31. Dezember 2019

Immer weiter!

Das Bemerkenswerteste zuerst: das Jahr 2019 war das vierte Rekordjahr in Folge. Seit 2015 habe ich mich jedes Jahr ein bißchen gesteigert, was die absolvierte Distanz sowie die Höhenmeterbilanz betrifft. In diesem Jahr stehen nun 13.439 km und 141.763 Hm zu Buche - Werte, die wohl für viele Zweiradfahrer und noch mehr Handbiker weit jenseits ihres eigenen Erlebnishorizonts liegen dürften.

Natürlich hat das auch seinen Preis. Für mich schwer vorstellbar sind diese Leistungen beispielsweise, sobald man in einer Partnerschaft mit oder ohne Kinder lebt. Oder auch, wenn mehrere verschiedene Interessen und Hobbies unter einen Hut gebracht werden wollen. Nur durch meine Fokussierung auf das Handbiken und ohne eine partnerschaftliche Bindung kann ich solche Ergebnisse trotz Berufstätigkeit erzielen. Klar, daß dazu auch eine straffe Jahresplanung, viel Organisationswille und Selbstdisziplin, manchmal außerdem gepaart mit Leidensfähigkeit und Verzicht, vonnöten sind. Aber noch überwiegen für mich die positiven Effekte. Denn es ist ein gutes Gefühl, zu erleben, welche Dinge möglich sind, sofern man nur ausdauernd genug seine Ziele verfolgt. Gleiches gilt auch in Bezug auf die Anerkennung durch andere Radsportler bzw. Leuten, denen ich immer wieder unterwegs begegne. Mein Sport hat mir schon viele neue Bekanntschaften vermittelt - manche nur für wenige Augenblicke, aus anderen wurden indes Freundschaften über Jahre. Und daraus entstanden dann neue Projekte ...

Nach diesen Betrachtungen über Sinn und Nutzen meines Tuns will ich nun zu einem kurzen Rückblick auf die wichtigsten Aktivitäten kommen.

Das Jahr begann endlich wieder einmal mit ausreichend Schnee im Osterzgebirge. Nach einer ersten Runde mit meinen tschechischen Freunden in Adolfsgrün (Adolfov) war Mitte Januar immer noch der Skilanglauf in tiefergelegeneren Gebieten möglich, diesmal im Skigebiet zwischen Tyssaer Wände (Tiské stěny) und Hohem Schneeberg (Děčínský Sněžník). Diese Tour im Tandemskigespann mit Kerstin war mindestens genauso abenteuerlich wie unsere zweite gemeinsame Tour zur Tellkoppe bei Oberbärenburg. Die schönste Skitour des Winters führte uns - Kerstin und Gerald, Šárka und Lád'a sowie mich - dafür bei strahlendem Sonnenschein im großen Skilanglaufareal bei Langewiese (Dlouhá Louka) zusammen.

Als sich endlich der Frühling durchgesetzt hatte, kamen meine bayerischen Freunde Gitti und Toni zum zweiten dritten Mal (s. Kommentare zum Beitrag) auf Urlaub ins Elbsandsteingebirge. Logisch, daß ich mir für sie ganz besondere Sehenswürdigkeiten der Region ausgesucht hatte, die wir mit Handbike und Fahrrad ansteuerten. Ziel war dabei die ehemalige Schmalspurbahntrasse durch das Schwarzbachtal, der Kahleberg im Osterzgebirge mit der Kammpanoramastraße sowie die Grundmühle (Dolský Mlýn) bei Dittersbach (Jetřichovice) und die Felsenkapelle in Schemmel (Všemily). Ich hoffe, ich habe ihnen dabei nicht zu viel zugemutet und sie damit vergrault. Sie kennenzulernen, öffnet nämlich meinen Horizont auch nach Westen.

Im Spätfrühling sowie Frühsommer ist üblicherweise ebenfalls die beste Zeit für meine Langen Kanten, nicht zuletzt wegen der Tageslänge. Ganz oben auf der Liste stand in diesem Jahr die Tour nach Cottbus, doch auch die drei anderen 200plus-Projekte nach Nordsachsen, ins Osterzgebirge und in das Gebiet um Böhmisch Leipa (Česká Lípa) erschlossen mir wieder etliche Kilometer Neuland.

Außerhalb meiner Heimatregion war ich mit dem Handbike vor allem in der zweiten Jahreshälfte aktiv. 2019 bin ich zwar nicht so weit herumgekommen, wie im vorangegangenen Jahr, doch habe ich dabei neben der (fast) alljährlichen Alpenfahrt immerhin auch zwei für mich neue Gebiete in Deutschland erkundet. Im Juni konnte ich während meiner Reha im thüringischen Bad Tennstedt an den behandlungsfreien Wochenenden das Umland auf 8 Touren mit dem Handbike erkunden und besuchte dabei u.a. den Kyffhäuser, die Wartburg bei Eisenach, den Großen Inselsberg im Thüringer Wald sowie Erfurt und Weimar. Meinen Kurzurlaub zum Jahresende verbrachte ich schließlich in Magdeburg, von wo ich dreimal mit dem Handbike in die Umgebung startete. Hier galt mein Interesse hauptsächlich dem Elberadweg zwischen Tangermünde (eigentlich Buch südlich vor Tangermünde) und Barby inkl. des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg sowie dem rekonstruierten steinzeitlichen Ringheiligtum bei Pömmelte. Die Hinterlassenschaft des Kalibergbaus, den sogenannten "Kalimandscharo" fand ich hingegen weit weniger eindrucksvoll als erhofft.

Für meine diesjährige Alpenpässe-Jagdsaison im August hatte ich mir Großes vorgenommen. Nichts weniger als einige der durch die Tour de France am meisten bekannten Anstiege sollten es sein: neben dem Col de la Madelaine und Col du Télégraphe (als Vorpaß zum Col du Galibier) auf jeden Fall die Rampe zur Alpe d'Huez sowie der legendenumwobene Mont Ventoux. Ein weiterer Höhepunkt war in der Maurienne die äußerst fotogene Montvernier-Serpentinenstraße, sinnigerweise auch Lacets (= Schnürsenkel) de Montvernier genannt. Außerdem wollte ich nun endlich mal die Verdon-Schlucht (Gorges du Verdon) kennenlernen, welche unter Kletterern einen ebenso hohen Bekanntheitsgrad besitzt. Als beinahe zufällige Bereicherung erwies sich allerdings auch mein Abstecher ins Vercors, von wo mir vor allem die Befahrung der Steilwandpassage "cirque de Combe Laval" sowie die wildromantische Schlucht "Gorges de la Borne" im Gedächtnis haften bleiben werden.

Auch außerhalb meiner sportlichen Aktivitäten mit dem Handbike hat sich 2019 einiges getan. Die interessanteste Herausforderung war dabei die Erprobung des Exoskeletts "ReWalk Personal 6.0" von ReWalk Robotics. Nach einer langen Zeit der (juristischen) Auseinandersetzung mit dem Kostenträger konnte ich im September endlich das auf drei Monate angesetzte Grundlagentraining mit dem System beginnen. Begleitend dazu habe ich für Interessierte sowie potentielle Nutzer einen themenspezifischen Blog als eine Art Trainingstagebuch über meine Erlebnisse und Erfahrungen eingerichtet, dessen wichtigster Bestandteil eine umfangreiche Videodokumentation ist. Die Bewegung in der Senkrechten war nach 20 Jahren Rollifahrerleben etwas ganz besonderes für mich, weil sie mir die Sicht auf meine Umwelt aus einem lange verlorenen Blickwinkel ermöglichte.

Nun bleibt mir nur zu hoffen, daß ich auch in den nächsten Jahren so fit bleibe, um mir noch so manchen Wunsch erfüllen zu können. Pläne gibt es jedenfalls ausreichend, darunter auch ein ganz verrücktes Gedankenspiel. Trotz oder vielleicht auch aufgrund meiner vielen Aktivitäten am Limit bin ich gegen den allmählichen körperlichen Verfall jedoch nicht gefeit. Meinen Alpenurlaub mußte ich aufgrund wundgesessener Stellen früher wie geplant beenden, und seit einigen Wochen macht sich eine entzündliche (nicht genau zu lokalisierende) Stelle in Ringfinger, Handteller und Handgelenk auf der rechten Seite bemerkbar. Noch ist bisher alles wieder sehr gut ab- bzw. ausgeheilt - dank der medizinischen Betreuung (u.a. durch meine ausgebildete "Kranken"-Schwester) sowie dem konsequenten Einhalten selbstauferlegter befristeter Aktivitätsverbote. So war schon erstaunlich, wie mein Körper im Sommer nur 12 Tage in der Horizontalen Ruhe mit entsprechender Behandlung benötigte, damit die relativ großflächigen Hautwunden im Sitzbereich wieder komplett abheilten. Ob das aber auch in Zukunft so sein wird, bleibt abzuwarten.

Fakt ist, daß ich ohne permanente Bewegung nicht das bisher Geleistete hätte erreichen können. Selbst zwei bis drei Wochen Pause machen sich bereits hinsichtlich der Leistungsfähigkeit bemerkbar. Andere trainieren auf der Rolle, wenn es draußen ungemütlich wird. Für mich aber zählen immer auch das Naturerlebnis und die Begegnungen auf der Strecke. Nicht ohne Grund dürfte ich inzwischen in meiner Heimatregion und darüber hinaus ziemlich bekannt sein.

Ich hoffe, als Beispiel dafür, was alles möglich ist, sofern man nur will.

28. Dezember 2019

Jahresendzeit

Eigentlich hatte ich das Jahreskilometer-Soll schon geschafft, doch noch fehlten rund 1300 Hm. Im Sommer kann ich das locker mit einer Tour abhaken, doch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt verteilte ich das lieber auf zwei Ausfahrten.

Auf der ersten am 26.12. ging es noch einmal in Richtung Süden, denn im Osterzgebirge kommt aufgrund der Höhe bei uns zuerst der Schnee. Dabei nutzte ich gleich die Gelegenheit, mit einigen Umwegen ein paar von mir eher selten befahrene Ecken mitzunehmen.

Kunst am Steinbruch (Aufnahmeort)
Zum Beispiel eben die Straße durch den Lohmgrund, welche unter anderem als Zugang zu den Sandsteinbrüchen dient. Dort ist auch die abgebildete Felsmalerei zu finden. Obwohl ich diese schon von früheren Touren kannte, ist mir erst diesmal - und zwar beim Betrachten des Fotos - aufgefallen, daß der Mann im Mittelpunkt Hände hat und mit diesen einen Kelch hält bzw. einen anderen Menschen tröstet. Hat damit der unbekannte Maler Jesus Christus darstellen wollen? - Ganz simple Schmiererei ist diese Abbildung jedenfalls nicht, und so erlebe auch ich immer wieder mal solche Überraschungen in vermeintlich mir gutbekanntem Gelände.

