12. August 2021

Als Fremder kommen, als Freund gehen

Den letzten Urlaubsbericht gibt es schon von zuhause aus. In der vergangenen Nacht bin ich nach einer reichlich 1200 km langen Direktfahrt wieder in Pirna angekommen. Das ist insofern erwähnenswert, weil ich noch am Tag vor der Abreise eine letzte Tour unternommen habe.

Die führte mich erneut auf zwei Pässe, wobei der Colle d'Esischie (2370 m) eigentlich nur eine Art Zwischenziel für den Colle dei Morti (2481 m) darstellte. Letzterer ist übrigens unter den Einheimischen eher unter dem Namen Colle della Fauniera bekannt und lt. Quaeldich.de der zehnthöchste Straßenpaß der Alpen. Für mich aber war er auf jeden Fall der höchste Punkt, den ich während meiner diesjährigen Pässejagd erreicht habe.

Die Anfahrt gestaltete sich diesmal weit weniger anstrengend als bei meinen beiden vorangegangenen Pässefahrten. Zwar mußte ich mehr Höhenmeter bis zum Scheitelpunkt absolvieren, doch gab es nur ganz wenige Stellen, wo ich am Berg mal eine Verschnaufspause brauchte. Möglicherweise spielte mir dabei aber auch das Wetter in die Karten, denn ich hatte nicht zuletzt wegen meines zeitigen Starts (für mich) beinahe perfekte Bedingungen. Lange fuhr ich im Schatten bei angenehmen 14°C - 18°C, was ein "Heißlaufen" und übermäßige Schweißausbrüche verhinderte. Das Trikot und die Hose(n) (- vom Trikot sickert die Feuchtigkeit nach unten) wurden trotzdem naß.

Auf dem ersten Paß gönnte ich mir eine Fotopause, sah dabei jedoch überrascht, wie unterdessen nahe an mir vorbei  auf der Ostanfahrt ein Handbiker zügig zum Colle della Fauniera strebte. Ich habe ihn jedoch nach meinem kurzen Halt nicht mehr einholen können, dafür war er zu schnell. Ein bißchen hegte ich dabei zunächst den Verdacht, daß er mit Motorunterstützung fuhr. Doch bei unserem Aufeinandertreffen auf der Paßstraße - er kam von oben, wohin ich noch wollte - konnte ich bei einem flüchtigen Blick auf sein Bike nichts dergleichen erkennen. Leider machte er keine Anstalten anzuhalten, obwohl wir uns grüßten. Es wäre sicher interessant gewesen, mehr über ihn zu erfahren. Bisher ist mir nämlich noch nie auf dem Weg zu einem Paß ein Handbiker begegnet.

Südlich des Colle dei Morti erheben sich über den
Wolken noch höhere Berge (Aufnahmeort)
Das "Gipfel"panorama und die sich daran anschließende Abfahrt gehörten zu den landschaftlichen Höhepunkten meines Urlaubs - ich hatte wieder einen Tag für meine Tour erwischt, der zusätzliche Dramatik durch einen (seltenen) Blick übers Wolkenmeer bot. "Über den Wolken muß die Freiheit wohl grenzenlos sein." Ich glaube, in solchen Momenten dürfte jedem klarwerden, wieso ich wieder und wieder in die Alpen fahre, mir die anstrengenden Anstiege antue und mich dabei noch glücklich fühle.

Nach der Rückkehr erzählte ich natürlich meinem Gastgeber auf dem Campingplatz von meiner Paßfahrt. Hatte er sich mir gegenüber bei meiner Ankunft noch ziemlich reserviert verhalten, so änderte sich das bald, nachdem er mitbekam, was ich so tagsüber (mit dem Handbike) treibe. Diesmal schenkte mir der sonst wortkarge Einheimische seine ganze Sympathie, und so drückte er mir gestern vor meiner Heimfahrt schließlich auch zum Abschied seine Faust gegen die meine. Diesen freundschaftlichen Gruß kannte ich bereits von dem Carabineri auf dem Colle di Sampeyre. Für mich war es ein Zeichen höchster Anerkennung und Respekts - eine Ehre, die gewiß nur sehr wenigen seiner Gäste zuteil wird.

Ich weiß das zu schätzen!

Track der Handbiketour vom 10.08.2021

1 Kommentar :

Láďa hat gesagt…

To určitě stálo za ocenění/uznání. Ten tvůj výkon. Taky bych koukal s otevřenou pusou. 😁👍