Ich habe im Jahr 2022 erneut meinen eigenen Horizont erweitert, eine neue Aktivität für mich entdeckt und interessante Menschen kennengelernt. Manches davon wird eine Episode bleiben, doch in einigen Erlebnissen steckt das Potential für mehr.
Vom Handbiken gibt es ebenfalls Interessantes zu berichten. Anfang des Jahres kontaktierte mich Daria aus Salzburg, weil sie sich nach ihrem Bergunfall sportlich neu orientieren wollte und dabei mein liebstes Hobby für sich entdeckt hatte. Schon bald kristallisierte sich ein gemeinsames Projekt heraus, welches wir dann für den September planten. Davor gab es mehrere Gelegenheiten, sich aufeinander abzustimmen. Während meines Besuchs in Salzburg um Ostern herum befuhr ich dabei neben dem Gaisberg auch mit der Postalm den für mich einzigen neuen Alpenpaß in diesem Jahr.
So, wie konkret beim Skifahren - genauer: dem Tandem-Skilanglauf, der sich inzwischen zu meinem Lieblings-Wintersport entwickelt hat. Denn allein, d.h. solo im Langlaufschlitten, möchte ich gar nicht mehr so richtig in die Loipe. Gemeinsam mit meinen Gespannführern lassen sich nämlich ganz andere Strecken fahren.
Bereits zu Beginn der Wintersportsaison hatten Christiane und ich neue Streckenrekorde im Tandem aufgestellt, die bei den nachfolgenden Touren dann regelmäßig übertroffen wurden. Die Tour auf den Wieselstein (Loučná) bedeutete mir dabei besonders viel, weil Christiane, Carsten und ich dabei unter widrigsten Bedingungen einen Gipfel erklommen, welcher mir selbst im Handbike sonst völlig unzugänglich ist. An diesem Tag wurde mir klar, daß ich mich mit meinen Freunden noch weit größeren Herausforderungen stellen kann. Natürlich hatte ich bereits ein Projekt in der Schublade: den Jizerská padesátka (J50) im Isergebirge, dessen Strecke wir in großer Besetzung eine Woche vor dem eigentlichen Wettkampf erfolgreich bewältigten. Bis zum späten Ende der Skisaison Anfang März kamen schließlich auf 10 Touren 396,6 km zusammen, davon immerhin sechs länger als 40 km bzw. zwei länger als 50 km. Das gibt Zuversicht für mein nächstes großes Projekt.
Wenige Wochen später erkundeten Daria und ich auf Einladung des Ostbayerischen Tourismusverbands den Fünf-Flüsse-Radweg im Handbike. Die Etappentour war perfekt organisiert - bei meist herrlichem Frühlingswetter genoß ich diese Ausfahrt nicht zuletzt wegen des Rundum-Sorglos-Pakets vom Reiseveranstalter. Für meine Sportfreundin war es nach dem ersten Leistungstest über Ostern gleich die nächste größere Aktion, auf welcher sie sich ebenfalls bewährte.
In den Spätfrühling bzw. Frühsommer fallen auch üblicherweise meine Langstreckenunternehmungen. 2022 fuhr ich insgesamt sechs Lange Kanten, die mit 241 km längste Tour der Saison gleich zu Beginn.
Eigentlich war auch in diesem Sommer wieder die alljährliche Alpenpässejagd geplant, doch es kam anders. Zunächst lud mich jedoch Peggy vom Tourismusverband Sächsische Schweiz auf Wunsch der Mitglieder der AG Leichter Reisen ein, zum Arbeitstreffen Ende Juni in Südbrandenburg als Referent über meine Erfahrungen im Barrierefreien Tourismus zu berichten. Ich erbat mir darüber hinaus noch ein paar Tage, an denen ich beabsichtigte, mich dort im Handbike etwas umzusehen. Denn das flache Lausitzer Seenland ist selbst für wenig bergeliebende Handbiker schon aufgrund der sehr gut ausgebauten Radwege-Infrastruktur ein interessantes Urlaubsziel.