Nach der Fahrt durch das Müglitztal und der Steilrampe aus Glashütte heraus kam dann sogar der erste Schnee des Winters. Zum Glück erwischte mich nur ein Ausläufer des heftigen Schauers - und zwar genau auf dem Scheitelpunkt meiner Tour. Wenn bei heftigem Gegenwind der feuchte Griesel ins Gesicht peitscht, ist das nämlich ziemlich unangenehm.

Danach war die Sache gelaufen. Das Wetter wurde wieder besser, und die paar Anstiege, die ich noch dranhing, sollten bloß noch die Höhenmeterbilanz aufbessern. Deswegen auch der Umweg über die andere Elbseite.

Auf der Basteiaussicht: 2014 und 2019 (Aufnahmeort)
Gestern bedurfte es etwas mehr Selbstdisziplin, um sich am Morgen auf das Handbike zu setzen. Aber ich benötigte ja nur noch 300 Hm. - Wofür man im Magdeburger Umland eine ganze Tagetour absolvieren muß, das hatte ich bereits an der Basteiaussicht nach 17 km rein. Dieser Abstecher war mir ziemlich spontan in den Sinn gekommen, als ich ein Bild vom Aussichtspunkt in einer regionalen Tageszeitung gesehen hatte. Inzwischen ist der vordere Teil des Aussichtspunktes komplett zurückgebaut worden, weil dieser nicht mehr sicher ist und abzustürzen droht. Mit meinem Schweizer Sportfreund Rudy habe ich mich 2014 noch genau dort ablichten lassen.

Als ich nach der Durchquerung des Polenztals 11.00 Uhr schließlich das Hauptziel des Tages - die Brandaussicht - erreichte, hatte es sich leider schon eingetrübt, so daß sich kein weiteres Foto lohnte. Denn die Bastei- und die Brandaussicht konkurrieren ein bißchen um den schönsten Rundblick über die Vordere Sächsische Schweiz. Während allerdings an der Bastei in der Saison busseweise Touristen ausgekippt werden, weil die Aussicht und die Basteibrücke quasi mit einem 10-Minuten-Spaziergang vom Parkplatz aus erreichbar sind, muß man ab Hohnstein immerhin rund 3,5 km auf einer Forststraße zur Brandaussicht wandern. Nicht zuletzt deshalb ist für das Panorama der Brand mein Favorit, wohingegen von der Bastei natürlich der Blick über die zerklüfteten Felsformationen des Rathener Gebiets mindestens genauso spektakulär ist.

Nach den zwei Höhepunkten des Tages dehnte ich meine Tour schließlich noch bis Neustadt aus, bevor ich mich wieder nach Westen wandte. Auch an diesem Tag entschied ich mich letztlich für die Mittelstrecken-Distanz, obwohl weder das Wetter sonderlich schön, noch es für das Erreichen meines Jahres-Solls noch relevant war. Aber wenigstens konnte ich damit auf den letzten flachen 30 km etwas von dem verlorenen Boden gutmachen. Aufgrund der unwirtlichen Witterungsbedingungen und der vielleicht feiertags- bzw. motivationsbedingten eigenen Trägheit hatte ich zuvor ziemlich gebummelt.

Andere bleiben jedoch gleich zuhause ...

Track der Handbiketour vom 26.12.2019
Track der Handbiketour vom 28.12.2019

25. Dezember 2019

Draußen zuhause

Den Heiligabend verbringen die meisten mit ihren Lieben zuhause unterm Weihnachtsbaum. Ein bißchen spazieren, der Kirchgang (inzwischen für viele nur ein "Schauspiel"), und dann zurück in die kuschelige Wärme ...

Mein eigentliches Zuhause ist jedoch das Elbsandsteingebirge. In meiner Wohnung wartet niemand auf mich, auch habe bzw. akzeptiere ich keine anderen sozialen Verpflichtungen - und vermisse den ganzen Trubel deshalb überhaupt nicht. Dafür ist es herrlich, wenigstens einmal im Jahr das ganze Gebirge inkl. Elberadweg (fast) für sich allein zu haben!

Weil ich während meines Kurzurlaubs in Magdeburg auf meinen Touren keine Höhenmeter sammeln konnte, hole ich das nun nach. Gestern war zwar eigentlich schlechtes Wetter angekündigt, doch erfreulicherweise wurde es ein überraschend schöner Tag. Auch stieg die Temperatur im Laufe des Tages auf jahreszeitlich angenehme 9°C. So fuhr ich noch einmal bis nach Schneeberg (Sněžník) unterhalb der gleichnamigen höchsten Erhebung der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Der Name des Ortes war das Einzige, was irgendwie an den Winter erinnerte.

Weihnachten auf der Wildwiese (Aufnahmeort)
Zurück im Elbtal, kam sogar für längere Zeit die Sonne heraus. Es fühlte sich wie einer der ersten Frühlingstage an. (Am Morgen hatte bei mir zuhause vor dem Fenster sogar schon eine Amsel lautstark gezwitschert.) So bog ich am Ortseingang von Postelwitz in den Zahnsgrund ab, um ein letztes Mal in diesem Jahr der Wildwiese in den Schrammsteinen einen Besuch abzustatten. Dieser Ort zwischen der Schrammstein(felsen)kette und der Hohen Liebe (auf diesem Berg steht das Denkmal für die gefallenen und verunglückten Bergsteiger) unweit des Falkensteins (wo die Geburtsstunde des Sächsischen Felskletterns schlug) ist für mich der Inbegriff meiner Felsenheimat, weil er alles in sich vereint, was mir wichtig ist. Steile Wände, Bergsteigen, Tradition im einzigartigen Elbsandstein. Ein paar Minuten hielt ich hier im Sonnenschein inne, dann "mußte" ich weiter. Denn allmählich näherte sich ein großes Regengebiet.

Im Kirnitzschtal fuhr ich schließlich bis zum Lichtenhainer Wasserfall, um von dort auf den zwischen diesem und dem Sebnitzbachtal liegenden Bergrücken zu klettern. Von oben hat man ebenfalls einen wunderbaren Blick über die Felsenwelt der Schrammsteine sowie des Wildensteiner Gebiets in der Hinteren Sächsischen Schweiz, sieht aber auch die beeindruckenden Tafelberge des südlichen und vorderen Elbsandsteingebirges. Die Straße von Lichtenhain über Mittelndorf nach Altendorf ist eine der schönsten Panoramastrecken der Region.

Ab Bad Schandau legte ich die letzten Kilometer im Elbtal erst über die B172 (das ging schneller und war auch wegen des geringeren Verkehrs vertretbar), dann auf dem Elberadweg zurück. Wie schon oben angemerkt, traf ich auf diesem Abschnitt zwischen 15.00 und 16.00 Uhr keinen einzigen Radfahrer. Zu dieser Zeit ist da im Sommer Hochbetrieb.

Für mich geht's aber immer noch weiter ...

Track der Handbiketour vom 24.12.2019

22. Dezember 2019

Faulenzen ist besser!

Auf meiner Tour am kürzesten Tag das Jahres sind mir gestern wieder nur kaum eine Handvoll Radsportler begegnet. Nach drei Touren im Magdeburger Umland wird mir auch allmählich klar, wieso. Die Gegend ist dermaßen landschaftlich unattraktiv, daß man hier höchstens zum Kilometerschrubben bzw. für Trainingszwecke fährt. Örtlichkeiten, welche man als touristische Sehenswürdigkeiten deklarieren könnte, sind rar und konzentrieren sich hauptsächlich auf die Landeshauptstadt und deren Umkreis. Und deshalb bewirbt man auch die "Kalimandscharo" genannte, riesige Abraumhalde des Kaliwerks Zielitz als (Zitat) "höchste Erhebung zwischen Magdeburg und der Ostsee".

Nördlich von Loitsche erheben sich die zwei großen Abraumhalden
des Kaliwerks, rechts der "Kalimandscharo" (Aufnahmeort)
Ich war jedoch etwas enttäuscht beim Anblick dieses künstlichen Berges. Denn die Halde hatte eher die Form einer aufgeschütteten Terasse und daher keine Spitze. Die Abraumhalden des Kupferbergbaus im Mansfelder Land sind jedenfalls wesentlich eindrucksvoller.

Auch meine Fahrt durch die Colbitz-Letzlinger Haide, deren größter Teil durch den Truppenübungsplatz Altmark genutzt wird, wurde nicht unbedingt der große Renner. Wieder gab es lange, schnurgerade Straßen, diesmal allerdings durch monotonen Kiefernwald. Dazu kam eine mehr als 2 km lange Schotterpiste der übelsten Sorte, als ich schließlich von der asphaltierten Straße nach Dorn abzweigte. Mein Weiterweg nach Dorst erfolgte dann zwar ebenfalls auf einer holperigen Forststraße, doch dort konnte ich wenigstens durchschnittlich 10 km/h und damit doppelt so schnell wie zuvor fahren. Meine Erwartungen bzgl. eines zügigeren Vorwärtskommens im Flachland hatte ich sowieso inzwischen weit heruntergeschraubt.

Mehrere Kilometer geschotterter Fahrweg mußte ich übrigens auch bei meinem kurzen Abstecher entlang des Mittellandkanals hinter mich bringen. Die Trasse am nördlichen Ufer, westlich meiner Anfahrtsroute war nämlich nicht mehr so schön ausgebaut, wie über die Trogbrücke. Da ich mich zu Beginn der Tour ziemlich spontan zu diesem Extrazackel entschloß, hatte ich überhaupt keinen Plan. Leider habe ich deshalb auch die vermutlich wesentlich sehenswertere Südseite verfehlt, wo sich die Schleuse Rothensee und das Schiffshebewerk befinden.

Auf den letzten Kilometern meiner Sonnabend-Ausfahrt ging es endlich doch noch "in die Berge". Bezeichnenderweise gehörten die Ortschaften dort zur Gemeinde "Hohe Börde". Immerhin kamen dabei noch weitere 200 Hm zusammen, womit sich dieser letzte Ausflug als "bergigste"
Strecke meiner hiesigen Touren qualifizierte. (zuhause habe ich nicht selten bereits nach 10 km 200 Hm zusammen ....)

Immerhin erwies sich die Anfahrt zur Jugendherberge als ein wunderschöner und größtenteils vom Kraftverkehr komplett getrennter Radweg bzw. Fahrradstraße (s. Track vom 21.12., km 109,2 - 113,0), die ich leider erst bei Einbruch der Dunkelheit erreichte.

