6. September 2022

Wand im Kopf

Meine Befürchtungen waren berechtigt. Die schwierigste Etappe unserer Tour ohne vorherige Ruhepause in Angriff zu nehmen, wurde für mich zu einer außerordentlichen Herausforderung.

Panorama vom oberen Teil der
Großglockner-Hochalpenstraße (Aufnahmeort)
An diesem Tag begleitete mich Christian auf seinem Tourenrad. Über ihn haben wir von der Fa. Vivisol, für die er tätig ist, eine erhebliche Summe Sponsorengeld für die Finanzierung unseres Projekts erhalten - nicht zuletzt, weil er sportlich mindestens ebenso aktiv ist. Wie sich jedoch bald herausstellte, war es weniger ein Begleiten, denn dafür fehlte mir an diesem Tag einfach die Kraftausdauer. Christian wartete unterwegs jedoch mehrmals auf mich, und während dieser kurzen Pausen verpflegte er mich sogar. Als ich merkte, daß es mir immer schwerer fiel, schlug ich dann allerdings vor, sich zu trennen, damit wenigstens er rechtzeitig vor der Wetterverschlechterung noch auf die Edelweißspitze käme.

Ursprünglich war das nämlich auch mein Plan, doch hatte ich gestern auch so schon genug mit mir zu tun. Die gleichmäßig steile Straße ohne Flachstücke ab der Mautstelle spielte mich einfach nur kaputt. Wenn hinter jeder (flachen) Kehre die Straße wie eine Wand vor Dir steht und Du bereits kräftemäßig angefressen bist, gehen nur noch kurze Sprünge. Über Sieg oder Niederlage entscheidet in erster Linie der Kopf - und an diesem Tag bin ich wieder einmal an meine Grenzen gestoßen.

Voller Erfolg: Wir vier glücklichen Bergbezwinger auf
dem Parkplatz am Beginn der Stichstraße zur
Edelweißspitze (Aufnahmeort)
Daria und ihr Ehemann Hannes waren übrigens ebenfalls sehr erfolgreich. Hannes fuhr das Auto zunächst am Morgen nach Heiligenblut, um von dort aus im Anschluß selbst auf dem Rad die Glocknerstraße zu befahren. Gemeinsam mit Christian eroberte er auch noch die Edelweißspitze, die für mich - auch wegen des sich stetig verschlechternden Wetters - in akzeptabler Zeit unerreichbar blieb.

Unterwegs im Auto zum Zielort, lud er vorher jedoch Daria am Fuscher Törl ab, die an ihrem Schontag von dort die Edelweißspitze zu Fuß erklomm und außerdem auf einem Wanderweg einen kurzen Abstecher in die Natur unternahm. Wie ich bereits erwähnt hatte, kann meine Sportfreudin trotz ihrer kaputten Fußgelenke immer noch ein wenig laufen, wenn auch nicht schmerzfrei. Später, als wir uns endlich alle am Beginn der Stichstraße wiedergefunden hatten, fuhr sie schließlich auch noch mit ihrem Zweirad bis zur Pension nach Heiligenblut.

Nach unserem Abschied von Christian (er kehrte nun wieder zurück nach Bruck) bummelte ich den beiden anderen auf dem letzten ernstzunehmenden Anstieg der Tour über 250 Hm bis zum höchsten Punkt der Großglocknerstraße am Hochtor-Tunnel in 2504 m Seehöhe schon wieder hinterher. Aber nun wußte ich wenigstens, daß ich es bis Heiligenblut schaffen würde. Den kurzen Regenguß wartete ich unter dem Vordach des Souvenirladens nahe des südlichen Tunnelportals ab, dann rollte es fast nur noch bergab. Die 50 Hm Gegenanstieg auf halber Strecke warfen mich nicht mehr aus der Bahn.

Ich freute mich schon auf's Quartier.

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