Gestern aber stieg ganz unfreiwillig noch einmal mächtig mein Adrenalinspiegel. Dabei begann die Tour ganz locker bei heiterem Wetter. Der 600 m lange unbefestigte Feldweg nach dreieinhalb Kilometern nahe der Autobahnbrücke über die Neiße blieb nur eine kurze Episode auf diesem Teil des polnischen Neißeradwegs ab Görlitz. Die Hauptverkehrsachsen, erst in Richtung Breslau (Wroclaw), dann weiter nach Lauban (Lubań) und Marklissa (Leśna) waren wegen des Fernverkehrs zwar nicht besonders schön, aber immerhin sicher. Der oft vorhandene Randstreifen der Fahrbahn hatte nämlich teilweise doppelte Radwegbreite. Außerdem verhielten sich die Kraftfahrer echt rücksichtsvoll - ganz ohne Hupen und Schimpfen.
Frühwinterliches Idyll in Bärnsdorf an der Tafelfichte (Horní Řasnice, Aufnahmeort) |
Nach einem weiteren Grenzübertritt erreichte ich schließlich erneut den polnischen Neißeradweg. Diesen mußte ich aber zuerst finden, weil sich in Radmeritz (Radomierzyce) der Beginn der Trasse hinter einem Spielplatz versteckte (s. Track vom 09.12., km 95,8). Aber ab dort führte die offensichtlich erst kürzlich asphaltierte Strecke sehr schön durch die Neißeauen. (Eine ca. 8 m lange Rampe mit geschätzt 23% Steigung hinauf und gleich wieder hinunter - damit wurde ein alter Straßendamm überquert - dürfte für manche Handbiker allerdings zum Problem werden. Diese Passage befindet sich jedoch ziemlich am Anfang.)
Langsam wurde es nun dunkel, am Ortseingang von Zgorzelec - also der polnischen Stadthälfte von Görlitz - herrschte bereits völlige Finsternis. Doch die restlichen zwei Kilometer bis zum Ziel würden mich nicht mehr aus der Bahn werfen, dachte ich. Kurz darauf wurde mir himmelangst und bange ... Wieso? - Zunächst zeigte der Radwegweiser in Richtung eines Waldweges. Ich weiß nicht, was mich geritten hat, dieser Ausschilderung zu folgen, obwohl der Weg weder asphaltiert noch beleuchtet war. Die anschließende Offroad-Safari lehrte mich das Fürchten. Nicht bloß, weil ich im Schein der Stirnlampe nur wenig von dem schotterigen, oft laubbedeckten glitschigen Untergrund sah und kaum mehr die Wegführung erahnen konnte, sondern weil mich nach einer langen Abfahrt noch eine vielleicht steile Auffahrt erwartete. Zu dieser Tageszeit weit entfernt von jeder möglichen Hilfe, hätte ich dann in der Mausefalle gesessen, wenn mein Vorderrad durchdrehen würde. Das erste Licht vor mir begrüßte ich daher überschwenglich im Geiste - zurück in der Zivilisation! Dazu erwies sich der Anstieg dorthin als nicht so schlimm wie befürchtet.
Dieses Abenteuer wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben - auch weil die Aktion absolut unnötig gewesen ist (s. Track vom 09.12., km 108,4 - 110,7) . Wer fährt schon im Dunkeln mitten durch schwieriges und vor allem unbekanntes Gelände, wenn es einen beleuchteten Radweg entlang der Straße gibt! Zum Glück zog mein Leichtsinn keine schwerwiegenden Konsequenzen nach sich, außer, daß ich mir damit mein bis dahin akzeptables Durchschnittstempo versaut habe.
Nächstes Mal bin ich hoffentlich klüger ...
(Das sage ich jedes Mal.)
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