Die drei absolvierten Touren reichten mir in diesem Gebiet für einen Gesamteindruck völlig aus, so daß ich mir heute eine weitere Runde erspart habe. Meine Kraft hebe ich mir lieber für ein paar letzte Ausflüge in der Heimat auf, damit ich dort noch einmal richtig Höhenmeter sammeln kann. Das Land rund um Magdeburg war in dieser Hinsicht nämlich eine komplette Fehlanzeige. Obwohl ich lediglich weitere 20 km bis zu einem neuen Allzeitbestwert benötige, bräuchte ich bei den Höhenmetern immer noch über 2600. Das wären mindestens zwei weitere Touren. - Ob ich mir das antue? (Vermutlich ja ...)

Trotzdem bleiben mir diese Tage in Magdeburg in angenehmer Erinnerung. Nicht zuletzt aufgrund eines Engagements des Teams der Jugendherberge, welches den Maßstab für meine perfekte Unterkunft neu definiert hat. Der absolute (kulinarische) Höhepunkt war der Gänsebraten mit Rotkraut und Kartoffeln, den ich als einziger Gast an diesem Tag mit gebuchter Übernachtung und Halbpension am Abend des 20.12. serviert bekam. Dieses Essen ging bei mir glatt als vorgezogener Festtagsschmaus durch. Eine tolle Überraschung!

Fazit: Wenn man nicht ausschließlich auf Radtouristik fixiert ist, lohnt sich durchaus eine mehrtägige Reise nach Magdeburg. Selbst für mich waren diese sechs Tage keine verlorene Zeit, sondern die passende Umgebung für eine Luftveränderung und eine Auszeit von zuhause.

Erst aus der Ferne lernt man wirklich zu schätzen, was einem sonst nahe und alltäglich ist.

Track der Handbiketour vom 21.12.2019

19. Dezember 2019

Die Mühen der Ebene

Nun habe ich schon zwei Touren während meines Kurzurlaubs in Magdeburg absolviert. Untergekommen bin ich in der Jugendherberge, die über zwei Zweibettzimmer für Rollifahrer verfügt. Derzeit habe ich allerdings mein Zimmer ganz für mich alleine. Aber nicht nur deshalb fühlte ich mich hier von Anfang an sehr wohl. Die Leute vermitteln mir wirklich jeden Tag auf's neue, willkommen zu sein. - Von mir gibt es dafür 5 Sterne!

Bereits am Tag der Anreise erkundete ich nachmittags das Stadtzentrum der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. Auf jeden Fall für mich ungewohnt war die Masse an Neubauten, darunter viele inzwischen aufgehübschte Hochhäuser aus DDR-Zeit. Aber der Stadt ist durch einige Kriege übel mitgespielt worden, sodaß es im Gegensatz zu Dresden oder Pirna eben nicht mehr viel historische Substanz gibt. Besonders folgenreich war die Zerstörung während des Dreißigjährigen Krieges.

Am Mittwoch startete ich zu meiner erste Rundtour. Bei nahezu frühlingshaften Temperaturen befuhr ich zunächst den Elberadweg auf der rechten Flußseite, bevor ich in Rogätz mit der Autofähre übersetzte und dann noch bis Buch, ca. 8 km vor Tangermünde die linkselbische Radroute nutze. Auf der Fähre in Rogätz mußte ich übrigens wie jeder andere auch meinen Obulus entrichten. Die Fähre ist nämlich privat, so daß die Vergünstigungen für Schwerbehinderte hier nicht gelten.

Kurz davor gab es auch zwei Baustellen auf dem Elberadweg, die nicht passiert werden konnten. Ärgerlich fand ich dabei, daß vorher kein einziger Hinweis auf die Sperrung an der Strecke zu finden war. So mußte ich zweimal wohl oder übel umkehren, nach dem ich bereits ein gutes Stück bis zur Sperrung zurückgelegt hatte.

Ansonsten rollte es an diesem Tag recht gut. Nur einmal fühlte ich mich letztlich unwohl, als ich auf der stark frequentierten Bundesstraße B189 6 Kilometer ohne Radweg bis nach Colbitz überstehen mußte. Für mich erstaunlich war hier, daß sich kein Kraftfahrer durch Hupen darüber beschwerte, sondern mich nahezu alle Fahrzeuge extrem rücksichtsvoll überholten. Vielleicht sind es ja wirklich nur manche Sachsen, die sich nicht im Griff haben. Bei einer ähnlichen Situation auf der Insel Rügen im Dezember 2018 gab es nämlich auch keine wütenden Proteste.

Heute hatte ich mir dann den Besuch des rekonstruierten Ringheiligtums Pömmelte vorgenommen. Bereits die Anfahrt über den linksseitigen Elberadweg konnte nicht mit dem Radweg nordwärts von Magdeburg mithalten. Immer wieder gab es unbefestigte Abschnitte, und - beispielsweise in Schönebeck - sturzackerähnliches Kopfsteinpflaster, auf dem man nur Schritt fahren konnte. Stefan, mit dem ich 2016 den Elberadweg von Dessau nach Dresden getestet habe, wäre begeistert gewesen ...

Innerhalb des steinzeitlichen Ringheiligtums (Aufnahmeort)
Das Ringheiligtum überraschte mich mit einer weiteren Besonderheit: Die Zugangswege waren mit grünen Glassplittern geschottert. Wahrscheinlich wollte man damit das Areal etwas aufwerten, weil der solcherart gestaltete Weg im Sonnenschein glitzert. Hollywood läßt grüßen ... Ich jedenfalls habe eine ganze Weile unschlüssig auf dem Parkplatz gestanden, bevor ich mich schließlich doch traute, wenigstens über den unumfahrbahren Beginn des Zugangs mit dem Handbike zu rollen. Denn bei einer vorher entnommenen Probe sah es so aus, als ob ganz scharfkantige Splitter eher die Seltenheit sein würden. Trotzdem: durch diese bescheuerte Idee sperrt man tatsächlich wohl die meisten Rollstuhlfahrer aus. Wenn die Sonne sich in den winzigen Wassertröpfchen des Morgentaus auf der Wiese bricht, sieht das mindestens genauso schön aus - und ist zudem absolut natürlich und umweltverträglich. Diese Effekthascherei war einfach unerträglich und beeinträchtigte nachhaltig meinen Gesamteindruck von dieser Anlage.

Bereits etwas in Zeitverzug, stieg wenige Kilometer später mein Adrenalinspiegel erneut an. Auf der Saalefähre am gegenüberliegenden Ufer (s. Track vom 19.12., km 42,1) regte sich nämlich überhaupt nichts. Lt. der ausgehängten Bekanntmachungen hätte sie eigentlich fahren müssen, doch vielleicht hielt der Fährmann gerade sein Mittagsschläfchen. Nachdem ich eine ganze Weile gewartet und versucht hatte, auf mich aufmerksam zu machen, kehrte ich entnervt um und suchte mir eine alternative Strecke.

Aber noch war die Tour nicht vorbei! Endlos lange schnurgerade Straßen waren nicht nur extrem demotivierend und ermüdend, sondern Asphalt gewordenes Abbild einer nicht minder eintönigen flachen Landschaft. Da macht das Fahrradfahren wirklich keinen Spaß! Zwar kenne ich solche langen Geraden auch von der deutschen Ostseeküstenregion sowie der toskanischen Maremma rund um Grosseto. Dort folgten anschließend jedoch wieder abwechslungsreichere Abschnitte. Nicht so auf meiner zweiten Magdeburg-Tour.

Das sind eben die Mühen der Ebene: Ohne Anstiege gibt's auch keine Abfahrten, keine Täler oder Berge sind zu umfahren - immer nur kurbeln ohne Abwechslung. Letzten Endes sollte ich mich also nicht wundern, warum ich gar nicht so viel schneller als sonst war. Außerdem gehörten die Schotterpisten und das Backsteinpflaster wohl eher unter die Kategorie "Offroad". Mein Handbike ist jedenfalls nicht für dieses Terrain optimiert. Nicht windschnittig, noch durch gute Pflege nahezu ohne Reibungsverluste in den Teilen. In den Bergen spielt das keine große Rolle, hier schon.

Für mich aber bleibt der Mensch und sein Können wichtiger als die Technik ...

Track der Handbiketour vom 18.12.2019
Track der Handbiketour vom 19.12.2019

PS: Weitere drei Bilder vom Ringheiligtum finden sich hier auf meiner Facebook-Seite.

15. Dezember 2019

Gewußt wo!

Die Wettervorhersage für das Wochenende verhieß am Freitag nichts Gutes. Und tatsächlich sah es bereits am Sonnabendmorgen auf dem Regenradar ziemlich hoffnungslos aus. Nachdem ich jedoch den Lauf der Niederschlagsgebiete eine knappe Stunde lang beobachtet hatte, entschloß ich mich trotzdem zum Aufbruch. Daß am Himmel immer wieder mal kurz das Blau zwischen den Wolken hervorlugte, stimmte mich optimistisch.

Sinnigerweise flüchtete ich vor der Regenfront nach Nordosten, denn dort würde der Regen zuletzt ankommen. Außerdem stand dafür der kräftige Wind günstig. In der Ferne sah ich zwar immer mal wieder Regenschleier am Himmel, doch in meinem Umkreis blieb das Wetter erstaunlich stabil. Deshalb dehnte ich meine Strecke immer weiter aus. Irgendeine Lösung würde es schon geben, wenn der Regen mich erreichte. Inzwischen löste sich nämlich das Regenband allmählich auf, so daß in Verbindung mit dem kräftigen Wind kein Dauerregen mehr drohte.

Als ich hinter Polenz schließlich den Radweg in Richtung Ehrenberg hinaufkletterte, wurde es dunkel um mich. Zeit, einen Zahn zuzulegen. Auf den letzten Metern zum Ortseingang fielen dann die ersten Tropfen. Für mich war das nahezu optimal, weil es genau dort ein gut zugängliches, großes gemauertes Buswartehäuschen gab, in welchem ich nun Unterschlupf suchte. Hier ließ es sich auch längere Zeit aushalten! Etwas mehr als eine halbe Stunde mußte ich ausharren, doch abgesehen von der Kälte, die langsam in die Glieder kroch, war das immer noch die komfortabelste Lösung.

Regenwolken über Ottendorf in der Sächsischen Schweiz
(Aufnahmeort)
Dann gab das Regenradar meiner Smartphone-App Entwarnung, und ich fuhr weiter. Freilich waren die Straßen noch sehr naß, auch erleichterten sich noch letzte Ausläufer der Schlechtwetterfront über mir. Doch abgesehen von einem weiteren kurzen Zwischenstop in Lohsdorf, konnte ich nun unbehelligt vom Regen meine Bahnen ziehen. Diesmal genoß ich vor allem die leichten Anstiege, z.B. nach Ulbersdorf oder auch durch Sebnitz in Richtung Ottendorf. Diese brachten endlich meinen Kreislauf wieder in Schwung und wärmten mich etwas auf. Leider konnte ich ja wegen des Spritzwassers bergab keinen Druck auf die Kurbel geben, sondern mußte im Gegenteil dazu eher bremsen, um nicht völlig durchgeweicht zu werden.

