5. Dezember 2022

Gestrandet

Da bin ich gestern also in Görlitz angekommen. In den kommenden Tagen will ich während meines Saure-Gurken-Zeit-Urlaubs von hier aus die Gegend erkunden, und natürlich auch die Stadt. Untergekommen bin ich in der Jugendherberge, die auch über Rollifahrer-Zimmer verfügt. Sie liegt mitten in der Altstadt, womit aber einige Hürden verbunden sind.

Und zwar im eigentlichen Wortsinn, denn das Stadtzentrum erwies sich bei meinem ersten Erkundungsspaziergang als der Schrecken jedes Rollifahrers, der ohne Fußgänger-Begleitung auf Reisen ist. Das fängt beim großflächig vorhandenen Straßenpflaster aus wild durcheinandergewürfeltem Basaltschotter an, geht über vielerorts nicht abgesenkte Bordsteinkanten weiter (wegen des Holperbelags kann man diese gar nicht mit Schwung überfahren) und hört schließlich bei den nur wenigen Rolliparkplätzen auf, die man lange suchen muß. 

Ohne Worte - besonders skurril jedoch in Verbindung
mit dem anderen Gedruckten (Aufnahmeort)
Da wunderte es mich auch nicht mehr, daß viele Sehenswürdigkeiten überhaupt nicht barrierefrei zugänglich sind. Beim Schlesischen Museum habe ich genausowenig einen barrierefreien Zugang entdeckt, wie es wenigstens eine transportable Rampe gab, um in den Bethlehemshof zu den Hütten des kleinen Handwerkermarktes zu gelangen. Hinweise für Rollifahrer zur Zugänglichkeit habe ich nirgendwo entdeckt, außer das kleine Schild an der Peter- und Paulskirche. Weil alle anderen Eingänge nur durch Treppen zu erreichen sind, muß man sich zuerst im Gebäude melden, um dann durch das Nordportal eingelassen zu werden. - Genial!

Irgendwie scheint das Thema Barrierefreiheit bzw. Zugänglichkeit für alle bei den Verantwortlichen der Stadt Görlitz keine Rolle zu spielen.  Deshalb war mein geplanter Stadtrundgang eher ein mühsames Herumstolpern durch die Menschenmassen des vielgepriesenen Christkindelmarkts, dem ich ebenfalls nicht viel abgewinnen konnte, da die wenigen besser berollbaren Fußwege mit Buden zugebaut waren. Andere mobile Rollifahrer habe ich dabei keine getroffen und nur wenige ältere Passanten mit Rollatoren. Dafür kam ich mir vor wie in Polen, vielleicht auch wie in der Ukraine - die Grenznähe ist deutlich zu spüren.

Aber es gab auch Lichtblicke. Die Mitarbeiterin der Jugendherberge war sehr engagiert und half mir bei meinem Gepäck. Ich hätte das aufgrund der schon beschriebenen örtlichen Gegebenheiten nämlich nicht allein geschafft. Und für das Ausladen meines Handbikes boten mir Passanten, die gerade vorbeikamen, spontan ihre Hilfe an. Das war wirklich nett!

Menschlichkeit überwindet Hindernisse!

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