31. Dezember 2024

Beständigkeit

Kurz vor Silvester ist es mal wieder Zeit, auf die vergangene Saison zurückzublicken. Mein Sportjahr 2024 wird nicht mit großen Projekten oder spektakulären Aktionen in Erinnerung bleiben, aber doch mit einer Menge Touren. Das ist in diesem Fall ganz sprichwörtlich, denn mit insgesamt 133 Handbiketouren war ich so oft wie noch nie auf drei Rädern unterwegs. Dagegen nehmen sich die 4 Ausfahrten im (Tandem-)Langlaufschlitten sowie 6 Rolliwanderungen insgesamt recht bescheiden aus.

Daß es so wenige Wintersportaktivitäten gab, lag zuallererst jedoch am fehlenden Schnee. Gerade mal an zwei Wochenenden im Januar gab es ausreichend Schnee, und auch im Dezember reichte das Weiß nur für zwei weitere Skitouren. Dafür waren Christiane, Carsten und ich sogar einmal wieder an der Elbe skifahren. Das hat man auch nicht alle Tage, bleibt aber nur ein schwacher Trost für den Winter-(fast)-Komplettausfall.

Mit dem Club-2k-Trikot vor dem Lilienstein
im Elbsandsteingebirge (Aufnahmeort)
Wesentlich mehr ist dafür in diesem Jahr in den Alpen geworden, und auch mein langjähriges Pässejagd-Projekt konnte ich nun endlich mit einer denkwürdigen Trophäe krönen. Nachdem ich im April mit meinem Kameraden Lád'a in Südtirol von Meran und Bozen aus u.a. bis in knapp über 2000 m Seehöhe (im Schnalstal) vorgestoßen war, fuhr ich zwei Monate später gemeinsam mit Christiane nach Österreich. Von Stams aus bezwangen wir gemeinsam erst den Kühtai-Sattel und anschließend gleich noch die Auffahrt zum Finstertaler Stausee. Während es für meine Sportfreundin die erste Pässefahrt auf zwei Rädern war, sammelte ich hier meinen letzten Paß für die illustre Mitgliedschaft im Club 2k des Radsport-Pässejagd-Portals Quaeldich.de im Internet. Die Dammkrone des Finstertaler Stausees sollte übrigens mit 2335 m ü.d.M. mein höchster in diesem Jahr mit dem Handbike erreichte Punkt bleiben. Für meine Aktivitäten in den Alpen spielte die Komplettierung der Quaeldich-Pässeliste aber eine eher untergeordnete Rolle. Erstens gab/gibt es in diesem Gebiet noch weitere Straßenübergänge bzw. Hochpunkte, die minimal 2000 m über dem Meeresspiegel aufragen, und zweitens wartete mit dem Passo del Mortirolo noch mindestens eine legendäre Radsport-Herausforderung auf mich. Ihn bezwang ich folgerichtig während meines Sommerurlaubs, welcher mich diesmal in fünf Stationen von Südtirol westwärts bis an den Comer See führte. Als anspruchsvollster Anstieg erwies sich dabei jedoch meine Tour zum "nur" 1985 m hohen Passo di San Marco.

Was meine Bilanz der absolvierten Langstrecken betrifft, so habe ich mich in dieser Saison im guten Mittelfeld gehalten. Insgesamt verbuche ich nämlich sechs Lange Kanten (Streckenlänge 200+km), vier 100-Meilen-Fahrten (Streckenlänge 161+km) sowie weitere drei über 150 km lange Ausfahrten im Haben. Die längste Strecke ging dabei über rund 232 km und führte mich in das Gebiet der Lausitzer Seen bis nach Brandenburg. Die Tour mit den meisten Höhenmetern des Jahres war mein Langer Kanten ins Erzgebirge. Dabei kamen immerhin 2410 Hm zusammen, mehr noch als bei meiner anspruchsvollsten Alpentour im Handbike, der Rundfahrt über Passo del Vivione und Passo Croce di Sálven mit 2350 Hm.

Außerdem ergab sich über Pfingsten wieder einmal die Gelegenheit für eine Handbike-Etappentour, weil meine Freunde über das verlängerte Wochenende zum Klettern ins Böhmische Paradies (Český ráj) fuhren. Sie boten mir an, meinen Rollstuhl und Schlafsack mitzunehmen, und so konnte ich jeweils einen Tag für Hin- und Rückfahrt einplanen. Auch diese Unternehmung war ziemlich anspruchsvoll, obwohl die Streckenlängen nur 142 bzw. 145 km betrugen. 

Natürlich war ich auch wieder mit dem Rollstuhl auf Achse, wenngleich sich diese Touren nur auf fünf Tage verteilten. Hauptsächlich dienten diese Wanderungen - wie z.B. von Gohrisch aus - der Erschließung und Dokumentation als Tourenvorschläge auf dem Internetportal für barrierefreie Touren des Tourismusverbands Sächsische Schweiz. Hierbei begleitete mich bis auf den letzten Spaziergang vor wenigen Tagen meine (nunmehr) ehemalige Physiotherapeutin Ute, die mir mit ihrer ansteckenden Fröhlichkeit über all die Jahre zu einer guten Freundin geworden ist, sowie regelmäßig auch Peggy vom Tourismusverband. Ausflüge mit diesen beiden werden immer zu einem wahren Happening, auf das ich mich besonders freue. Ich denke, die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit.