Nach der Fahrt durch das Kirnitzschtal meldete sich in Bad Schandau endlich mein Bauch. Auch diesmal paßte es prima, denn in der Wartehalle des Nationalparkbahnhofs auf der anderen Elbseite war es während der folgenden Freßpause beinahe kuschelig warm. Da sich die Tür an der Stirnseite des Bahnhofsgebäudes über Sensoren automatisch öffnete, benötigte ich nicht einmal Hilfe beim Zugang. Perfekt!

Solcherart auch mental gestärkt, nahm ich die letzten Kilometer in Angriff. Nicht nur wegen des Gegenwindes wählte ich dabei den Umweg über Cunnersdorf. Auch diese Strecke läßt sich sehr schön fahren und ist damit eine meiner Lieblingsverbindungen auf der linken Elbseite. Die 150 Hm waren recht locker zu bewältigen, und auf der anderen Seite ging es danach noch viel entspannter bei nahezu optimalen Gefälle zurück ins Elbtal. Ab Königstein benutzte ich schließlich den inzwischen völlig verwaisten Elberadweg. Der Wind hatte sich nun gelegt und die Dämmerung brach herein. Abschiedsstimmung. Vielleicht bin ich hier in diesem Jahr zum letzten Mal gewesen.

Am kommenden Dienstag werde ich jedenfalls noch einmal verreisen. Nicht weit, aber immerhin in eine Gegend, die ich bisher noch nicht kenne. Hoffentlich bekomme ich das gewünschte Urlaubswetter. Denn auch dort gibt es Interessantes zu entdecken. Ich habe mir schon eine Wunschliste zusammengestellt ...

Track der Handbiketour vom 14.12.2019

9. Dezember 2019

Wärmeeinbruch

Bereits am Ende der vergangenen Woche stiegen die Temperaturen. Mit der "Wärme" kam allerdings auch teils stürmischer Südwestwind, der fast über das gesamte Wochenende ein Thema blieb.

Gerade am Sonnabend blies es bereits zu Tagesbeginn so heftig, daß ich mich gleich in die Täler südlich von Pirna verkroch. Geschützt durch den oft verwinkelten Talverlauf und die teilweise schroffen Hänge arbeitete ich mich nach Süden vor, um mich danach auf den ungeschützten Bergrücken wieder nord- bzw. westwärts schieben zu lassen. Am besten funktionierte das im Seidewitztal (s. Track vom 07.12., km 5,9 - 16,2) und Bahretal (s. Track vom 07.12., km 26,3 - 32.7), doch auf meiner Fahrt in Richtung Osten hatte ich auf den offenen Flächen vor Raum und nach Cunnersdorf immerhin auch noch Kantenwind von hinten rechts. So erklärt sich jedenfalls das Zickzack im ersten Teil meiner Sonnabend-Tour.

Die Mauern der niemals eroberten Festung Königstein
über der Elbe (Aufnahmeort)
Auf meinem Rückweg fuhr ich dann meist im Elbtal, dessen Südhang ebenfalls bis zu einem gewissen Grad vor dem Wind schützte. In Höhe des Liliensteins erklomm ich schließlich noch die Ebenheit unterhalb des markanten Tafelbergs, der auch im Enblem des Nationalparks Sächsische Schweiz zu finden ist. Der Waldweg war durch die herbstliche Nässe stellenweise ziemlich matschig, so daß mir später auf der Straße bergab zunächst die Dreckbatzen um die Ohren flogen, bis die Räder sich selbst gereinigt hatten.

Statt in Pirna auf dem kürzesten Weg nachhause zu fahren, schlug ich am Ende meiner Ausfahrt noch einen Haken über die "Sachsenbrücke" genannte neuere Elbüberquerung. So kam ich beim Einlauf auf 100,06 km. Soll erfüllt!

Der Sonntag startete noch bißchen wärmer. Während ich am Vortag bzgl. der vielen kleineren Schauer, die unterwegs waren, einfach nur Glück hatte, als ich den Tag trocken überstand, mußte ich diesmal keinen Regen befürchten. Außerdem wehte der Wind genau in die richtige Richtung. Wie das auf dem Rückweg sein würde, darüber machte ich mir keine Gedanken.

Zunächst kam ich allerdings nur sehr zäh voran, obwohl ich für mich selbst eigentlich gar nicht dieses Gefühl hatte. Doch die Anzeige der Durchschnittsgeschwindigkeit auf meinem Fahrradcomputers war eindeutig. Nach den ersten 30 Kilometern kamen jedoch keine langen Anstiege mehr, so daß ich die verlorenen Zeit wieder gutmachen konnte. Schon die erste lange Abfahrt durch Großdrebnitz war herrlich entspannend und so richtig zum Tempomachen geeignet. Später, hinter Rammenau, rollte es dann bis zum Ortseingang von Kamenz nur noch bergab - mit dem Wind im Rücken machte das einfach nur Laune.

Auf meiner Weiterfahrt stellte ich mir anschließend eine Strecke zusammen, die wenigstens zum Teil windgeschützt durch Wald oder auf den Leeseiten der Berghänge verlief. Auch das gelang mir ganz gut, so daß ich mich nur ganz selten einmal gegen den Wind stemmen mußte. Aus diesem Grund entschied ich mich dann ebenfalls für den kleinen Umweg über Langebrück und Dresden-Klotzsche. Abgesehen davon, daß diese Strecke bergemäßig das dünnste Brett zurück ins Elbtal war.

Als ich schließlich auf der Waldschlößchenbrücke die Elbe überquerte, hatte ich die 100km-Marke bereits geknackt. Die letzten Kilometer waren nur noch Formsache. An diesem Tag kamen auf Tour noch einmal 120 km zusammen. Zwar nur mit knapp 1100 Hm, doch dafür war ich auch wesentlich schneller unterwegs.

Auch dieses Wochenende habe ich optimal genutzt!

Track der Handbiketour vom 07.12.2019
Track der Handbiketour vom 08.12.2019

2. Dezember 2019

Anpassung

Allmählich wird es Winter. Noch am vergangenen Wochenende stiegen die Temperaturen bis über 10°C, doch davon konnte rund um den 1. Advent keine Rede mehr sein. Unter einem heiteren Himmel mit etwas Sonne benötigte ich am Sonnabend wenigstens eine Zeitlang keine Handschuhe. Am nächsten Tag sah es da schon ganz anders aus.

Überhaupt rollte es am ersten Tag des Wochenendes wieder recht gut. Beim morgendlichen Ausflug ins Erzgebirgsvorland bis auf etwas über 400 m NHN benötigte ich zwar meine Zeit, doch holte ich den Rückstand auf meiner anschließenden Fahrt ins Elbtal nach Dresden wieder auf. Davor nahm ich noch die schöne Aussicht oberhalb von Börnchen mit, die sich unmittelbar von der Straße aus über den Gohlig mit den Siedlungen Hänichen und Rippien bis hinunter in die Landeshauptstadt erstreckt.

Blick in Richtung Dresden, bei Anzeige des Bildes durch Anklicken kann man im dunstigen Hintergrund
etwas rechts vom Funkmast den Dresdner Fernsehturm erkennen (Aufnahmeort)
Über die stark befahrene Grundstraße, die allerdings über einen akzeptablen Fahrradstreifen verfügt, fuhr ich kurz vor dem Mittag dann noch einmal aus dem Elbtal hinaus, diesmal ins nördliche Dresdner Umland. Dabei kam ich so gut voran, daß ich meine Tour weiter ausdehnte und noch den einen oder anderen kleinen Anstieg in die Runde einbaute. In dem offenen Gelände konnte ich dabei zusätzlich vom leichten Nordost-Wind profitieren. Manchmal wärmten sogar ein paar Sonnenstrahlen meine schwarze Radjacke. Trotzdem war ich abends dann ziemlich erledigt. Die Kälte zieht eben doch ganz schön viel Energie ab.

Am zweiten Tourentag wurde das noch deutlicher. Eigentlich sollte der Sonntag laut Prognose der schönere Tag werden. Das erwies sich aber als Fehleinschätzung, denn bereits am Morgen herrschte teils dichter Nebel. Die feuchte Kälte und die fehlende Sicht, verbunden mit leichtem Gegenwind trugen nicht unbedingt zum zügigen Vorwärtskommen bei. Zumal meine dicken Handschuhe ja ebenfalls Kraft (zum Greifen/Festhalten der Kurbeln) absorbierten.

Als der Nebel sich schließlich etwas hob, blieb es immer noch kalt. Ich denke zwar, daß ich durch meine kontinuierlichen Fahrten inzwischen recht gut an die Jahreszeit angepaßt bin, doch alles hat seine Grenzen. Bereits auf böhmischer Seite, tauschte ich meine dicken Handschuhe gegen dünnere. Ich habe jedoch sehr schnell meine Entscheidung rückgängig gemacht und dafür lieber den schlechteren Griff der Kurbeln in Kauf genommen.

Hinter Nixdorf (Mikulášovice) mußte ich noch einmal bis auf über 500 m NHN klettern, um danach auf einer oft stark schotterigen Offroadpiste über den Fußgängergrenzübergang zum Wanderweg nach Hinterhermsdorf zu gelangen. Hier bin ich häufig langsamer als Schrittgeschwindigkeit gefahren, denn eine Reifenpanne bei dieser Witterung wäre einer Beinahe-Katastrophe nahe gekommen.

Weil ich hinsichtlich des Tempos auf dieser Tour sowieso nichts mehr herausreißen konnte, fuhr ich schließlich von der Buchenparkhalle in Hinterhermsdorf gleich noch die Radtrasse durch den Nationalpark hinab ins Kirnitzschtal und in diesem dann weiter bis zur Straße. Auf dem letztgenannten, ca. 10 km langen Teilstück begegneten mir gerade zweimal zwei Wanderer. Sonst herrschte tiefe Stille, die nur durch meine Fahrgeräusche unterbrochen wurde. Heutzutage ist das vielen Menschen unheimlich, doch ich habe solche Momente immer genossen. Vor allem im Winter, wenn ich über Weihnachten und zum Jahreswechsel allein ins Gebirge boofen gegangen bin. - Lang ist's her ...

