17. Mai 2021

Chaos interruptus

Da haben doch die Leute, welche sich selbst als Volksvertreter bezeichnen, entschieden, daß die Grenzen zu den Nachbarländern wieder auch für touristische Zwecke passiert werden dürfen. Ganz plötzlich und ohne nachvollziehbare Gründe, die es ja sowieso nie gab. Es wird Zeit, daß dieses Regime von ein paar vernunftbegabten Politikern abgelöst wird (damit sind schon mal die Biophantasten draußen) - aber schließen sich Vernunft und Politik nicht regelmäßig gegenseitig aus?!

Natürlich ging es gleich am Sonnabend gemeinsam mit meinem tschechischen Kameraden Lád'a auf die Piste, und zwar in meiner vielgeliebten zweiten Heimat. Es war ein großartiges Gefühl, sich nach mehr als einem halben Jahr wieder von Angesicht zu Angesicht zu begegnen und mit dem Rad durch das tschechische Grenzgebiet zu streifen. Das habe ich viel zu lange vermißt!

Nach dem Warmfahren im südlichen Elbsandsteingebirge holte mich Lád'a schließlich kurz vor Rainwiese (Mezní Louka) ein. Danach erwarteten uns noch viele Anstiege, dafür aber auch einige meiner Lieblingsstrecken. Die inzwischen durchgängig perfekt asphaltierte Radtrasse von Hohenleipa (Vysoká Lípa) über die Kreuzung an den Balzhütten (Na Tokáni) zur Daubitzer Straße (s. Track vom 15.5., km 52,4 - 62,4) ist dabei eine ganz besondere Empfehlung. Nach unserer kurzen Stipvisite bei einem gemeinsamen Radlfreund in seinem Wochenendhäuschen (chalupa) in Daubitz spendierte Lád'a Kaffe und Torte in Schönlinde (Krásná Lípa). Köstlich!

Mein Kamerad begleitete mich dann bis Königstein, denn auch die Tschechen dürfen nun wieder ohne triftige Gründe nach Deutschland. Während er auf dem Rückweg noch etliche Kilometer und viele Höhenmeter vor sich hatte - schließlich mußte er aus dem Elbtal von ca. 110 m NHN bis auf rund 700 m NHN oberhalb von Schönwald (Krásný Les) in den Ausläufern des Osterzgebirgskamms klettern - rollte ich ganz entspannt am Fluß entlang nachhause.

Sonntags hatte ich mich mit Christiane verabredet. Bisher waren wir nur gemeinsam im Schnee unterwegs, in diesem Jahr letztmalig sogar nach Ostern. Aber da existiert ein (bisher geheimes) Großprojekt von uns dreien (Christiane, Lád'a und ich), für welches es nützlich erscheint, die Fahrweise des jeweils anderen kennenzulernen, um darauf aufbauend eine Durchführungsstrategie zu entwickeln. Eine gründliche Organisation ist wichtig für den Erfolg!

Wie schon im Schnee, war Christiane auch auf dem Rad nicht zu bremsen. Ich denke, Lád'a und Christiane werden leistungsmäßig sehr gut miteinander harmonieren, ich bummele eben etwas hinterher. Aufgrund des etwas gemäßigteren Höhenprofils mußte Christiane aber gestern nicht zu häufig und lange warten, obwohl ich schon etwas vom Vortag angenagt war. Dafür hatte ich extra eine recht kurzweilige Strecke zusammengestellt, die uns erst linkselbisch, später auf der anderen Elbseite meist auf verkehrsarmen Straßen und Radtrassen bis Meißen und Moritzburg führte.

Von der Boselspitze schweift der Blick nach Osten
(Aufnahmeort)
Als ich meiner Begleiterin kurz hinter Meißen von der Bosel im Spargebirge erzählte, schlug sie einen Abstecher dorthin vor. Der Besuch der Boselspitze wurde zum Höhepunkt dieser Tour. Bisher bin ich dort immer daran vorbeigefahren, dabei sieht der Felsen vom Elbtal aus durchaus eindrucksvoll aus (s. Bild im Beitrag). Erfreulicherweise ließ sich der Aussichtspunkt relativ unkompliziert mit dem Handbike erreichen, und die Aussicht in Richtung Osten war bei diesem Wetter nahezu phänomenal. Über Dresden sah man bis in die Sächsische Schweiz, die charakteristischen Tafelberge bildeten die Horizontlinie. Unter solchen Bedingungen lohnten sich unbedingt die Mühen des Anstiegs, welcher übrigens auch im Rolli (mit etwas Schiebeunterstützung) gut zu bewältigen sein dürfte.

Über den Rest der Tour gibt es nicht mehr viel zu berichten, höchstens von einer interessanten Umfahrung des Blauen Wunders in Dresden auf der rechtselbischen Seite. Die kannte ich bisher nicht, doch vermeidet man damit auf dem Radweg zwischen Saloppe und Loschwitzer Elbufer komplett den vielbefahrenen und verkehrstechnisch unübersichtlichen Körnerplatz (s. Track vom 16.5., km 111,8 - 112,4). Auf den Elbwiesen nahe der Brücke tummelten sich Unmassen von Ausflüglern, und eine Hobbyband spielte gerade "Griechischer Wein".

Fast so, wie in alten Zeiten!

Track der Handbiketour vom 15.05.2021
Track der Handbiketour vom 16.05.2021

2 Kommentare :

Láďa hat gesagt…

Hezky! To je divadelní hra? řecké víno?

Veit hat gesagt…

Ne, je známý šlágr od Udo Juergens ... 😄