Bei dieser Gelegenheit kam es auch zum Kontakt mit Sportlern des 1. Wassersportvereins Lausitzer Seenland. Einer der Macher des Vereins, der als Trainer auch besonders an dem Thema Inklusion beim Segeln interessiert ist, bot mir an einen der Tage meines Aufenthalts im Familienpark Großkoschen an, doch mal mit ihm auf dem Geierswalder See das Segeln auszuprobieren. Ich war von diesem Sport so begeistert, daß ich mich kurz darauf für den knapp einwöchigen "Grundkurs Segeln" im August anmeldete. Wasser statt Berge - im Jahr 2022 fiel mir diese Entscheidung nicht sehr schwer, denn es lockte eine völlig neue Erfahrung. Ich habe es nicht bereut.
Zwei Urlaubsfahrten standen nun noch an, eine davon war die Handbiketour in vier Etappen mit meinen Salzburger Sportfreunden von ihrer Heimatstadt aus über die Großglockner-Hochalpenstraße bis zum Wörthersee. Dank großzügiger Sponsoren brauchten wir uns hierbei ebenfalls keine Sorgen machen, den Rest organisierte Daria absolut professionell. Obwohl mir die zweite Befahrung der Glocknerstraße sehr schwergefallen ist, bin ich doch dankbar für dieses Erlebnis.
Zuletzt war ich vor knapp vier Wochen noch einmal auf Reisen. Nachdem ich die Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern endgültig abgewählt habe wegen der sonderbaren Vorstellungen des dortigen Jugendherbergsverbandes zu den Beherbergungskonditionen, entschied ich mich für ein paar Tage in Deutschlands östlichster Stadt Görlitz. Abgesehen von einigen netten Streckenabschnitten auf dem (Oder-)Neiße-Radweg und einer haarsträubenden Aktion kurz vor Ultimo wird mir davon aber nicht viel im Gedächtnis hängenbleiben.
Dafür hat es sich inzwischen herumgesprochen, daß ich mich bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich für den Abbau von Barrieren in Alltag und Urlaub engagiere. Vielleicht wirkte meine ehemalige Homepage "Sächsische Schweiz barrierefrei!" ein wenig als Katalysator, um das Thema verstärkt in den Blickwinkel der Touristiker zu rücken. Jedenfalls bin ich nun schon mehrmals daraufhin angesprochen worden, von Verbänden und Vereinen ebenso wie seitens der Behörden und Institutionen. Auch die zwei Reisen nach Ostfriesland im September 2021 sowie nach Franken 2022 hängen unmittelbar damit zusammen.
Nach meiner Beteiligung als Mitglied der Jury des "Tourismuspreises Barrierefrei" von Ostfriesland Tourismus wurde ich nun im Jahr 2022 seitens des Sächsischen Landesbeauftragten für Inklusion der Menschen mit Behinderungen um Mitarbeit in der Jury zur Auswahl der Preisträger für den 5. Sächsischen Inklusionspreis gebeten. Diesem Wunsch kam ich gerne nach, denn solche Anlässe sind immer wunderbar geeignet, den eigenen Horizont zu erweitern und neue Kontakte zu knüpfen. Im Anschluß an die Preisverleihung passierte genau das.
Auf die Statistiken meiner Aktivitäten im Handbike des Jahres 2022 will ich nun nicht noch einmal explizit eingehen, denn den Abbildungen dieses Blogbeitrags sind alle relevanten Daten zu entnehmen. Wichtig ist mir etwas anderes. Etwas, daß ich zwar schon viele Male angesprochen habe, jedoch nicht oft genug wiederholen kann: Wer denkt, ich sei ein Einzelkämpfer, der irrt! Ich habe mir nochmal alle meine großen Projekte ins Gedächtnis gerufen. Die Radfernfahrt nach St. Petersburg (2003), die Vätternrundan (2008), den Sella-Ronda-Bike-Day (2009) , den Styrkeprøven (2012), die "Frühstücksfahrt nach Prag" (2017), die Mont-Blanc-Umrundung (2018), "Berlin-Alexanderplatz" (2020) sowie den FichKona (2021). (Mein Dauer-Projekt "Alpenpässejagd" gehört nicht dazu, weil es aus vielen kleinen Einzelaktionen bzw. Urlaubsaufenthalten besteht.)
Selfies mit Christiane sowie mit Lád'a |
Es wird viel geredet über Inklusion - besonders findige Behinderten-Aktivisten fordern sogar "Belonging".
Für mich war das nie ein Thema.
PS: Auch in diesem Jahr habe ich einen kurzen Rückblick mit vielen kommentierten Bildern auf meinen Facebook-Seiten veröffentlicht.
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