Insgesamt habe ich am 1. Advent mehr als 14% bzw. 14 km der Strecke auf schlechtem Untergrund absolviert, nämlich der Abschnitt Fußgängergrenzübergang Langburkersdorf bis kurz vor Lobendau (s. Track vom 1.12., km 35,3 - 37,1), die Wanderwege rund um den Fußgängergrenzübergang am Hantschberg (Hančův vrch, s. Track vom 1.12., km 49,8 - 51,4) bei Nixdorf sowie die Radtrasse durch den Nationalpark zwischen Hinterhermsorf und der Kirnitzschtalstraße (s. Track vom 1.12., km 52,7 - 63,6). Aber hin und wieder gönne ich mir das einfach. Nur muß ich dabei eben jetzt etwas vorsichtiger sein, auch weil zu dieser Zeit bei Problemen noch weniger Hilfe zu erwarten ist.

Es sind einfach nur die Unentwegten auf Achse, die sich von Nebel, Kälte und Nässe nicht abschrecken lassen. An beiden Tagen des Wochenendes habe ich unterwegs auch nur ein paar wenige Radfahrer getroffen, am ehesten noch am Sonnabend und auf dem Elberadweg. Die Schönwetterfahrer sind jedenfalls schon lange von den Straßen verschwunden; und wenn ich mir nach der Tour die Flybys auf Strava so ansehe, stelle ich fest, daß von den Übriggebliebenen fast keiner mehr solche Distanzen fährt, wie ich momentan.

Ein bißchen verrückt muß man dafür schon sein. Oder leidensfähig. - Oder beides.

Track der Handbiketour vom 30.11.2019
Track der Handbiketour vom 01.12.2019

25. November 2019

Aufholjagd

In den vergangenen drei Tagen habe ich mich mächtig ins Zeug gelegt, denn mit dem Wetter kann es eigentlich nur noch schlechter werden.

Der Lilienstein am Abend (Aufnahmeort)
Vor allem der Freitag stach aus dem üblichen Novembergrau heraus. Allerdings konnte ich an meinem letzten Wochenarbeitstag erst gegen Mittag auf die Piste, als die IT-Wartung begann. Zum Auftakt für das Wochenende wollte ich eigentlich nur eine kurze Nachmittagsrunde fahren. Doch von Anfang an rollte es so gut, daß ich unterwegs meine Strecke immer weiter ausdehnte. Aufgrund des dichten Straßen- und Radwegenetzes in unserer Region ist das ja absolut problemlos möglich, sogar mit einem auf seine eigenen Ambitionen abgestimmten Höhenprofil. An diesem Tag hielt sich auch noch der Wind zurück, so daß ich den entsprechenden Zeitvorsprung für die folgenden beiden Touren herausarbeiten konnte.

Am Sonnabend stand dann wieder mal ein Ausflug ins Böhmische an. Nach dem kleinen Umweg über den Ortsteil Augustusberg oberhalb von Bad Gottleuba fuhr ich zunächst über den Nollendorfer Paß (Nakléřovský průsmyk) und dann weiter talabwärts bis Königswald (Libouchec). Nach der Abfahrt über fast 400 Hm kletterte ich von dort ein zweites Mal hinauf zum Kamm. Diesmal ging es "nur" 300 Hm aufwärts, dabei allerdings wesentlich steiler. Ohne heftige Schweißausbrüche sind solche langen Anstiege genau das Richtige für die kühle Jahreszeit - vorausgesetzt, man verfügt über die dafür benötigten Kraftreserven. Oben hatte ich nach ungefähr 45 km auch schon wieder 1000 Hm zusammen. Deshalb verordnete ich mir für den Rest der Tour ein Wohlfühlprogramm. Um mein Kilometerpensum zu schaffen, fuhr ich dabei nicht auf dem kürzesten Weg nachhause, sondern erst noch nach Tetschen (Děčín). Für die letzten 45 km benötigte ich im Elbtal inkl. aller Pausen bei Rückenwind dann nur noch reichlich 2½ Stunden.

Blick vom Elberadweg auf die Dresdener Elbschlösser
(Aufnahmeort)
Hatte mich der Wind am Vortag noch nicht sonderlich ausgebremst, so mußte ich sonntags zeitweise ganz schön gegen ihn ankämpfen. Selbst auf meinem Weg durch das Erzgebirgsvorland südlich von Dresden gab es immer mal wieder einige verblasene Streckenabschnitte. In Verbindung mit einem steten Anstieg durch offenes Gelände kann das ziemlich zermürbend sein. So erlebt auf der Straße zwischen Cunnersdorf und Luchau (s. Track vom 24.11., km 25,4 - 30,0). Außerdem machte sich bemerkbar, daß ich nun schon den dritten Tag in Folge unterwegs war. Auch die Sonne hatte an diesem Tag keine Kraft. Über Dippoldiswalde, Tharandt und Wilsdruff schlug ich schließlich den Bogen bis ins Dresdener Elbtal. Sonst sind die Kilometer auf dem Elberadweg bis Pirna ja meist geschenkt, doch daraus wurde gestern nichts. Strammer Gegenwind machte die Heimfahrt noch einmal zu einer kraftraubenden Angelegenheit. Auch bei dieser Tour blieb ich unter meinem Wunschtempo.

Dafür bin ich meinen selbstgesteckten Ziel ein ganzes Stück näher gekommen.

Track der Handbiketour vom 22.11.2019
Track der Handbiketour vom 23.11.2019
Track der Handbiketour vom 24.11.2019

21. November 2019

Überwindung

Novembergrau, wie es im Buche steht! Wahrscheinlich sind die meisten Radsportler bei diesem häßlichen naßkalten Wetter zuhause geblieben, doch nach den Ausfällen der vergangenen Wochen wollte ich mich nicht abhängen lassen. Zum Ende des Jahres werden die Bedingungen für Außenaktivitäten sowieso jedesmal schlechter, also muß ich mich entsprechend anpassen.

Wenn ich mich dann überwunden habe, kommt ja sonst die Freude meistens beim Fahren. Doch am gestrigen Buß- und Bettag (der in Sachsen Feiertag ist) wurde es während der ganzen acht Stunden nicht besser. Freilich hätte ich meine Tour auch kürzen können - aber wenigstens ein bißchen gegen meinen inneren Schweinehund zu opponieren, war ich mir schuldig.

Immerhin brauchte ich diesmal nicht mit Schweißausbrüchen kämpfen, wenn es bergauf ging. Dafür nervte das Wasser auf den Abfahrten, denn die Straßen waren klitschnaß. Leider mußte ich hier oft zusätzlich bremsen, um nicht völlig durchgeweicht zu werden. Natürlich schlägt sich das auf's Tempo nieder ... Dazu kamen am Vormittag außerdem etwas Nieselregen bzw. aufliegende Wolken.

Erst ab Neustadt wurde es etwas besser. Aber da lagen die bergigen Streckenabschnitte bereits hinter mir. Obwohl die Straßen noch längst nicht abgetrocknet waren, holte ich nun wieder etwas Zeit heraus. Damit schaffte ich es sogar noch im Hellen bis zur Haustür. Sofern man überhaupt davon reden konnte. Die Autos jedenfalls fuhren den ganzen Tag über mit Licht.

Deprimierend!

Track der Handbiketour vom 20.11.2019

18. November 2019

Ohne Schnee ganz oben

Es hat diesmal etwas länger gedauert, bis ich mein Handbike nach der Reparatur wieder abholen konnte. Eddy entlüftete dabei die Bremse, allerdings war der Bremshebel danach beim ersten mehrstündigen Drucktest feucht. Deshalb blieb mein Gefährt noch zwei Tage länger in der Werkstatt, um die Bremse weiter zu beobachten. Am Sonnabend konnte ich es dann abholen.

Verpaßt habe ich jedoch nichts, denn am ersten Tag des Wochenendes lag sowieso ein weiterer Termin an. Im NationalparkZentrum Bad Schandau, wo ich mich als Freiwilliger engagiere, fand nämlich ein Fotoshooting statt. Die Bilder sind für Prospekte und andere Veröffentlichungen vorgesehen, und mich hatte man gefragt, ob ich nicht zum Thema Barrierefreiheit abgelichtet werden könnte. Der Tag war also bzgl. einer Handbiketour sowieso gelaufen.

Erst am Sonntag ging es auf die Piste. Wieder einmal mußte ich morgens zunächst den Regen durchlassen, konnte endlich aber noch vor neun starten. Viel später durfte es aber auch nicht werden, wenn ich nicht in die Dunkelheit kommen wollte. Mittlerweile beträgt die Tageslänge weniger als neun Stunden, da bleibt nicht mehr viel Spielraum.

Diesmal fuhr ich hinauf ins Osterzgebirge. Die Entscheidung war schnell getroffen, schließlich sprach sehr viel dafür: Die morgens noch regennassen Straßen fährt man am besten etwas langsamer, ein ansteigendes Streckenprofil ist daher optimal. Bergefahren hilft natürlich auch bei diesem naßkalten Wetter, um sich warm zu halten. Außerdem wird auf dem Erzgebirgskamm sehr bald schon der erste Schnee liegen. Dann kann man hier oben natürlich ebenfalls aktiv sein, nur eben nicht auf Rädern. Nicht zuletzt ist eine Tour in Richtung Süden auch deshalb ganz praktisch, weil es nach dem sprichwörtlichen Höhepunkt auf der leichtesten Strecke durch das Müglitztal bis zum Ziel im Elbtal nur noch bergab rollt. Und das sind immerhin mehr als 40 km, rechnet man die paar ebenen Kilometer auf dem Elberadweg nicht mit dazu.

In den Wolken ... (Aufnahmeort)
Für die Anfahrt nach Reinhardtsgrimma wählte ich am Sonntag  mal wieder eine welligere Strecke. Zwar hätte ich auch entspannter über das Lockwitztal fahren können, doch ohne Wind ist die Straße über Borthen, Wittgensdorf, Maxen und Hausdorf als abwechslungsreichere Variante ebenfalls empfehlenswert. Nach dem relativ steilen Anstieg durch Oberfrauendorf tauchte ich sogar auf rund 600 m NHN mal kurz in die Wolken ein. Schon bald war das Schauspiel jedoch vorbei, dafür erschien jetzt hin und wieder etwas Blau am Himmel. Ursprünglich wollte ich ja auf meiner Tour den Kahleberg ja nicht ansteuern, sondern nur daran vorbeifahren. Aber als ich dann 50 m unterhalb am Gipfel vorbeifuhr, änderte ich den Plan. Der mit 906 m NHN höchste Punkt im heimatlichen Landkreis Sächsische Schweiz - Osterzgebirge wird demnächst wieder nur noch auf Skiern zu erreichen sein, und die paar zusätzlichen Höhenmeter würden mich auch nicht mehr an den Rand der Erschöpfung treiben. Die Sicht vom Gipfel lohnte den Abstecher jedoch nicht. Naja, abgehakt ...

Die zweite Hälfte meines Sonntagsausflugs bewältigte ich dann wesentlich schneller und holte dabei mit dem entsprechenden Druck auf die Kurbeln auch meinen Virtual Partner wieder ein. Nach zwei Stunden war ich zurück in Pirna.

