stetig weiter nach oben; bis  Hortau (Lesná) auf bestem Asphalt, danach für einen Kilometer etwas schlechter. Je höher wir kamen, umso sehenswerter wurde unsere Umgebung und der Blick schweifte immer weiter über's Land. Bis wir jedoch denn höchsten Punkt erreichten, floß bei mir viel Schweiß. Am heftigsten waren die letzen 1,3 km bis ins Ortszentrum von Reichen (Rychnov). Diese brutale Steilrampe (s. Track vom 29.08., km 56,7 - 58,0) kämpfte ich mich schließlich nur noch in kurzen Sprüngen hoch - währenddessen Christiane oben eine ausgedehnte Pause genoß. Auf dem darauffolgende Sträßchen nach Wernstadt (Verneřice) erlebten wir dafür als Belohnung ganz großes (Landschafts-)Kino. Ich liebe diese Gegend, wo sich nicht weitab entfernt "meine" Ausssicht (Víťova vyhlídka - Veits Aussicht) befindet.

Christiane vor den "Brotlaiben" (Aufnahmeort)
An der kamen wir fast vorbei, bevor wir hinab zum Tagesziel rollten. Die letzten Meter nach Konojed (Konojedy) mußte Christiane leider ihr Rad erneut schieben. Wenn die Defekthexe zuschlägt, dann richtig! Diesmal wechselten wir aber gleich den Schlauch, nachdem wir uns die "Brotlaibe" angesehen hatten. Wie sich beim Anmarsch zum Naturdenkmal herausstellte, gab es es lediglich ein ganz kurzes Stück, wo ich Schiebehilfe benötigte. Beim ersten Versuch habe ich mich an dieser Stelle allein nicht weitergetraut, doch mit viel Geduld und Zeit kommt man vielleicht sogar die drei steilsten Meter ganz ohne Unterstützung hinauf. Zweifellos war es jedoch an diesem Ort in Begleitung von Christiane viel schöner, und für die Bilder paßte das Wetter sowie meine Sportfreundin als "Fotomodell" perfekt. Denn erst mit einem Menschen als Vergleichsmaßstab kommen diese eindrucksvollen Naturgebilde so richtig zur Geltung.

Nun endlich lag auch der anstrengendste Teil der Fahrt hinter uns. Der letzte einigermaßen ernstzunehmende Anstieg folgte kurz danach. Noch ein weiterer Reifencheck bei Christianes Rennrad, dann aber nichts wie nachhause! Erst im Tal des Polzen (Ploučnice), dann entlang der Elbe zog es sich zwar etwas hin, dafür hatten wir mehr Muße zum Schwatzen. In Pirna  belohnten wir uns zum Sonnenuntergang für diese außergewöhnlich erlebnisreiche Tour mit einem Eis bei Eis-Gruner auf dem Markt. Der Laden hat tatsächlich regelmäßig sehr lange geöffnet und ist der Standardstop meiner Begleiterin, wenn sie hier mit dem Rad vorbeikommt. Für mich war nun Feierabend, nur Christiane mußte nachhause noch weiter. 

Kein Problem für sie!

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