Im Herbst dieses Jahres verbrachte ich schließlich erneut einige Urlaubstage "im Norden". Diese Zeit nutze ich schon seit etlichen Jahren, um mir noch unbekannte Gegenden zu erkunden, die zwar nicht ganz oben auf meiner Wunschliste stehen, aber dennoch eine Reise wert sind. Wegen der absolut unangemessenen Preise für ein Quartier an der Ostseeküste (einschließlich der Jugendherbergen!!!) habe ich mich aber nun eher auf das nördliche Binnenland verlegt. Mit dem Haus Ecktannen in Waren an der Müritz fand ich diesmal ein wirklich empfehlenswertes Basislager für vier ausgedehnte Handbiketouren, die mich von dort in alle Himmelsrichtungen führten. Ich war von der Gastfreundschaft und der Unterkunft so angetan, daß ich mir - ganz gegen meine Gewohnheit - durchaus vorstellen kann, hier wieder einmal Urlaub zu machen. Das meist flache Land, unterbrochen von viel Wasser, lädt geradezu ein, relativ entspannt am Ende der Hauptsaison noch viel Strecke zu machen.

Apropos Wasser. In diesem Blog habe ich darüber nie berichtet, und auch auf meinem Instagram-Account gibt es nur ein kurzes Video davon: etwas häufiger als im vergangenen Jahr bin ich 2024 im Hallenbad schwimmen gewesen. An einem Abend in der Woche treffe ich mich nämlich mit meiner "Trainerin" Christiane (meine Sportfreundin ist tatsächlich ausgebildete und auch aktive Übungsleiterin) sowie inzwischen einer weiteren Bekannten, um im Kombibad Prohlis meine Bahnen zu ziehen. Allmählich werde ich (konditionell) etwas besser, an der Technik des Rückenschwimmens werden bei mir allerdings wohl immer Defizite bleiben. Ich schieb's vor allem auf die Höhe meiner Querschnittlähmung ... Trotzdem habe ich den Eindruck, daß mir diese Schwimmstunden konditionell selbst für meinen anderen Sport viel bringen.

In dieser Zusammenschau sind schließlich noch zwei weitere Dinge erwähnenswert. Zum einen betrifft das mein derzeitiges Handbike. Seit dem 01.11.2006 ist dieses Gefährt mein sportliches Hauptfortbewegungsmittel. In mittlerweile reichlich 18 Jahren habe ich damit mehr als 215 Tkm zurückgelegt und 2,19 Mio. Hm bewältigt. Viele Komponenten sind seitdem verschlissen und mußten ersetzt werden. Das passierte meist im Rahmen der regulären Wartung oder einfach so mal zwischendurch (z.B. Reifen- oder Bremsbelagwechsel), doch manchmal kommen einige Arbeiten unerwartet dazu. So steht derzeit die Überholung meiner zweiten Rohloff-Getriebenabe an, nachdem die Dichtungen durchlässig geworden sind. Immerhin kann ich das Vorderrad mit der Nabe durch mein altes (mit meiner überholten und als Ersatzteil vorgehaltenen ersten Rohloff-Nabe) relativ unproblematisch ersetzen, und bin daher nicht auf eine schnelle Reparatur angewiesen. So hoffe ich wenigstens. Weiterhin war auch die Halterung meines Fahrradnavis inzwischen total hinüber und damit unbrauchbar geworden. Hier hat mein Freund Lád'a mir schnell geholfen, indem er eine nahezu geniale Lösung für eine Ersatzhalterung konstruierte. Denn das, was mir an technischem Sachverstand und Werkzeug-Ausstattung fehlt, steuert mein tschechischer Kamerad bei. Beileibe nicht zum ersten Mal hat er mir damit schnell und zuverlässig aus der Klemme geholfen. Ich erinnere nur an die Erfindung des Tandem-Skilanglaufs  oder auch die mehrmalige Reparatur meiner Kurbelgriffe am Handbike. - Zu neuen Handbike-Hinterrädern bin ich ebenfalls in diesem Jahr gekommen, weil mir ein unachtsamer Autofahrer während meines verkehrsbedingten Halts an einer Kreuzung gegen das Rad fuhr. Der Unfall ging jedoch glimpflich aus und warf mich hinsichtlich meiner sportlichen Aktivitäten nicht zurück. Ich konnte nämlich übergangsweise mit den Rädern meines alten Rollstuhls weiterfahren, ohne erst auf den Ersatz warten zu müssen. Außerdem verlief die Klärung mit der Versicherung des Unfallbeteiligten erfreulich unkompliziert.

Zuletzt bleibt noch der Hinweis, daß ich mich 2024 erneut in einer Veröffentlichung verewigt habe. Meinen Text für Uwe Daniels Buch "Mythos Meisterwege" halte ich im Nachhinein für sehr gelungen. Er handelt von meinem letzten Klettertag, der mit dem Absturz endete, welcher mich in den Rollstuhl brachte. Darüber hinaus wird es im nächsten Jahr einen weiteren Beitrag für ein Kalenderblatt (analog diesem) geben, den ich zwar schon vor längerer Zeit abgeliefert hatte, der nun jedoch erst Verwendung findet. All diese Berichte sind für mich immer ein Blick zurück auf mein erstes Leben - verbunden mit der Möglichkeit, einige prägende Episoden und Sichtweisen dieser Jahre vor dem Dunkel des Vergessens zu bewahren.

So, wie das auch für diesen Jahresabschlußbericht gilt.

PS: Die reine Handbike-Statistik ist den Abbildungen dieses Beitrags zu entnehmen. Zur Einordnung möchte ich lediglich anmerken, daß ich erst zum dritten Mal in meiner sportlichen Laufbahn als Handbiker mehr als 14 Tkm pro Jahr gefahren bin und dabei sogar den zweiten Platz der Saison-Bestwerte erreicht habe. Noch weiter hebt sich mit knapp über 151 THm mein zweiter Platz bzgl. der Höhenmeter-Bilanz von der Durchschnittsleistung ab, was sicher auch auf meine drei diesjährigen Alpenfahrten zurückzuführen ist.

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