Und die Bremse? Die hat gestern ihren Job anstandslos erledigt. Ein bißchen mißtrauisch bin ich aber immer noch, denn es bleibt ungeklärt, woher auf einmal die viele Luft in der Bremsleitung kam. Möglicherweise hatte die sich über viele Monate angesammelt, bis es einfach zuviel war und sich die Bremsleistung rapide verschlechterte. Auch meine vorherige Hydraulikbremse mußte früher mal ohne erkennbaren Anlaß entlüftet werden.

Mal schauen ...

Track der Handbiketour vom 17.11.2019

10. November 2019

Wieder Ärger mit der Bremse

So etwas kann ich jetzt gar nicht gebrauchen! Mitten im Jahresendspurt streikt meine Magura MT5-Scheibenbremse. Vermutlich ist es ein Defekt der Bremsleitung oder Luft in der Hydraulik. Deswegen mußte ich auf meiner gestrigen Tour von Beginn an den Bremshebel immer weiter drücken, bis bei der letzten steileren Abfahrt selbst das nicht mehr reichte. Zum Glück kann ich in einem solchen Fall ja immer noch meine Feststellbremse zweckentfremden.

Dabei lief es am Sonnabend auch so schon nicht besonders. Bereits am ersten Anstieg von Pötzscha aus dem Elbtal mußte ich ziemlich kämpfen und im letzten Stück sogar Zwischenstops einlegen. Das lag garantiert nicht am Wetter, doch möglicherweise hatte ich mir vor einigen Tagen einen leichten Infekt eingefangen. Mein Gangtraining endete nämlich am vergangenen Donnerstag nach einem unerfreulichen Hygiene-Zwischenfall ebenfalls ungeplant. Jedenfalls kam ich diesmal am Berg ziemlich außer Atem, und die Herzfrequenz bewegte sich auf einem Niveau, welches ich sonst erst bei ganz anderen Belastungen erreiche.

Der Baum für den Pirnaer Weihnachtsmarkt ist da! (Aufnahmeort)
Vielleicht hätte ich also zuhause bleiben sollen, zumal ja Regen angekündigt war. Aber erstens merkte ich erst während der Tour, daß ich nicht ganz fit war, und zweitens wäre dann der Defekt an der Bremse noch unentdeckt geblieben. So konnte ich gestern gleich noch mit meinem Mechaniker Kontakt aufnehmen. Er hat derzeit zwar frei, doch seine Kollegen bei Bike24 haben mir nach meiner Absprache mit ihm auf seinem Arbeitskalender in der nächsten Woche kurzfristig einen Termin freigeräumt. Manchmal ist es enorm von Vorteil, daß ich inzwischen nicht nur den Jungs von Bike24 ein Begriff bin. Ganz herzlichen Dank an Bike24 und vor allem an "meinen" Haus- und Hofmechaniker!!!

Kurz vor der schon oben erwähnten letzten steileren Abfahrt nach Liebstadt hatte sich gegen zehn das Regengebiet von Süden her so weit angenähert, daß eine Verlängerung der Tour gar nicht mehr zur Diskussion stand. Die letzten 18 km wurden schließlich eine Wettfahrt mit den Regenwolken, die ich fast noch gewann.

Meine heute erzwungene Auszeit wird aber versöhnlich enden, denn ich bin wieder zum (vorgezogenen) Thanksgiving Dinner bei einer Freundin und ihrer ganzen Familie eingeladen. Ich freue mich schon auf den Abend!

Track der Handbiketour vom 09.11.2019

4. November 2019

Mut zur Lücke

Das vergangene Wochenende hatte ich schon abgehakt, denn die Wetterprognosen verhießen nichts Gutes. Doch als sich die Wolken am Sonnabend nach dem Regen etwas lichteten, wollte ich wenigstens guten Willen zeigen. Beim  Start war es 9.35 Uhr.

Für die Tour hielt ich mir alle Optionen offen, fuhr also einfach auf's Geratewohl. Am ehesten gab mir die kräftige SO-Wind die Richtung vor: Zuerst im schützenden Elb- und Kirnitzschtal ostwärts, danach auf Nord einschwenken und schließlich mit der erhofften Schiebeunterstützung wieder nachhause. Klar, daß an diesem Tag nicht die Landschaft im Mittelpunkt stand. Die gesamte Hintere Sächsische Schweiz war wolkenverhangen und es sah manchmal sogar so aus, als würde gleich der Regen kommen. Bis auf kurze Nieseleinlagen hatte ich jedoch Glück. Außerdem lagen Temperaturen wieder im handschuhfreien Bereich, was die Fahrt gleich wesentlich schneller machte.

Die Straßenarbeiten am Ortseingang von Sebnitz sind nun auch beendet, damit konnte ich dorthin endlich wieder über Ottendorf fahren. Aufgrund der fast durchgängig angenehmen Steigungswerte nutze ich die Strecke lieber, als die Querverbinder vom Lichtenhainer Wasserfall oder über Saupsdorf. Seit im Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) die Straßen perfekt asphaltiert sind, lege ich meine Tour auch regelmäßig über das Grenzgebiet unserer böhmischer Nachbarn. Diesmal fuhr ich dabei nicht über Hilgersdorf (Severní), sondern benutzte die Radtrasse von Hainspach (Lipová) zum Fußgängergrenzübergang von Sohland Neudörfel (s. Track vom 02.11., km 56,0 - 58,6). Die ist - im Gegensatz zum erstgenannten Radweg - durchgängig asphaltiert und damit noch attraktiver.

Die letzte Herausforderung des Tages wurde die Fahrt über den Hohwald  (s. Track vom 02.11., km 67,3 - 77,2). Ein Teil der Straße ist als Unfallschwerpunkt ausgewiesen, und obwohl mich diesmal kein Auto angehupt hat und alle wirklich rücksichtsvoll gefahren sind, braucht man hier trotzdem an einigen Stellen gute Nerven. Dafür ist das Streckenprofil prima geeignet, das Blut noch einmal richtig in Wallung zu bringen. Und die Schußfahrt hinunter nach Langburkersdorf macht einfach nur Laune.

Am Sonntag begann der Tag noch bescheidener. Auf dem Online-Regenradar sah es verheerend aus - kein Wetter zum Radfahren! Allerdings wurde ich immer unruhiger, als ich beobachtete, wie sich die Regengebiete in meiner Region entweder rechtzeitig auflösten oder einen anderen Weg nahmen. Bis 9.00 Uhr schaute ich mir dieses Spielchen an, dann faßte ich mir ein Herz und packte meine sieben Sachen. Wenigstens eine kleine Vormittagsrunde schien realistisch. Wie schon am Vortag richtete ich meine Streckenplanung am Wind aus, er blies immer noch kräftig aus Südost. Das Polenztal wurde mein östlicher Umkehrpunkt. Die Wartenbergstraße mit ihren vielen Serpentinen in Verbindung mit dem langen Anstieg in Richtung Heeselicht bin ich noch nie am Stück gefahren (s. Tack vom 03.11., km 20,4 - 27,0). Dabei ist das immerhin die halbe Strecke des ehemaligen Großdeutschlandrings aus den dreißiger Jahren, auf dem auch heute noch mancher Motorradfahrer die Sau rausläßt, wenn keine Polizei in der Nähe ist.

Durch das nördliche Umland vom Dresden rollte es prima, so daß ich Stück für Stück meine Tour weiter ausdehnte. Kurz nach Radeberg ließ sich sogar mal die Sonne über längere Zeit blicken, und die Niederschlagsechos auf dem Radar waren nun komplett verschwunden. Spätestens ab Dresden-Klotzsche realisierte ich, daß ich bei dem vorgelegten Tempo durchaus noch den 100er vollmachen konnte, zumal das Wetter immer besser wurde. Es blieben nur noch die nervenden Kilometer mitten durch Dresden. Darum kam ich wirklich nicht, wollte ich nicht bloß den Elberadweg fahren. Für eine ausgeglichene Höhenmeterbilanz benötigte ich aber noch ein paar Anstiege. Ab Großluga wurde die Auffahrt in Richtung Lugturm dann jedoch ziemlich haarig, was vor allem dem sehr steilen und zerfahrenen Pflasterstäßchen zu verdanken war (s. Track vom 03.11., km 87,0 - 87,5). Das werde ich mir gewiß kein zweites Mal antun! Zum Schluß schlug ich noch einen Haken über Krebs, um auch wirklich die 1000 Hm vollzumachen.

Trotz zweimal Spätstart kann ich mit der Wochenend-Ausbeute sehr zufrieden sein!

Track der Handbiketour vom 02.11.2019
Track der Handbiketour vom 03.11.2019

31. Oktober 2019

Ein bißchen wie Winter

Zum Reformationstag wurde es richtig kalt, sogar in der Innenstadt fielen die Temperaturen auf unter -2°C. Natürlich kostet mich das dann auch zunächst etwas Überwindung, sich auf das Handbike zu schwingen. Allerdings wehte nur ein schwacher Ostwind, und die Sonne kam bald über den Berg.

Wiese und Bäume im Rauhreif (Aufnahmeort)
Für die ersten Kilometer zog ich mir trotzdem die dicken Handschuhe über. Zu meiner Winterausrüstung gehören auch lange Unterwäsche, lange Strümpfe, hohe Schuhe und dicke Mütze. Letztere wechsle ich im Laufe des Tages dann oft gegen eine dünnere aus, genauso wie die Handschuhe. Zu warm ist nämlich genauso unangenehm, auch wenn das zunächst paradox klingt.

Fakt ist, daß ich wegen der ganzen Zusatzausrüstung meist langsamer unterwegs bin, vor allem in der Umstellungsphase. Auch heute war das nicht anders, obwohl ich selbst eigentlich kein schlechtes Gefühl dabei hatte. Immerhin fuhr ich diesmal ganz ohne Streckenplan, denn so konnte ich am besten auf die äußeren Bedingungen und meine eigenen Befindlichkeiten reagieren. Steile Anstiege vermied ich dabei ebenso, wie dicht bewaldete Abschnitte. Ich wollte jeden Sonnenstrahl einfangen!

Außerdem gibt es immer noch ein paar Probleme mit meiner rechten Hand. Vielleicht ist sie ja nun dran mit einer Karpaltunnel-OP - bei der linken habe ich es ja schon hinter mir. Um Klarheit zu schaffen, werde ich mir wohl demnächst wieder einen Termin für eine elektroneurographische Untersuchung besorgen.

Aber sonst läuft alles nach Plan!

Track der Handbiketour vom 31.10.2019

28. Oktober 2019

Dem Morgenrot entgegen ...

Schon lange war ich nicht mehr in der Hinteren Sächsisch-Böhmischen Schweiz unterwegs. Das wollte ich am vergangenen Sonnabend ändern. Denn es war sonniges Wetter angekündigt, vielleicht einer der letzten warmen Tages dieses bisher wirklich goldenen Herbstes.

Für die erneut längere Ausfahrt startete ich dementsprechend früh. Der einfachste Weg über den Elberadweg zum Tourenziel kam für mich natürlich nicht infrage, es gibt schließlich auch die von mir oft genutzte und etwas bergigere Variante ins Böhmische über die südlichen Ausläufer des Elbsandsteingebirges.

Da es bereits längere Zeit nicht geregnet hatte, standen außerdem die Chancen gar nicht schlecht, in der Nähe des Großen Zschirnsteins auch den Wanderweg über das Böhmische Tor (Česká Brána) für den Wechsel ins Nachbarland nutzen zu können (s. Track vom 26.10., km 36,8 - 37,4). Tatsächlich ließ sich dieser Hohlweg durch das meist sumpfige Offroadgelände dann ohne aufwendige Fahrmanöver bewältigen, wobei ich sogar direkt vom Handbike aus auch Pilze hätte "pflücken" können.

Mein Abstecher zur Wüstung "Königsmühle" (Králův mlýn) führte mich anschließend auf einem schotterigen Forstweg durch die "Mitte des Nirgendwo". Angeregt durch alte Aufnahmen, wollte ich mich nämlich dort schon lange umschauen. Solche verlassenen Orte üben auf mich immer eine besondere Anziehungskraft aus. Leider habe ich bei allem Gerumpel über die durch die Holzfällerei im Gebiet matschigen Wege dann die Stelle verpaßt, erst am Mühlenteich einige hundert Meter danach fiel mir das auf. Nichtdestotrotz ist das Gebiet einen Ausflug wert. Nicht nur wegen seiner Abgeschiedenheit, sondern auch, weil es hier viele Kilometer asphaltierte Waldwege gibt, die sehr gut im Rollstuhl oder Handbike zu befahren sind. Nur die Anfahrt zur Königsmühle (s. Track vom 26.10., km 38,1 - 41,3) würde ich nicht noch einmal benutzen.

Durch das romantische Khaatal (Aufnahmeort)
Auf meinem Weiterweg in die rechtselbischen Gebiete konnte ich schließlich wieder etwas von der Zeit gutmachen, die für das schwierige Offroadgelände notwendig gewesen war. Inzwischen rief mich Lád'a an, er hatte sich nach seiner morgendlichen Downhill-Mountainbiketour gegen elf noch einmal auf seinen neuen Renner gesetzt, um mir zu folgen. Weil mein Livetracking jedoch am Sonnabend nicht richtig funktionierte, verabredeten wir uns schließlich telefonisch. In Daubitz (Doubice) erreichte er mich endlich, als ich dort Mittagspause machte. Gemeinsam fuhren wir dann über Khaa (Kyjov) und das wunderschöne Khaa- (Kyjovské údolí), später Kirnitzschtal bis Bad Schandau im Elbtal, von wo aus er dann übers Gebirge nach Kulm (Chlumec) zurückkehrte. Ich hatte nur noch die Heimfahrt auf dem Elberadweg vor mir - nach all den bisherigen Anstiegen endlich das Schonprogramm. An diesem Tag habe ich viel Zeit liegen gelassen, vor allem eben bei meiner Erkundung rund um die Königsmühle bei Maxdorf (Maxičky).

Am Sonntag erwachte der Tag nach der Zeitumstellung zwar mit viel Sonne, doch von Westen näherte sich unaufhaltsam ein dickes blaues Regenband. Wenigstens den halben Tag wollte ich trotzdem für eine Tour nutzen. Während die Temperaturen auf meiner Fahrt durch das Müglitztal bis 4°C absackten und ich schon gut und gerne Handschuhe gebraucht hätte, stieg danach das Thermometer innerhalb des 3 km langen Anstiegs nach Hausdorf (s. Track vom 27.10., km 21,3 - 24,1) auf angenehme 16°C. Für den Rest der Tour reichte deshalb mein Kurzarmtrikot, auch wenn sich der Himmel noch vor dem Mittag endgültig zuzog und ich die letzten Kilometer in Richtung Heimat bei 11°C  sogar bei leichtem Nieselregen fuhr.

Schon auf dem Rückweg, mußte ich in Dresden dann ungeplant auf die andere Elbseite wechseln. Aber dort war der Elbradweg immer noch wegen des gerade stattfindenden Dresden-Marathons gesperrt. Nach der kurzen Kletterei auf der Bautzner Straße legte ich schließlich bei Rückenwind ab Loschwitz noch einen Zacken zu. Der Regen kam immer näher, und ich wollte es einigermaßen trocken bis Pirna schaffen. Da habe ich dann keine weiteren Umwege mehr genommen, nur schnell ins Warme!

Punkt zwei war es vorbei.

Track der Handbiketour vom 26.10.2019
Track der Handbiketour vom 27.10.2019

21. Oktober 2019

100 Meilen

Seit ich auf meinen Touren mit einem Garmin Edge 1000 unterwegs bin, erfasse ich die Tracks auch im Internetportal Garmin Connect. Zu den diversen virtuellen "Auszeichnungen", die man dort erhalten kann, gehört auch die "100-Meilen-Tour". Im englischen Sprachraum gelten ja bekanntermaßen immer noch die sogenannten imperialen Maße, also entspricht diese Entfernung knapp 161 km. Mittlerweile ist deshalb nach meiner internen Einteilung "Langstrecke" (150 km - 199 km) auch diese Marke für mich interessant. Passend dazu gibt es übrigens den schönen, melancholischen Folksong "500 Miles" - sozusagen mein Leitmotiv für solche Aktionen.

Als es am zunächst regnerischen Sonnabend gegen Mittag abtrocknete, wollte ich doch noch zu einer Runde aufbrechen. Leider stellte ich dabei vor Beginn fest, daß der Lenkungsdämpfer meines Handbikes angerissen war und ersetzt werden mußte. Das ist eine ziemlich aufwendige Arbeit, denn die Befestigungsschrauben sind nur nach Demontage des Schutzbleches, und dann trotzdem noch sehr verwinkelt zu erreichen. Fast zwei Stunden brauchte ich, bis ich nach etlichen Flüchen mein Gefährt wieder flott gemacht hatte. Dieser Tag war gelaufen ...

Dementsprechend körperlich unausgelastet, hielt ich es dann am Sonntagmorgen nicht lange im Bett aus. Die noch am Vortag geplante Strecke schien nun trotz ihrer Länge durchaus machbar. Sicher auch komplett im Tageslicht, doch warum sollte ich noch warten?! 5.40 Uhr ging es los. Ich fahre auch sehr gern in der Nacht, obwohl man im Licht der Stirnlampe nur ein begrenztes Sichtfeld hat und damit wegen möglicher Hindernisse sowie Schlaglöcher das Tempo etwas drosseln muß. Vor allem am Wochenende bin ich außerhalb der Schichtwechselzeit (ca. 45 Minuten vor und nach 6.00 Uhr) stundenlang alleine auf den Straßen.

Kurz vor Sonnenaufgang bei Stolpen (Aufnahmeort)
Wieder rollte es - mit einer frischen Brise im Rücken - ausgezeichnet, so daß ich bei Tagesanbruch bereits die Silhouette der Burgstadt Stolpen sah. Da lag auch schon das erste ungeplante Extrazackel hinter mir. Und so standen bei meiner Ankunft in Meißen bereits 90 km auf dem Navi, obwohl es erst 11.20 Uhr war.

Nun ging es das Tal der Triebisch aufwärts in Richtung Nossen, eine Strecke, die ich immer wieder gern fahre, wenn ich in der Gegend bin. (s. Track vom 20.10., km 91,5 - 107,6) Spätestens jetzt faßte ich den Entschluß, die Tour von den vorgesehenen 149 km auf mindestens 161 km zu verlängern, um die o.g. Auszeichnung zu kassieren. Nicht zuletzt wegen des sehr moderaten Streckenprofils hatte ich jedenfalls noch jede Menge Reserven, die ich nicht nur in ein höheres Tempo investieren wollte. Schließlich fuhr ich, abweichend vom ursprünglichen Plan, das Tal noch bis kurz vor Nossen, um dann im weiten Bogen via Helbigsdorf und Tharandt wieder auf die Originalroute zu treffen. Dort hatte mich der Virtual Partner meines Navis über die alte Strecke immer noch nicht eingeholt - angesichts meiner vielen zusätzlichen Kilometer durchaus bemerkenswert.

Kurz nach fünf erreichte ich schließlich wieder mein Zuhause. Bei der Auswertung standen nach der automatischen Korrektur sogar 169 km zu Buche, eine Entfernung, die zu dieser Jahreszeit für mich durchaus ungewöhnlich ist. Bei heiterem Wetter und Temperaturen bis 21°C ist eben auch an diesen Tagen noch eine ganze Menge (mehr) machbar.

Wohl nicht mehr lange.

Track der Handbiketour vom 20.10.2019 

19. Oktober 2019

Erfolgserlebnis

Endlich habe ich es geschafft! Die steilste Straße in der Sächsischen Schweiz zwischen Kohlmühle und Goßdorf bin ich nun auch in einem Ritt hinaufgefahren. Dabei ist die mit einem Verkehrsschild angekündigte 18%-Steigung für die steilsten 600 m (s. Track vom 18.10., km 23,1 - 23,7) immer noch untertrieben. Dort ohne Zwischenstop hochzukommen, ist in jedem Fall aber auch eine Kopfsache.

Die Alte Böhmische Glasstraße gehört zu den wunderschönen,
asphaltierten Radwegen im Revier zwischen Hohnstein, Stolpen
und Neustadt/Sa. - in der Sonne am Horizont der Unger
(Aufnahmeort)
Doch gestern lief es wirklich gut. Nach dem zeitigen Feierabend habe ich mich angesichts des schönen Wetters auf's Handbike gesetzt, um eine kurze Nachmittagsrunde zu drehen. Bereits auf dem ersten Anstieg vom Elberadweg in Obervogelgesang nach Struppen kam ich sehr gut und schneller als sonst voran. Überhaupt war die ganze Strecke nach Bad Schandau ideal, um sich einzufahren. Diesmal benutzte ich ab Königstein gleich die Bundesstraße, weil an der Mündung des Elberadwegs unterhalb des Bad Schandauer Bahnhofs gerade gebaut wird. Bei meiner Tour am Dienstag hatte ich festgestellt, daß man dort momentan nicht vom Radweg wieder zurück auf die Straße kommt. Außerdem fahre ich eigentlich die B172 recht gerne, zumal für diesen Straßenabschnitt jetzt wieder das Fahrradfahrverbot aufgehoben ist.

Im Anschluß an die Steilrampe nach Goßdorf gab es zwar noch einige weitere Anstiege, darunter die Straße aus dem Polenztal nach Heeselicht, aber auf denen kam ich immer noch überdurchschnittlich flott voran. Mit dem dabei herausgefahrenen Zeitpolster konnte ich einige zusätzliche Umwege in die Tour einbauen, ohne stundenlanges Fahren im Dunkeln zu riskieren. Meine Planung mußte ich schließlich auch bei meiner Abfahrt ins Elbtal korrigieren, denn der Helfenberger Grund ist derzeit gesperrt. Auch das war nicht auf der Straßenbaustellenkarte vermerkt. So führte mich mein Weg alternativ über die Grundstraße und das Blaue Wunder zurück auf den Elberadweg.

Kurz nach dem Sonnenuntergang kam ich zuhause an. Auf den letzten Metern hatte ich doch noch meine Stirnlampe inkl. Rücklicht aktivieren müssen. Aber die Beleuchtung gehört inzwischen sowieso schon wieder zu Standardausrüstung.

Sicher ist sicher.

Track der Handbiketour vom 18.10.2019

16. Oktober 2019

Zwischeneinlage

Niemand weiß, wie lange das Wetter noch so schön bleibt. Deshalb habe ich mir für gestern kurzfristig eine Auszeit vom Chef genehmigen lassen und bin auf Tour gegangen. In meiner "Ideensammlung" befinden ich ja sowieso immer zwei, drei Vorschläge. Auch die gestrige Runde gab es schon auf meinem Navi, allerdings änderte ich dann den zweiten Teil der Strecke. Ich wollte nicht mehr ganz so viele Höhenmeter sammeln, sondern eher etwas für's Tempo tun ...

Herbstlicher Blick über Pfaffendorf zur Festung Königstein
(Aufnahmeort)
Unterfordert war ich trotzdem nicht, denn gerade zu Beginn gab es auf der linken Elbseite einige kräftige Anstiege. Besonders die Steilrampe von Königstein durch Papstdorf bis zum Ortseingang von Gohrisch (s. Track vom 15.10., km 16,3 - 18,9) gehört zu den Anstiegen, um die ich meist einen Bogen mache. Aber hin und wieder muß ich auch diesen 14%er mal abhaken. (Da fällt mir gerade ein, daß ich den Waltersdorfer Berg von Rathen aus dem Elbtal lange nicht mehr hochgefahren bin.) Belohnt wurde ich mit einem schönen Blick auf die Festung Königstein im herbstlichen Gewand. Übrigens: im Frühjahr habe ich oberhalb von Pfaffendorf ebenfalls in diese Richtung fotografiert.

Auf der Verbindungsstraße zwischen der Zufahrt zum ehemaligen Pionierlager und der Straße nach Cunnersdorf (s. Track vom 15.10., km 24,7 - 26,6) büßte ich diesmal ebenfalls viel Zeit ein. Im Baustelleninformationssystem von Sachsen sind die gerade dort stattfindenden Bauarbeiten nämlich nicht aufgelistet. Momentan wird dieses kleine Sträßchen jedoch aufwendig ausgebaut, und so mußte ich mich knapp zwei Kilometer lang auf teilweise sehr groben Schotter (dem Bett für die zukünftige Asphaltschicht) im Schrittempo quälen. Immerhin waren die Bauleute sehr nett und ließen mich passieren. Natürlich entschuldigte ich mich für die Störung. Wenn ich jedoch am Anfang bereits gewußt hätte, wie lang die Baustelle ist, wäre ich gleich anders gefahren.

Um dem Höhenzug zwischen Sebnitz und Neustadt auszuweichen, bin ich schließlich auch noch ein paar Kilometer durch den böhmischen Schluckenauer Zipfel (Šluknovský výběžek) gefahren. Jetzt, wo diese Straße und der sich daran anschließende Radweg perfekt neu asphaltiert ist, nutze ich die Verbindung sehr häufig. Lediglich das kurze Stück des Radwegs auf deutscher Seite vom Fußgängergrenzübergang bis kurz vor dem Ortseingang von Steinigtwolmsdorf ist noch ziemlich holperig (s. Track vom 15.10., km 76,1 - 76,8).

Zurück in Sachsen, wählte ich dann lieber den Umweg über Bischofswerda, als ca. 200-300 weitere Höhenmeter auf der Hohwaldstraße nach Neustadt zu sammeln. Nun konnte ich endlich wieder meinen Rückstand aufholen. Nach ein paar nervenden Kilometern entlang bzw. auf der (ehemaligen) Bundesstraße (hier gibt es leider keine brauchbare Alternative) und einem rücksichtlosen Autofahrer, der mich trotz Gegenverkehr zwischen Goldbach und Großharthau in einer Rechtskurve sehr knapp überholte statt mal kurz zu bremsen, genoß ich umso mehr die Ruhe auf den Nebenstrecken bis Pirna.

Es hätte auch anders kommen können ...

Track der Handbiketour vom 15.10.2019

14. Oktober 2019

Herbstpracht

Weil für das Wochenende stabiles Schönwetter angekündigt worden war, wollte ich die vielleicht letzte Gelegenheit zu einer größeren Tour nutzen. Das rechtselbische Böhmische Mittelgebirge ist immer wieder gut für solche Aktionen, auch weil dabei jedesmal ein ganzer Batzen Höhenmeter zusammenkommt.

Schon die Anfahrt über den auslaufenden Osterzgebirgskamm brachte mir die ersten 600 Hm, aber natürlich ist dieser Anstieg eher als moderat einzustufen. Weil ich bereits um 6.00 Uhr startete, fuhr ich noch eine ganze Weile im Dunkel. Als dann bei wolkenlosem Himmel der Tag erwachte, war das wie jedesmal ein schöner Moment.

9.30 Uhr rollte ich bereits in Aussig (Ústí n.L.) ein, und nach der Überquerung der Elbe ging es nun auf der Fahrt ins Zielgebiet so richtig los. Während der nächsten 8 km kletterte ich dabei rund 400 m mitten hinein in die Berge. Selbst für mich ist der Höhenunterschied zwischen dem Böhmischen Mittelgebirge und der Elbe, die sich mitten durch das Bergland hindurch ihr Bett gegraben hat, beindruckend. Damit sind die zahlreichen Aufstiege aus dem Elbtal neben der Osterzgebirgskletterei für Bergefahrer eine perfekte Spielwiese - jeder davon so steil, um den Körper ordentlich auf Trab zu bringen. Dabei gab es für mich wieder etwas neues zu entdecken: Unweit von Munker (Mukařov) wies nämlich ein Verkehrsschild nach links zu einer "Víťova vyhlídka". Eine Aussicht nur für mich? Das  tschechische Pendant meines Vornamens "Veit" ist nämlich "Vít" - und übersetzt heißt es dementsprechend "Veits Aussicht". Beim nächsten Mal fahre ich noch die 500 m zum Turm...

Das Tempo war für mich an diesem Tag zweitrangig, dafür gab es wieder tolles Landschaftskino. Zurück in Sachsen, mußte es zum Schluß noch der 13%er von Porsch- nach Waltersdorf sein. Denn trotz der bereits gesammelten 2000 Hm fühlte ich mich immer noch prächtig und hatte inzwischen sogar eine ganze Menge Zeit gutgemacht. Kurz vor dem Scheitelpunkt stand ein Mann am Straßenrand - er hatte mich vorher in seinem Auto überholt und wartete wohl nun auf mich. Als ich ihn erreichte, erklärte er mir, daß es "kreuzgefährlich" sei, wie ich einfach so auf der Straße fahren würde. Ich habe ihm für den ungebetenen Hinweis gedankt und einfach stehengelassen. Was soll ich mit solch einem Oberlehrer auch diskutieren, er begreift's ja eh nicht. Ignorieren, und weiter geht's! Gott sei Dank sind solche Pfeifen eine extreme Minderheit.

Am Sonntag wurde es dann noch wärmer. Eigentlich wollte ich ja keine Berge fahren. Doch weil mein tschechischer Sportfreund und ich uns in Bad Gottleuba zwischen seinem und meinem Wohnort verabredet hatten, fuhren wir wieder ins Osterzgebirge. Zwar war ich vom Vortag gar nicht so übermäßig konditionell angeschlagen, aber dafür nahm ich diesmal gleich von Beginn etwas Druck aus den Pedalen. Ausdauer ist mir wichtiger als Tempo. Jedesmal bewundere ich aber Lád'a, weil er trotz meines langsamen Bergauffahrens mich oft sogar bei längeren Anstiegen geduldig begleitet. Einer, der nur auf die eigene hohe Durchschnittsgeschwindigkeit erpicht ist, würde nicht herunterschalten.

Unweit von Breitenau (Aufnahmeort)
Die Fahrt über die Höhen des Osterzgebirges rund um Breitenau, Liebenau und später Falkenhain wurde zu einem wahren Herbstfest. Nicht nur der weite, offene Blick über die Berge mit ihren buntbelaubten Wäldern sowie die abgeernteten Felder ganz in herbstlicher Atmosphäre feierten den Abschied vom Sommer. Auch an den für das Erzgebirge typischen Vogelbeerbäumen (= Eberesche) leuchteten nun viele rote Beerenbüschel. Besonders empfehlen kann ich in diesem Gebiet die durchgängig asphaltierten Radwege rund um Liebenau, und zwar so, wie wir sie gestern gefahren sind (s. Track vom 13.10., km 22,1 - 35,1). Bis auf kurze Straßenabschnitte mit wenig Verkehr fährt man hier vollkommen autofrei mit großartigem Ausblick in die Umgebung. Aber auch den Radweg durch den Hochwald zwischen Falkenhain und Oberfrauendorf (s. Track vom 13.10., km 49,3 - 54,5) fahre ich immer wieder gern, und natürlich ebenso durch den Rabenauer Grund (s. Track vom 13.10., km 71,7 - 75,2). Da hatte ich mich jedoch schon lange von meinem Kameraden verabschiedet, der ab Hirschsprung über Altenberg und Zinnwald zurück nach Tschechien fuhr.

24°C zeigte gestern noch einmal das Thermometer! Obwohl ein kräftiger Südostwind blies, war es im Kurzarmtrikot immer noch sehr angenehm. Mein Patenkind, das gestern Geburtstag hatte, erzählt mir, daß es vor einigen Jahren an diesem Tag schon einmal geschneit hätte. Derzeit kann ich mir das gar nicht vorstellen. Doch die Kälte kommt ganz gewiß.

Die Zeit bis dahin will ich nutzen!

Track der Handbiketour vom 12.10.2019
Track der Handbiketour vom 13.10.2019